Örebro, Samstag, 30. April 2022. „Ein Traum wird wahr. Ich hab‘ meinen ersten Elitloppet als sechsjähriger Knirps gesehen. Seitdem wollte ich immer mal mit einem Pferd daran teilnehmen! Danke, Önas Prince, dass sich meine Hoffnungen erfüllt haben“, freute sich Per Nordström im zarten Alter von 54 Jahren wie ein kleines Kind.
Dabei stand für den Sieger von Håkan „Lillis” Olssons Lopp, der als „Sista chansen“ für den Paralympiatravet titulierten Gulddivisionen über 1.609 Meter, eher die Qualifikation zu Schwedens erstem Saisonhöhepunkt für die gestandenen Größen im Renntitel.
Der findet in einer Woche statt, doch „Danke für die Einladung, aber diese Startfolge ist mir viel zu kurz. Die rosarote Elitloppet-Karte“, die ihm Solvallas vor Ort weilender Sportchef Anders Malmrot überreichte, „nehme ich gerne an. Er wird bis zum Elitloppet nicht mehr antreten - das wäre dann das gleiche Set-Up wie im Vorjahr zum SprinterMästaren“, der ebenfalls mit zwei Läufen an einem Tag entschieden wird und bei dem der „Prinz“ nach vier Wochen Rennabstinenz zum König geworden war.
Gut stehen die Elitloppet-Aktien auch für den nur um eine halbe Länge unterlegenen Brother Bill, „für den die Tür weiter offen bleibt“, wie Malmrot betonte.
Von Platz „4“ war der Weg für den Önas Prince, der ein gerüttelt Maß zu Nordströms überwältigender Saison 2021 beigetragen hat, glasklar vorgezeichnet. Der stichelhaarige Dunkelbraune mit dem raumgreifenden Schritt stiefelte los wie die Feuerwehr. Da hatte selbst Lokalmatador Chapuy (1) auf seiner Leib- und Magenstrecke keine Chance aufs Kommando.
Mindyourvalue W.F., Hazard Boko und Beartime folgten innen, zum äußeren Begleiter schwang sich der nach 850 Metern ausfallende Bubble Effe vor dessen späterem Erbe Diamanten, Brother Bill und Summit in Sight auf. Das mit Spannung erwartete Europa-Debüt des ebenso laufgewaltigen wie unberechenbaren Beads, der nun von Frode Hamre trainiert wird, war nach 400 Metern beendet: Ohne ersichtlichen Grund unterstrich der Fünfjährige seinen Ruf als Wetterschreck und sprang als Schlusslicht.
Vorn kurbelte Nordström ein gleichmäßiges 1:10er Tempo herunter und konnte sich zu Beginn des Einlaufs auf drei Längen absetzen, weil Brother Bill beim Umkurven des nachlassenden Diamanten einen gewaltigen Schlenker machte. Von Kontio gerade gestellt, holte der Nurmos-Schützling mit tollem Speed viele Meter gegen den die Zügel schleifen lassenden Önas Prince auf, der jedoch viel sicherer im Hafen andockte, als der Vorsprung von einer halben Länge vermuten lassen könnte.
29. Auftritt, 21. Volltreffer, 8.577.700 Kronen auf der hohen Kante - nun muss für den Elitloppet-Vorlauf ein annehmbarer Startplatz her, um mehr als nur Statist zu sein.
Håkan „Lillis” Olssons Lopp - Gulddivisionen - (int., 4. Vorlauf zum Paralympia-Travet / sista Chansen)
1609m Autostart, 329.000 SEK
1. Önas Prince 10,0 Per Nordström 20
5j.stichelh.dklbr. Hengst von Chocolatier a.d. Sobra von Pine Chip
Be: Per Nordström AB, P. Hansson & R. Nilsson; Zü: Lars-Otten Froode; Tr: Per Nordström
2. Brother Bill 10,0 Jorma Kontio 39
3. Chapuy 10,4 Åke Lindblom 253
4. Mindyourvalue W.F. 10,6 Robert Bergh 189
5. Summit in Sight 10,7 Örjan Kihlström 200
6. Beartime 10,7 Carl Johan Jepson 219
7. Diamanten 10,7 Björn Goop 139
8. Hazard Boko 14,8g Per Lennartsson 346
Beads dis.r. Erik Adielsson 85
Bubble Effe dis.r. Alessandro Gocciadoro 530
Sieg: 20; Richter: sicher ½ - 3 - 1¼ - Hals - Hals - ½ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,0/500m - 10,5/1000m - 07,9/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=ZKdq9ZeNd7Q
Falkenauge erspäht die Lücke
Da strahlte das Nachbarland! Das so oft im Schatten Schwedens stehende Norwegen durfte sich in der letzten und wertvollsten Prüfung über einen veritablen Doppelschlag freuen, durch den 600.000 der 776.000 ausgelobten Schwedenkronen über die Grenze flossen.
