Paris, Dienstag, 22. März 2022. Der erste ganz große Coup im Kampf gegen Doping im Pferdesport hat gesessen und sorgt für enormen Wirbel. Nach rund ein Jahr dauernden Vorermittlungen schlugen rund 80 Mitarbeiter des der Kriminalpolizei und damit dem Innenministerium unterstellten Service central des courses et jeux SCCJ am Dienstagvormittag in einer konzertierten Razzia in Trainingszentren diverser französischer Trainer im Bereich des Trab-, Galopp- und übrigen Pferderennsports zu und nahmen in Frankreich 21 Personen in Gewahrsam, sprich Untersuchungshaft, sowie weitere in spanischen und italienischen Ställen.
Vorgeworfen werden ihnen nicht nur Verstöße gegen Medikamentationsvorschriften (vulgo Doping), sondern auch Betrug im Zusammenhang mit rund 40 Galopp- und Trabrennen. Prominenteste Namen auf Seiten der Trabertrainer waren in einer ersten Pressemitteilung die beiden in Südfrankreich ansässigen Junior Guelpa (34), jener Mann, der Bahia Quesnot zur Millionärin formte, und Yannick-Alain Briand (53), vielfacher Champion der Bahnen in Frankreichs Südosten, dessen Pferde insgesamt 3.500 Rennen gewonnen haben. Beide waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Am Mittwoch gab das Fachblatt Paris Turf die Namen weitere Festgenommener preis, darunter die beiden Galopper-Trainer David Cottin und Luc Gabeur sowie auf Seiten der Traber Philippe Rouer und Sophie Blanchetière, mit 536 Siegen eine der erfolgreichsten Amazonen der Grande Nation.
Sollten sich die im Vorfeld getätigten Ermittlungen durch die Razzia bewahrheiten, würde dies der bedeutendste Schlag gegen Doping im Pferdesport in der an Skandalen nicht eben armen Geschichte sein, seit sich staatliche Instanzen intensiv dieses Bereichs annehmen.
In einer gemeinsamen Presseerklärung unterstützten Jean-Pierre Barjon und Edouard de Rothschild, die Präsidenten von LeTrot und France Galop, das Vorgehen ausdrücklich: „Wir lieben Pferde. Sie und ihr Wohlergehen stehen im Mittelpunkt all unserer Bemühungen. Wir haben uns mit unseren Aufsichtsgremien immer dafür eingesetzt, dass die Rennen sauber und vorbildlich ablaufen, und sind dankbar für die staatliche Unterstützung.“
Insgesamt werden für den Kampf gegen Doping im Pferderennsport von LeTrot und France Galop pro Jahr rund 10 Millionen Euro bereitgestellt und fast 26.000 Doping-Kontrollen in Rennen, Training sowie in der Zucht durchgeführt.