(nn) Montegiorgio, Sonntag, 14. November 2021. Massenbesuch und Emotionen pur - das ist das Markenzeichen des 1989 ins Leben gerufenen, heuer zum Zum 33. Mal rief Montegiorgio, das 7.000-Einwohner-Städtchen in der Region Marken (Marche) am Osthang der Abruzzen rund 20 Kilometer von der Adria-Küste entfernt, zum Palio dei Comuni. Im Mittelalter ein Wettstreit hoch zu Pferde zwischen einzelnen Zünften, Gilden, Stadtvierteln oder Gemeinden, hat Montegiorgio 1989 die Tradition durch Traber wieder aufleben lassen.
Heuer waren es neben dem Veranstalter 23 weitere Orte und Gemeinden aus der näheren und ferneren Umgebung, die dazu eingeladen waren und vorab hoffen durften, einen der chancenreicheren Vierbeiner mit einer entsprechend guten Ausgangslage für die etwas weniger als zwei Runden rum nicht um den Marktplatz, wie es ursprünglich Brauch war, sondern ums 800 Meter messende Ippodromo San Paolo erwischt zu haben.
24 annähernd gleichwertige Traber zustellen gelang fast selbstredend nicht, zumal - nebst etlichen Skandinavien-Importen - auch zwei echte Gäste ihr Kommen angekündigt hatten: aus Frankreich die unverwüstliche Bahia Quesnot, für die Junior Guelpa diesen Palio zum Einstieg ins Vincenner Winter-Meeting ausgeguckt hatte, aus Südschweden Conrad Lugauer mit Distanzspezialist Night Brodde. Hoffen, dass ihre Fahne, ihr Wimpel am Ende ganz oben leuchtete, durften auch all jene Gemeinden, die einen der neun Gocciadoro-Traber unter Order hatten.
Die Anhängerschar aus Monteurano bekam gleich in Batteria A unter die Nase gerieben, dass dies beileibe kein Garant für den Einzug ins Finale ist. Viscarda Jet sprang beim Anrollen des Startwagens, Generaal Bianco kurz nach dem „Ab“, der Nazioni-Zweite Zaccaria Bar eingangs der ersten Kurve - da blieb vom arg gezausten Gocciadoro-Quartett nur noch 70.0000-Euro-Leichtgewicht Altaseta del Pino übrig.
Die Varenne-Tochter tat, was sie konnte und vermochte sogar Co-Favorit Deimos Racing das Nachsehen zu geben, der nach früher Kommandoübernahme auf den letzten 250 Metern eiskalt war und mit Ach und Krach den Endlauf erreichte. Eine Offenbarung war Great King Wine. Dem an vierter Stelle liegenden Außenseiter machte Vincenzo Gallo gewaltig Beine, als es wieder an der Startstelle vorbeiging. Der in diesem Sommer zu Erik Bondo gewechselte Schwede zog ungeachtet des schwierigsten Pensums seinen Stiefel toll durch, erreichte zur Quote von 443:10 das erste Ziel für Montechiarugolo ganz leicht und setzte mit 1:11,5 den Markstein.
Beruhigt zurücklehnen konnten sich die Vertreter Rapagnanos, als Conrad Lugauer in Batteria B von der „4“ mit wuchtiger Selbstverständlichkeit Night Brodde ans Regiepult gescheucht hatte. Dem Hunyady-Sieger folgten Global Trustworthy, Virginia Grif und Volver As, und so blieb es bis zum Ende, weil Usain Töll sich in der Todesspur verausgabte und seine Knappen Rushmore Face, Atik DL und Africa Jet sich im Gefecht um Platz vier an Volver As die Zähne ausbissen.
Ein wenig schieben musste Lugauer auf den letzten Metern aber doch, denn Gocciadoro rückte ihm mit Global Trustworthy bis auf eine halbe Länge auf die Pelle. Bei 1:11,8 hatte sich der Up-and-Quick-Sohn reichlich Körner fürs Finale aufbewahren können.
„Ladies first“ hieß es unterm Strich in Vorlauf 3, in dem die Fans von Fermo, für das Akela Pal Ferm ins Oval stieg, keinen Augenblick bangen mussten. Kaum hatte sich im breiten Kampf ums Kommando Vesna (2) vor Allegra Gifont (1) durchgesetzt, kam die Favoritin (6) angestiefelt und entriss dem Gocciadoro-Doppel das Zepter. Der in Italiens Championatswertung mit 254 zu 245 Siegen knapp vor Gocciadoro liegende Antonio di Nardo ließ der Konkurrenz bei knackiger Fahrt keinen Moment zum Luft holen, was insbesondere Chief Orlando bitter aufstieß.
