Vincennes, Freitag, 25. März 2022. Um 18.20 Uhr hatte das knapp dreiwöchige Warten, dass sich die Tore von Vincennes wieder öffnen mögen, ein Ende. Mit dem von Fiesta de Froulay und Arnaud Desmottes im Speed gewonnenen Prix Maia für ältere einheimische Stuten, die keine 235.000 Euro verdient haben durften, begann das bis zum 1. Juli währende, 35 Renntage umfassende Frühjahrsmeeting, das zum Anfüttern zwei Halbklassiker um je 120.000 Euro parat hielt.
Die Prix Félicien Gauvreau und Ali Hawas richteten sich an dreijährige Sattelspezialisten oder solche, die es noch werden wollen, und zeitigten, was die Siegvergabe betrifft, das gleiche Resultat wie am 17. Februar, als sich die Generation 2019 erstmals auf Gruppe-III-Ebene vorgestellt hatte. Das war bei dem jungen, unerfahrenen Gemüse nicht unbedingt zu erwarten. Einziger kleiner Unterschied: Im Sattel Jaspers Turgots saß nun wieder David Thomain anstelle Eric Raffins.
Mit dem Koréan-Sohn scheint Franck Anne, der Mann hinter Nouba Turgot, Vanika du Ruel und Akim du Cap Vert, nach längerer Abstinenz mal wieder ein Pferd für dieses Niveau im Stall zu haben. Der stramm auf den 1.000. Trainer-Sieg zumarschierende 47-jährige - dies war Nummer 990 - hatte für den erfahrensten der neun Kombattanten Ende Januar die goldrichtige Idee, als er ihm nach zwölf gefahrenen Versuchen, bei denen ihm kein Volltreffer gelungen war, für den Prix de Cholet erstmals einen Rennsattel auflegen ließ.
Der Erfolg war frappierend: Dem Ehrenplatz folgte an besagtem 17. Februar der Sieg im Prix Edouard Marcillac, wobei ihm Jolly Roger den Gefallen getan hatte, sich im Galopp aus der Verantwortung zu stehlen. Dies Missgeschick widerfuhr dem ausschließlich unterm Sattel eingesetzten Vertreter der Ecurie Hunter Valley erneut nach 150 Metern, womit er sich letztlich in schlechter Gesellschaft befand: Juby de Bailly nach einem Kilometer sowie Joker Batman, der bereits wie Jelyson am Start gerumpelt hatte, und Jasper des Prés im Schlussbogen sollten ihn am Sünderturm besuchen.
Thomain indes servierte dem großrahmigen Jaspers Turgot ein Traumrennen im Windschatten des armen Schluckers Jewel, der den Kommandostab nach Juby de Baillys Patzer unblutig zurückerhielt, blieb ruhig sitzen, als Jackpot du Choquel zu Beginn der letzten Kurve den Leader auf Herz und Nieren zu prüfen begann. Der quittierte diese Herausforderung mit dem totalen Rückzug.
Der letzte Akt ging eindeutig an den Hengst der Familie Hoste: Leicht und locker klinkte sich Jaspers aus dem Windschatten auch den zweiten Halbklassiker ein, hat nun „lifetime“ 133.000 Euro und die Qualifikation für den Prix d’Essai, das klassische Trabreiten für die Dreijährigen um 200.000 Euro am 26. Juni, in der Tasche und kann sich mit breiter Brust am 14. Mai in Caen den Prix Pierre Gamare zu Gemüte führen. Sieben Längen hinter dem „Jackpot“ holte sich Jubilé Prior Platz drei.
Franck Anne, für den dies der 56. Gruppe-Erfolg als Trainer war (6 der Kategorie I, 35 der Gruppe II und 15 auf Level III), hofft, dass „Jaspers Turgot so prima bei der Stange bleibt wie momentan. Im Fahren war die Konkurrenz zu hart für ihn, so hab ich ihn kurzerhand aufs Monté umgestellt - mit verblüffendem Erfolg. Im Moment hab ich nur 20 Traber für den Rennbetrieb; er ist der einzige, der auf hohem Niveau mitmischen kann. Er trägt noch rundum normalen Beschlag. Ich glaube, wenn wir ihm die Eisen abnehmen dürfen, gibt’s noch einen Leistungsschub.“
Prix Félicien Gauvreau - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2200m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Jaspers Turgot 14,7 David Thomain 44
3j. Fuchshengst von Koréan a.d. Beauty Charme von Password
Be / Zü: Emilien Hoste Tr: Franck Anne
2. Jackpot du Choquel 14,8 Paul-Philippe Ploquin 390
3. Jubilé Prior 15,6 Aurélien Desmarres 51
4. Jewel 15,9 Benjamin Rochard 300
5. Jelyson 16,8g Yoann Lebourgeois 180
Joker Batman dis.r. Damien Bonne 63
Jasper des Prés dis.r. Guillaume Martin 210
Juby de Bailly dis.r. Mathieu Mottier 320
Jolly Roger dis.r. Adrien Lamy 24
Sieg: 44; Richter: leicht 2 - 7 - 4 - 9 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 14,1/1200m - 14,5/1700m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 (- 2.400 - 1.200) Euro
Ebenfalls vier Ausfälle standen unter Strich bei den zwölf Stuten, die sich eine Stunde später im letzten Rennen der Abendkarte im Prix Ali Hawas, mit dem des in Tunesien geborenen, 2004 im Alter von 70 Jahren verstorbenen legendären Besitzers und Trainers gedacht wird, maßen, wobei es jedoch bis auf die bei ihren zwei Auftritten noch unbezwungene Jamaïca ausschließlich Außenseiterinnen erwischte.
