(nn) East Rutherford / New Jersey, Samstag, 7. August 2021. 16 Rennen, Rennpreise von 3.664.800 Dollar (rund 60.000 Dollar weniger als 2020) - Nordamerika feierte den bedeutendsten Renntag des Geschirrsports rund um das legendäre Hambletonian wie seit Jahrzehnten üblich auf The Big M mit allem, was dazugehört.
Unverwüstlich auf Moni Makers Spuren
Zum x-ten Mal Historisches gelang im John Cashman Memorial, dem früheren Nat Ray Trot für die etwas älteren trabenden Geldschränke, Manchego, die sich in den vergangenen vier Jahren ohnehin höchst nachdrücklich in den Annalen der Traber-Geschichtsbücher verewigt hat. 21 Jahre nach Moni Maker - auch sie eine Takter-Stute - brachte sie den legendären Klassiker erst zum zweiten Mal fürs schwache Geschlecht unter Dach und Fach nach einem so mitreißenden wie nervenzerfetzenden Finish, in dem zwischen ihr und dem Elften und zugleich Letzten Reign of Honor gerade mal sieben Längen lagen.
Die als Jährling für 120.000 Dollar versteigerte Muscle-Hill-Tochter, die zwei- und dreijährig ihre unzählige Meriten noch unter und für Jimmy Takter gesammelt hatte, machte nach dessen freiwilligem Rückzug unter den Fittichen von dessen Tochter Nancy genauso schwungvoll weiter. Die vierfache Weltrekordlerin und mehrmalige Gewinnerin des Dan Patch Award musste allerdings beim 63. Versuch an ihre Grenzen und darüber hinaus gehen, bis ihr 39. Sieg nach Auswertung der Zielfotografie feststand.
„Ich dachte bei den Wiederholungen auch in Zeitlupe, dass sie es bestenfalls zum ‚dead heat‘ (totes Rennen) geschafft hätte. Aber auch wenn sie nur einen Wimpernschlag eher an der Linie war als Beads - hey, warum nicht?“ feixte ein überglücklicher Barry Guariglia, der es als eine seiner weisesten Entscheidungen bezeichnete, auf Nancy Takter gehört zu haben: „Im Januar rief sie an und fragte, was dagegen spräche, mit Manchego noch eine Rennsaison ranzuhängen. Sie fühle sich pudelwohl und kein bisschen rennmüde. Eigentlich war nach den Triumphen in Breeder’s Crown (31. Oktober) und TVG Open (21. November) beschlossene Sache, dass wir sie in die Zucht nehmen wollten. Gut, dass ich auf Nancy gehört habe!“
Eine der Kernfragen war, wie Beads vom Start kommen würde, der ebenso laufgewaltige wie knifflige Schützling Per Engbloms, der sich im Vorjahr immens viel durch Galoppaden vermasselt und dennoch bei seinen fünf Siegen aus 15 Versuchen 249.383 Dollar eingesammelt hatte. Über Winter scheint der Archangel-Sohn sich und in Dave Miller seinen Meister an den Leinen gefunden zu haben. Zwar noch immer nicht lammfromm, war er heuer sehr viel konstanter unterwegs, hatte vier von sieben Rennen samt 276.250 Dollar auf seine Seite gebracht - und erneut mit der „9“ eine schwierige Nummer zugelost bekommen.
Das Starten weit draußen ein bisschen entfernt vom dichten Getümmel scheint dem Vierjährigen jedoch sehr zu liegen. Miller scheuchte ihn los, als hätte es nie irgendwelche Fragen bezüglich Trabsicherheit gegeben, kreuzte noch im ersten Bogen mit Manchego (3) „huckepack“ an der Flanke des sich gegen Reign of Honor auf den Regiestuhl schwingenden Gangster Hanover auf und löste diesen nach 500 Metern ab. Schon wurde für Manchego aus dem Traum- ein Alptraum-Rennen. Gut, wenn man wie die Sechsjährige über mehrere Gänge verfügt.
Dexter Dunn schaltete eine Stufe höher, rauschte am erklärten Gegner vorbei, noch ehe der Halbmeilen-Pfosten erreicht war, und bekam in Trainingsgefährte Ready for Moni, einem Enkel der Moni Maker, einen ihr zumindest halbwegs freundlich gesinnten Begleiter. Dem Ready-Cash-Sohn saßen Lindy the Great und Forbidden Trade im Nacken. Zu Beginn der Zielgeraden schien Ready for Moni den Spieß umdrehen und die Stute überrollen zu können. Die zeigte den Kerlen jedoch, aus welch ultrahartem Holz sie geschnitzt ist.
