Vincennes, Samstag, 7. Mai 2022. Am 16. April waren sie in den Prix Henri Levesque und Prix Robert Auvray noch getrennt marschiert, die Damen und Herren Trotteurs français der Generation 2017. An diesem herrlichen frühsommerlichen Samstagnachmittag machten sie - wiederum um 120.000 Euro - gemeinsame Sache im Prix Albert Demarcq, in dem der Nachfolger unter anderem von Insert Gédé (2001), Mara Bourbon (2005), Univers de Pan (2013), 1:12,2-Rekordler Détroit Castelets und zuletzt Goût Baroque gesucht wurde.
Richtig einigen, wen sie nun auf dem Favoritenschild sehen wollten, konnten sich die „turfistes“ nicht. Fast minütlich wechselte das „Prä“ zwischen Happy Valley, der spurtstarken, nach Gewinnen etwas untergewichtigen Stute Jean-Philippe Dubois‘, und den männlichen Schwergewichten Hooker Berry und Hohneck hin und her, bis es eher zufällig bei Philippe Allaires Amérique-Fünftem hängenblieb.
Der hatte in Hatchet Man einen „Stablemate“ dabei, der ruckzuck den Part des Hasen übernahm, an den sich Hohneck vor erst Hooker Berry und im unteren Bogen Happy Valley, Héliade du Goutier, Hastronaute und Hussard du Landret hängten. Die Rolle des äußeren Führungsspielers bekam Have a Dream vor Hip Hop Haufor und Hallix aufgedrückt, für den Matthieu Abrivard lange vergeblich hoffte, Happy Valley und/oder Hooker Berry würden sich ihm vor die Nase setzen. Das tat nicht etwa Dubois, sondern Bazire kurz vor Erreichen des Schlussbogens, was wenig später Hohneck aufs äußere Gleis lockte.
Damit hatte Jean-Michel Bazire auch für diesen Abschnitt jenen Lauf, den der Fuchs mit dem markanten Stern braucht, „der körperlich ein wenig klein geraten ist, dieses Manko aber durch ein riesiges Kämpferherz wettmacht, wenn er denn lange genug verdeckt laufen kann“ (Bazire). Oder, wie es sein derzeitiger Trainer Franck Leblanc kürzer und bündiger formuliert: „Mental ist er aus Stahl.“ Im Einlauf machte der Booster-Winner-Sohn seinem Ruf als Kampfschwein alle Ehre und raufte sich am aus zwei Monaten Pause kommenden Hohneck um eine knappe Länge vorbei.
Bazire wäre nicht Bazire, hätte er dem Kleinen nicht schon bei der Zieldurchfahrt - Leine in einer Hand, rechtes Bein baumelnd - einen anerkennenden Klaps auf den Allerwertesten verpasst. Zehnter Sieg aus 39 Starts, das Konto um 54.000 auf 829.320 Euro geschraubt, womit er dem 871.790 Euro reichen Hohneck etwas näher gerückt ist - Züchter und Besitzer Michel Aladenise konnte sich vor Freude kaum fassen.
„Ich glaube immer noch, es ist nur ein Traum. Für mich als kleiner Züchter ist dieses Pferd absolut außergewöhnlich. Ich denke nicht, dass Hooker Berry besser als Hohneck ist. Es braucht den mit allen Wassern gewaschenen Jean-Mi, um zu gewinnen. Er hat das wieder fabelhaft hinbekommen!“ Der Maître dachte „Mitte der letzten Kurve nicht, dass es uns noch gelingen würde, denn eigentlich mussten wir zu früh aus der Deckung und hatten Happy Valley im Nacken. Aber dann ging Hohneck vor uns raus und spendierte uns noch ein bisschen Windschatten. Es ist eine Freude, Hooker zu fahren. Er ist ein echter Renner, der immer alles gibt.“
Nicht unzufrieden war François Lagadeuc: „Hohneck war nach der kurzen Pasue noch nicht wieder auf Hundert und hat sich dennoch prima verkauft. Keine Sorge - das nächste Treffen der Beiden dürfte enger werden.“ Es könnte am 11. Juni im Prix Jean Le Gonidec zur Revanche kommen.
