(nn) Klosterskogen, Ostersamstag, 16. April 2022. In den letzten beiden Jahren stand Klosterskogen wegen der Corona-Pandemie nicht wie sonst am Ostersamstag im Mittelpunkt des nordischen Trabrennsports. Da nunmehr auch in Skandinavien viele, wenn nicht alle Beschränkungen gefallen sind, nahm die Bahn der in Norwegens Südosten liegenden 55.000-Einwohner-Kommune Skien wieder am österlichen V75 Spring Race teil.
Bei herrlichem Sonnenschein und proppenvollem Haus mussten die Fans für den Beginn enormes Sitzfleisch bewiesen, denn der V75-Start verzögerte sich um 30 Minuten: Fünf Fehlstarts, nach denen der immer unleidlicher werdende Giantissimo unverrichteter Dinge in den Stall fahren musste sowie ein technischer Defekt zerrten im über mindesten 2.900 Meter konzipierten Stayer-Löb an den Nerven aller Teilnehmer - mit Ausnahme des als Einziger mit 60 Metern Zulage bedachten Moni Viking, der nach fast neun Monaten Zwangspause sein Comeback gab.
Dem neunjährigen Fuchshengst, der auch schon in Vincennes ausgezeichnete Visitenkarten abgegeben und beim Sieg in Solvallas Harper Hanovers Lopp 2020 mit 1:11,9 einen Weltrekord aufgestellt hat, war die immense Mehrarbeit dann doch ein wenig zu üppig, zumal sich lange Zeit niemand fand, der ordentlich Tempo bolzte. Hinter dem mit Vidar Hop über den Open Stretch zuschlagenden Pastor-Stephen-Sohn Pantani (1:15,7/2940m; 125.000 NKR) und dem eine halbe Länge zurück folgenden Delight Classic (1:15,8) rang er in 1:15,4/2960m für Platz drei und 30.000 NKR Gangnam Style K und Amon Wise As knapp nieder.
Den Höhepunkt vor großer Kulisse hatte sich der Veranstalter mit dem Klosterskogen Grand Prix als krönendes Finale der Königswette vorbehalten. Jenes Rennen, das jahrelang ein Fixpunkt in der Karriere Classic Grand Crus gewesen war und der es 2010, 2011 (in der noch heute gültigen Rekordzeit von 1:12,6) und 2013 an seine Fahne geheftet hatte, lockte wegen der weiter von 520.000 über 490.000 auf 397.000 Kronen gesenkten Dotierung mit dem von Per Lennartsson trainierten Nappa Scar lediglich einen Fremdling an.
Der war mit dem für eine 800-Meter-Piste tödlichen Startplatz „8“ extrem schlecht bedient, zumal der Zug nach vorn viel zu lange auf sich warten ließ, und kam als äußerer Laternenträger nicht über Platz acht hinaus.
In dem am Wettmarkt extrem offen beurteilten Rennen, das letztlich Hickothepooh als 40:10-Chance vorn sah, gelang einem Außenseiter die späte Titelverteidigung, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Bevor der Grand Prix 2020 und 2021 wegen der Corona-Maßnahmen eingestellt worden war, hatte sich 2019 Gigant Invalley als Letzter auf der 1985 von Matine eröffneten Ehrentafel verewigt - nach Größen wie Rex Rodney, Mack Lobell, Peace Corps, Frisky Frazer, Rite On Line, Steinlager, Thai Tanic, Beanie M.M., Oasis Bi (2014, 2015, 2017).
Als wäre die Zeit stehen geblieben, fegte Gunnar Austevoll mit dem Zwölfjährigen bei dessen 110. Auftritt von der „5“ wie ein Irrwisch vor Always on Time (4), Zaffiro Jet (1), Miracle Tile (9) und Norwegens 2018er Derby-Sieger Gretzky B.R. in Front und durfte in aller Seelenruhe seinen Part herunter spulen. Außen hielt sich Dream Builder dezent zurück, dessen Gefolge High Glider, Island Life, Hickothepooh und Nappa Scar bei den engen Kurven keinen Grund sah, sich in einem Zwischenangriff aufzureiben.
Es kam, wie es fast zwangsläufig kommen muss: Gigant Invalley erwies sich mit einem knackigen 200-Meter-Endspurt bis zum gloriosen Ende als Herr des Verfahrens, ließ sich vom die innere Überholspur nutzenden Always on Time kein Stück düpieren und haute auf seine alten Tage mit dem 46. Treffer noch mal ein ordentliches Ding raus: 200.000 NKR ließen die Rentenkasse des Sohnes von Prix-d’Amérique-Sieger Gigant Neo auf 3.166.966 NKR klettern.
