(nn) Lexington / Kentucky, Sonntag, 10. Oktober 2021. Was für einen Kracher Greg Wright mit Jujubee abseits der großen Pisten heimlich, still und leise überwiegend in Pennsylvania entwickelt hat, bekam das geneigte Publikum im das Grand-Circuit-Meeting beschließenden, in einem Lauf entschiedenen 129. Kentucky Futurity zu sehen.
14 Siege aus 20 Engagements, dazu vier Ehrenplätze und 350.107 Dollar brachte das Homebred Jon Erdners in seine bislang bedeutendste Aufgabe mit - sowie nach aktuellen Erfolgen im Pennsylvania Sire Stakes Final, für den es mit 126.500 USD den ersten sechsstelligen Scheck gab, und im Langley Trot, der 50.000 USD in die Kasse spülte, die Erkenntnis, er könnte im Konzert der dreijährigen Traber-Größen durchaus mitspielen.
Wie bei jenen beiden Siegen nahm sich Andy McCarthy des Creatine-Sprösslings an und setzte auf volle Offensive, zu der Startplatz „5“ in dem Zwölferfeld, aus dem sich Dancinginthedark M schon wieder mit einem Startfehler verabschiedete, förmlich einlud. Mit Schmackes zog der „Aussie“ gegen Mon Amour (4), eines von fünf Svanstedt-Geschützen, nach vorn, ließ Mitte der ersten Kurve Cuatro de Julio (2) mit dem jungen Schweden Lucas Wallin vorbei und vollendete noch vor dem Halbmeilenpfosten die Rochade.
In zweiter Spur versuchte sich der im Scheitel der Schlusskurve springende Really Fast vor Ahundreddollarbill, Sonofamistery und Fly Light, doch juckte dies McCarthy wenig. Mit Beginn der Zielgeraden gab er Jujubee den Kopf frei, der sich lang und länger machte und in erstklassigen 1:08,1 die Gegner nach allen Regeln der Kunst zerlegte. Während Trixton-Nachkomme Cuatro de Julio wacker durchhielt und den Ehrenplatz sicher gegen den enorm speedigen Fly Light festhielt, ging Andy McCarthys früherer Schützling Ahundreddollarbill, mit dem er das Canadian Trotting Classic gewonnen hatte, völlig unter und passierte die Linie als Vorletzter.
„Ich hatte die Qual der Wahl zwischen Jujubee und Ahundreddollarbill. Den Ausschlag haben die letzten absolut überzeugenden Treffer in Pocono und im Hoosier Park gegeben, mich für Jujubee zu entschieden, zumal bei der Anfrage von Greg und Jon noch gar nicht sicher war, ob Ahundreddollarbills Besitzer die 75.000 Dollar Nachnennungsgebühr bezahlen würden. Es war eine Grand-Circuit-Woche, bei der für mich vieles nicht nach Wunsch lief. Umso schöner ist dieses echte Happyend.“
„Er ist ein guter, einfach zu trainierender Hengst, der sehr auf sich aufpasst und in jeder Hinsicht ein Talent ist. Wir sind vom Hoosier Park direkt nach Lexington gekommen, und er fühlte sich auf dieser Piste im Training sofort pudelwohl. Ich wüsste nicht, was es an ihm zu verbessern gäbe“, kommentierte Wright und war sich sicher, dass „Jon auch die Supplementgebühr für die Breeder’s Crown zahlen wird. Jujubee hat diese Chance allemal verdient, und wir wollen Beide sehen, wie weit wir mit ihm kommen.“
129. Kentucky Futurity (Dreijährige)
1609m Autostart, 561.000 USD
1. Jujubee 08,1 Andrew McCarthy 19
3j.br. Hengst von Creatine a.d. Cantera von Cantab Hall
Be / Zü: Jon Erdner; Tr: Greg Wright jr
2. Cuatro de Julio 08,7 Lucas Wallin 71
3. Fly Light 08,9 Andy Miller 335
4. Johan Palema 09,0 Yannick Gingras 193
5. Mon Amour 09,0 David Miller 310
6. Ambassador Hanover 09,1 Scott Zeron 485
7. In Range 09,6 Tim Tetrick 404
8. Delayed Hanover 09,6 Åke Svanstedt 106
9. Sonofamistery 10,0 Mattias Melander 995
10. Ahundreddollarbill 10,4 Todd McCarthy 130
11. Really Fast 18,9g Dexter Dunn 328
Dancinginthedark M hdF Brian Sears 53
Sieg: 19; Richter: überlegen 5¼ - 1 - 1 - ¼ - ¾ - 4 - ¼ Länge; 12 liefen
Wert: 280.500 - 140.250 - 67.320 - 44.880 - 28.050 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=hJaVnUQiEmw
Katies Glückstag
Bereits 40 Minuten zuvor war das zum 56. Mal ausgetragenen Kentucky Futurity Filly ins Quartier eines sogenannten kleinen Trainers gegangen. Katie’s Lucky Day hatte ihren ersten Grand-Circuit-Auftritt am 18. September beim Elegantimage Trot im Mohawk Park, wo sie nach einem Trip über weite Wege hinter Donna Soprano und Bella Bellini als Dritte knapp 50.000 Dollar kassiert hatte. Die wurden von ihrem Besitzer umgehend als Nachnennungsgebühr fürs „Filly“ angelegt - eine erstklassige Investition, wie sich an diesem sonnigen Nachmittag herausstellen sollte.
