Wolvega, Sonntag, 28. August 2022. Wie gewohnt begann die Tour Européen du Trotteur Français, die bis in den Oktober durch fünf Franzosen-freundliche europäische Länder zieht, in Wolvegas Victoriapark.
14 Teilnehmer, von denen die sechs ärmsten in Startreihe zwei verbannt waren, wollten im Grand Prix de Victoria Park an Teile der 50.000 ausgelobten Euro, und das Feld hatte einen Ultra-Favoriten: Earl Simon. Der hatte zwar nach seiner Elitloppet-Teilnahme 2020 fast zwei Jahre aussetzen müssen, sich jedoch mit drei Siegen in Mons, einem Etappensieg beim GNT in Le Croisé-Laroche sowie dem Triumphmarsch durch den Kymi Grand Prix in erstklassiger Manier zurückgemeldet.
Dazu kam mit der „6“ ein akzeptabler Startplatz für die 2.600 Meter lange Aufgabe, so dass der Prodigious-Sohn eine sichere Anlage für 40 Prozent Rendite in vier Minuten zu sein schien. Der Schwarzbraune ließ jedoch sein Heer voller Fans mit langen Gesichter zurück.
Wie der Wind schoss El Greco Bello von der „7“ nach vorn. Im Eifer, dessen Marsch an die Spitze Paroli zu bieten, fiel der hitzige Express Jet einer Galoppade im ersten Bogen zum Opfer (auch Falco Fun und Divine Monceau sahen früh rot), so dass Hugues Monthulé mit dem Wallach umso leichteres Spiel hatte.
Hinter ihm parkte Diablo du Noyer ein, die äußere Spur beackerte Earl Simon vor Feydeau Seven (3), Désir Castelets (2) und Hadès de Vandel. Anstalten, selbst die Regie zu übernehmen, machte Franck Ouvrie nicht. Er hoffte wohl, in dem nach 600 Metern in Spur drei mächtig drückenden Eclat des Noix einen Windbrecher zu bekommen. Der Président-Nachkomme tat ihm den Gefallen jedoch nicht, sondern verschwand als Dritter nach innen, so dass der Earl Spur zwei weiterhin selbst bestellen musste.
Erst eingangs der letzten Kurve setzte Ouvrie die Daumenschrauben an, doch wehrte sich El Greco Bello äußerst zäh. Im ersten Zugriff kam der Earl nicht vorbei, was erstes Stirnrunzeln bei seinen Anhängern hervorrief, im zweiten nur bedingt: Zu Beginn der Zielgeraden war der Achtjährige bar jener Reserven, die er für den Sieg hätte haben müssen. Krass enttäuschend landete er nur auf Platz fünf.
Das Spiegelbild steckte in Feydeau Seven, der mit mausgrauen Formen gegen ganz andere Ware ins friesische Schmuckkästchen gereist war. Unter den Fittichen von Schlitzohr Jos Verbeeck, weiterhin immer mal wieder Jean-Michel Bazires Mann für gelegentliche Auslandseinsätze, strafte der Rédéo-Josselyn-Sprössling seine Formen Lügen, hängte sich gegen den mächtig aufkommenden Hadès de Vandel gewaltig rein, hielt den Hagoort-Schützling um eine halbe Länge in Schach und wiederholte damit seinen Vorjahrserfolg.
Vier Längen dahinter kam Diablo du Noyer rechtzeitig hinter El Greco Bello weg, um Rang drei einen „Kopf“ vor Cyriel d‘Atom zu ergattern.
Grand Prix de Victoria Park - Grand Prix Steven Bijkerk - (Gruppe II int., vier- bis 14jähr. Franzosen)
2600m Autostart, 50.000 Euro
1. Feydeau Seven 13,0 Joseph Verbeeck 87
7j.schwbr. Hengst von Rédéo Josselyn a.d. Unanime Seven von Orlando Vici
Be: Alexandre Skowronski; Tr / Zü: Jean-Michel Bazire
2. Hadès de Vandel 13,0 Robin Bakker 99
3. Diablo du Noyer 13,3 Thomas Kooyman 670
4. Cyriel d’Atom 13,4 Hanna Huygens 290
5. Earl Simon 13,5 Franck Ouvrie 14
6. Eclat des Noix 13,5 Jean-Charles Féron 450
7. Désir Castelets 13,7 Gunther Loix 630
8. El Greco Bello 13,7 Hugues Monthulé 120
9. Danseur Baroque 14,2 Rick Wester 720
10. Charme de Star 18,0 Jeffrey Mieras 800
Express Jet dis.r. Thomas Panschow 190
Capital Charm dis.r. Ruud Pools 900
Falco Fun dis.r. Danny Brouwer 740
Divine Monceau dis.r. Charley Mottier 620
Sieg: 87; Richter: Kampf ½ - 4 - Kopf - 1½ - k.Kopf - 1½ Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 10,4 - 16,3 - 15,6 - 12,4 / je 500m
Wert: 25.000 - 12.500 - 6.500 - 3.000 - 1.500 - 1.000 - 500 Euro
Die nächsten Stationen:
Sonntag, 11. September Avenches / Schweiz 2350m 70.000 CHF
Sonntag, 25. September Mallorca / Spanien 2650m 50.000 Euro
Sonntag, 9. Oktober Gelsenkirchen / DE 2600m 50.000 Euro
Samstag, 22. Oktober Mons / Belgien 2300m 100.000 Euro
Bisherige Gesamtsieger: Pirogue Jénilou (2007), Quido du Goutier (2008), Malakite (2009), Paradis Cordière (2010), Nimrod Boréalis (2011), Punchy (2012), Roxana de Barbray (2013), Soléa Rivellière (2014 und 2015), Swedishman (2016), Bird Parker (2017), Billie de Montfort (2018 und 2019), nicht ausgetragen 2020, Eclat de Gloire (2021)
Toto-Schock durch City Guide
Mit einer handfesten Überraschung endete die mit 27.500 Euro dotierte Kampioenschap van Friesland nach einem extrem taktischen Rennen. Paul Hagoort, auf die zuletzt schwachen Vorstellungen des 2018er Derby- und 2022er Copenhagen-Cup-Siegers Mister F Daag angesprochen, relativierte diese mit unpassenden Rennverläufen.
