Cagnes-sur-Mer, Sonntag, 13. März 2022. Nichts wurde es in der 65. Auflage des Grand Critérium de Vitesse de la Côte d’Azur, des legendären Meilen-Klassikers, mit dem das Winter-Meeting an der französischen Riviera ausklingt, mit dem dritten Sieg in Folge für den diesmal Matthieu Abrivard anvertrauten Vivid Wise As, der sogar erstmals überhaupt auf dieser Piste beim sechsten Versuch den Kelch der Niederlage auskosten musste.
Dem Yankee-Glide-Sohn aus dem Etablissemant Alessandro Gocciadoros, der selbst Vitruvio steuerte, und der im Kreis der acht Millionäre, die die 1.609 Meter kurze Strecke direkt hinter dem Auto in Angriff nehmen durften, mit dem äußersten Startplatz „8“ maximal schlecht bedient war, machte ein blendend aufgelegter Etonnant einen Strich durch die vielversprechende Rechnung.
Wobei aus dem Sohn des großen Timoko, der diese Prüfung allein viermal hat an seine Fahne hat heften können, einer schlau werden soll. Ganz gegen die Erwartungen bot der oft stramm vorneweg sein Heil versuchende Braune diesmal von Beginn an nicht mit um den Platz an der Sonne. Ausbilder Richard Westerink und Vollstrecker Anthony Barrier hatten eine andere Taktik ausbaldowert.
Der Achtjährige begann von der „6“ mit einer Länge Abstand de facto aus Startreihe zwei, womit Vivid Wise As der Weg nach vorn deutlich erleichtert wurde. Für ihren letzten Auftritt hatte andererseits Billie de Montfort ausgezeichnet gewachst. Champion Eric Raffin hatte von der „4“ kaum Probleme, vor Cokstile (3) und Zacon Gio (1), der nach dem wenig erbaulichen Bazire-Abenteuer zu seinem Entdecker Holger Ehlert zurück beordert worden ist, das Zepter zu ergattern.
Kurz nach Einbiegen in die erste Kurve war auch schon Vivid Wise As da und wurde anstandslos auf den Regierungssitz gelassen. Außen sollte Trainingskamerad Vitruvio, dem Gocciadoro ebenfalls Top-Verfassung bescheinigt hatte, vor Délia du Pommereux, Bahia Quesnot und Etonnant eventuelle Quälgeister abblocken, wogegen Alcoy zeitig in dritter Spur landete und bei nicht übermäßig flotter Fahrt gut voran kam.
Vor den Schweden in belgischen Farben schickte Barrier noch vor Halbzeit seinen Etonnant. Vitruvio vermochte ihm nicht zu widerstehen, und zu Beginn der Zielgeraden begann der Timoko-Sohn dem Leader gehörig auf den Zahn zu fühlen. Trotz des anspruchsvolleren Verlaufs ließ er sich nicht abschütteln - mehr noch:
In einem was den Peitscheneinsatz betrifft wohltuend dezenten Finish neigte sich die Waage ein paar Meter vorm Pfosten um eine halbe Länge zugunsten des seinen 16. Volltreffer markierenden Etonnant, dessen Konto auf 1.243.500 Euro kletterte.
Vielleicht hätte sich sogar Billie de Montfort in die engste Entscheidung einmischen können, wäre ihre Bahn frei gewesen. Die große alte Dame, die seit Ende zweijährig auf der Gruppe-Bühne mittanzt und sich mit dem Critérium des Jeunes 2014 erstmals in einer klassischen Siegerliste verewigt hat, verabschiedete sich mit Grandezza in die Zucht:
Nach 136 Engagements, von denen sie 23 gewonnen hat, wird ihr Konto bei 2.590.359 Euro eingefroren, womit sie bei den Damen des monströsen „B“-Jahrgangs jedoch nur die Nummer zwei hinter Bélina Josselyn ist. Die ebenfalls elfjährige Bahia Quesnot musste für solch ein „Adieu avec Brio“ passen: Nach 126 Starts beendete die Cornulier-Siegerin 2021 ihre Laufbahn mit Rang zwölf und 1.769.133 Euro auf der hohen Kante.
Prächtig hängte sich Alcoy rein, der bis zum letzten Meter vorbildlich kämpfte und die Vorjahrszweite Délia du Pommereux sowie den innen verhafteten Cokstile knapp in Schach hielt. Reichlich Luft war dann zu einem Quartett, aus dem sich Vitruvio vor Lokalmatadorin Elsa de Belfonds, Bleff Dipa und Dreammoko die kleinste Prämie einsteckte. Erst danach kam Zacon Gio ins Ziel, der auf den kleinen Bahnen mit den engen Kurven seiner Heimat wohl besser aufgehoben ist.
Mit 1:09,9 blieb Etonnant ein gutes Stück über dem gemeinsam von Bold Eagle (2018) und Readly Express (2019) gehaltenen 1:08,9-Rennrekord - doch das dürfte Richard Westerink und seinem Team ziemlich am Allerwertesten vorbeigegangen sein.
„Genial“, strahlte Barrier auf dem Weg zurück zum Winner Circle, „Etonnant ist ein echter Sieger-Typ, der nun von 1.609 bis 4.125 Meter über alle Distanzen gewonnen hat, und das heute über fast einen kompletten Kilometer mit der Nase im Wind.“
65. Grand Critérium de Vitesse de la Côte d’Azur (Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste & Stuten)
1609m Autostart, 200.000 Euro
1. Etonnant 09,9 Anthony Barrier 68
8j.br. Hengst von Timoko a.d. Migraine von Alligator
Be / Tr: Richard Westerink; Zü: Christian Guy Vigier
2. Vivid Wise As 09,9 Matthieu Abrivard 21
3. Billie de Montfort 10,0 Eric Raffin 190
4. Alcoy 10,1 Christophe Martens 130
5. Délia du Pommereux 10,1 David Thomain 80
6. Cokstile 10,2 Gabriele Gelormini 88
7. Vitruvio 10,6 Alessandro Gocciadoro 200
8. Elsa de Belfonds 10,6 Thomas Levesque 650
9. Bleff Dipa 10,7 Vincenzo-P. dell’Annunziata 930
10. Dreammoko 10,7 Wilhelm Paal 890
11. Zacon Gio 10,9 Roberto Vecchione 130
12. Bahia Quesnot 11,1 Junior Guelpa 410
Désir de Bannes dis.r. Nicolas Ensch 1160
Sieg: 68; Richter: sicher ½ - 1 - Hals - Kopf - ½ - 3 - Kopf - Hals; 13 liefen
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-03-13/0601/4