Jägersro, Samstag, 30. Oktober 2021. Über den Öresund nach Dänemark ging das mit 784.000 SEK dotierte Hauptereignis der V75-Serie. Das über 2.640 Meter führende C.L. Müller Memorial wurde eine überraschend leichte Beute von Steen Juuls Derby-Sieger 2020 Extreme, der sich zu einem extrem guten Traber entwickeln könnte. „Julemanden“ saß ausnahmsweise nicht selbst im Sulky des Chocolatier-Sohnes, sondern überließ die auf dem Papier nicht unbedingt leichte Aufgabe Thomas Uhrberg, seinem Mann für viele Fälle im Süden Schwedens.
Der nutzte die günstige Rampe „2“ zum trockenen Sprint an die Spitze, die ihm lediglich Remarkable Feet mal kurz streitig machte, jedoch im ersten Bogen hinter ihm einparkte. Dort kam Harper-Hanovers-Siegerin Wild Love aus dem Rhythmus und fiel ans Ende des Felds zurück. Führte zunächst Zarenne Fas die äußere Truppe an, so ließ Johan Untersteiner nach 500 Metern endlich den knapp auf den Favoritenschild gehobenen Dauerläufer Upstate Face vorbei und hatte direkt dahinter für den Italiener den idealen Verlauf - dachten wohl alle Rennsportliebhaber auf diesem Planeten.
Nicht so Untersteiner junior, der aus unerfindlichen Gründen seine erstklassige Ausgangslage nach der Hälfte des Weges aufgab, in dritter Spur angriff und fast selbstverständlich an Adrian Kolgjini nicht vorbeikam. Nach 800 Metern in dritter war, um mal ein geflügeltes Fußballer-Wort aus Giovanni Trappatonis Wutrede zum Leben zu erwecken, die „Flasche völlig leer“ bei dem Varenne-Sohn, der im Speed so manches Match zu seinen Gunsten umgebogen hatte. Dank des kolossalen taktischen Blackouts seines Chauffeurs schlich er als Achter um Lichtjahre hinter der vorderen Musik über die Linie.
Umso munterer präsentierte sich Extreme, bei dessen 1:11,2 für die finalen 500 Meter niemand auch nur annähernd mitkam. Born Unicorn rollte sich Mitte der Schlusskurve als Geschlagener in Galopp, und auch Upstate Face bekam die Last des äußeren Führungsspielers zu spüren. Ruckzuck schnellte das Danish Dynamite auf fünf, sechs Längen weg zum 19. Sieg aus 38 Versuchen, der ihm mit 400.000 SEK ein dickes Zubrot bescherte. Nur weil Uhrberg die Zügel bei seinem putzmunteren Partner am Ende gewaltig schleifen ließ, konnte sich Esprit Sisu aus dem dritten, nach Zarenne Fas‘ Attacke zweiten Paar außen bis auf drei Längen heran robben.
Man darf gespannt sein, was Juul mit diesem „wilden Typen“ (Originalton von Steens Tochter Camilla, die den Braunen betreut) in den kommenden Monaten vorhat. Mit 3.429.194 SEK Einkommen wäre der distanzunabhängige Hengst im Vincenner Winter-Meeting bestens unterzubringen…
„Ein fantastisches Gefühl, ihn in Händen zu haben. Er ist groß und stark, bewegt sich dabei federleicht. Wir kamen puppenleicht in Front, aber dann musste ich mich entscheiden. Natürlich - auf der ersten langsamen Runde konnte er reichlich Kräfte sparen, doch die letzten 1.200 Meter ging’s richtig zur Sache. Ich musste nicht mal die Ohrenwatte ziehen“, war Uhrberg ein bisschen perplex über die Vorstellung des Fünfjährigen.
C.L. Müllers Memorial - Gulddivisionen - (Gruppe II int.)