Happy Valley verlor den eigentlich schon reservierten dritten Rang auf der Linie an Hip Hop Haufor. Bei dem Aktivposten der Bigeons während des Pariser Winter-Meetings musste Christian Bigeon höllisch aufpassen, dass der sich erst zum dritten Mal auf Gruppe-Level präsentierende Up-and-Quick-Nachkomme zu Beginn der Zielgeraden nicht aus dem Takt geriet: „Er hat sich prächtig geschlagen. Immerhin waren einige der Besten seiner Generation dabei.“
Prix Albert Demarcq (Gruppe II nat., fünfj. Hengste und Stuten)
2850m Bänderstart, 120.000 Euro
1. Hooker Berry 12,5 Jean-Michel Bazire 35
5j. Fuchshengst von Booster Winner a.d. Osaka Berry von Caballio in Blue
Be / Zü: Michel Aladenise; Tr: Franck Leblanc
2. Hohneck 12,6 François Lagadeuc 29
3. Hip Hop Haufor 12,6 Christian Bigeon 140
4. Happy Valley 12,6 Jean-Philippe Dubois 32
5. Have a Dream 12,9 Matthieu Abrivard 160
6. Héliade du Goutier 13,0 Gabriele Gelormini 180
7. Hatchet Man 13,2 Franck Ouvrie 540
8. Hastronaute 13,2 Yann Lorin 1150
9. Hussard du Landret 13,2 Benoît Robin 680
10. Hallix 13,3 Eric Raffin 590
Sieg: 35; Richter: sicher 1 - 1¼ - Hals - 3 - 1¼ - 2½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 15,6/1350m - 13,6/1850m - 12,8/2350m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-05-07/7500/6
Die Gunst der Stunde nutzen…
…lautete die Devise für Georgica Gédé im Prix Roger Ledoyen, zu dem sie 25 Meter Vorsprung gegenüber den schwereren Gewichten des Monté-Sports auf die für sie 2.850 Meter weite Reise nehmen konnte. Seit die Sechsjährige Anfang September endgültig ins Monté-Fach gewechselt war, hatte sie sich abgesehen von zwei roten Karten zum Einstand nichts zuschulden kommen lassen. Fünf erste, sechs zweite Ränge allesamt in Vincennes und Enghien hatten ordentlich Geld in die Kasse gespült und sie unter den Fittichen von Monté-Champion Mathieu Mottier strahlend schön erblühen lassen.
Es dauerte heute allerdings ein Weilchen, bis sie richtig Tritt gefasst und sich gegen Dorgali, Galipette Pierji und den wie der Wind aus Band zwei losgeschossenen Dimo d’Occagnes zur Spitze durchgeboxt hatte, nämlich bis Ende der Tribünengeraden. Lange vermochte sich die Fuchsstute mit der langen, breiten Blesse dort nicht zu halten, denn schon kam Matilde Herleiksplass mit dem erstmals auf diesem Level aktiven Fulton angestiefelt und luchste ihr den Platz an der Sonne im Bogen von Joinville wieder ab.
Als bergan Freeman de Houëlle mit Carioca de Lou, Deedjar du Vivier, Chalimar de Guez und Diamant de Tréabat im Schlepp näher rückte, sah Mottier kurz vor Einmünden der kleinen Bahn den Zeitpunkt gekommen, Georgica Gédé den Laufpass zu geben. Im Nu war sie um den krass nachlassenden Fulton herum und legte 20 Meter zwischen sich und die Verfolger - eine Marge, die sie lange verteidigte. Erst auf den finalen 200 Metern ließ ihr Dampf nach, so dass Freeman de Houëlle mit der zweiten Luft rasend schnell näher kam.
Der Vorsprung reichte jedoch, dass Georgica Gédé recht sicher um eine Dreiviertellänge zum neunten Mal das beste Ende für sich behielt und ihr Einkommen auf 343.130 Euro schraubte, wovon rund 310.000 seit besagtem September in die Kasse geflossen sind. Weit zurück fing der lange die rote Laterne tragende alte Monté-Haudegen Diamant de Tréabat für „Bronze“ haarscharf Galipette Pierji ab, die durch die Führungswechsel immer mehr ins Mittelfeld verschoben worden war.
Prix Roger Ledoyen (Prix Antigoné) - Monté - (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnj., keine 750.000 Euro)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 325.000 Euro; 90.000 Euro
1. Georgica Gédé 2850 13,0 Mathieu Mottier 30
6j. Fuchsstute von Atlas de Joudes a.d. Quaroline Gédé von Quadrophénio
Be / Tr: Alexandre Pillon; Zü: Isabelle Pillon
2. Freeman de Houëlle 2875 12,4 Eric Raffin 100
3. Diamant de Tréabat 2875 13,0 Clément Frecelle 48
4. Galipette Pierji 2850 13,6 Benjamin Rochard 140
5. Chalimar de Guez 2875 13,3 Jean-Yann Ricart 210
6. Carioca de Lou 2875 13,3 Alexandre Abrivard 410
7. Dorgali 2850 14,1 Adrien Lamy 270
8. Dino Volo 2850 14,7 François Lagadeuc 640
9. Fulton 2850 15,7 Matilde Herleiksplass 62
10. Dimo d’Occagnes 2875 15,0 Paul-Philippe Ploquin 56
Deedjar du Vivier 2850 dis.r. Damien Bonne 440
Sieg: 30; Richter: sicher ¾ - 8 - Kopf - 4 - 1 - 2½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 15,2/1350m - 13,2/1850m - 13,2/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-05-07/7500/8