Paris, Donnerstag, 24. März 2022. Viel Schreibfutter bekommen Frankreichs Sportjournalisten derzeit mit den Enthüllungen nach der in der Geschichte des dortigen Pferderennsports beispiellosen Doping-Razzia am Dienstagmorgen geliefert.
Am Donnerstagabend gab’s von Stéphane Piallat, dem Chef des ermittelnden Service Central des Courses et des Jeux (SCCJ), das nächste Kommuniqué: „Die Anklage wird von der Staatsanwaltschaft von Bordeaux erhoben, folglich waren die im Südwesten beheimateten Galopper-Trainer Luc Gabeur und Jean-Laurent Dubord aufgrund der räumlichen Nähe die ersten, die dort vorgeführt wurden. Yannick-Alain Briand und Sophie Blanchetière, die bisher in Marseille in Untersuchungshaft sind, werden voraussichtlich am Samstagvormittag nach Bordeaux überstellt."
"Verhaftet wurde mit Michel Crommer auch ein Apotheker. Auslieferungsgesuche gingen unter anderem nach Spanien in die Nähe von San Sebastian, nach Sizilien, wo der gebürtige Malteser Nicholas Cachia festgenommen wurde, sowie in die Nähe von Bologna. Unser Ziel ist es, dieses ganze Dopingnetzwerk von oben zu demontieren und Doping als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und Betrug am Wetter zu brandmarken. Wir wollen zeigen, dass wir effizient sind und die französischen Wetter Vertrauen in unsere Arbeit haben können. Die Mühlen von Polizei und Justiz mahlen manchmal langsam, aber am Ende zahlt sich‘s aus.“
Die ermittelnde Staatsanwaltin Frédérique Porterie gab in ihrer Presseerklärung preis: „Insgesamt waren mehr als 80 Fahnder, eine Hundestaffel sowie die baskische Polizei und Carabinieri aus Bologna beteiligt, dazu Turnier-Tierärzte der FNCH (Fédération nationale des courses hippiques) und Inspektoren aus dem Gesundheitswesen (Agences régionales de santé, ARS). In Frankreich verliefen mehrere Recherchen positiv und führten zur Entdeckung verbotener pharmazeutischer Produkte. 24 Personen wurden in Polizeigewahrsam genommen, neun Personen in einer freien Anhörung befragt."
"Sie sind hauptsächlich Rennpferdetrainer (Galopp und Trab), Tierärzte und Apotheker. Nach 48 Stunden Polizeigewahrsam wurden drei Personen vom Untersuchungsrichter der regionalen Gerichtsbarkeit in Bordeaux wegen Pferdedoping (Vergehen, das mit einer Höchststrafe von 5 Jahren bedroht ist), Betrug in einer organisierten Bande (Vergehen, das mit Höchststrafe von 10 Jahren bedroht ist), Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und illegaler Ausübung des tierärztlichen Berufs beschuldigt. Sie wurden unter gerichtliche Aufsicht gestellt, die insbesondere eine Kautionspflicht und das Verbot des Besuchs von Rennbahnen und der Ausübung jeglicher Tätigkeit im Zusammenhang mit Rennpferden umfasst."
"Fünf weitere Personen sind wegen der Abgeschiedenheit ihres Haftortes Gegenstand von Haftbefehlen und werden in den kommenden Tagen dem Ermittlungsrichter zur Anklageerhebung vorgeführt. Der Fall begann im Juni 2020 nach dem Bericht über Pakete, die an einen Stall auf der Rennbahn La Teste geliefert wurden und wahrscheinlich Doping-Pharmazeutika enthielten."
"Die anschließend vom JIRS in Bordeaux eingeleitete und dem Service Central des Courses et Jeux und dem DZPJ Sud-Ouest anvertraute Untersuchung zur Zerschlagung der nationalen und internationalen Netzwerke von Dopingmitteln für Rennpferde ermöglichte die Identifizierung mehrerer organisierter Strukturen, die reglementierte oder verbotene pharmazeutische Produkte zur Leistungssteigerung von Rennpferden importiert, vertrieben und/oder anwendet haben. "
"Die von EUROJUST auf europäischer Ebene koordinierte Untersuchung führte zur Erteilung mehrerer Ermittlungsanordnungen in Spanien, Italien und Malta sowie zur Erteilung zweier europäischen Haftbefehle, die am 22. März 2022 zur Festnahme der betroffenen Personen in Spanien und Italien führten.“
Hauptsächlich im Fokus der Ermittler standen die Produkte DMSO und HEMO-15 (ein Vitamin-Aminosäuren-Kobalt-Gemisch), zu denen ein von Paris Turf befragter Tierarzt ausführte: „ Die Behörden können nur nach Produkten suchen, die sie zweifelsfrei nachweisen können. Neuere Produkte wie TB500, ATP oder andere Moleküle, mit denen manche experimentieren, sind nicht oder nicht so gut nachweisbar. DMSO- und Kobalt-Assays über HEMO-15 sind hingegen standardmäßig gut zu entdecken, so dass sich die Untersuchungen vorerst nur auf diese Produkte konzentrieren. Aber es sind offensichtlich auch andere Dopingmittel im Umlauf…“