2640m Autostart, 784.000 SEK
1. Extreme 12,9 Thomas Uhrberg 48
5j.br. Hengst von Chocolatier a.d. Swiss Watch von From Above
Be: Stald Cosmopolitan, DK; Zü: Bjarke Thomsen, DK; Tr: Steen Juul
2. Esprit Sisu 13,1 Daniel Wäjersten 63
3. Upstate Face 13,2 Adrian Kolgjini 36
4. Remarkable Feet 13,5 Magnus Djuse 478
5. Wild Love 13,5g Kevin Oscarsson 146
6. Reckless 13,8 Björn Goop 554
7. Night Brodde 13,8 Conrad Lugauer 349
8. Zarenne Fas 14,5 Johan Untersteiner 61
9. Rajesh Face 14,5g Dante Kolgjini 673
Born Unicorn dis.r. Örjan Kihlström 43
Sieg: 48; Richter: überlegen 3 - 1 - 3½ - 1 - 3 - ½ Länge; 10 liefen (NS Coin Perdu, Blé du Gers / beide Halsinfektion)
Zw-Zeiten: 12,7/500m - 15,7/1000m - 13,7/2000m - 11,2/letzte 500m
Wert: 400.000 - 200.000 - 92.000 - 42.000 - 22.000 - 12.000 - 8.000 - 8.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=RBuUCcFs5-M
Erfolgreiche Lasbeker
Ganz knapp am 16. Volltreffer vorbei schrammte der mit Joakim Lövgren liierte Oscar L.A. in der die V75-Wette einleitenden, 1.640-Meter-Silverdivisionen, woran die Startplatzauslosung nicht ganz unschuldig war. An der „1“ fand der Nu-Pagadi-Sprössling Adde S.H. am schnellsten auf die Füße, während der Lasbeker Schwede, ohnehin noch nie ein Blitzstarter, wegen der „7“ den gesamten ersten Bogen in Spur drei verbrachte, bis er nach 500 Metern endlich an die Seite des Taktgebers durfte. Der hielt seinen Stiefel eisern durch, widerstand Oscars späten Avancen um Haupteslänge und strich 125.000 Kronen ein; Oscar L.A. bekam in zeitgleichen 1:10,8, mit denen er seine Bestmarke um 0,4 Sekunden verbesserte, 62.500 SK gutgeschrieben.
Sogar zwei schwedisch registrierte Ladys des norddeutschen Nobelgestüts waren in der Diamant-Stoet engagiert, von denen die bislang ausschließlich in Berlin-Mariendorf und Hamburg aktive Palmyra mit dem ungewohnten Bänderstart bestens zurecht-, aus der Todeslage neben Imperias Juliette jedoch nicht wegkam und mit dem kompletten Rückzug im Schlussbogen teuer für ihren Offensivgeist bezahlte. Dafür sprang die 20 Meter schlechter gestellte Stallkameradin Ovation L.A. in die Bresche, die zunächst im vierten Paar außen auszumachen war.
Für die Schlussrunde ergriff Joakim Lövgren mit der Muscle-Hill-Tochter die Initiative und blieb fortan an der ganz frischen Luft der dritten Spur. Trotz dieses mörderischen Pensums knackte sie die tapfere Tempomacherin, doch schien sie gegen die sich dazwischen klemmende Bluehill’s Wind den Kürzeren zu ziehen. Entschieden war noch nichts, als Johan Untersteiners Stute im Eifer des auch physisch ganz engen Gefechts 50 Meter vorm Ziel aus dem Takt geriet. Das bedeutete Ovation L.A.s neunten Treffer, die mit den 110.000 Kronen nun 432.233 Kronen reich ist.
22,5 Millionen Kronen aus den beiden nicht bedienten dritten Rängen vom vergangenen Samstag und Sonntag hievten den V75-Umsatz auf fast 115 Millionen. Drei mittelprächtige Ausreißer bescherten 159 Systemen mit 326.895 Kronen eine lohnende Rendite, wozu das elektronische Wettsystem Harry Boy sein gerüttelt‘ Maß beitrug.
V75-1 (Silver): Adde S.H. / Söen Boel 54
V75-2 (Klass II): Ture L.A. / Johan Untersteiner 24
V75-3 (Brons): Billi Time / Flemming Jensen 119
V75-4 (Diam-Sto): Ovation L.A. / Joakim Lövgren 130
V75-5 (Klass I): Parker / Erik Adielsson 27
V75-6 (Stayer): Hurricane Silas / Magnus Djuse 117
V75-7 (Guld): Extreme / Thomas Uhrberg 48
Umsatz V75: 114.648.216 SEK
1. Rang: 159,9 Systeme à 326.895 SEK
2. Rang: 1.337 SEK
3. Rang: 103 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.541.603 SEK
Den gelungenen Lasbeker Nachmittag rundete im abschließenden Rennen für dreijährige schwedische Ladys, die keine 75.000 Kronen verdient hatten, die Magnus Djuse anvertraute Rosima mit einem weiteren Ehrenplatz ab. Die Love-You-Tochter hätte sich ohne ihren Anfangsfehler, der sie rund 60 Meter kostete, sicherlich die durchweg führende Somethingroyal intensiv zur Brust nehmen können, die Björn Goop bombensicher zum zweiten Karriere-Sieg schaukelte. Zwei Längen dahinter erhielt Rosima für den in 1:16,3/2140m markierten Ehrenplatz 25.000 Kronen.