Wiederum war die achtfache Saisonsiegerin mit Nummer „11“ nicht sonderlich gut bedient und kam durch den Startfehler der direkt vor ihr loslegenden, bei zehn Versuchen siebenmal erfolgreichen Herculisa (1) in arge Bedrängnis. Trevor Smith konnte ein Malheur gerade so abwenden und war danach in zweiter Spur mit Position drei hinter Bella Bellini und Hot as Hill recht gut bedient.
Kurz nachdem Bella Bellini die Tempomacherin Empressive Hill in eine Galoppade getrieben hatte, sah Smith den Zeitpunkt für den entscheidenden Angriff gekommen. In einem hin und her wogenden Gefecht zwang die Uncle-Peter-Tochter die Favoritin um Haaresbreite in die Knie und feierte doch noch einen glücklichen Tag. 1½ Längen dahinter kämpfte die aus siebenter Stelle kommende May Karp die Kopf an Kopf am Zielrichter vorbeistürmenden You Ato Dream und Pub Crawl um einen langen Hals nieder.
„Wir haben sie trotz ihrer 17 Saisonstarts nie allzu hart rangenommen, denn sie war viel auf der kleinen Route unterwegs. In den Ohio Sires Stakes konnte sie Routine sammeln. Den Ausschlag fürs heutige Engagement hat natürlich die grandiose Vorstellung im Elegantimage Trot gegeben. Da ahnten wir, dass die Stute (die Greg Luther erst am im April übernommen hat/Anm.d.Red.), zu Höherem fähig ist. Ich denke, wir werden auch für die Breeder’s Crown die Nachnennungsgebühr bezahlen.“
Vielleicht wird dies der letzte Start für die Luthers, denn wenige Tage später ist sie in die Harrisburg Mixed Sales eingeschrieben. „Ist das Gebot hoch genug, bekommt sie einen neuen Besitzer.“ Auf die Empfehlungswaage legen kann das einstige 7.000-USD-Schnäppchen (Ohio Select Sales, 13. September 2019) nach 30 Starts nun 522.849 Dollar - und nach der Breeder’s Crown vielleicht noch ein paar mehr...
56. Kentucky Futurity Filly (dreij. Stuten)
1609m Autostart, 351.000 USD
1. Katie’s Lucky Day 08,9 Trevor Smith 136
3j.dklbr. Stute von Uncle Peter a.d. Yansky von Muscles Yankee
Be: Black Magic Racing (Greg Luther); Zü: Ivan Sugg & Wayne Farthing; Tr: Todd Luther
2. Bella Bellini 08,9 Dexter Dunn 20
3. May Karp 09,0 Tim Tetrick 482
4. You Ato Dream 09,1 Jeffrey Gregory 79
5. Pub Crawl 09,1 Andy Miller 544
6. Iteration 09,1 Brian Sears 583
7. Hot as Hill 09,5 Joe Bongiorno 328
8. Flawless Country 10,2 Åke Svanstedt 280
9. Herculisa 11,8g Brett Miller 40
10. Beltassima 14,0 Andrew McCarthy 261
11. Contested Hanover 14,0g Mark Macdonald 994
12. Empressive Hill 14,2g Jordan Derue 73
Sieg: 136; Richter: Kampf k.Kopf - 1½ - ¼ - Kopf - ¾ - 2¼ - 6½ Längen; 12 liefen
Wert: 175.500 - 87.750 - 42.120 - 28.080 - 17.550 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=F2Q6wNW6TVM
Atlanta egalisiert den Weltrekord
Erst am Donnerstag hatte Besitzer Barry Guaraglia den Rückzug seiner Manchego von den Brettern, die die Welt bedeuten, verkündet. Wer poetisch veranlagt ist, mag darin gesehen haben, dass von der ebenfalls 2015 zur Welt gekommenen Dauerrivalin Atlanta eine Last abgefallen ist. Die Hambletonian-Siegerin des Jahres 2018 verteidigte ihren im Vorjahr im „Open“ gewonnenen Titel des Allerage Farms Trot heuer inder sehr üppig besetzten Stuten-Division unter Einstellung des Weltrekords.
