(nn) East Rutherford / New Jersey, Samstag, 7. August 2021. Bei bestem Hambo-Wetter - 26 Grad, Sonnenschein und entsprechend schnelle Piste - wurde auf The Meadowlands die 96. Auflage von Nordamerikas „Traber-Derby“ der Dreijährigen, die prestigeträchtigste und wertvollste Sulky-Prüfung jenseits des Atlantiks, als vorletzter Menüpunkt der 16er Karte um 18.13 Uhr Ortszeit entschieden und bescherte Åke Svanstedt den zweiten Eintrag auf der noblen Ehrentafel.
Anders als 2017, als er erst nach der Zurücksetzung des vermeintlichen Siegers What the Hill auf Platz neun wegen Behinderung eines Konkurrenten mit Perfect Spirit zur Ehrung vorfahren durfte (und auch noch den Einspruch vor der nächsten Instanz abwarten musste, um endgültig auf der sicheren Seite zu sein), war dieser zweite Triumph einer ohne jedes Wenn und Aber.
„Kung Åke“, einst von Bergsåker über Axevalla im Herbst 2013 nach Florida gezogen, weil er „die kalten schwedischen Winter satt hatte“, ist nicht nur wegen zahlreicher finanziell potenter schwedischer Besitzer „drüben“ längst bestens etabliert und hat etliche Meisterstücke seiner schon in Schweden bewunderten Ausbildungskünste abgeliefert. Dieses Hambletonian bescherte dem Erfolgsgewohnten einen „Gold rush“ erhofften, aber eher nicht erwarteten Ausmaßes.
Vor einer Woche hatte er beide Vorläufe auf seine Kappe gebracht, sich mit Captain Corey für den vermeintlich Stärksten seines Final-Trios entschieden - und lag damit goldrichtig. Die Bombe rund machten Delayed Hanover und Ambassador Hanover, die als Dritter und Vierter ihr gerüttelt Maß zur Riesenbeute beitrugen: 700.000 der ausgelobten 1.000.000 Dollar gingen ins Quartier von „Aiki“ - Summen, die sonst nur Jimmy Takters Stable eingefahren hat.
Ein wenig Trauer dürfte in züchterischer Hinsicht Amerika tragen, denn der Vater des Siegers ist, obwohl Ex-Weltrekordler, keiner aus einer der bewährten Linien und deswegen auf der anderen Seite des Atlantiks im Gegensatz zu Schweden kaum gefragt. Immerhin mussten „Svanstedt & friends“ 2019 150.000 Dollar für den „Captain“ auf den Tisch der Lexington Sales blättern - eine Investition, die sich bereits im Vorjahr mit fünf Siegen und 331.638 Dollar Einkommen amortisiert hatte.
Mit lediglich vier Saisonstarts im Leib nahm der Sohn des Halbpacers Googoo Gaagaa das wichtigste Rennen seines Lebens von der „4“ mit vollen Segeln in Angriff. Natürlich ließ ihn Trainingskumpel Delayed Hanover, der andere Elimination-Sieger, widerspruchslos vorbei, als Svanstedt zu Beginn der ersten Kurve darum bat. Lucas Wallin hatte wohl für Cuatro de Julio, der mit der „10“ die undankbarste Abflugrampe hatte, gehofft, der 62-jährige würde ihn wie „drüben“ üblich in Front lassen, wenn er nur früh genug darum anklopfte, doch hatte er sich damit gründlich geschnitten.
Åke pochte eisern auf den Taktstock, Delayed Hanover stopfte das Loch dahinter konsequent - und der es noch ein zweites vergebliches Mal versuchende Trixton-Nachkomme durfte sich an der frischen Luft die Lunge aus dem Hals laufen. Innen hatten sich Spy Booth, Locatelli und Ambassador Hanover aufgereiht, außen profitierten Sonofamistery, Take all Comers sowie die 500 Meter vorm Ziel im Galopp Adieu sagenden Really Fast und Venerate von Cuatros Kärrnerarbeit, der er als weit abgehängter Siebter wenig überraschend selbst erlag.
Trotz des Dauerdrucks alle im Griff hatte Captain Corey, „der heute sein Kämpferherz auspacken musste. Ich befürchtete, wir würden von den geschonten Pferden gefressen, aber von ihnen kam zum Glück recht wenig, und Captain Corey war heute mental bärenstark“, schmunzelte Svanstedt. Den ganz großen Wurf verhinderte der in diesem Jahr noch sieglose Spy Booth aus Nancy Takters Quartier, der erst in letzter Sekunde in den Hambo-Zug eingestiegen war.
Weil Yannick Gingras mit Delayed Hanover die Innenspur freimachte, um einen Angriff auf den Captain zu wagen, konnte der Muscle-Hill-Sohn innen durch zum Ehrenplatz schlüpfen. Mit dem schnellsten „final quarter“ aller Kombattanten ratterte ganz außen sogar noch Ambassador Hanover aufs Treppchen.
„Es war ein ganz besonderer Moment für mich“, gestand Robert Lindström, der - seit Jahren auf den bedeutenden Auktionen als Agent tätig - den schwarzbraunen Hengst für die Besitzergemeinschaft ausgesucht und ersteigert hatte und selbst einen Part besitzt, „ich bin überglücklich für all die Mitbesitzer. Svanstedt und sein Team haben einen großartigen Job gemacht. Schade, dass nicht alle unsere Freunde und Partner wegen der Corona-Pandemie in die USA einreisen konnten und das Hambo daheim im TV verfolgen mussten.“
Captain Corey steigerte mit diesem achten Sieg aus zwölf Starts sein Einkommen auf 915.333 Dollar.