Unter dezenten Hilfen Dunns legte sie Schippchen um Schippchen drauf, wich dabei jedoch etwas von der geraden Linie ab und öffnete die Innenspur. Diese Einladung ließ Dave Miller nicht verstreichen. Wuchtig stieß er mit Beads hinein, der 100 Meter vorm rettenden Ufer den Kopf um etwa eben diesen Vorteil in Front hatte. Und wieder konterte Manchego, raufte sich Zentimeter um Zentimeter heran und hatte im Ziel die Nase gleichauf - Guariglia war nicht der einzige, der ein totes Rennen vermutete.
Selbst Dunn war sich unsicher: „Ich dachte, Beads hätte uns genau auf der Linie festgenagelt, und war umso glücklicher, als ich unsere Nummer aufleuchten sah. Dass es heute nicht so einfach werden würde, spürte ich rund 400 Meter vorm Ziel, als sie auf meine Aufforderung nicht mit dem üblichen Kick reagierte. Dafür hat sie heute ihre ganze kämpferische Klasse ausgepackt. Ich bin stolz, sie fahren zu dürfen“, sprudelte es aus dem Champion von The Meadowlands heraus.
Bei 3.285.161 Dollar ist Manchego mittlerweile angelangt, davon 427.146 in diesem Jahr. In dieser Verfassung wird’s mit dem Gelddrucken noch ein Weilchen weitergehen - „aber nach diesem Kraftakt hat sie erst mal eine kleine Pause verdient“, gestand ihr Guariglia zu.
John Cashman Memorial (ehemals Nat Ray Trot) (ältere Traber)
1609m Autostart, 269.750 USD
1. Manchego 08,7 Dexter Dunn 14
6j.dklbr. Stute von Muscle Hill a.d. Secret Magic v. Cantab Hall
Be: Black Horse Racing(Barry Guariglia); Zü: Brittany Farms; Tr: Nancy Takter
2. Beads 08,7 David Miller 92
3. Lindy the Great 08,7 Andy Miller 110
4. Gangster Hanover 08,9 Scott Zeron 564
5. Ready for Moni 08,9 Tim Tetrick 58
6. Majestic Player 09,1 Todd McCarthy 553
7. Back of the Neck 09,1 Åke Svanstedt 984
8. Crystal Fashion 09,2 Brian Sears 841
9. Play Trix on me 09,2 Joe Bongiorno 848
10. Forbidden Trade 09,2 Daniel Dube 135
11. Reign of Honor 09,6 Yannick Gingras 881
Sieg: 14; Richter: Kampf k.Kopf - ½ - ¼ - ½ - 1½ - ¼ - ¾ - Kopf - ¾ - 2¼ Längen; 11 liefen
Wert: 134.875 - 67.438 - 32.370 - 21.580 - 13.488 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=MmkgVf7wa08
Atlanta im 1:08,9-Schongang
Wesentlich undramatischer klinkte sich die ebenfalls 2015 geborene Atlanta das Dr. John Steele Memorial für die älteren Stuten ein. Mit der ihr 56. Match bestreitenden 2018er Hambletonian-Siegerin, die am 7. November 2016 in Harrisburg für 60 „Mille“ im Nachhinein ein echtes Schnäppchen war, ließ es Yannick Gingras vergleichsweise ruhig angehen. Die „grüne Hornisse“ sah interessiert zu, wie sich die früh zurückgenommene Felicity Shagwell, Hypnotic Am und When Dovescry um die Führung balgten, die ausgangs des ersten „turn“ an When Dovescry fiel. Gingras postierte die Chapter-Seven-Tochter an vierter Stelle und wartete bis zur Halbmeilen-Marke mit dem Wechsel in die Todeslage.
Erst ausgangs des Schlussbogens setzte er der Titelverteidigerin energisch die Daumenschrauben an und hatte blitzschnell nicht nur sie, sondern auch den Rest im eisernen Würgegriff. Leichtfüßig brauste Atlanta ihrem 28. Sieg entgegen - dem dritten aus fünf Engagements in dieser Saison -, mit dem nun auch sie wie Manchego mehr als drei Millionen Dollar ihr eigen nennt. Fast vier Längen zurück schälte sich vom dicht an dicht anschlagenden Rest die von Åke Svanstedt weit nach außen lancierte Schwedin Felicity Shagwell als Zweitbeste heraus, wogegen der arg gerupften When Dovescry nur die kleinste Prämie blieb.
