Neunzehn Jahre nach dem Triumph von Jag de Bellouet steht nun erneut der Name von Michel Gallier in der Siegerliste des renommierten Prix Kerjacques, und zwar mit dem Pferd, das der Züchter und Besitzer schon vor geraumer Zeit zum ‚le nouveau cannibale‘ auserkoren hat. „Ich habe immer gesagt, dass er Jag de Bellouets Nachfolger ist. Er hat alles, was man braucht. Wir haben so großes Vertrauen in ihn, dass wir voller Zuversicht in die Rennen gehen.“
Natürlich fließt auch Blut des großen Kannibalen in den Adern von Inexess Bleu, den Michael Gallier mit der einst auf der Arqana-Auktion für 26.000 Euro von Jean-Philippe Dubois erworbenen Pearl of Charm (v. Goetmals Wood) und dem Jag-de-Bellouet-Sohn Vittel de Brevol gezogen hat.
Euphorisch zeigte sich nach dem siebten Sieg in Serie auch Alexandre Abrivard: „Inexess Bleu ist im Moment das beste Pferd in Vincennes. Nur zwei Wochen nach dem harten Prix du Bois de Vincennes war er schon wieder voll da, steckte das Rennen durch die Todesspur klaglos weg und streckte sich am Ende willig, ohne dass ich die Watte ziehen musste.“
In der Tat war der Rennverlauf alles andere als einfach. Nachdem Etonnant früh das Kommando übernommen hatte, wartete Abrivard am Kopf der zweiten Spur vergeblich um Ablösung, ließ sich dafür sogar um einige Positionen zurückfallen, blieb aber auf sich allein gestellt.
Hinter Inexess Bleu, die nach einer letzten Halben in 1:08,7 in 1:11,5/2700 Meter anschlug (den Rennrekord von 1:10,8 behält Traders), vermochte selbst die Vergrößerung des Zielfotos Face Time (Gabriele Gelormini) und Vitesse-Siegerin Emeraude de Bais (Franck Nivard) nicht zu trennen.
Etonnant (Anthony Barrier), der in seinem Vorwärtsdrang lange nicht zu bremsen war, stand nicht ganz durch, verkaufte sich beim zweiten nach Start nach langer Pause als Vierter in 1:11,7 vor Hussard du Landret aber achtbar.
Erst auf den letzten beiden Geldrängen folgen die höher taxierten Joumba de Guez (Jean-Michel Bazire) und Gaspar d’Angis (Eric Raffin), die zu weit aus dem Rennen lagen, um in der höllisch schnellen Schlussphase noch entscheidend Boden gutzumachen.
Jimmy mit deutschem Rekord
Eines der schnelleren Pferde im Finish war Jimmy Ferro BR (letzte Halbe in 1:09,2), der für den Mut seines Umfelds, in eine solche Mammutaufgabe zu gehen, als Neunter dennoch nicht belohnt wurde. Benjamin Rochard hatte den van-Dijk-Schützling unmittelbar nach dem Start an den Innenkante hinter Gaspar de Brion versteckt, sparte dort jeden Meter Boden, musste im Einlauf aber erst weit nach außen, um auf freie Bahn zu gelangen.
Als Trostpflaster blieb ein neuer deutscher Rekord für Hengste auf Steherdistanzen. Mit 1:12,0/2700 Meter verbesserte Jimmy Ferry BR die bisher gemeinsam von Abano As (beim Amérique-Sieg 2004!) und Schampus (im Februar in Vincennes) gehaltene Marke von 1:12,4 deutlich. Den absoluten deutschen Steherrekord behält der Wallach Dreambreaker (1:11,8/2575 Meter in Agen).
Inexess Bleu bleibt in Frankreich
Anders als Jag de Bellouet nach seinem Sieg im Prix Kerjacques 2006 wird Inexess Bleu nicht nach Caen reisen, um am Prix des Ducs de Normandie teilzunehmen, und erst recht nicht nach Solvalla, wo Jag de Bellouet beim Elitloppet auftrumpfte, bevor er disqualifiziert wurde. Eine Wunde, die bei Michel Gallier nie verheilt ist.
„Sein Besitzer hat keine Lust, in Ausland anzutreten. Dieses Jahr will er das jedenfalls nicht“, erklärte Trainer Laurent Abrivard, als er nach dem weiteren Terminplan des Phänomens gefragt wurde. „Sein Zeitplan steht fest: Seine nächsten beiden Rennen, beginnend mit dem Prix Chambon P, finden jeweils im Abstand von einem Monat statt.“
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-04-05/7500/5
Schampus so schnell wie im Derby
Eine bemerkenswerte Vorstellung gab Schampus im Prix d’Aubusson (68.000 Euro), einem bei 265.000 Euro geschlossenen Course C, in dem der Lasbeker optimal unterkam – und dennoch keinen Platz in der ersten Startreihe fand.
Alles andere als optimal war schließlich der Rennverlauf, bei dem Schampus, den in Frankreich erstmals Alessandro Gocciadoro selbst steuerte, keine Innenkante und auch keine zweite Spur sah, sondern sich unentwegt in der Dritten tummelte. Immerhin zog ihn Canto dei Venti (Eric Raffin) bis in die Spitzengruppe.
Als Schampus an der letzten Ecke den Windschatten des Italieners verließ und antrat, roch es für einen Moment nach einem deutschen Triumph, bevor noch weiter außen Jolie Surprise mit Julien Dubois wie auf Flügeln (letzte Halbe 1:09,8) vorbeirauschte und in 1:11,2/2100 Meter noch sicher gewann. Den Ehrenplatz verlor Schampus auf der Linie an den ebenfalls geschonten Guerrier Castelets (Matthieu Abrivard). Mit 1:11,4 egalisierte Schampus seinen Rekord aus dem Derbyfinale 2023.
Unter Wert geschlagen blieb indes die zweite deutsche Hoffnung Hooper des Chasses (Christophe Martens), der nach einem Rennen im Mittelfeld im Finish hinter einer Wand von Pferden festsaß und leer ausging.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-04-05/7500/8
Nicht unerwähnt bleiben sollte aus dem Rahmenprogramm Rang sieben im Prix de Loudeac (53.000 Euro) von Easy Company (François Lagadeuc) für die Besitzergemeinschaft Dietmar Thelen/Trotting Affair GmbH, wobei der Bird-Parker-Wallach seinen Rekord aus zweiter Reihe um satte 1,3 Sekunden auf 1:11,5/2100 Meter steigerte.
Jubel gab es im holländischen Lager über den Überraschungs-Coup des Gerrits-Schützlings Feudale Degli Dei (Yoann Lebourgeois) im Prix du Gers (68.000 Euro). Der 101:10-Außenseiter, der im Derbymeeting 2024 für seinen Trainer Danny Brouwer die Spielbank Berlin-Trophy gewonnen hatte, dominierte Start-Ziel in 1:12,2/2850 Meter.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-04-05/7500/7