Vor zwei Jahren war Manchego in blanken 1:49 bzw. 1:07,7 über die bekannt schnelle Red Mile von Lexington gefegt – eine Zeit, die zuvor und danach bis zum heutigen sonnenüberfluteten nachmittag in Kentucky nie wieder von einer Stute erreicht worden war. Um 14.00 Uhr Ortszeit tat es ihr die Chapter-Seven-Tochter in famoser Manier nach, feierte den 30. Sieg aus 60 Starts und steht nun auch mit ihrer Bestmarke auf einer Stufe mit der Takter-Trainee; nach Gewinnen hat sie mit 3.189.538 sogar eien paar Händevoll mehr Dollar auf dem Konto.
Bedanken für das Husarenstück konnte sich Yannick Gingras bei Ake Svanstedt, der mit der ihm vor knapp zwei Jahren aus Schweden überstellten Felicity Shagwell mit dem Startschuss aus allen Rohren feuerte und von der „6“ herrisch das Kommando an sich riss. Offensichtlich hatte „Kung Ake“ etwas vor, denn Dampf nahm er nie aus dem Kessel. Die hinter ihm postierte erst dreijährige Muscle-Hill-Tochter Altar kam bei der gnadenlosen Hetzjagd 400 Meter vorm Ziel schwer aus dem Tritt und räumte Pltz zwei für When Dovescry, die ihrerseits permanent Atlanta und Hypnotic Am am Hacken hatte.
Eingangs der Zielgeraden war Felicity Shagwell gestellt, wehrte sich jedoch lange erbittert. Kaum begann When Dovescry die Oberhand zu gewinnen, als sie ihrerseits von Atlanta angegriffen wurde, für die sich die Waage dann noch sehr deutlich senkte. Fast vier Längen voraus band die von Ron Burke trainierte Braune, die vor fünf Hahren in Harrisburg für 60.000 Dollar versteigert worden war, den Sack felsenfest zu.
„Es war genau das Rennen, das sie liebt - hohes Tempo, bei dem sie lange in Deckung bleiben kann. Sie hat so oft ihre Rennen selbst gestalten müssen!“ war Yannick Gingras überaus zufrieden mit dem Matchplan. Mitbesitzerin Michelle Crawford, die gemeinsam mit ihrem Mann die renommierte Crawford Farm leitet, ließ sich die Siegerehrung nicht nehmen: „Das ist heute der erste für uns etwas entspannte Tag dieses Meetings, denn bei der Auktion hatten wir mit unseren Jährlingen jede Menge zu tun. Umso mehr kann ich deisen Erfolg genießen."
"Wie es weitergeht mit Atlanta? Das ist nicht allein meine Entscheidung, obwohl ich mich schon jetzt darauf freue, wenn sie irgendwann unsere Mutterstuten-Herde bereichert. Einige mögliche Engagements hat sie ja noch in dieser Saison, so die Breeders Crown am 30. Oktober auf The Meadowlands. Geht’s nach Yannick, machen wir im nächsten Jahr einen Abstecher zum Elitloppet – ich hätte jedenfalls nichts dagegen, bei Europas bedeutendsten Traberfest dabei zus ein. Aber da haben unsere Partner und der Trainer auch noch ein Wörtchen mitzureden.“
Allerage Farms Mare Trot (int., Stuten)
1609m Autostart, 81.000 USD
1. Atlanta 07,7* Yannick Gingras 22
6j.br. Stute von Chapter Seven a.d. Hemi Blue Chip von Cantab Hall
Be: Crawford Farms, Bradley Grant & Howard Taylor; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Ronald Burke
2. When Dovescry 08,2 David Miller 35
3. Hypnotic Am 08,4 Brian Sears 124
4. Felicity Shagwell 08,6 Åke Svanstedt 80
5. Ab’sattitudexpress 08,9 Brett Miller 705
6. Kenziesky Hanover 09,2 Tim Tetrick 749
7. Ramona Hill 09,5 Andrew McCarthy 238
8. P L Notsonice 13,2g Renaldo Morales III 683
9. Altar 15,0g Dexter Dunn 46
*Weltrekord für Stuten eingestellt
Sieg: 22; Richter: überlegen 3¾ - 1¾ - 1¾ - 1¾ - 2¾ - 2 Längen; 9 liefen (NS Sorella / Attest)
Wert: 40.500 - 20.250 - 9.720 - 6.480 - 4.050 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=xY-Yk2y5KlU
Nordamerika-Premiere mit Hurra
Mit dem „offenen“ Allerage Farm Trot hatte Ake Svanstedt seinem Neuzugang Ecurie D fürs Nordamerika-Debüt eine höchst anspruchsvolle Aufgabe gegen alles, was seitens der älteren Hengste und Wallache jenseits des Atlantiks Rang und Namen hat, ausgesucht. Der Sohn des italienischen Derby-Siegers Infinitif, der sich Ende September solo mit einem 1:10,6-Qualifier auf The Meadowlands dem amerikanischen Publikum vorgestellt hatte, bestand das erste Examen mit Bravour.
