Vincennes, Freitag, 8. Oktober 2021. Zeitlich deutlich anders als geplant, technisch, stimmungsvoll und sportlich jedoch bestens verlief der mit Spannung erwartete Abendrenntag unter brandneuen Bedingungen.
Während der Sommerpause waren auf dem Plateau de Gravelle umfangreiche Erd- und Kabelarbeiten durchgeführt worden, um auch den Bogen von Joinville mit einer Flutlichtanlage nach modernsten Erkenntnisse auszustatten, womit die Rennen nun auch in den dunklen Stunden komplett auf der „grande piste“ durchgeführt werden können, nachdem Flutlicht erstmals am 20. Juni 1952 den Trabern auf der kleinen Piste heimgeleuchtet hatte.
Die Lichtershow, die den Himmel über Paris bzw. Vincennes von 19.30 bis 20.00 Uhr erleuchtete, stand jedoch - nicht zum ersten Mal - im Schatten einer Demonstration der Angestellten und verzögerte den Ablauf des Festakts erheblich.
Statt um 19.20 Uhr startete das erste, noch über die kleine Piste führende Rennen um 20.40 Uhr und wurde eine leichte Beute Nicolas Bazires, der Guevara du Pont aus der Zucht seines Großvaters Albert Rayon zu einem sicheren 1½-Längen-Sieg - dem zwölften in der Karriere des Tabler-Nachkommen - führte.
Das erste Rennen durch den hell erleuchteten Joinviller Bogen blieb um 21.53 Uhr (statt 20.15 Uhr) der Quinté-Prüfung vorbehalten: Im Prix Charley Mills für nach Streichung von Holy Water 15 sechs- bis zehnjährige Europäer, die keine 351.000 Euro auf der hohen Kante hatten, sah es lange nach einem weiteren Erfolg für Bazire junior aus, dessen Tjacko Zaz mit drei Längen Vorsprung auf die Zielgerade bog, dann jedoch von den Speedpferden vernascht wurde und mit Platz fünf zufrieden sein musste.
Die mit 30.150 Euro drapierten Lorbeeren gingen nicht wie erwartet an Vitale Ciotolas Speedrakete Zerozerosette Gar, den es aus dem vierten Paar außen ausgangs des Schlussbogens auf ein wenig zu weite Wege trug. Sein innerer Nebenmann Marcello Wibb fand dank Christophe Martens‘ Übersicht den viel kürzeren Schleichpfad mitten durch die kämpfende Meute und düpierte für 251:10 den von Matthieu Abrivard pilotierten 20:10-Favoriten viel sicherer, als es der Abstand von einer halben Länge vermuten ließe.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-10-08/7500/3
Eine weitere halbe Länge zurück wurde Echo de Chanlecy bester Einheimischer vor Helena di Quattro, zu der eine Lücke von 2½ Längen klaffte. Der weit vor dem Ziel jubelnde jüngere der Martens-Brüder kommentierte: „Die Einweihung des Flutlichts auf der großen Bahn wird für immer ein markanter Punkt der Vincenner Historie bleiben. Hut ab vor den Führungskräften und Monsieur Barjon, die neue Ideen einbringen. Das braucht unser Sport, das braucht das Leben.“
Der letzte Startschuss des historischen Abends fiel erst um 23.41 Uhr…