Eskilstuna, Samstag, 6. November 2021. Es war wie im deutschen Traber-Derby 2021: Für mehr Gesprächsstoff - und das für den Rest der Veranstaltung - als das siegreiche Gespann sorgte im Smedträffen, mit dem in der Gulddivisionen der Tatsache gedacht wird, dass Eskilstuna einst Stahlschmiede Schwedens war, der Start - oder besser dessen spät abgebrochener erster Versuch.
Wie peinlich genau die Stewards das Prozedere eines fliegenden Starts nehmen, erfuhr Ulf Ohlsson. Weil in der 1.640 Meter kurzen Prüfung Handsome Brad und Disco Volante an der „2“ bzw. „3“ verlockend günstig standen, um in ihre geliebte Führungsposition zu sprinten, reizten Carl Johan Jepson und Ohlsson die Geduld des Starters bis auf die Millisekunde aus. 100 Meter vorm „Ab“ waren sie in gleichem Schritt und Tritt eben nicht am Flügel des Autos, sondern eine Länge entfernt, 50 Meter später vielleicht eine halbe, und als der Starter Gas gab, waren beide Gespanne mit der Nase dran - vielleicht um eine Zehntelsekunde zu spät.
Viel zu spät erfolgte dann allerdings das Kommando „Fehlstart“, das erst im ersten Bogen ertönte und das (nicht nur) Schwedens Champion erst mitbekam, als er schon 500 Meter im 1:08-Vollknast zurückgelegt hatte. Entsprechend bedient war der 57-jährige und gab dem Hauptstarter für den zweiten Versuch ein paar harsche Worte mit auf den Weg, war jedoch diesmal wie Jepson korrekt am Flügel.
Das Resultat war zumindest für ihn das gleiche: Wieder sauste der Scarlet-Kight-Sohn mit Schmackes in Front, wobei Handsome Brad nun mehr Widerstand bot und Lawmaker (1) sofort ausfiel. Die kernigen 500 Meter des abgebrochenen Versuchs hatten den Achtjährigen jedoch augenscheinlich neben Nerven auch reichlich Körner gekostet, denn unter zunehmendem Druck Lucifer Lanes stellte er nach einer Runde den Betrieb komplett ein und verschwand im Nirwana.
Umso besser kamen die hinter Lucifer lauernden Brother Bill und Diamanten in Gang, die den Außenseiter Mitte des Einlaufs locker schluckten. Dort war der Kriterium-Zweite und Breeders-Crown-Sieger von 2019 sicher vorn und ließ sich den neunten Volltreffer aus 27 Versuchen von Diamanten nicht mehr madig machen, der den kleinen Aufwärtstrend der letzten Monate durchaus bestätigte.
Auch die Prämien drei und vier gingen durch Milligan’s School (7) und Harran Boko (11) an Gespanne des äußeren Flügels. Enttäuschend blass blieb Handsome Brad, obwohl er um Bremsklotz Disco Volante prima herumkam. Klaus Kerns Let’s Dance war gegen diese Truppe beim 145. Auftritt völlig überfordert; ihm blieb der achte und letzte prämierte Platz (5.000 SEK).
Weil Ohlsson beim abgebrochenen Start rasanter losgeflogen war, musste er 3.000 Kronen (ca. 295 Euro) berappen, während sein innerer Animateur Carl Johan Jepson mit 2.000 SEK (ca. 197 Euro) glimpflich davon kam.
„Uffe“ war mächtig angefressen: „Es ist kein popeliges Rennen - auch das wäre schlimm genug -, sondern eine V75-Prüfung, in der hundert Millionen (Kronen) Wettumsatz stecken. Erstens verstehe ich nicht, warum sie so spät auf Fehlstart entscheiden, zweitens hab ich’s in Front erst spät mitbekommen, und dann soll der Re-Start sofort wieder erfolgen - da kann ich ein Pferd praktisch nicht mehr runterkühlen. Natürlich hatten Calle und ich ein paar Meter Abstand zum Wagen, aber eine 100-Meter-Marke, wo wir dran sein müssen, hab ich nicht gefunden. Ich hab sie nach dem Ziel gesucht - und in einem Busch liegen gesehen.“
Auch Rennleitungsobmann Staffan Falk (Foto: travronden.se) wurde interviewt: „Was ich mitbekommen habe: Das Starterteam hat Ohlsson und Jepson deutlich mitgeteilt, sie seien zu weit entfernt, und wenn sie losdonnern, müsste wegen ‚fliegenden Starts‘ abgebrochen werden. Genau das ist geschehen. Bis zum Neustart vergingen etwa vier Minuten. Eine durchaus übliche Spanne.“
Bei all dem Tohuwabohu ging die Leistung Brother Bills fast ein wenig unter: „Ich denke, er wird immer besser und kann jetzt das einlösen, was er insbesondere dreijährig versprochen hat. Er war ja beim abgebrochenen Versuch ebenfalls lange vorne dabei - wir haben das alle sehr spät mitbekommen. In Anbetracht dessen ist seine Vorstellung umso höher zu bewerten“, freute sich Jorma Kontio.