Nach einem desaströsen Auftritt im Olympiatravet und Platz sechs im Elitloppet brachte Svanstedt den ins dänische Register eingetragenen Zögling Jean-Pierre Dubois‘ runderneuert heraus und hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. Nonchalant drückte er auf Guardian Angel Ås, der sich vor Beads und Sermon fürs Kommando durchgesetzt hatte, bis Brian Sears ein Einsehen hatte und ihn ausgangs der ersten Biege in Front ließ. In zweiter Spur war Ecurie Ds Stablemate Back of the Neck vor It’s Academic, Ready for Moni und Forbidden Trade aktiv, doch vermochte ihm niemand die Daumenschrauben anzusetzen.
An der letzten Ecke schaltete Svanstedt einen Gang höher - Guardian Angel Ås war da schon längst am Ende aller Kräfte - und setzte sich in sehenswerter Haltung zügig auf drei, vier Längen ab. Einzig Forbidden Trade hatte noch ein wenig in petto, doch nahm der 2019er Hambo-Sieger als äußeres Schlusslicht von ganz hinten Anlauf und stellte für Ecurie D keine Gefahr mehr dar.
„Er hat in Europa drei- und Anfang vierjährig exquisite Vorstellungen gegeben. Die Besitzer wollten mit ihm einfach etwas Neues probieren, zumal sie der Meinung sind, er sei auf den großen Meilenbahnen besser aufgehoben. Wir werden sehen, was er als nächste Aufgaben in Angriff nimmt“, kommentierte Åkes Frau Sarah die Gala. 1:08,9 waren ein erster unübersehbarer Wegweiser für seine potentiellen Rivalen.
Allerage Farms Trot (int., Open)
1609m Autostart, 136.000 USD
1. Ecurie D 08,9 Åke Svanstedt 17
5j.br. Hengst von Infinitif a.d. To Soon von Muscles Yankee
Be: Marko Kreivi, Suleyman Yüksel & Åke Svanstedt Inc; Zü: Jean-Pierre Dubois, DK/FR; Tr: Åke Svanstedt
2. Forbidden Trade 09,1 Bob McClure 62
3. It’s Academic 09,2 Yannick Gingras 355
4. Beads 09,4 David Miller 35
5. Sermon 09,5 Kasper Foget 801
6. Ready for Moni 09,5 Andrew McCarthy 227
7. Back of the Neck 09,6 Scott Zeron 70
8. Guardian Angel Ås 10,5 Brian Sears 493
Sieg: 17; Richter: leicht 2¼ - 1 - ½ - 1¾ - Kopf - ¼ - 7¾ Längen; 8 liefen
Wert: 68.000 - 34.000 - 16.320 - 10.880 - 6.800 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=Jyxji7O0xPc
Nach dem Kentucky Futurity wurden jene Fahrer und Trainer geehrt, die den tollen Tagen in Lexington ihre Stempel am prägnantesten aufgedrückt hatten. Bei den „Drivers“ war dies Yannick Gingras mit 13 Siegen vor Dexter Dunn (8), Åke Svanstedt und Brian Sears (je 5), wobei sich der Schwede mit drei Treffern erst am letzten Tag so weit nach vorn katapultierte, was ihm mit acht Treffern die Auszeichnung als bester Übungsleiter bescherte.