Vincennes & Mons, Dienstag, 19. April 2022. Einsamer Glanzpunkt einer ansonsten mit dem Terminus „Hausmannskost“ am besten umschriebenen Tageskarte war der Prix Cornélia für ältere Monté-Cracks aller Herren Länder, die über 2.850 Meter um 90.000 Euro ausgiebig Gelegenheit hatten, die Klingen zu kreuzen.
In der bei 574.999 Euro geschlossenen Gruppe-III-Aufgabe trafen mit Edition Géma und Georgica Gédé zwei Stuten aufeinander, deren Ausbilder Marc Sassier und Alexandre Pillon der weitverzweigten, im französischen Trabersport seit Jahrzehnten einen ausgezeichneten Ruf genießenden Familie Dreux angehören.
Beide 1987 geboren, kurz bevor die von ihrem 1980 verstorbenen Großvater Georges Dreux gezüchteten Queila Gédé und Verdict Gédé sich 1989 bzw. 1992 in der Siegerliste des Prix d’Amérique verewigt haben, sind die beiden Cousins fast wie Brüder aufgewachsen, zusammen zur Schule gegangen, hatten die gleichen Freunde.
Nun waren sie Rivalen - der 79 Trainersiege schwere Alexandre, der hauptsächlich mit Gédé-Pferden aus der von seinen Großeltern Georges und Annick Dreux begründeten Zucht arbeitet, und Marc, dessen Géma-Schützlinge der Zucht seiner Mutter Marie-Annick entsprießen. Zum Sieg allerdings sollte es weder für den einen noch den anderen reichen in einer Prüfung, die trotz der lediglich acht Teilnehmer, die sämtlich aus Frankreich kamen, am Wettmarkt sehr ausgeglichen angesehen wurde.
Edition Géma, die Gaëlle Godard bei ihrem dritten Rang vor zehn Tagen im Prix Théophil Lallouet zu ein paar Freudentränen getrieben hatte, versagte, am Ende des kleinen Pulks liegend, ihrer blutjungen Reiterin diesmal nach 400 Metern den Trabdienst und schied genauso aus wie Emir de Rébomard im Scheitel der Schlusskurve und Carioca de Lou 250 Meter vorm Ziel.
Dort stolperte der Wallach, für den es nach vier Fahren, bei denen er sich nach acht Monaten Pause rundum beschlagen in (nichtssagende) Form gelaufen hatte, in seiner Lieblingsdisziplin barfuß richtig losgehen sollte, über seine müden Füßen. Bis dahin hatte er zur ersten der drei kleinen Abteilungen gehört, in die das Feld früh zersplittert war. Von Beginn an schwang Paul-Philippe Ploquin mit Dimo d’Occagnes vor Carioca de Lou und Georgica Gédé das Zepter im gleichmäßigen 1:12er-Takt.
Mit dezentem Abstand folgten der Emir und Egao Jénilou, während Diamant de Larré und Flamboyant Blue ihrer Rolle als Außenseiter gerecht wurden und als Nachhut aufpassten, dass niemand verlorenging.
Klug hielt Mathieu Mottier Georgica Gédé so lange wie möglich in Deckung, und doch hatte die Zweite des Prix des Centaures, die auf kürzeren Wegen besser aufgehoben scheint, nicht den Hauch einer Chance gegen den unverdrossen seinen Stiefel durchziehenden Dimo d’Occagnes. Im Duell der beiden Füchse behielt der Timoko-Sohn bei seinem zweiten Gruppe-Versuch mit vier Längen glasklar zum 18. Mal aus 80 Versuchen die Oberhand, steckte den größten Scheck seiner Laufbahn ein und steht nun bei 445.250 Euro.
Eine satte „Weile“ zurück hatte nach Carioca de Lous Aussetzer der alles in allem nicht überzeugende Egao Jénilou für Platz drei nichts mehr zu halten.