Smedträffen - Gulddivisionen - (int.)
1640m Autostart, 329.000 SEK
1. Brother Bill 10,4 Jorma Kontio 29
5j.br. Wallach von From Above a.d. Clear as a Bell von Super Arnie
Be: Stallskriket Gävle - Easy; Zü: Menhammar Stuteri; Tr: Timo Nurmos
2. Diamanten 10,5 Björn Goop 62
3. Milligan’s School 10,6 Örjan Kihlström 115
4. Harran Boko 10,6 Per Nordström 118
5. Lucifer Lane 10,8 Johan Nilsson 206
6. Handsome Brad 11,0 Carl Johan Jepson 75
7. Snowstorm Hanover 11,2 Per Lennartsson 568
8. Let’s Dance 13,0 Mika Forss 1353
9. Disco Volante 13,5 Ulf Ohlsson 35
Lawmaker dis.r. Magnus Djuse 390
Sieg: 29; Richter: leicht 1 - ¾ - Kopf - 1 - 1½ - ½ Länge; 10 liefen (NS Island Life / in Behandlung; Ajlexes Cubano / erkältet)
Zw-Zeiten: 08,8/500m - 10,8/1000m - Zng/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Letztlich an seinem mäßigen Antritt scheiterte in der Klass I Vice Versa Diamant. Während der Gustav-Diamant-Sohn trotz der idealen „4“ in dritter Spur hängenblieb und mächtig ackern musste, um nach 700 Metern wenigstens in die Todeslage zu kommen, machte ihm ausgerechnet sein schärfster Rivale Santos de Castella von der „5“ vor, wie’s geht. Im Sauseschritt stürmte Jörgen Westholm mit dem Readly-Express-Nachkömmling in Front und legte durchweg einen scharfen Zacken vor.
Im Bemühen, den Spieß doch noch umzudrehen - der Ehrenplatz war eigentlich sicher eingetütet -, fiel Vice Versa Diamant 100 Meter vorm Ziel auseinander, sah folglich „Rot“ und brachte sich um die Früchte einer starken Vorstellung.
V75-1 (Sto-Elit): Hevin Boko / Mika Forss 20
V75-2 (Klass II): Räser Helge / Magnus Djuse 127
V75-3 (Guld): Brother Bill / Jorma Kontio 29
V75-4 (Diam-Sto): Minnucci Zon / André Eklundh 80
V75-5 (Klass I): Santos de Castella / Jörgen Westholm 30
V75-6 (Silver): Majestic Man / Rikard Skoglund 70
V75-7 (Brons): Global Agreement / Johan Untersteiner 84
Umsatz V75: 91.282.620 SEK
1. Rang: 283,5 Systeme à 83.693 SEK
2. Rang: 749 SEK
3. Rang: 70 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.513.776 SEK
Den vermutlich härtesten Run seiner bisherigen Laufbahn bekam in einer 2.140-Meter-Autostartprüfung für Pferde bis 300.000 SEK Einkommen Prosperous S verpasst. Von der „11“ scheuchte Björn Goop den Muscle-Hill-Sohn von Andreas und Isabell Jauß im ersten Bogen durch die vierte, über die erste Gegengerade die dritte Spur und durfte Ende derselben endlich an die Flanke von Tempomacher Wagger Zacker, der Immigrant Am das Kommando nach 300 Metern abgeknöpft hatte.
Trotz dieses mörderischen Pensums ackerte der von Patrick Maleitzke gezüchtete Vierjährige immer weiter, ließ Wagger Zacker um eine Länge links liegen und musste nur den von Peter Ingves perfekt geschonten Immigrant Am (1:13,2) vor sich dulden - das allerdings mit vier Längen Rückstand überaus deutlich. Prosperous S hätte seinen 1:14,5-Mitteldistanz-Rekord deutlich verbessert, wäre nicht die Zeitnahme ausgefallen, und bekam beinhart erarbeitete 15.000 Kronen angeschrieben.