(nn) Helsinki-Vermo, Sonntag, 1. Mai 2022. Wie im Vorjahr ging das Finlandia Ajo, der zweite Klassiker der Saison im Land der tausend Seen nach dem vor acht Tagen in Seinäjoki entschiedenen „Ajo“, aus züchterischer Sicht nach Norwegen.
War es 2021 der 239:10-Outsider Hickothepooh, der Hand an den 110.000 Euro wertvollen höchsten Scheck legte, so ging der große Pott diesmal nicht ganz so überraschend, aber auch nicht unbedingt erwartet an Einen, um den es wegen diverser gesundheitlicher Probleme seit September 2020 recht still geworden war.
Der Wechsel von Cokstile, dem nach Propulsions nachträglicher Disqualifikation verspätet zum Elitloppet-Sieger 2020 ausgerufenen Hengst, zum seit Jahrzehnten in Italien trainierenden Dänen Erik Bondo trug erste große Früchte.
Wobei: „Es ist ein fantastisches Pferd, das seit vielen Jahren auf hohem und höchstem Niveau läuft, und so schlecht war er während des Vincenner Winter-Meetings nicht, auch wenn die letzten Ergebnisse nicht überragend waren. Aber Sieger im Prix de Bourgogne - das ist schon eine Hausnummer. Nun durfte er wieder auf einer ebenen 1.000-Meter-Bahn ran. Die liebt er und scheint dann fast schon gern außen rum zu marschieren."
"Ich hab bereits im Heat gemerkt, wie gut er drauf ist - fast noch gespannter als vor zwei Jahren“, schwärmte Christoffer Eriksson, der ihn bei der damaligen Schweden-Rallye, als er noch von Rocco Spagnulo trainiert worden war, in der Mache hatte. „Wir sind gut weggekommen, und als vor mir Next Direction nach innen entschwand und Alessandro Gocciadoro die Spitze ergattert hatte, lief’s so, wie ich‘s mir vorgestellt hatte."
"Entscheidend war auch, dass nicht Stoletheshow oder Brambling, sondern Tycoon Conway Hall in meinem Windschatten lag, den ich für nicht ganz so stark hielt. Als ich ihn eingangs der Zielgeraden forderte, hatte er trotz dieses Marschs noch viel Mumm“, sprudelte es aus dem glückseligen Jägersroer Catchdriver heraus.
Erik Bondo freute sich, dass „er zurück ist auf höchstem Level. Wir wissen, dass wir auf einem guten Weg sind, und können jetzt in aller Ruhe weitertrainieren. Ich glaube nicht, dass wir ihn vor dem Elitloppet noch mal starten werden. Soll er das Ding noch mal gewinnen, muss er allerdings einen Tick draufpacken.“
Der Konkurrenz verheißt das eine extrem harte Nuss, denn Cokstile tat es nicht unter neuem Bahnrekord, der zugleich natürlich die neue Rennbestmarke ist: Von Hickothepoohs 1:09,9 rasierte er 0,3 Sekunden weg. Solvallas mit einem der begehrten Elitloppet-Kärtchen in Helsinki weilender Sportchef war hellauf begeistert: „Eine grandiose Show eines fantastischen Pferdes!“
Den Kampf ums Kommando entschied Majestic Man von der „1“ unerwartet leicht für sich, weil sich Next Direction (4) und Willow Pride (5), die Siegerin von Seinäjoki, regelrecht vor Deangelo (3) an die Innenkante flüchteten. Cokstile (2) fand sein Plätzchen hinter dem die äußere Linien anführenden Bepi Bi (6) vor Tycoon Conway Hall (8) und den mit der zweiten Startreihe gestraften Gareth Boko (9) und Stoletheshow (10), während der Rennfahrer-Gott ausgerechnet Örjan Kihlström ganz übel mitspielte.
Sein vor allem wegen der Stallform knapp zum Favoriten gekürter Brambling (7) blieb auf dem dritten Gleis hängen, wurde bis ans Ende zurückgenommen und sprang als Schlusslicht im letzten Bogen ohne jeden Grip nach vorn.
Als Gocciadoro mit seiner „besten Chance des Nachmittags“ nach 500 Metern in 1:07,6 die Regie an sich riss, wehte Cokstile der äußere Fahrtwind eiskalt ins Gesicht. Das schien dem unscheinbaren Braunen sogar Spaß zu machen: Als sein Chauffeur 300 Meter vorm Ziel, wo sich Gareth Boko mit Stoletheshow als Anhängsel in dritter Spur auf den Weg nach vorn zu begeben gedachte, ein bisschen mehr verlangte, legte der Quite-Easy-Sohn kraftvoll zu.
Schon eingangs der Zielgeraden saß Gocciadoro mit ziemlich leeren Händen hinter seinem Derby-Dritten und Orsi-Mangelli-Sieger von 2020 und fuhr als Sechster sogar ohne Prämie nach Hause. Anders Cokstile, der sich ungemein beeindruckend absetzte und sich vom prächtig spurtenden Stoletheshow nicht ein Fitzelchen seiner Show stehlen ließ.