Es war jedoch nicht Moni Viking, der Geschichte hätte schreiben können, hätte er als bislang Einziger seinen Titel direkt verteidigt im seit 2003 ausgetragenen Örebro International für die Supersteher.
In dem Rennen für die Marathon-Männer - eine Stute zählte nicht zu den 15 Engagierten -, der stets auch als letzter Test für Solvallas Harper Hanovers Lopp beim Elitloppet-Meeting zählt, fehlte dem kleinen Fuchs mit der schmalen Blesse lediglich eine Nasenspitze - und vielleicht ein zusätzliches Match im roten Leib. Sein Comeback hatte der Frankreich-gestählte Maharajah-Sohn nach neun Monaten Pause erst vor 14 Tagen in Klosterskogen gegeben.
Waren auf der 800-Meter-Piste mit den kurzen Geraden und entsprechend ungünstigen Überhol-Möglichkeiten 60 Meter Zulage noch ein zu gewaltiger Schnaps, um mehr als Rang drei zu ergattern, so sah es in Örebro bei „nur“ 40 Meter Mehrarbeit weitaus angenehmer aus.
Björn Goop nutzte mit dem Neunjährigen, der sich als Dritter des Prix du Bourbonnais sogar für den Prix d’Amérique 2021 hatte qualifizieren können, die extrem langsame Phase nach 800 Metern und fegte im Rush von ganz hinten an die Flanke des in Deutschland von Klaus Bockhoff gezüchteten Global Lover. Am Sohn der Emma di Quattro gab’s jedoch kein Vorbeikommen, wie Robert Bergh klipp und klar signalisierte.
„Macht auch nichts“, dachte sich Goop, denn richtig fetzig ging’s beim Paarlaufen weiterhin nicht zur Sache, und so begnügte er sich zwei Kilometer lang vor unter anderen Digital Dominance und Fenix Brick mit der Rolle des Aufpassers.
Richtig gehobelt wurde erst auf den finalen 500 Metern. In drei Viererpacken bog der Pulk, aus dem sich der Lasbeker Oscar L.A. sowie Parker am Start, One Kind of Art nach 350 Metern im Galopp abgemeldet hatten, in den letzten Bogen ein. Global Lover widerstand bis 250 Meter vorm Ziel - dann schlug der „Mann mit dem Hammer“ umso wirkungsvoller zu.
Trotz des anspruchsvollsten Verlaufs behielt Moni Viking die Nase gegen Oracle Tile, Digital Dominance und Selected News, die in dritter, vierter und fünfter Spur die Messer wetzten, mit eisernem Willen vorn. Die Rechnung vermasselte ihm der vom Fleck weg hinter Global Lover postierte Falcon Eye, für den „Falkenauge“ Erik Adielsson im allerletzten Moment die klitzekleine Lücke in die Freiheit erspähte.
Wie weiland Jean-Claude Killy umkurvte der Father-Patrick-Sohn die Slalomstange Global Lover, griff, weil Moni Viking korrekt Spur zwei einhielt, innen an und schnappte dem Fuchs mit dem letzten Schritt den fettesten Teil der Beute weg, wie erst das Zielfoto zweifelsfrei auswies.
Es war der zwölfte Sieg des Braunen, der bislang nur „Alltagsgewächs“ ausgerissen hatte, und das bisher auch nur in seiner norwegischen Heimat. Der Geldsegen war gewaltig: Sein Konto sprang auf 1.010.705 SEK. Moni Viking, der im Vorjahr in 1:13,6 triumphiert hatte, blieben nach 1:14,4 „nur“ 200.000 Kronen.
Örebro Intn’l - Stayerlopp - (Gruppe II int.)