„Heute wird’s anders zur Sache gehen. Von der ‚1‘ werden wir uns hinter Officer Stephen einordnen, der mit der ‚2‘ problemlos an die Spitze kommen sollte. Und dann werden wir sehen…“ Der Plan ging genauso auf. Überhaupt kein Problem hatte der Officer, das Kommando zu ergattern, dahinter nahm Mister F Daag wie erwünscht Platz.
Schwieriger hatte es der zum Favoriten erkorene Alcoy, der als Solist in Startreihe zwei verbannt war und von Christophe Martens wenig glücklich abgebracht wurde. Den Ready-Cash-Sohn, der schon gegen ganz andere Klasse im Ring gestanden hat, steuerte der Belgier halbherzig los, vermochte ihn nicht in Spur zwei zu dirigieren, um im Zweifelsfall freie Bahn zu haben, und war hinter Durk F Boko Letzter der inneren Reihung, wobei er sich nach 400 Metern einen rasch ausgebügelten Patzer leistete, der keine Position kostete.
Und weil außen Ultion Face, City Guide, Edens Boy und Gustafson aufzogen, war Alcoy rettungslos eingemauert und suchte noch „Stunden später“ nach einem Schlupfloch. Als Tesselaar an der letzten Ecke Fersengeld gab, verlor Mister F Daag den Kontakt. Besser drauf war City Guide, den Michel Rothengatter perfekt einsetzte. Der Love-You-Sohn hatte wenig Mühe, Officer Stephen um eine Länge zum 13. Sieg aus 49 Versuchen das Nachsehen zu geben.
Der schwache Eindruck, den Mister F Daag jüngst hinterlassen hatte, täuschte nicht: Für Rang drei wurde er vom zwölfjährigen Wallach Durk F Boko locker abgefertigt. Alcoy war als Achter und Letzter der einzige, der kein Hafergeld in den Stall brachte.
Kampioenschap van Friesland (int., Sechs- bis Zwölfj.)
2100m Autostart, 27.500 Euro
1. City Guide 11,2 Michel Rothengatter 425
7j.br. Wallach von Love You a.d. Crys Dream von Taurus Dream
Be: Gerrits Recycling Group; Zü: Jean-Pierre Dubois, DE/FR; Tr: Michel Rothengatter
2. Officer Stephen 11,3 Dion Tesselaar 41
3. Durk M Boko 11,4 Frans van der Blonk 200
4. Mister F Daag 11,6 Robin Bakker 34
5. Gustafson 11,6 Jaap van Rijn 100
6. Ultion Face 11,6 Adrian Kolgjini 310
7. Edens Boy 11,6 Kristof Depuydt 240
8. Alcoy 11,7g Christophe Martens 24
Sieg: 425; Richter: leicht 1 - ¾ - 1½ - Hals - ½ Länge; 8 liefen (NS Bordeaux)
Zw-Zeiten: 08,6/500m
Wert: 12.500 - 6.250 - 3.000 - 1.500 - 1.000 - 450 - 300 sowie 2.500 Euro Züchterprämien
Überraschung auch im TCT-Derby
Und weil aller schlechten Dinge für die Favoritenwetter Drei waren, sollte auch beim dritten Big-Point der Gemeinte nicht hinkommen. Besser machte es Christophe Martens nämlich eine halbe Stunde im mit 110.000 Euro dotierten Derby der in dieser Saison erstmals ausgetragenen TCT-Serie.
Mit dem ins deutsche Gestütbuch eingetragenen Géricault, der bei vier Auftritten einmal als Bester abgeschnitten hatte und mit 5.295 Euro im Vergleich zum 193.310 Euro reichen Gio Cash nur Kleingeld auf der Waage legen konnte, hatte er eigentlich keine Chance - und nutzte sie in einem Herzschlagfinale von vier Pferden resolut.
