Vincennes, Donnerstag, 24. Februar 2022. Ein wenig umgestrickt kam heuer der Prix de Nevers daher. Zwar ging es über 2.850 Meter noch immer um 90.000 Euro, doch waren nicht europäische Fünf- und Sechsjährige angesprochen, die maximal 349.999 Euro auf der hohen Kante hatten, sondern ausschließlich 2017 geborene Einheimische der Generation „H“ mit nach oben offenem Guthaben.
Nichts wurde es mit dem bei 20:10 erwarteten Haken unter den zehnten Volltreffer für Hooker Berry, der nach elf Versuchen ohne Sieg am 13. Februar mit kapitalem Endspurt im Prix Ovide Moulinet Hohneck den schon eingetütet geglaubten Triumph hauchdünn weggeschnappt hatte. Bazires „kleines Pony mit dem großen Kämpferherzen“ benötigt zwingend einen verdeckten Verlauf - und genau das entpuppte sich für den Fuchs mit dem hell leuchtenden Stern als Crux in dem kleinen Pulk.
Aus dem Vierkampf um die Spitze, für den sich letztlich Héros de Fleur vor Hyacinto Bello und Bazires zweiter Waffe Huwaga durchsetzte, hielt sich der Maître komplett heraus und landete hinter Hokkaido Jiel als Schlusslicht der äußeren Garde. Auf Zielschildhöhe tankte sich Haribo du Loisir nach vorn, und die anschließende langsame Phase nutzte Franck Nivard zum Geniestreich für Havanaise: Als es in den Bogen von Joinville ging, war die seit zweijährig auf großem Parkett tanzende Stute der Familie Bossuet vorn und durfte sich fortan alles bestens einteilen.
Hokkaido Jiel zeigte keinerlei Interesse an einer Kraftprobe den Berg hinauf, und auch Bazire scheute eine zu frühe Attacke wie der Teufel das Weihwasser. Das passte der Ricimer-Tochter, die sich in ihren Leistungen deutlich stabilisiert hat, seit François-Pierre Bossuet „nur“ noch fürs Training verantwortlich ist und sich für die Umsetzung seiner Ideen ausgebuffter Catchdriver bedient, perfekt ins Kalkül.
In der rasanten Endphase, in der Haribo du Loisir auf der Suche nach freier Bahn 100 Meter vorm Ziel aus dem Takt geriet und Platz vier verschenkte, hielt sie eine halbe Länge Vorsprung gegen Hokkaido Jiel eisern zum achten Volltreffer fest, mit dem ihr Konto auf 530.710 Euro kletterte. Mit ähnlichem Rückstand blieb Hooker Berry Platz drei vor Huwaga, die sich bei der enormen Schlussfrequenz von letzter Position nur marginal zu verbessern vermochte.
Havanaise reihte sich in eine Riege prominenter Vorgänger wie Tiégo d’Etang (2012), Anna Mix (2015), Aubrion du Gers (2016), Dorgos de Guez (2019) und im Vorjahr den Dänen Empire ein. Für ihren jungen Trainer, der das Amt erst vor rund 3½ Jahren von seinem vor allem durch Ténor de Baune berühmt gewordenen Vater endgültig übernommen hat, geht das heute grau in grau vernieselte Vincenner Wintermärchen noch ein bisschen weiter: „Zwei Gruppe-I-Siege, je einer der Kategorie II und III - das hätte ich nie und nimmer erwartet. Es ist wie im kühnsten Traum“, gab der 31-jährige frank und frei zu.
Prix de Nevers (Gruppe III nat., Fünfjährige)
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Havanaise 13,7 Franck Nivard 22
5j.br. Stute von Ricimer a.d. Version Philo von Philoténor
Be / Zü: Ecurie Ténor; Tr: François-Pierre Bossuet
2. Hokkaido Jiel 13,7 Alexandre Abrivard 78
3. Hooker Berry 13,8 Jean-Michel Bazire 20
4. Huwaga 14,0 Tony Le Beller 220
5. Héros de Fleur 14,0 Alexis Prat 650
6. Hyacinto Bello 14,1 Benjamin Rochard 360
Haribo du Loisir dis.r. Léo Abrivard 250
Sieg: 22; Richter: sicher ½ - ½ - 4½ - Kopf - 1½ Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/1350m - 14,6/1850m - 15,0/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 (- 900) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-02-24/7500/3