Klosterskogen Grand Prix (int., Drei- bis Zwölfjährige)
2100m Autostart, 397.000 NKR
1. Gigant Invalley 13,9 Gunnar Austevoll 144
12j.dklbr. Hengst von Gigant Neo a.d. Fachi von J.R. Broline
Be / Zü / Tr: Truls Desserud
2. Always on Time 14,0 Tom Erik Solberg 82
3. High Glider 14,3 Lars Anvar Kolle 498
4. Zaffiro Jet 14,3 Bo Westergaard 69
5. Dream Builder 14,3 Frode Hamre 58
6. Island Life 14,5 Jonas Andreas Ås 490
7. Miracle Tile 14,6 Kristian Malmin 78
8. Nappa Scar 14,6 Rikard Skoglund 44
9. Gretzky B.R. 14,7 Magnus Teien Gundersen 320
10. Hickothepooh 14,8 Vidar Hop 40
Sieg: 144; Richter: sicher 1½ - 2 - Hals - k.Kopf - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,8/500m - 15,0/1000m - 12,6/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 25.000 - 12.000 - 10.000 NKR
Arme Kirchenmaus schlägt zu
Bereits zuvor hatte es im an Ulf Thoresens 1986er International-Trot-Sieger erinnernden Habibs Minnelöp für Vier- und Fünfjährige eine saftige Überraschung gegeben. Aus dem ohnehin schmalen Feld klinkte sich mit I.D. Exceptional der einzige Aspirant der Generation 2018 im ersten Bogen per Galopp aus. Das verbleibende Quintett sorgte immerhin für Dramatik bis zur Linie, obwohl unterwegs alles danach aussah, als solle der aktuelle Derby-Sieger Kræsj, der auf den ersten 500 Metern mit dem mächtig auf die Tube drückenden Stonefire rochierte, aus der Frontlage die Fäden sicher in der Hand haben.
Obwohl der Brillantissime-Nachkomme zwischenzeitlich die Pace auf 1:16 drosseln konnte, wurde es nichts mit einem Saisoneinstand in Glanz und Gloria. Sein Crash mündete, allerdings nur 1½ Längen hinter der Siegerin, im fünften und letzten Platz. Ihre eher unterdurchschnittlichen Formen führte Only be kind to me glatt ad absurdum. Die mit 361.000 NKR vorab Ärmste der Sechs erwies sich durch die Todesspur als zäh wie Leder, legte unermüdlich zu und raufte sich mit Tom Erik Solberg eine halbe Länge vor dem über den Open Stretch kommenden US-Amerikaner Stonefire zum siebten Sieg in den rettenden Hafen.
Platz drei ging an ihren ständigen Schatten Custom Cheval, der bei seinen 55 Starts schon durch halb Eurtopa getingelt ist und Belgien, Vincennes und zahlreichen schwedischen Pisten einen Arbeitsbesuch abgestattet hat.
Habibs Minnelöp (int., Vier- und Fünfjährige)
2100m Autostart, 247.000 NKR
1. Only be kind to me 16,3 Tom Erik Solberg 193
5j.br. Stute von Bullchip a.d. Divided Darling von Dream Vacation
Be: Hans Petter Arnesen & Kine Karlsson; Zü: Björn Rishaug; Tr: Hans Petter Arnesen
2. Stonefire (US) 16,3 Bo Westergaard 43
3. Custom Cheval 16,3 Svein Ove Wassberg 178
4. King Slayer 16,4 Eirik Höitomt 152
5. Kræsj 16,4 Magnus Teien Gundersen 19
I.D. Exceptional dis.r. Vidar Hop 39
Sieg: 193; Richter: Kampf ½ - Hals - ¾ - k.Kopf; 6 liefen
Zw-Zeiten: 10,5/500m - 16,0/1000m - 11,5/letzte 500m
Wert: 125.000 - 60.000 - 30.000 - 20.000 - 12.000 NKR
Herkules der stärkste Kaltblüter
Nichts anbrennen für seinen 65. Sieg ließ beim 136. Start Odd Herakles, der bei 11:10 die V75- zur V65-Wette degradierte. 86 Prozent aller Systeme hatten ihm und seinem seit 2019 zuständigen Piloten Tom Erik Solberg ihr Geld anvertraut und wussten es bereits kurz nach dem Start in besten Händen und Hufen. Im an seinen Erzeuger Moe Odin erinnernden Æreslöp für die reichen Breitnasen war der Zwölfjährige ruckzuck vorn, ließ sich durch den bald aufziehenden Co-Favoriten Grisle Odin G.L. nie beirren und zog seinen Stiefel mit 2½ Längen Vorsprung souverän durch.
Norwegens Antwort auf Schwedens Månlykke A.M. ist mit 10.894.313 NKR einer der wenigen Kaltblüter mit einem achtstelligen Kontostand. Nun jetzt hofft man in Solvalla aufs große Elitkampen-Duell mit dem vier Jahre jüngeren Månlykke A.M., für den sich Gunnar Melander ein „Okay“ noch vorbehalten hat.
V75-1 (Stayer): Pantani / Vidar Hop 280
V75-2 (Kallblod): Todin / Vidar Hop 24
V75-3 (Habibs): Only be kind to me / Tom Erik Solberg 193
V75-4 (-): Elegant C N / Bo Westergaard 19
V75-5 (Kallblod): Odd Herakles / Tom Erik Solberg 11
V75-6 (Sto): Lazy Beach / Eirik Höitomt 288
V75-7 (Gr-Prix): Gigant Invalley / Gunnar Austevoll 144
Umsatz V75: 46.426.689 SEK
1. Rang: 18,43 Systeme à 655.037 SEK
2. Rang: 3.019 SEK
3. Rang: 147 SEK
Umsatz Top-7 (Kallblod): 610.781 SEK