Der Rennfilm lief quasi als Kopie von jenem der Herren der Schöpfung auch, denn auch Java de Faël trat die rasch eroberte Spitze an Jamaïca ab, noch bevor es vor die Tribüne ging, und erbte sie von der eingangs der Überseite wegen schlechter Aktion ausgemusterten Booster-Winner-Tochter. Zu jenem Zeitpunkt gedachte sich Paul-Philippe Ploquin mit der blendend eingetretenen Favoritin von dritter Stelle gerade auf den Vormarsch zu machen, änderte die Strategie blitzschnell und hielt sein Pulver noch ein Weilchen im Windschatten trocken. Erst als Jipsy du Noyer aufrückte, dirigierte er Junon du Léard nach außen.
Die Briac-Dark-Tochter, bislang exklusiv im Monté auf Arbeit, machte ebenfalls kurzen, wenn auch nicht ganz so frappanten Prozess wie Jaspers Turgot, kreuzte beim sechsten Versuch zum fünften Mal als Beste die Linie und hat nun 131.550 Euro auf der hohen Kante. Mit Ach und Krach zog sich Jipsy du Noyer um eine halbe Länge an Java de Faël vorbei.
Das Ziel hätte jedoch keinen Meter weiter stehen dürfen, denn das Pferd der finalen 150 Meter war eindeutig Joyeuse. Das Familienmitglied der Mottiers - Züchterin und Besitzerin ist Danielle Mottier, Reiter und Trainer ihr Sohn Mathieu - machte auf jenem Abschnitt rund 30 Meter wett und verpasste den Ehrenplatz lediglich um einen „Kopf“. Reichlich Platz hinter diesem um Rang zwei bis vier balgenden Trio war zu Julia de la Noé.
Rundum zufrieden war Ploquin jedoch nicht: „Vor der Tribüne wollte ich eigentlich in Deckung bleiben, doch sie wurde ein wenig unwirsch, so dass ich dort schon mal nach außen gehen musste. Bergauf war’s ein wenig besser, aber im Schlussbogen dachte ich, wir würden diese Partie nicht nach Hause bringen. Irgendetwas stimmte mit ihr heute nicht. Dann hat sie nochmal tief Luft geholt. Überzeugt hat sie mich heute lediglich durch ihren rasanten und dabei bombensicheren Start. Ich hoffe, es war nur eine minimale Unpässlichkeit, denn ansonsten hat Alex mit ihr eine exquisite Monté-Lady im Stall.“
Prix Ali Hawas - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Junon du Léard 13,8 Paul-Philippe Ploquin 16
3j.br. Stute von Briac Dark a.d. Bali du Léard von Gazouillis
Be / Tr: Alexis Grimault; Zü: Gérard Maurice Nicolas
2. Jipsy du Noyer 14,0 Alexandre Abrivard 76
3. Joyeuse 14,0 Mathieu Mottier 54
4. Java de Faël 14,0 David Thomain 280
5. Julia de la Noé 15,0 Eric Raffin 270
6. Jusquiame 15,8 Damien Bonne 500
7. Joya Dia 16,1 Guillaume Lenain 1100
8. Javanette 19,0 Delphine Beaufils-Ernault 810
Jade Or l’Espoir dis.r. Louis Jublot 1160
Joséfine de Bailly dis.r. Guillaume Martin 490
Jamaïca dis.r. Benjamin Rochard 120
Judy Blue Eyes dis.r. Adrien Lamy 440
Sieg: 16; Richter: leicht 2 - Kopf - ½ - 10 - 8 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 13,4/1200m - 13,4/1700m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro