(nn) Vincennes, Samstag, 13. November 2021. Im Zeichen der Dreijährigen stand der Nachmittag auf dem Plateau de Gravelle. In drei Gruppe-II-Prüfungen lagen je 100.000 Euro für die einheimische Generation „I“ auf dem Gabentisch, denen am 19. Dezember mit dem Critérium des 3 Ans der erste Klassiker dieses Meetings überhaupt vorbehalten ist. Hengste und Stuten gemeinsam maßen sich zum Auftakt im Prix Louis Tillaye unterm Sattel, anschließend ging’s getrennt zu den „Fahr-Prüfungen“.
Paris - ist wieder da
…wenn er denn wirklich weg gewesen ist. Die Rede ist vom bislang ausschließlich unterm Sattel eingesetzten Ici C’est Paris, der - bei ihm höchst ungewöhnlich - die letzte Aufgabe, den Prix des Elites, im Galopp verpatzt, ansonsten immer Geld mitgebracht hatte, und dies achtmal aus 13 Auftritten als Klassenbester. Das hatte ihm mit 314.160 Euro das meiste Geld aller sieben Aspiranten in die Kasse gespült, und Züchter, Besitzer und Trainer Philippe Allaire sah, Optimist wie eh und je, keinen triftigen Trainings-Grund, warum der großkalibrige Braune nicht als Sieger von der Planche gehen sollte.
Den Start bekam David Thomain mit ihm, ganz außen eindrehend, prima hin und war gleich dran an der sich die Spitze krallenden Idéale du Chêne und seinem Boxennachbarn Inouï Danica. Zu Indigo du Poret, India de Banville, Incahuasi und der am Start gesprungenen Iena Dodville klaffte eine mächtige Lücke: Die konnte von Incahuasi und Indigo du Poret erst geschlossen werden, als Ici C’est Paris, für die Schlussrunde vorn, das Tempo bergauf etwas drosselte.
Im letzten Bogen löste Thomain die Bremse wieder etwas, und schon vermochte ihm lediglich Idéale du Chêne auf den Fersen zu bleiben. Die Bird-Parker-Tochter blieb bis zum Pfosten brandgefährlich, und Ici C’est Paris musste schon den drei Jahre alten Rennrekord Feeling Cashs um 1,1 Sekunden aus den Angeln heben, um den Kopf um einen „Hals“ vorn zu behalten.
14. Start, neunter Sieg, Konto um 45.000 auf 359.160 Euro ausgebaut - was sich so simpel liest, war das Ergebnis harter Arbeit. Acht Längen dahinter wies Incahuasi Indigo du Poret, sein Zugpferd durch die Außenspur, um eine halbe Länge in die Schranken.
Prix Louis Tillaye - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Ici C’est Paris 13,4 David Thomain 19
3j.dklbr. Hengst von Dollar Macker a.d. Blue Valentine von Ready Cash
Be / Zü / Tr: Philippe Allaire
2. Idéale du Chêne 13,5 Paul-Philippe Ploquin 110
3. Incahuasi 14,0 Alexandre Abrivard 64
4. Indigo du Poret 14,1 Eric Raffin 44
5. Inouï Danica 14,4 François Lagadeuc 80
6. Iena Dodville 15,7g Mathieu Mottier 200
7. India de Banville 17,1 Adrien Lamy 380
Sieg: 19; Richter: Kampf Hals - 8 - ½ - 4 Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 13,1/1200m - 13,6/1700m - 13,8/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-13/7500/4
Idéal wie in jungen Tagen
Ein weiterer Treffer wollte Allaire nicht gelingen, obwohl der 62-jährige in beiden „Attelés“ die mehr oder minder klaren Favoriten stellte. Im Prix Abel Bassigny für die 2018 geborenen Hengste war dies Italiano Vero, der als Jahrgangsprimus in die Fußstapfen seines Stallkollegen Hohneck treten und die Lorbeeren ernten sollte.
Es lief alles perfekt für den Ready-Cash-Sohn, denn zügiger legte auf der Pariser Sprintstrecke von 2.175 Metern nur Inferno Piper los - und den löste er im Scheitel der unteren Kurve am Regiepult ab. Damit stand in zweiter Spur der beim Aufcantern gesprungene Idéal Ligneries plötzlich „blank“ da und hatte Impressionist, Instinct d’Am und Iron Meslois am Hacken. Was nach einem lockeren Walkover zum zehnten Sieg für den „wahren Italiener“ roch, ging letztlich gewaltig gegen den erwarteten Strich.
Fabrice Souloy schien bei Idéal Ligneries, an dem Roger Wittmann nach wie vor beteiligt ist, rechtzeitig zum Critérium des 3 Ans die Feinstellschrauben gefunden zu haben. Wie einst zu Beginn der Karriere, als ihm fünf Treffer am Stück gelungen waren, präsentierte sich der Repeat-Love-Sohn wie aus einem Guss, kannte keinen falschen Schritt und setzte sich mit Franck Nivard („Er ist ohne Frage ein heißer Anwärter fürs Critérium.“) leicht zum sechsten Sieg - dem ersten seit dem 23. Oktober 2020 - gegen Inferno Piper durch, der die Schattenlage hinter Italiano Vero weidlich nutzte.
