Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 28. August 2022. Unterschiedlicher hätten die Reaktionen der ersten Beiden nach dem Dansk Trav-Derby nicht ausfallen können.
„Wir haben viele bedeutende Rennen gewonnen, aber das ist mit Abstand mein größter Coup“, strahlte Bo Westergaard. Jeppe Juel hingegen seufzte: „Wenn ich mit diesem Pferd das Derby nicht gewinne, dann gewinn ich’s nie.“ Dieses Pferd - das war Garfield, bis Sonntag kurz nach 17.00 Uhr der Primus der dänischen Generation „G“.
Der SJ’s-Caviar-Sprössling hatte 13 seiner 15 Starts gewonnen, darunter das Trav Kriterium, den Jydsk 3-årings Grand Prix sowie das Grand Circle 3-års Championat, mithin alle Riesen des Vorjahrs, und war erst einmal reell bezwungen worden. Kein Wunder, dass ihm das Publikum bei 17:10 nahezu uneingeschränkt vertraute, zumal Startrampe „4“ verlockend günstig war.
Allerdings war sein Runner-up am Toto ebenfalls nicht von schlechten Eltern, hatte die Pflicht vor der Kür, seinen der vier Vorläufe vor 16 Tagen, in der mit Abstand schnellsten Zeit erledigt. Eben dieser Get a Wish schoss von der „5“ los wie ein Torpedo, schnappte sich vor den ebenfalls hurtig auf die Beine findenden Galliano Peak (6) und Karin Walter-Mommerts Goop die Spitze und setzte damit Juel unter Zugzwang.
Der entschied sich gegen einen frühen Kampf auf Biegen und Brechen, zumal Westergaards Körpersprache verriet, dass er den Platz an der Sonne nicht freiwillig räumen würde. Und so stiefelte der Favorit bei flauer Fahrt - der erste Kilometer wurde in 1:17,0 abgewickelt - brav durch die Todesspur und hatte in Gasolin, Gunpowder, Gautut Gardenia, Gianluca und Grady Boom Bay willige Gefolgsleute.
Schwung in das dahin zuckelnde Feld kam erst 800 Meter vorm Ziel, als Jeppe Rask die Bummelei satt hatte und mit Gautut Gardenia Spur drei eröffnete. Richtig voran kam der Racer-Bourbon-Sohn dort nie bei schlagartig auf 1:11 anziehender Fahrt, die das kompakte Feld rasch in seine Einzelteile zerlegte.
Dem noch sehr prominent wirkenden Get a Wish vermochten nur Garfield und Gasolin halbwegs auf den Fersen zu bleiben, während Vorlauf-Sieger Galliano Peak erhebliche Probleme bekam und für Goop im Schlussbogen einen kleinen Prellbock darstellte, bis er sich 250 Meter vorm Ziel im Galopp verabschiedete.
Abschied nehmen hieß es auch für Juel vom Traum des ersten Derby-Siegs. Es nutzte nichts, Garfield noch mal im Windschatten des unerbittlich davon dampfenden Get a Wish Luft schnappen zu lassen. Der Wishing-Stone-Sohn zog „volle Kanne“ durch und kanzelte den Favoriten um satte vier Längen ab. Der hatte seinerseits Gasolin (von Ens Snapshot) bestens im Griff, der in der Schlusskurve noch mehr auf der Pfanne zu haben schien.
Nichts zu ernten gab’s für Goop, der auf Platz zehn eintrudelte. Trotz der Bummelei kam mit 1:14,2 eine ansehnliche Siegzeit heraus, wofür ein letzter Kilometer in 1:11 verantwortlich war. Zügiger hatten sich lediglich Winston Sisa (2015; 1:13,3), Festival of Speed (2021; 1:13,9) und Bvlgari Peak (2017; 1:14,1) mit dem ältesten Blauen Band Nordeuropas geschmückt.
„Für so ein Ding arbeiten wir alle im Stall tagein, tagaus hart. Ich hatte das Gefühl, dass er in perfekter Verfassung sei und setzte alles auf sein Lieblingsrennen an der Spitze. Es passte perfekt in den Plan, dass es Jeppe nicht auf ein bedingungsloses frühes Kräftemessen ankommen ließ. Er fühlte sich über den gesamten Weg wach und aufmerksam an."