96. Hambletonian - Finale - (Dreijährige)
1609m Autostart, 1.000.000 USD
1. Captain Corey* 09,0 Åke Svanstedt 23
3j.schwbr. Hengst von Googoo Gaagaa a.d. Luv U All von Angus Hall
Be: SRF Stable, Knutsson Trotting, Midnight Sun Partners & Åke Svanstedt; Zü: Carter Duer; Tr: Åke Svanstedt
2. Spy Booth 09,1 Tim Tetrick 563
3. Ambassador Hanover 09,2 Scott Zeron 428
4. Delayed Hanover* 09,2 Yannick Gingras 56
5. Take all Comers 09,5 David Miller 160
6. Sonofamistery 09,5 Brian Sears 48
7. Cuatro de Julio 10,2 Lucas Wallin 355
8. Venerate 11,8g Andy Miller 116
9. Really Fast 12,0g Dexter Dunn 59
10. Locatelli 12,0g Andrew McCarthy 542
*Vorlaufsieger
Sieg: 23; Richter: sicher 1½ - ¼ - Kopf - 2¼ - ¼ - 5¾ Längen; 10 liefen
Wert: 500.000 - 250.000 - 120.000 - 80.000 - 50.000 USD
Trainer: Svanstedt – Takter – Svanstedt – Svanstedt – Campbell
Väter: Googoo Gaagaa – Muscle Hill – Chapter Seven – Southwind Frank – Creatine
Video des Rennens: https://www.youtube.com/watch?v=tZ3F65AkMxY
Long version: https://www.youtube.com/watch?v=dLYNTEFVBCA
Bella Bellini aus einer anderen Welt
Unerfüllt blieben Linda Toscanos Hoffnungen, nach dem Hambo, das sie vor neun Jahren mit Market Share als bislang einzige Trainerin gewonnen hatte, endlich auch mal die Hambletonian Oaks an ihre Fahne heften zu können. Dabei sah es für die 66-jährige im Vorfeld gar nicht schlecht aus, denn ihre Lady Chaos hatte sich mit dem Vorlaufsieg nachdrücklich empfohlen und bekam auf dem zweiten Viertel in Iteration ein perfektes Führpferd durch die Außenspur.
Dumm nur, dass die Chapter-Seven-Tochter nach 900 Metern an Darlene Hanover vorbei auf die Kommandobrücke durfte, so dass der 57:10-Favoritin ein eiskalter äußerer Fahrtwind um den Kopf wehte, der sie bis auf den letzten Platz zurückblies. Umso mehr konnte sich Dexter Dunn die Hände reiben, der mit Bella Bellini direkt hinter ihr lauerte. Zwar musste der Neuseeländer bereits im Scheitel der Schlusskurve die Deckung aufgeben, um Iteration nicht zu weit entkommen zu lassen, doch war dies für die ungemein zuverlässige Bar-Hopping-Tochter, die sämtliche ihrer zehn Saisonauftritte als Erste oder Zweite beendet hatte, gar kein Problem.
Wie ein Pferd anderer Klasse spazierte die Tochter der 15 Siege und 730.384 USD schweren Bella Dolce leichtfüßig an Iteration vorbei zum siebenten Karriere-Sieg und ist in der Geschichte der Oaks nach Worldly Woman (1992) und Jalopy (2005) erst die dritte Lady, die die Oaks dominierte, ohne zweijährig ein Rennen gewonnen zu haben.
„Ich hab sie ganz bewusst aus all dem frühen Trubel um die Spitze rausgehalten. Sie hat solch eine enorme Grundschnelligkeit, dass ich im dritten, später sogar zweiten Paar außen vollauf zufrieden und immer überzeugt war, das Ding selbst mit diesem Rückstand hinbiegen zu können. Mit Lady Chaos hatte ich ein vermeintlich perfektes Führpferd und eingangs der letzten Kurve derart volle Hände, dass ich mir selbst schwor, ruhig Blut zu behalten und nichts zu überstürzen. Doch dann musste ich etwas früher als geplant raus, weil Lady Chaos rückwärts ging“, schilderte Dexter Dunn, der als „Mann des Tages“ vier der 16 Prüfungen gewann, seine Gefühle sehr anschaulich.
Platz drei holte sich Contested Hanover vor Zuchtgefährtin Darlene Hanover, die vor einem Jahr das Jim Doherty Memorial gewonnen hatte.
51. Hambletonian Oaks (dreij. Stuten)
1609m Autostart, 600.000 USD
1. Bella Bellini 09,7 Dexter Dunn 15
3j.dklbr. Stute von Bar Hopping a.d. Bella Dolce von Kadabra
Be / Zü: David Mc Duffee; Tr: Richard Norman
2. Iteration 10,0 Brian Sears 460
3. Contested Hanover 10,1 Tim Tetrick 982
4. Darlene Hanover 10,2 Todd McCarthy 175
5. Flawless Country 10,4 Åke Svanstedt 298
6. You Ato Dream 10,5 Jeffrey Gregory 273
7. Hot as Hill 10,5 Yannick Gingras 227
8. Awesome Trix* 10,6 Scott Zeron 88
9. Piper Hanover 10,6 Andrew McCarthy 152
10. Lady Chaos* 11,5 David Miller 57
*Vorlaufsiegerin
Sieg: 15; Richter: leicht 2½ - 1 - ¾ - 1 - ¾ - ¼ - 1 Länge; 10 liefen
Wert: 250.000 - 125.000 - 60.000 - 40.000 - 25.000 USD
Trainer: Norman – Melander – Ducharme – Bittle – Svanstedt
Väter: Bar Hopping – Chapter Seven – Chapter Seven – Chapter Seven – Southwind Frank