Gut verkauften sich Gareth Boko und der zwölfjährige Tycoon Conway Hall, der mal für ein paar Tage im März die nordeuropäische Saisonbestmarke gehalten hatte. Als Fünfte bedankte sich Willow Pride für die innere Schonfrist und spurtete an drei vor ihr liegenden Aspiranten vorbei.
Finlandia Ajo (Gruppe I int.)
1620 Meter Autostart, 190.000 Euro
1. Cokstile 09,6 Christoffer Eriksson 77*
9j.br. Hengst von Quite Easy a.d. Joystile von Coktail Jet
Be: Scuderia Santese, IT; Zü: Per Erik Hagen, NO; Tr: Erik Hansen Bondo, DK/IT
2. Stoletheshow 10,1 Björn Goop 206
3. Gareth Boko 10,1 Santtu Raitala 59
4. Tycoon Conway Hall 10,4 Jorma Kontio 581
5. Willow Pride 10,6 Ari Moilanen 306
6. Bepi Bi 10,9 Alessandro Gocciadoro 45
7. Next Direction 11,0 Hannu Torvinen 204
8. Majestic Man 11,1 Rikard Skoglund 337
Deangelo 11,5g Olli Koivunen 386
Brambling dis.r. Örjan Kihlström 38*
*alle Quoten vom finnischen Toto
Sieg: 77; Richter: überlegen 3 - ¾ - 2 - 1½ - 2 - 1 - ½ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 07,6/500m - 10,5/1000m - 08,1/letzte 500m
Wert: 110.000 - 45.000 - 20.000 - 10.000 - 5.000 Euro
Video: https://www.youtube.com/watch?v=Pr7-WLWlcV4
Asteroid auf eigener Umlaufbahn
Im Glenn Kosmos Memorial für den nordischen Derby-Jahrgang 2018 war der in den USA auf der Diamond Creek Farm geborene Asteroid eine Klasse für sich. Dem von Frode Hamre in Norwegen für die Großbesitzer Global Glide und Falkbolagen AB trainierten Creatine-Sohn machte Björn Goop von der „8“ gewaltig Beine und wuchtete ihn gegen die einheimischen Nineeleven (1) und MAS for You (3) sowie den in Spur zwei hängen bleibenden Deep Blue Font an die Spitze, dass es eine wahre Freude war.
Umso leichter fiel dem Amerikaner der zehnte Treffer „lifetime“, weil der wie tags zuvor in Örebro mit wenig Fortune agierende Alessandro Gocciadoro mit Colibri Jet, dem Sieger der zweiten Breeders-Course-Runde 2021 in Jägersro, im ersten und letzten Bogen Galopp fuhr und Donizetti es beim zweiten Saisonauftritt für die Schlussrunde auf dem Todessitz viel zu anspruchsvoll antraf.
Als Goop zu Beginn der Zielgeraden die Hände aufmachte, flitzte Asteroid ein zweites Mal wie von der Tarantel gestochen los und griff sich nach 1:12,5/2120m 3½ Längen voraus die 12.500 Euro Siegprämie. Für den Ehrenplatz fing der im dritten Paar außen bestens untergebrachte Shackhills Twister (von Il Villagio) den Blue-Porsche-Sohn Nineeleven im Top-Speed knapp ab.
Gelohnt hat sich die Reise übers Baltische Meer trotz Bramblings Ausfall für die Combo Daniel Redén/Örjan Kihlström dennoch. Den Stayer-Lopp samt 10.000 Euro sicherte der „Iceman“ Schwedens Trainer-Champion mit Versace Face für 27:10 vom Fleck der für ihn 3.120 Meter genauso unerbittlich wie die Bronsdivisionen mit Epimetheus. Der trug wie sein Stablemate die „1“, hatte jedoch gegen Piece of Hero keine Chance, die Pole Position zu behaupten.
Macht nix - ging’s eben außen rum, und selbst auf diese anspruchsvollere Art entpuppte sich der fünfjährige Hard-Livin-Sprössling, der über Winter enorm gereift zu sein scheint, als andere Ware. Auch beim dritten Auftritt 2022 war das Eigengewächs des Stalles Zet nicht zu boxen und schnappte sich für 15:10 die 11.000 Euro zwei Längen voraus, ohne Grenzen aufdecken zu müssen.
V75-1 (Klass I): Bosse Nice / Santtu Raitala 12
V75-2 (Kallblod): Veeran Poika / Jarmo Saarela 1483
V75-3 (Stayer): Versace Face / Örjan Kihlström 27
V75-4 (Silver): Knows Best / Santtu Raitala 251
V75-5 (Vierj.): Asteroid / Björn Goop 31
V75-6 (Brons): Epimetheus / Örjan Kihlström 16
V75-7 (Finl-Ajo): Cokstile / Christoffer Eriksson 78
Umsatz V75: 17.397.273 SEK
1. Rang: 10,7 Systeme à 422.837 SEK
2. Rang: 470 SEK
3. Rang: 26 SEK
Umsatz Top-7 (Vierjährige): 410.852 SEK