Beim Vorjahrssieger, heuer ohnehin nur ein Kernschatten einstiger Stärke, machte die Todeslage ihrem Namen alle Ehre. 500 Meter vorm Ziel war der gebürtige Norweger am Ende seiner Kräfte und zwang Bahia Quesnot früher, als es Junior Guelpa lieb war, aus der Deckung. Sie umkurvte ihn leichten Schritts, doch ging nach vorn eher wenig.
In furiosen 1:10,8 setzte sich Akela Pal Ferm überlegen zum 20. Karrieresieg ab. In etwa Eine-Länge-Abständen erreichten Allegra Gifont, Vesna und Bahia Quesnot das Finale, in dem das Team Gocciadoro mit Altaseta del Pino, Global Trustworthy, Virginia Grif, Allegra Gifont und Vesna fünf der zwölf Aspiranten stellte.
Palio dei Comuni (Gruppe I int.)
Vorläufe à 1600 Meter Autostart, 8.250 Euro
Wert: 3.450 - 1.650 - 900 - 450 - 300 und 1.500 Euro Züchterprämie
Ins Finale kommen die jeweils besten Vier.
1. Batteria (Premio Moni Maker)
1. Great King Wine 11,5 Vincenzo Gallo 443
8j.br. Hengst von Maharajah a.d. Comeback Diva von Self Possessed
2. Tyl Etoile 11,7 Antonio di Nardo 194
3. Altaseta del Pino 11,8 Rene’ Legati 297
4. Deimos Racing 12,3 Enrico Bellei 19
5. Very Joy 12,4 Francesco Tufano 902
6. Viscarda Jet 13,2g Crescenzo Maione 232
Zaccaria Bar dis.r. Alessandro Gocciadoro 19
Generaal Bianco dis.r. Federico Esposito 71
Sieg: 443; Richter: leicht 1½ - 4 - Kopf - Hals - 4 Längen; 8 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089196#
2. Batteria (Premio Pascia’ Lest)
1. Night Brodde 11,8 Conrad Lugauer 17
6j.br. Hengst von Up and Quick a.d. Nagajka von Viking Kronos
2. Global Trustworthy 11,9 Alessandro Gocciadoro 22
3. Virginia Grif 12,3 Federico Esposito 196
4. Volver As 12,5 Ciro Ciccarelli 407
5. Rushmore Face 12,6 Andrea Guzzinati 111
6. Atik DL 12,6 Giampaolo Minnucci 172
7. Usain Töll 12,6 Vincenzo Gallo 201
8. Africa Jet 12,7 Rene’ Legati 375
Sieg: 17; Kampf Kopf - 1 - ½ - 3 Längen; 8 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089202#
3. Batteria (Premio Dryade de Bois)
1. Akela Pal Ferm 10,8 Antonio di Nardo 19
5j.br. Stute von Maharajah a.d. Remilla di Palle von SJ’s Photo
2. Allegra Gifont 11,1 Alessandro Gocciadoro 830
3. Vesna 11,2 Rene’ Legati 710
4. Bahia Quesnot 11,2 Junior Guelpa 31
5. Valchiria Spin 11,5 Daniele Cuglini 280
6. Gambit Brodde 12,2 Giampaolo Minnucci 238
7. Rubacuori Alca 12,2 Marco Guzzinati 418
8. Chief Orlando 12,3 Vincenzo Gallo 79
Sieg: 19; überlegen 2½ - 1 ¼ - ¾ - 3 Längen; 8 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089204#
Fürs Finale hatte Goociadoro die Qual der Wahl - und entschied sich erwartungsgemäß für Global Trustworthy (4), der die Farben des in der Region Piemont rund 60 Kilometer Luftlinie von Montegiorgio entfernt liegenden Städtchens Gualdo Tadino trug.
Lange roch es nach dem nächsten Durchmarsch Night Broddes (3), der sich nach 300 herben Metern gegen Akela Pal Ferm (1) für die Spitze durchsetzte. Innen verhaftet bleiben wollte di Nardo nicht und dirigierte die Maharajah-Tochter ausgangs der ersten Kurve in die Todeslage, womit Global Trustworthy die beste Lokomotive erhielt, die sich der Muscle-Hill-Sohn wünschen konnte. Hinter ihm trabten Bahia Quesnot und Virginia Grif, Night Brodde auf den Fersen waren Great King Wine, Vesna, Allegra Gifont und Altaseta del Pino.