3140m Bänderstart, plus 20m ab 650.001, 40m ab 1.400.001 SEK; 776.000 SEK
1. Falcon Eye 3140 15,4 Erik Adielsson 107
5j.br. Hengst von Father Patrick a.d. French Rolls von Viking’s Way
Be: Arild Skillinghaug, NO; Zü: Tom Vestrheim, NO; Tr: Thor Borg, NO
2. Moni Viking 3180 14,4 Björn Goop 26
3. Digital Dominance 3160 15,0 Örjan Kihlström 168
4. Selected News 3180 14,6 Magnus Djuse 147
5. Oracle Tile 3160 15,0 Jorma Kontio 284
6. Fenix Brick 3140 15,5 Claes Sjöström 873
7. Devs Definitif 3160 15,1 Mats Djuse 328
8. Certainly 3140 15,6 Markus Svedberg 415
9. Electrical Storm 3180 14,7 Mattias Djuse 305
10. Global Lover 3140 15,7 Robert Bergh 74
11. Hurricane Silas 3160 15,3 Ulf Ohlsson 829
Pinto Bob 3180 dis.r. Torbjörn Jansson 409
Parker 3140 dis.r. Jörgen Westholm 116
One Kind of Art 3160 dis.r. Oskar Andersson 435
Oscar L.A. 3160 agh. Joakim Lövgren 62
Sieg: 107; Richter: Kampf k.Kopf - 1 - 1 - Hals - Hals - 1 - Hals - Kopf; 15 liefen
Zw-Zeiten: 16,3/500m - 17,1/1000m - 16,8/1500m - 17,1/2000m - 11,9/letzte 500m
Wert: 400.000 - 200.000 - 92.000 - 42.000 - 22.000 - 12.000 - 8.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=B6rUJfr17dw
Zum „Stutenmeister” und „V75-Aufmischer” wurde Magnus Djuse, der erst bei den Elite-Stuten im Erinnerungsrennen an Örebros langjährigen Bahnchef Enoch Karlsson die lange führende Marion Fouty Bon mit Icelands Falls für 99:10 abfing, nur 22 Minuten dieses Kunststück in einem Lauf der Diamant-Stoet mit der 199:10-Chance Cute and Charming replizierte und richtig Schwung in den bis dato etwas müden V75-Laden brachte: Sein Doppelschlag dampfte die Systeme von 265.258 auf 4.146 ein bzw. erhöhte den Wert der Königswette nach vier Runden auf 5.533 Kronen.
Nichts zu bestellen hatte TomNJerry Diamant in der Bronsdivisionen, was bereits nach der Startplatzauslosung zu befürchten war. Adrian Kolgjini konnte mit dem Muscle-Hill-Sohn aus dem Lot der Karin Walter-Mommert über 1.609 Meter von der „7“ dessen Explosivität am Start nicht aufs Tapet bringen, blieb in dritter Spur hängen, nahm ihn bald nach innen zurück und beendete die Partie als Elfter und Letzter; etwas mehr hätte da trotz der miesen Gegebenheiten durchaus kommen können.
Nicht zu erschüttern war Hipster Am, mit dem Stefan Persson vorneweg die Fäden eisern in der Hand behielt
V75-1 (Klass I): Castor the Star / Jörgen Westholm 32
V75-2 (Klass II): Kentucky River / Per Nordström 19
V75-3 (Sto): Icelands Falls / Magnus Djuse 88
V75-4 (Diam-Sto): Cute and Sharming / Magnus Djuse 199
V75-5 (Brons): Hipster Am / Stefan Persson 53
V75-6 (Guld): Önas Prince / Per Nordström 20
V75-7 (Stayer): Falcon Eye / Erik Adielsson 107
Umsatz V75: 88.246.856 SEK
1. Rang: 106,5 Systeme à 215.263 SEK
2. Rang: 1.369 SEK
3. Rang: 95 SEK
Umsatz Top-7 (Brons): 1.551.915 SEK
Zum guten Schluss: Stall Habo
Zum Abschluss klingelte es ein drittes Mal für den Mann des Tages: Von der „8“ hatte Per Nordström leichtes Spiel, im Rennen für Dreijährige, die keine 100.000 Kronen gewonnen hatten, mit Palace Bo die Spitze zu ergattern, zumal der direkt unter ihm loslegende Dream Time Bi enorme Schwierigkeiten hatte, im Trab zu bleiben. Die 40 Meter, die er dort auf den von Hans Ulrich Bornmann ins schwedische Register eingetragenen Muscle-Hill-Sohn verlor, sollten letztlich ausschlaggebend über Platz eins und zwei sein.
Als er endlich seinen Rhythmus gefunden hatte, stiefelte Alessandro Gocciadoros angeblich „bester Dreijähriger“ unverdrossen durch die Todesspur, was Palace Bo lange jedoch nicht im Mindesten beeindruckte. Im Schlussbogen setzte er sich auf zwei Längen vom Italiener ab, der bis zum Ziel nicht aufgab, aber nur noch bis auf eine halbe Länge an den Habo-Hengst herankam, der beim vierten Versuch zum zweiten Mal als Erster anschlug, nach 1:15,0/2140m 40.000 Kronen einstrich und nun 119.485 SEK reich ist.