„Sie war ja immer gut - bis auf die letzte Woche in einem Lauf des Miss Versatility Trot, wo ich den gewohnten Biss vermisst habe und sie When Dovescry unterlag. Burkes Brigade hat in diesen sieben Tagen einen tollen Job gemacht, ein paar Kleinigkeiten abgestellt - und schon war sie wieder die Atlanta, die ich in Spitzenform kenne“, schwärmte Gingras.
Dr. John Steele Memorial (Stuten aller Altersklassen)
1609m Autostart, 187.400 USD
1. Atlanta 08,9 Yannick Gingras 17
6j.br. Stute von Chapter Seven a.d. Hemi Blue Chip von Cantab Hall
Be: Crawford Farms, Bradley Grant & Howard Taylor; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Ronald Burke
2. Felicity Shagwell 09,4 Åke Svanstedt 446
3. Next Level Stuff 09,4 Tim Tetrick 188
4. Hypnotic Am 09,4 Brian Sears 50
5. When Dovescry 09,5 David Miller 33
6. Sorella 09,5 Dexter Dunn 296
7. Morairtime 09,9 Jack Parker jr 706
Sieg: 17; Richter: überlegen 3¾ - ½ - ¼ - ¼ - ½ - 3 Längen; 7 liefen
Wert: 93.700 - 46.850 - 22.488 - 14.992 - 9.370 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=5YzHsR5wQEo
Nichts zu deuteln …
…gab’s bei den „Jugendspielen“ der Ladys an der Vormachtstellung von Venerable, die, ohnehin die Reichste des Zehner-Packs, auch die vierte Prüfung mit einem Besuch bei den Honoratioren beendete. Insgesamt machten die zweijährigen „Fillies“ ihre Sache im James Doherty Memorial, dem einstigen Merrie Annabelle Trot, vom Start bis ins Ziel ihre Sache wie echte Profis. Das ging mit dem harschen Dreikampf umdie Spitze, den Mon Cheval von der „9“ mit viel Aufwand gegen Valentina Blu (3) und Raised by Lindy (2) erst ausgangs der zweiten Kurve zu seinen Gunsten entschied.
Viel weniger eilig hatten es zu Beginn die dafür bald in zweiter Spur zügig aufrückenden Joviality, Venerable und Jiggy Jog. Kaum hatte sich die in Schweden geborene Joviality auf den Regiestuhl gesetzt, kam Venerable als Ablösung angestiefelt, übernahm kurz nach der Halbmeilen-Marke und wurde sofort von Jiggy Jog unter Druck gesetzt. Dem widerstand sie im Stil einer echten Championesse. Dave Miller brauchte kaum einen Finger zu rühren, um mit der Walner-Tochter die üppige Börse fix zu machen, mit der sie nun bei 288.425 Dollar Gage in ihrer ersten Rennsaison angelangt ist.
Erworben hat sie die Besitzergemeinschaft um David McDuffee und Melvin Hartman bei den Lexington Sales 2020 für 210.000 „Greenbacks“. Dass Trainer Nifty Norman den Vorlauf vor einer Woche für seine Primadonna ausgelassen hat, was nach den nordamerikanischen Regeln bei entsprechender Anzahl von Startern möglich ist, ist seiner Primadonna also ausgesprochen gut bekommen. Zwei Längen zurück holte sich die Riesenaußenseiterin Brickhouse Babe, im Schlussbogen in vierter Linie auf Arbeit, mit feinem Durchzug Platz zwei vor der unterwegs an der Inennkante ebenso unsichtbaren Delilah Hanover, deren große Schwester Darlene im Vorjahr triumphiert hatte. Joviality, Siegerin des einzigen Vorlaufs, blieb knapp abgefangen Platz vier.