Erstes Stirnrunzeln gab’s bei Lugauers Fan-Gemeinde, als er vor der „ultima curva“ seinen Schützling anticken musste. Richtig lang wurden die Gesichter, als ausgangs derselben nichts mehr kam von dem Braunen, der emotionslos die Waffen streckte und bis auf Platz zehn expediert wurde. Umso energischer ging’s um den Sieg zur Sache, wobei di Nardo wie Gocciadoro ihren Schützlingen in typisch italienischem Stil kräftig einschenkten.
Trotz des kraftraubenden Runs außen rum wehrte sich die Stute mit der langen Blesse bis zur Linie erbittert, doch Zentimeter um Zentimeter neigte sich die Waagschale mit 54.050 Euro für Platz eins Richtung Angreifer, der dort, wo abgerechnet wird, den Kopf um eben diese Marge vorn hatte. Zwei Längen dahinter ging’s um die Prämien drei bis fünf nicht minder rassig zur Sache. Der geschonte Great King Wine, der außen um Night Brodde herumkam, unterstrich, dass sein Vorlauf-Sieg keine Eintagsfliege war, und sicherte sich einen „Hals“ vor Bahia Quesnot Rang drei.
Mit identischem Abstand holte sich die über den Open Stretch kommende Allegra Gifont den kleinsten Scheck, womit die Gocciadoro-Bande für die Plätze eins und fünf wie so häufig die größte Beute vom Hof schleppte.
Für Gualdo Tadino, das im Vorjahr durch Vanesia EK zum Ehrenplatz gekommen war, war’s der erste Erfolg in diesem Städtekampf, für Gocciadoro nach Linda di Casei (2011) und Peace of Mind (2017 & 2018) Nummer vier, und für den von Verletzungen geplagten Global Trustworthy der 13. der Karriere und wichtigste, seit er in diesem Frühjahr an die Scuderia Pink & Black verkauft worden und von Timo Nurmos zu Gocciadoro gewechselt war.
Ein unbeschriebenes Blatt ist der Muscle-Hill-Sohn keineswegs. Als Dritter des Trav-Kriterium (2016 zu Deimos Racing) wie des 2017er Derbys (zu Cyber Lane) galten ihm früh größte Hoffnungen, doch machten ihm Krankheiten immer wieder Striche durch die Rechnung. 2019 hatte er sich in Solvalla den Frances Bulwark Lopp und Carl Gustafs Silverhäst einverleibt, war 2020 gar nicht am Ablauf und zog achtjährig mit 25 Starts, zehn ersten, drei zweiten, zwei dritten Plätze, einem Rekord von 1:10,7 und 3.949.080 SEK (etwa 380.000 Euro) in den Süden.
XXXIII. Gran Premio Palio dei Comuni - Finale - (Gruppe I)
1600 Meter Autostart, 129.250 Euro
1. Global Trustworthy 11,1 Alessandro Gocciadoro 37
8j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Trophy Stand von Garland Lobell
Be: Scud. Pink & Black; Zü: Global Farm AB (Hans Nelén), SE; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Akela Pal Ferm* 11,1 Antonio di Nardo 24
3. Great King Wine* 11,4 Vincenzo Gallo 167
4. Bahia Quesnot 11,4 Junior Guelpa 108
5. Allegra Gifont 11,4 Massimiliano Castaldo 201
6. Virginia Grif 11,6 Federico Esposito 802
7. Vesna 11,8 Giampaolo Minnucci 225
8. Tyl Etoile 11,8 Fabrizio Ciulla 554
9. Altaseta del Pino 11,9 Rene’ Legati 225
10. Night Brodde* 11,9 Conrad Lugauer 28
11. Deimos Racing 12,9 Enrico Bellei 197
12. Volver As 13,6 Ciro Ciccarelli 999
*Vorlaufsieger
Sieg: 37; Richter: Kampf Kopf - 2 - Hals - Hals - 1 - 1½ - k.Kopf; 12 liefen
Wert: 54.050 - 25.850 - 14.100 - 7.050 - 4.700 sowie 23.500 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000089217#