(nn) Wien-Krieau, Sonntag, 17. Oktober 2021. Wien rief zum im Vergleich zum Vorjahr um 5.000 auf 25.000 Euro aufgepepptenGraf-Kálmán-Hunyady-Gedenkrennen - und wenige kamen. Einst eine Aufgabe für Welt-Stars, in dessen Ehrenliste man Namen wie Permit (1952), Gélinotte (1957), Oscar RL (1965), Eileen Eden (1970), Gerhard Krügers Roquépine-Söhne Florestan (1974) und Granit (1976 & 1977), Queen L (1993), Opal Viking (2007 & 2008) findet, ist das an den 1901 verstorbenen ungarischen Edelmann und ersten Präsidenten des Wiener Trabrenn-Vereins erinnernde Memorial zwar noch immer Austrias bedeutendstes „International“, lockt aber echte Europa-Cracks schon lange nicht mehr in die Krieau.
Pech für den rührigen Veranstalter, dass auch noch Titelverteidiger Prosperous absagen musste. Und weil Catch me if you can, der gerade mal 25.765 Euro schwere einzige Vertreter der österreichischen Zucht, sowie Everest Védaquais am Start patzten und die 2.600 Meter lange Aufgabe mit rund 40 Meter unfreiwilliger Zulage begannen, andererseits Conrad Lugauer mit Night Brodde sofort aufs Ganze ging, fielen die Würfel sehr früh zugunsten des bei 15:10 gehandelten Favoriten.
Hinter dem sechsjährigen Hengst, der sich sein Rennen gern selbst gestaltet, reihten sich im Gänsemarsch Cashback Pellini, Avatar Vet, King of the World und die in zweiter Spur hängengebliebene und nach hinten beorderte Desirée Star ein. Nach einer halben Runde war Catch me if you can, nach einer kompletten Everest Védaquais wieder dran am Feld, dem Night Brodde drei Längen voraus einen 1:15er Marsch blies. Nach 1.500 Metern eröffnete Franz Konlechner mit Catch me if you can die äußere Reihe, und weil sich Henk Grift entschlossen ankoppelte, war Desirée Star plötzlich Laternenträgerin des kleinen Feldes.
Als Lugauer seinem Hengst an der letzten Ecke den Kopf halb freigab, stand die Konkurrenz sofort auf verlorenem Posten. Überlegen setzte sich der Schwede für des 47-jährigen eigene Kasse von Catch me if you can ab, der ihn ohne den anfänglichen Patzer sicher ein wenig ernsthafter hätte fordern können. Weil Desirée Star unterwegs zu weit ins Abseits manövriert worden war, nutzte der Oiseau-de-Feux-Tochter ihr fulminanter Endspurt nur, den gehörig einknickenden Cashback Pellini von Platz drei zu verdrängen.
„Ein Superrennen! Mein Hengst hat sich die ganze Zeit über toll angefühlt und war zu Beginn des letzten Bogens noch richtig kernig. Als ich zurückschaute und sah, wie alle anderen bereits an Grenzen stießen, war ich mir dort schon sehr siegessicher“, resümierte Lugauer. Längst nicht ausgefahren und bis ins Ziel gut bei Kopf gehalten, schrammte sein Schützling nur um eine Zehntelsekunde am Rennrekord vorbei: 1:13,8 hatten 2003 Time of Change und Gerhard Biendl benötigt - eine Marke, die Lugauer zehn Jahre später mit Freeman T Porter egalisiert hatte.
122. Graf-Kálmán-Hunyady-Gedenkrennen (int., frei für alle Drei- bis 14jähr.)
2600m Autostart, 25.000 Euro
1. Night Brodde 13,9 Conrad Lugauer 15
6j.br. Hengst von Up and Quick a.d. Nagajka von Viking Kronos
Be: Stall Pevero (Conrad Lugauer), SE; Zü: Brodda Stuteri & Stall Anderberg, SE; Tr: Conrad Lugauer
2. Catch me if you can 14,8g Franz Konlechner 141
3. Desirée Star 15,2 Stefan Hiendlmeier 69
4. Cashback Pellini 15,3 Gerhard Mayr 297
5. Avatar Vet 15,4 Cornelia Mayr 305
6. King of the World 15,5 Harald Sykora 445
7. Everest Védaquais 15,7g Henk Grift 44
Sieg: 15; Richter: überlegen Weile - 4 - 3 - 1 - 1½ - 2 Längen; 7 liefen (NS Prosperous)
Wert: 12.500 - 6.400 - 3.400 - 1.600 - 700 - 400 Euro
Videos und Zielfotos aller Rennen gibt es hier: https://www.krieau.at/index.php/renntage/renntag/ergebnisse?id=2718
Favoriten unter sich
Zwei weitere Zuchtrennen waren den Einheimischen vorbehalten. Nach Absage von Antonia O und Lady Cash As war im Theodor-Mautner-Markhof-Gedenkrennen für die Generation 2019 nur ein Quintett am Start, von dem nach 1.600 Meter Vier das Klassenziel erreichte. Durchweg an den Schalthebeln der Macht saß die von der „2“ ruckzuck von Franz Konlechner in Front beorderte Mon Bijou RS. Die Light-Kronos-Tochter musste sich als 18:10-Favoritin kein Bein ausreißen, um in 1:17,8 Hand an den 5.000 Euro schweren höchsten Scheck zu legen vor Gerhard Mayrs Power Conway, der für 22:10 drei Längen zurück seiner Rolle als Kronprinz vollauf gerecht wurde.
Spannender ging’s im Anton-Poschacher-Gedenkrennen für die Dreijährigen um 20.000 Euro zu, das gleichfalls komplett im Zeichen der beiden Gemeinten stand und nach 2.100 Metern erst mit den letzten Schritten entschieden war. Den besten Start erwischte Hubert Brandstätter mit Shining Star (3; 33:10) und verbannte, nachdem Mercedes Venus und Fortuna Venus hinter ihm eingeparkt waren, 13:10-Favorit Charmy Charly AS (2) in die Todeslage.
Als 800 Meter vorm Ziel die Ärmel richtig hochgekrempelt wurden, vermochte nur Mercedes Venus an den beiden Gemeinten dranzubleiben, bei denen ausgangs der Schlusskurve eine Vorentscheidung gegen Charmy Charly AS gefallen schien. Roberto Vecchione ließ den Wallach aus Zucht und Besitz von Alfons Müller und Sabine Jackson aber nur noch mal Luft holen für einen Schlussangriff, der es in sich hatte. Rasch schmolz Shining Stars bequemer Vorsprung dahin, „Charly“ kämpfte wie ein Löwe, kam mit jedem Schritt näher und verpasste die 10.000 Euro für Platz eins nur um Haupteslänge, die in zeitgleichen 1:14,9 an den von Wishing Stone gezeugten Shining Star gingen.
Rund zehn Längen dahinter hielt die von Carsten Milek gesteuerte Mercedes Venus mit letzter Kraft ihre Zuchtgefährtin Fortuna Venus (beide von Light Kronos; je 1:15,9) für „Bronze“ um eine halbe Länge auf Distanz.