"Seit ich in meiner Jugend bei Flemming Jensen in die Lehre ging, hab ich vom Derby-Sieg geträumt. Nun ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Wir haben den kleinen Kerl als Jährling gekauft. Seine Mutter ist bei seiner Geburt eingegangen - er war ihr erstes Fohlen -, so dass er als Flaschenkind aufgewachsen ist. Was für eine schöne Geschichte“, war der in Aalborg beheimatete Westergaard (43) überglücklich, der derzeit 88 Traber auf der Trainingsliste stehen hat und häufig in Norwegen zu Gast ist.
Dansk Trav Derby - Finale - (Gruppe I nat., Vierjährige)
3000m Autostart, 1.250.000 DKR
1. Get a Wish* 14,2 Bo Westergaard 39
4j.br. Hengst von Wishing Stone a.d. Amanda Vang von Lindy Lane
Be: Stall My Little Pony.; Zü: Dorthe Christensen ApS; Tr: Bo Westergaard
2. Garfield* 14,5 Jeppe Juel 17
3. Gasolin* 14,6 Steen Juul 67
4. Gianluca 14,7 Bent Svendsen 2197
5. Gunpowder 14,8 Rene Jonassen 480
6. Great Friction 15,0 Mads Hviid 535
7. Gibson 15,0 Ken Ecce 705
8. Gautut Gardenia 15,0 Jeppe Rask 174
9. Grady Boom Bay 15,1 Knud Mönster 979
10. Goop 15,3 Michael Nimczyk 379
11. Gandhi 15,3 Flemming Jensen 467
Galliano Peak* dis.r. Birger Jörgensen 305
*Vorlaufsieger am 12. August über 2.500 Meter
Sieg: 39; Richter: überlegen 3½ - 2 - 2 - 2 - 2 - ½ - ½ Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 16,4/500m - 17,0/1000m
Wert: 909.000 (statt 606.000) - 454.500 (303.000) - 217.500 (145.000) - 108.750 (72.500) - 48.500 - 37.000 - 19.000 - 19.000 DKR
Gefettet: Bei diesen Pferden erhöht sich der Rennpreis um 50 Prozent, da sie für die Præmiechancen nominiert sind.
Im Walther Kaiser-Hansens Mindeslöb für Dreijährige behielt der Lasbeker Schampus seine weiße Weste. An der „5“ fackelte Josef Franzl mit dem mit drei Versuchen unerfahrensten der elf Streiter nicht lange und schwang sofort vor Herbie Peak (4) den Taktstock. Der sollte sich nach 2.000 Metern als härtester Widersacher entpuppen, stellte er doch den Propulsion-Sohn zum Kampf und unterlag nur um eine Nüsternbreite.
Franzl war über seinen ersten Treffer in Lunden hochzufrieden: „Es macht immer Spaß zu gewinnen. Ich denke, Schampus steht vor einer großen Zukunft. Heute musste er bis zur Linie alles geben und hat bewiesen, dass er auch kämpfen kann.“
Für die 1:13,2-Vorstellung - Rekord um 0,5 Sekunden verbessert - wurden dem mächtigen Braunen, der sich im Vorjahr die Breeders Crown und heuer das Kriterium der Dreijährigen eingeklinkt hat, 75.000 DKR (10.090 Euro) gutgeschrieben. Der Totalisator belohnte den vierten Sieg mit 1,7-fachen Odds.
Gespannt sein darf man auch auf den weiteren Arbeitsweg Edwards, der den Derby-Stayeren von der 2.950-Meter-Grundmarke Start-Ziel beherrschte und für den 16. Sieg 75.000 Kronen erhielt, die sein Konto auf 274.000 DKR brachten. Mit 24 Auftritten ist der sechsjährige Love-You-Fuchs mit der breiten Blesse noch nicht sonderlich viel beschäftigt gewesen. Im Sulky des für 29:10 zuschlagenden 1:14,9-Siegers saß Rene Kjær.
V75-1 (-): Giantissimo / Birger Jörgensen 34
V75-2 (Derby-Tr.): Golden Stone / Morten Friis 155
V75-3 (Sprint): Heart of Steel / Peter Untersteiner 45
V75-4 (3jähr.): Schampus / Josef Franzl 17
V75-5 (Stayer): Edward / Rene Kjær 29
V75-6 (Derby): Get a Wish / Bo Westergaard 39
V75-7 (-): Elegant C N / Bo Westergaard 29
Umsatz V75: 16.776.249 SEK
1. Rang: 468 Systeme à 9.319 SEK
2. Rang: 116 SEK
3. Rang: 17 SEK
Umsatz Top-7 (Stayer): 390.144 SEK