„Er ist bei hundert Prozent und könnte nicht besser sein“, war sein aus Mallorca stammender Ausbilder Antonio Ripoll Rigo, für den dies der erste Erfolg auf diesem Niveau war, hellauf begeistert, „unterm Sattel ist er noch mal eine Nummer stärker.“ Erst am 12. Dezember 2021 gab er sein Monté-Debüt, hat er seitdem vier von fünf Ausritten gewonnen, war einmal Dritter und sackte in dieser kurzen Spanne 167.650 Euro ein.
„Vorher hatten wir keine Veranlassung, ihn im anderen Gewerbe auszuprobieren, denn es lief ja recht gut. Doch im letzten Winter ging’s im Sulky irgendwie nicht weiter, und weil er sich daheim unterm Sattel sehr anstellig zeigte, haben wir’s einfach mal versucht. Es ist auch für mich verblüffend, wie leicht ihm das von der Hand geht. Im Fahren spielt er seine urwüchsige Kraft aus, im Reiten kommt noch eine Leichtigkeit hinzu. Er ist das beste Pferd in meinem Stall, das habe ich früh gemerkt. Er kam vierjährig als Nichtqualifizierter zu mir und hat nach 1½ Monaten Training vor nunmehr bald fünf Jahren (am 2. Juni 2017 in Grosbois in 1:17,4/Anm.d.Red.) die Quali bestanden. Das war heute das bisherige I-Tüpfelchen.“
Prix Cornélia - Monté - (Gruppe III int., Sechs- bis Zehnj., keine 575.000 Euro )
2850m Bänderstart o.Z., 90.000 Euro
1. Dimo d’Occagnes 12,2 Paul-Philippe Ploquin 32
9j. Fuchswallach von Timoko a.d. d’Occagnes von In Love with You
Be / Tr: Antonio Ripoll Rigo; Zü: Philippe Joyeux
2. Georgica Gédé 12,5 Mathieu Mottier 33
3. Egao Jénilou 13,4 Eric Raffin 94
4. Flamboyant Blue 14,8 Antoine Dabouis 550
5. Diamant de Larré 15,0 Charlène Callico 640
Emir de Rebomard dis.r. Julien Raffestin 600
Edition Géma dis.r. Gaëlle Godard 76
Carioca de Lou dis.r. Alexandre Abrivard 35
Sieg: 32; Richter: überlegen 4 - 12 - 18 - 2½ Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 12,8/1350m - 12,3/1850m - 12,5/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 (- 1.800 - 900) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-04-19/7500/3
Formalitäten erledigt,
bereit für größere Aufgaben hieß es nach dem Prix Sterne Inca eine Stunde später im 240 Kilometer nordöstlich gelegenen Mons, wo Earl Simon die dritte Comeback-Aufgabe nach der fast zweijährigen Pause wegen eines Sehnenschadens trotz 25 Meter Zulage im schlanken Gang erledigte.
Am zügigsten aus dem mit acht Aspiranten üppig besetzten zweiten, dem 2.865-Meter-Band abgekommen, parkte ihn Franck Ouvrie im dritten Paar außen und gab ihm eine Runde vorm Ziel den Kopf frei. Wie nix rauschte der Prodigious-Sohn binnen 300 Meter an Leader Giovanni Bianco vorbei, der dem Achtjährigen nichts entgegensetzen konnte, obwohl er bei 61:10 als Einziger angesehen wurde, dem 14:10-Favoriten etwas kräftiger auf den Zahn zu fühlen.
Zahnschmerzen sollte der Earl für seinen 18. Volltreffer nicht bekommen. Mit geschulterter Peitsche sah sich Franck Ouvrie 2½ Längen voraus in aller Seelenruhe an, was sich dies- und jenseits der Rails sonst so abspielte. Lohn der öffentlichen 1:14,2-Trainingsarbeit waren 2.400 Euro - ein Klacks für das Juwel von Trainer Jarmo Niskanen, das vorher schon 881.865 Euro auf dem Konto hatte.