Es ging nicht so los, wie Dion Tesselaar es sich für den zweifachen Breeders-Course-Sieger gedacht hatte, denn an der „2“ gab’s einfach kein Vorbeikommen an Y Not Diamant, mit dem Robin Bakker energisch auf die Führung pochte. Tesselaar dirigierte seinen Rappen inden Windschatten des „Diamanten“, wechselte aber nach 900 Metern in die Todeslage, um nicht vom Aufrückenden Pearl Vrijthout, dem Magnum Stone und Géricault folgten, eingekesselt zu werden.
Innen konnte dadurch Sunrise in Y Not Diamants Fahrwasser rücken, vermasselte sich jedoch alle Chancen eingangs der dritten Kurve. Schienen 300 Meter vor Schluss nur Y Not Diamant, Gio Cash und Pearl Vrijthout für die ersten drei Schecks in Frage zu kommen, so änderte sich das Bild mit Erreichen der Zielgerade radikal. An Y Not Diamant raufte sich Gio Cash mühsam vorbei und konnte sich auch Pearl Vrijthout gerade so vom schwarzen Leib halten, doch die Gefahr kam von hinten gleich im Doppelpack.
Einen Hauch mehr auf der Pfanne hatten in einem Finish, das nichts für schwache Nerven war, Monastery Boko und eben Géricault, der einen „Kopf“ eher an der Linie war als der Zweite des Håkan Wallner Memorials zu Solvalla, des ersten Breeders-Course-Finales der Dreijährigen 2022.
Einen weiteren „Kopf“ zurück wurde Gio Cash für seine Führungs- und Drückerarbeit wenigstens mit „Bronze“ entlohnt, womit das Konto des vom Berliner Pierre Sagitz gezüchteten Victor-Gio-Nachkommen auf 205.310 Euro kletterte. Einen „Hals“ dahinter hatte Pearl Vrijthout Platz vier vor Magnum Stone und dem enttäuschenden Y Not Diamant sicher in der Tasche.
TCT Derby - Klaas J Bootsman - (int., Dreijährige)
2100m Autostart, 110.000 Euro
1. Géricault 12,9 Christophe Martens 128
3j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Rêverie d’Ars von Kuadro Wild
Be: Ec. du Domaine du Parc & Mitbes.; Zü: Elodie de Mangeard de Barros, DE; Tr: Vincent Martens
2. Monastery Boko 12,9 Micha Brouwer 120
3. Gio Cash 12,9 Dion Tesselaar 17
4. Pearl Vrijthout 13,0 Andre Bakker 140
5. Magnum Stone 13,1 Jaap van Rijn 400
6. Y Not Diamant 13,2 Robin Bakker 36
7. Velten von Steven 16,7 Jouni Nummi 740
Sunrise dis.r. Adrian Kolgjini 320
Muscle Rex dis.r. Michel Rothengatter 350
Sieg: 128; Richter: Kampf Kopf - Kopf - Hals - 1 - 1½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 10,6 - 16,4 - 11,9 / je 500m
Wert: 50.000 - 25.000 - 12.000 - 6.500 - 3.000 - 2.000 - 1.000 sowie 10.000 Euro Züchterprämien
Dions Doppeltreffer
Chronologisch vor den zwei sehenswerten Platzierungen hatte Dion Tesselaar im mit (inklusive zehn Prozent Züchterprämien) 44.000 Euro dotierten Newport Breeding TCT Filly Derby einen „big point“ gelandet - und das in doppelter Hinsicht. Von der „8“ fegte Stall Habos Schwedin Julia Sisu wie der Blitz nach vorn. Hinter der von Robbin Bot gesteuerten Kadabra-Tochter reihten sich Donna Trixton, Marvellous Steel und Mignonne Hazelaar ein.
Nach blanken 1:08 für die ersten 500 Meter bremste Bot gewaltig auf, was Micha Brouwer bewog, Donna Trixton aus der Ideallage an dessen Flanke zu beordern. Das war Wasser auf Tesselaars Mühlen, der Marvellous Steel in Donnas Windschatten legte und die mit Jos Verbeeck liierte Trainingsgefährtin Mignonne Hazelaar unmittelbar hinter sich wusste.
An der letzten Ecke, wo Donna Trixton schon nichts mehr zu verkaufen hatte und bis auf Platz acht abfiel, war die Tempomacherin gestellt, die letztlich mit der vierten Prämie zufrieden sein musste.
Die ersten beiden waren zwischen den Tesselaar-Stuten hart umkämpft, wobei der Trainer mit der stahlharten Muscle-Mass-Tochter, die schon in Gelsenkirchen, Berlin-Mariendorf und Wolvega gewonnen hatte, um einen „halben Kopf“ im Vorteil blieb und mit dem dritten Treffer am Stück 35.450 Euro reich wurde. Die Zeit für Beide: 1:14,0/2100m. 1½ Längen dahinter holte Mose Eagle mit Hugo Langeweg Platz drei.