Beim einen Tick zu frühen Ausstieg aus derselben war Martens dem noch halb daneben liegenden Impressionist ins Gehege gekommen, der daraufhin sprang und aus der Wertung flog.
Die Rennrichter konnten kaum anders als Inferno Piper, der eine tadellose Vorstellung bot, im Nachgang ebenfalls zu disqualifizieren; Martens darf für dieses Foul vom 24. bis 27. November vom Rand der „UET-Pisten“ zuschauen, wie man’s besser macht. Durch dieses Verdikt wurde Italiano Vero Zweiter; den deutlich zurück folgenden Rest hielt Iron Meslois in Schach.
Prix Abel Bassigny (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Idéal Ligneries 11,9 Franck Nivard 59
3j.schwbr. Hengst von Repeat Love a.d. Ouragane von Elvis de Rossignol
Be: Ec. Le Trémont (Fabrice Souloy); Zü: Claude Legras; Tr: Fabrice Souloy
2. Italiano Vero 12,1 David Thomain 15
3. Iron Meslois 12,4 Pierre Belloche 490
4. Infant Perrine 12,5 Charles Antoine Mary 490
5. Invictus Madiba 12,5 Adrien Lamy 570
6. Intouchable 12,7 Matthieu Abrivard 140
7. Instinct d‘Am 12,9 Gabriele Gelormini 190
Inferno Piper d.RL* Christophe Martens 130
Impressionist dis.r. Eric Raffin 77
*(12,0); disqualifiziert wegen Fahrspurveränderung nach außen 200 Meter vorm Ziel mit Behinderung von Impressionist
Sieg: 59; Richter: leicht (1) - 1½ - 3½ - 1 - Kopf - 2 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 10,6/675m - 12,1/1175m - 11,9/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-13/7500/6
Fabrice gleich noch mal
Auch im Prix Reine du Corta für die jungen Damen durfte Allaire auf den vollen Pott hoffen, denn drei der 13 jungen Damen kamen aus seinem Quartier. Doch seine vermeintlich stärkste Waffe Ivensong, die sich am 9. Oktober in Åby das UET-Championat der Dreijährigen geholt hatte und die auf ihrer Leib- und Magenstrecke antrat, enttäuschte nicht nur ihren Patron maßlos.
Immer am Ende des großen Pulks, aus dem sich Illusive Artist zu Beginn im Galopp herausgeschossen hatte, sich tummelnd, nützte ihr auch der nach 1.200 Metern in dritter Spur von Idylle Speed vor Ibaya des Forges und Icone de Castelle zusammengestellte Zug nur wenig, an den sie sich koppelte. Mehr als Platz sieben nach einer zurückhaltend-blutleeren Vorstellung, bei der am Ende zu wenig kam, war nicht drin.
Italienne schmeckte der Marsch durch die Todesspur überhaupt nicht; entschlossen warf „Allaire Numéro 2“ eingangs der Zielgeraden den Anker. Blieb Nummer drei It’s Now or Never, die François Lagadeuc vor I Want You am zügigsten abbrachte, sich für den Anstieg die Zugdienste Idylle à Vies sicherte und dahinter geduldig auf ihre Chance lauerte. Die kam jedoch nie, denn die von Souloy gezüchtete Ready-Cash-Tochter hielt ihren höllisch schnellen Stiefel eisern durch, an dessen Ende mit sagenhaften 1:11,4 ein neuer Rennrekord stand, den seit 2015 die Sam-Bourbon-Tochter Combattante (1:12,5) gehalten hatte.
Ein wenig aufpassen musste Jean-Philippe Monclin allerdings schon, dass der Knoten auf dem Sieg-Sack nicht wieder aufging, denn Idylle Speed gab trotz des anspruchsvollen Verlaufs keinen Deut nach und schlug nur eine halbe Länge später an. Klar zurück musste It’s Now or Never Obacht geben, dass ihr die immer im Vordertreffen engagierte I Love Me nicht den dritten Scheck abspenstig machte.
Die bei 276:10 unerwartete Siegerin stellte alle Prognosen auf den Kopf; man darf gespannt sein, wohin der Weg sie nach diesem erst dritten Erfolg aus 18 Versuchen, der ihr Konto auf 158.590 Euro schraubte, führen wird. Vorgängerinnen auf der Ehrentafel wie Pearl Queen (2006), Billie de Montfort (2014), Erminig d’Oliverie (2017), Gunilla d‘Atout (2019) und Hirondelle Sibey (2020) lassen Raum für große Hoffnungen.
