Paris, Mittwoch, 23. März 2022. Am Mittwoch veröffentlichte Paris Turf weitere Einzelheiten zu der großangelegten Razzia gegen Doping und Wettbetrug im Pferderennsport. Die bereits erwähnten und festgesetzten Personen, die nach französischem Recht 48 Stunden in Untersuchungshaft verbleiben dürfen, „werden sich nun erklären müssen“, kommentierte Stéphane Piallat, der Chef des SCCJ, vor der Presse, „die Ermittlungen, die mehr als ein Jahr gedauert haben, ermöglichen es uns, die Personen, gegen die wir Beweise haben, ins Visier zu nehmen. Es geht um Herstellung, Import und Export von Dopingprodukten. Es gibt Nutzer und Konsumenten.“
Die Anhörungen begannen am Dienstagnachmittag insbesondere am Sitz des SCCJ in Nanterre (Hauts-de-Seine), einem westlichen Vorort von Paris. Achtzig Ermittler hatten am Dienstag ab 6 Uhr morgens in ganz Frankreich zugleich zugeschlagen und in Chantilly, im berühmten Trainingszentrum von Grosbois, im Südosten, im Südwesten, in der Nähe von Rennes, in der Normandie und in Rhône-Alpes für die größte Razzia gesorgt, die jemals in Frankreich im Bereich Pferderennen durchgeführt wurde.
Weder die Muttergesellschaften Le Trot und France Galop noch die Fédération Nationale des Courses Hippiques (FNCH) wurden über den Beginn der umfangreichen n Operation informiert, die vom Untersuchungsrichter von Bordeaux durchgeführt wurde. Polizei und Verbandsseiten waren jedoch zuvor umfassend in die Dossiers eingebunden.
Die schmutzigen Geschäfte häufen sich
Seit März 2021 ist dies das dritte Mal binnen kurzer Zeit, dass Rennen in Frankreich Gegenstand von Doping-Schlagzeilen sind. Es begann mit der Anklage gegen Andrea Marcialis "wegen der Vorwürfe des organisierten Bandenbetrugs, Pferdedopings, der Fälschung und Verwendung von Fälschungen". Der in Italien geborene Trainer wurde bis zum 5. April 2025 suspendiert.
Am 10. September 2021 eröffnete die Staatsanwaltschaft von Aix-en-Provence eine gerichtliche Untersuchung „wegen des Verdachts auf bandenmäßig begangenen Betrug und Anwendung von Substanzen an Pferden, die ihre Fähigkeiten künstlich verändern könnten.“ Zwei Monate später wurden drei Mitglieder der Familie Rossi (Trainer Frédéric, Cédric und Charley) namentlich angeklagt und verloren ihre Arbeitserlaubnis.
All das schafft bei Profis wie Rennbahnbesuchern und Wettern ein extrem schädliches Klima des Misstrauens und erschwert es den Muttergesellschaften immens, das Vertrauen in den regelkonformen Ausgang der Rennen zu untermauern.
Einige Trainer im Galopper- wie Traberlager haben bereits ihre Karriere aufgegeben, so im vergangenen Jahr Keven Borgel: „Ich bin strikt gegen Doping“, hatte er gegenüber Jour de Galop seinen Schritt gerechtfertigt, „es gibt Leistungen und Verbesserungen von Pferden, die mir irrational erscheinen. Da es mir unmöglich ist, mich mit diesen Trainern, die ihre Pferde dopen, auf Augenhöhe zu messen, beende ich meine Trainertätigkeit freiwillig.“
Noch am Montag, also unmittelbar vor dem Coup, hatte Mickaël Dollion erklärt, dass er endgültig aufhören würde als Trabertrainer: „Ich kann das derzeit herrschende Doping nicht mehr ertragen. Unsere Führungskräfte machen sicherlich ihre Arbeit, aber es ist an der Zeit, dass der Staat eingreift und alle zur Verfügung stehenden staatsanwaltlichen Mittel ausreizt, so wie es vor ein paar Jahren im Radsport (zu Zeiten der Marco Pantani, Lance Armstrong, Floyd Landis, Erik Zabel/Anm.d.Red.) hierzulande getan wurde.“ Der erste Schritt auf diesem weiten, steinigen Weg wurde an diesem Dienstagmorgen getan.