James „Jim” Doherty Memorial (Merrie Annabelle Trot) (zweij. Stuten)
1609m Autostart, 326.850 USD
1. Venerable 09,6 David Miller 17
2j.dklbr. Stute von Walner a.d. Jolene Jolene von Muscle Hill
Be: David McDuffee, Melvin Hartman & oth.; Zü: Maumee River Stables, Black Creek Farm & oth.; Tr: Richard Norman
2. Brickhouse Babe 09,9 Mark Macdonald 959
3. Delilah Hanover 10,1 Todd McCarthy 521
4. Joviality* 10,1 Brian Sears 30
5. Valentina Blu 10,2 Andrew McCarthy 247
6. Raised by Lindy 10,4 Scott Zeron 647
7. Peyton Hanover 10,5 Tim Tetrick 712
8. Jiggy Jog 10,6 Yannick Gingras 109
9. Mon Cheval 11,0 Dexter Dunn 88
10. Riding High 17,2g Joe Bongiorno 1271
*Vorlaufsiegerin
Sieg: 20; Richter: leicht 2¼ - 1¾ - ½ - 1 - ¾ - ¾ - ¾ Länge; 10 liefen
Wert: 163.425 - 81.713 - 39.222 - 26.148 - 16.343 USD
Trainer: Norman – Schnittker – Norman – Melander – Alagna
Väter: Walner – Walner – Muscle Hill – Chapter Seven – Chapter Seven
Video: https://www.youtube.com/watch?v=U10eQwjRh9E
Der König hält zum fünften Mal Hof
Wie bei den zweijährigen Stuten entpuppte sich im Pendant fürs starke Geschlecht, dem dem jung verstorbenen Peter Haughton gewidmeten Memorial, King of the North als echter Champion. Der ebenfalls aus dem ersten Jahrgang Walners stammende Schützling Ray Schnittkers hatte sogar vier Siege aus vier Versuchen auf der Karte, musste jedoch als Schnellster wie Reichster des 2019er Crops weit mehr als die „Königin“ kratzen und beißen, bis die bei 15:10 erwartete „Nummer fünf“ samt der dazugehörigen Gage von 146.725 USD unter Dach und Fach war.
Vielleicht ließ es Mark Macdonald mit dem mit Hobbles ausstaffierten Dunkelbraunen etwas zu geruhsam angehen. Während sich Temporal Hanover (9), Global Pandemic (6) und Robertsin (1) ums Kommando balgten, verschwand der König des Nordens erst mal im Hintertreffen. Diese ausgesprochen günstige Konstellation nutzte George Brennan mit Robertsin entschlossen und scheuchte den Vorlaufsieger nach 500 Metern pfeilschnell von dritter Stelle nach vorn. Wesentlich besserte sich die Lage für King of the North auch weiterhin nicht.
Derweil Robertsin munter vorneweg sprudelte, lag er hinter Letsdoit und Fast as the Wind erst an dritter äußerer Stelle und hatte auf den deutlich voraus auf die Zielgerade biegenden Tempomacher rund sechs Längen Rückstand und die vierte Linie gegen sich. Der Mut Robertsins wurde nicht belohnt. Er schwächelte und kam als Sechster sogar ohne eine Cent in den heimischen Stall zurück.
Ganz anders King of the North, dem das eigentlich Unmögliche gelang. Mit eisernem Willen machte er weit außen Meter um Meter wett. 50 Meter vorm Ziel neigte sich die Waage allmählich zu seinen Gunsten - bis Scott Zeron für Classic Hill eine Lücke erspähte, wie ein Falke hineinstieß und nach den Lorbeeren zu greifen schien. Auch diese letzte Herausforderung wehrte der König ab und hatte zudem Glück, dass Dave Miller mit Temporal Hanover hinter Robertsin mit vollen Händen rettungslos festsaß.
Peter Haughton Memorial (zweij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 293.450 USD
1. King of the North* 10,7 Mark Macdonald 15
2j.dklbr. Hengst von Walner a.d. Check me out von Donato Hanover
Be: Schnittker Ward, Steven Arnold & oth.; Zü: Steve Jones & Ray Schnittker; Tr: Raymond Schnittker
2. Classic Hill 10,7 Scott Zeron 244
3. Fast as the Wind 10,9 Dexter Dunn 123
4. S I P 11,0 Yannick Gingras 550
5. Looks like Moni 11,2 Tim Tetrick 709
6. Robertsin* 11,2 George Brennan 68
7. B A Superhero 11,3 Andrew McCarthy 1055
8. Letsdoit 11,3 Brian Sears 76
9. Temporal Hanover 11,6 David Miller 116
10. Global Pandemic 12,0g Joe Bongiorno 648
*Vorlaufsieger
Sieg: 15; Richter: Kampf ½ - ¾ - ½ - 2½ - ¼ - ¼ - ½ - 2¼ Längen; 10 liefen
Wert: 146.725 - 73.363 - 35.214 - 23.476 - 14.673 USD
Trainer: Schnittker – Melander – Alagna – Burke – Takter
Väter: Walner – Muscle Hill – Cantab Hall – Bar Hopping – Muscle Hill