Prix Reine du Corta (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Idylle à Vie 11,4 Jean-Philippe Monclin 276
3j.br. Stute von Ready Cash a.d. Vie à Deux von Goetmals Wood
Be: Ec. Brennus; Zü: Ec. Le Trémont (Fabrice Souloy); Tr: Fabrice Souloy
2. Idylle Speed 11,5 Franck Nivard 49
3. It’s Now or Never 11,8 François Lagadeuc 230
4. I Love Me 11,8 Tony Le Beller 52
5. Ibaya des Forges 12,0 Matthieu Abrivard 190
6. Inoubliable 12,1 Jean-Philippe Dubois 120
7. Ivensong 12,1 David Thomain 30
8. Icone de Castelle 12,2 Alexandre Abrivard 120
9. I Want You 12,4 Eric Raffin 130
10. Idéa des Vallons 12,4 Arnaud Desmottes 840
11. Ivresse de Blary 12,6 Damien Bonne 870
12. Italienne 16,0 Anthony Barrier 170
Illusive Artist dis.r. Julien Dubois 740
Sieg: 276; Richter: sicher ½ - 3½ - Hals - 2½ - 1 - ½ Länge; 13 liefen
Zw-Zeiten: 09,3/675m - 10,3/1175m - 11,7/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-13/7500/7
In die Bresche gesprungen
Wer eher auf internationalen Erwachsenensport erpicht war, wurde mit dem Prix du Languedoc der Kategorie III für Sechs- bis Zehnjährige, die keine 600.000 Euro gewonnen hatten, bestens bedient. Die auch Wallachen offene Quinté-Prüfung über 2850 Meter war mit einigen Siegertypen gespickt, zu denen Rebella Matters wahrlich nicht gehörte.
Nur vier ihrer 29 Auftritte hatte die Norwegerin gewinnen können, seit sie am 1. Januar 2020 erstmals unter Jean-Michel Bazires Regie gestartet war, und der aktuelle vierte Platz mit ihm im ähnlich konzipierten Prix des Cevennes vor zehn Tagen war doch schon eine kleine Enttäuschung für das Umfeld der ungemein zuverlässig in vordere Gefilde laufenden Stute.
Heute hatte sie wieder ihren Lieblingschauffeur Christophe Martens im Sulky, der sie unauffällig im Mittelfeld versteckte, während vorn der Staffelstab munter von Titelverteidiger Milliondollarrhyme über Express Jet und Fire Cracker zu ihrem Trainingsgefährten Elie de Beaufour wechselte, der das kompakte Feld schwungvoll den Berg hinauf führte. Begleitet wurde der von „JMB“ ebenso sparsam wie erfolgreich eingesetzte Wallach von Elvis du Vallon, dem Féerie Wood, Rebella Matters, Calle Crown und der nach außen lancierte Milliondollarrhmye folgten.
Mit zwei Längen Vorsprung bog Elie auf die Zielgerade, die allerdings gegen zwei Speedraketen nicht ganz reichen sollten. Unter Martens‘ deftigen Hilfen reckte und streckte sich Rebella Matters und sprang für ihren „Stablemate“ in die Bresche gegen einen Milliondollarrhyme, mit dem der seit langem mal wieder in Frankreich aktive Björn Goop eine halbe Länge zurück Elie de Beaufour um Haupteslänge abfing.
Drei Längen hinter diesem fast Kopf an Kopf die Linie passierenden Trio ging Rang vier an Express Jet vor Fire Cracker, der nicht wie sonst durchgehend sein Heil in der Flucht versucht, sondern sich ein Stück weit vom Favoriten hatte ziehen lassen.
„Eine wirklich schicke Stute, die zügige Rennen liebt. Wir hatten heute einen maßgeschneiderten Parcours, das Tempo war durchweg flott, und am Ende hieß es für sie: Einmal kräftig durchatmen, und schon war der Sieg im Kasten“, war der jüngere der Martens-Brüder happy.
Prix du Languedoc (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnj., keine 600.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Rebella Matters 12,9 Christophe Martens 98
6j.br. Stute von Explosive Matter a.d. Mystical News von Super News
Be: Stall T.R.E. Rebell (Rune Madsen), NO; Zü: Ole-Terje Obrestad (Stall Rebellion), NO; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Milliondollarrhyme 12,9 Björn Goop 74
3. Elie de Beaufour 12,9 Jean-Michel Bazire 27
4. Express Jet 13,1 Gabriele Gelormini 310
5. Fire Cracker 13,2 Eric Raffin 53
6. Calina 13,3 Nicolas Bazire 320
7. Féerie Wood 13,3 Alexandre Abrivard 64
8. Frisbee d’Am 13,3 Richard Westerink 750
9. Elvis du Wallon 13,3 David Thomain 110
10. Calle Crown 13,5 Adrien Lamy 260
11. Cash du Rib 13,6 Jean-Loïc Claude Dersoir 560
12. Tjacko Zaz 13,8 Jean-Philippe Monclin 710
Sieg: 31; Richter: Kampf ½ - Kopf - 3 - 1 - 1½ - Kopf - Kopf; 12 liefen (NS Wild Love)
Zw-Zeiten: 14,1/1350m - 13,1/1850m - 13,8/1350m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-13/7500/3