(nn) Montecatini Terme, Sonntag, 15. August 2021. Nichts wurde es zu fast mitternächtlicher Stunde - „post time“ des Endlaufs war um 23.40 Uhr - mit der späten Rache von Zacon Gio an Vernissage Grif für die doch etwas überraschende Niederlage vor genau einem Jahr im wie stets an Mariä Himmelfahrt (15. August) ausgetragenen Gran Premio Citta’ di Montecatini.
Die Doppelstarts im weltberühmten, pittoresken Kurort am Westrand der Abruzzen waren ganz nach dem Geschmack des seit dem vorigen Frühjahr zu voller Pracht erblühenden Fuchses, der in Vor- wie Endlauf die eisenharte Französin Billie de Montfort - für sie waren es die Auftritte 128 und 129 - auf den Ehrenplatz verwies.
Holger Ehlerts Schützling, der in seinem viel langsameren Vorlauf viele Körner sparen konnte, musste diesmal mit „Bronze“ vorliebnehmen und scheint weit davon entfernt, im von beiden ins Visier genommenen Gran Premio della Lotteria zum Stolperstein für Face Time Bourbon werden zu können. Doch natürlich gilt beim unbestrittenen Können Zacon Gios, dass auch jenes Match erst mal von „FTB“ gewonnen werden muss.
Bereits Vorlauf 1 war etwas für Connaisseure. Billie de Montfort, die große alte Dame des französischen Trabrennsports, der in den Klassikern in ihrer Heimat nur mehr wenig, in der Fremde dafür umso mehr gelingt, wie die Azzurri ein paar Mal leidvoll hatten erfahren müssen, flog von der „4“ vor Arnas Cam (2) und der anfangs drückenden Vesna in Front, die 400 Meter brauchte, um sich an die dritte Innenposition zu schummeln. Das schneidige Tempo hinderte Alex Gocciadoro nicht, dem mit der „7“ suboptimal bedienten Vernissage Grif früh den Laufpass zu geben.
Gabriele Gelormini nahm die Herausforderung an, die Fahrt flaute keinen Moment ab und stellte Arnas Cam vor immense Probleme. Eine halbe Runde vor Schluss kam die Schimmelstute beim Kampf der Giganten nicht mehr mit - gut für Vernissage Grif, der im Schlussbogen hinter der unermüdlich marschierenden Billie de Montfort Luft schnappen konnte. Das war auch dringend nötig, denn die sich in ihrem Element fühlende Jasmin-de-Flore-Tochter war im Handstreich nicht zu knacken.
Zwei-, dreimal musste der Mann in Geld den Fuchs anticken, dann hatte der verstanden und zog sich in „Frömming-Manier“ eher sicher denn nach Kampf um Haupteslänge an der tapferen Stute vorbei. 1:10,2 - eine Zehntelsekunde schneller als im ebenfalls von Vernissage Grif gewonnenen Qualifier vor Jahresfrist - lautete die barsche Ansage an die Streiter von Batteria 2.
Dort ging es im Vergleich geradezu gemächlich zu, weil Zacon Gio sich von der „2“ vom mächtig dräuenden Verdon WF, der hinter ihm einscherte, als Dumbo im ersten Bogen ohne Feindeinwirkung sprang, die Führung nicht madig machen ließ. Fortan verlebte Holger Ehlerts Tipp des Tages einen geruhsamen Abend, zumal die Französin Elsa de Belfonds mit ihrer 500 Meter vorm Ziel in dritter Spur angesetzten Attacke stecken blieb und gar nicht erst an seine Flanke kam.
Ein kurzer Wink Roberto Vecchiones - schon nahm der Dunkelbraune die Beine für die finalen 200 Meter kräftig in die Hand und setzte sich in 1:12,1 locker auf 2½ Längen von Riesenaußenseiter Verdon WF zum 29. Sieg ab. Platz drei verteidigte Trillo Park, durchweg innerer Dritter, gegen den in der Todesspur aktiven Deimos Racing und Elsa de Belfonds - und durfte doch nicht am Endlauf teilnehmen. Weil Antonio Velotti im Schlussbogen mit ihm zu viele Pylonen unterfahren hatte, flog der Varenne-Sohn komplett aus der Wertung.
Gran Premio Citta’ di Montecatini (Gruppe I int.)
Vorläufe: 1640m Autostart,11.000 Euro
Wert: 4.600 - 2.200 - 1.200 - 600 - 400 sowie 2.000 Euro Züchterprämien
Das Finale erreichen die besten Vier sowie der zeitschnellere Fünfte.
1. Vorlauf
1. Vernissage Grif 10,2 Alessandro Gocciadoro 19
7j. Fuchshengst von Varenne a.d. Dalia Grif von Park Avenue Joe
Be: Gennaro Riccio; Zü: All. Il Grifone; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Billie de Montfort 10,2 Gabriele Gelormini 16
3. Arnas Cam 12,0 Enrico Bellei 393
4. Vesna 12,4 Rene’ Legati 960
5. Azteco dei Greppi 13,2 Edoardo Loccisano 960
6. Apple Wise As 13,3 Antonio di Nardo 99
Aria dei Venti dis.r. Antonio Greppi 540
Sieg: 19; Richter: sicher Kopf - 12 - 2½ - 6 - ¾ Länge; 7 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000086792#
2. Vorlauf
1. Zacon Gio 12,1 Roberto Vecchione 11
6j.dklbr. Hengst von Ruty Grif a.d. My Glade Font SM von Yankee Glide
Be: Giuseppe Franco; Zü: Scud. Bivans; Tr: Holger Ehlert
2. Verdon WF 12,4 Vincenzo-P. dell‘Annunziata 2150
3. Deimos Racing 12,7 Enrico Bellei 82
4. Elsa de Belfonds 12,7 Nicolas Ensch 159
5. Toscarella 12,9 Antonio di Nardo 169
Dumbo (DK) dis.r. Alessandro Gocciadoro 280
Trillo Park* 3.d.RL Antonio Velotti 78
*als Dritter disqualifiziert wegen Verlassens der abgesteckten Bahn im Schlussbogen.
Sieg: 11; Richter: überlegen 2½ - (2) - ¾ - Hals - 1 Länge; 7 liefen
Video (auf das Kamerasymbol oben links klicken): https://ippica.snai.it/risultati/T/IT31/2021-08-15/187?signature=5ac65351f007fbf5bc3b0749531a662f7489de49034d17cc13bb2eeb862ae402
Im Endlauf zeigte sich erneut, dass Zacon Gio längst nicht mehr jener kernige Bursche ist, der sich vor zwei Jahren nach einer Siegesserie in Italien zum Abschluss jener grandiosen Saison - da war er vier - den International Trot einverleibt hatte. Kein Problem war es für den von Antonio Somma gezüchteten Ruty-Grif-Sprössling, mit Nummer „1“ die Pole Position vor Verdon WF, Arnas Cam, Vesna und Elsa de Belfonds zu behaupten, doch lange ließ Alex Gocciadoro nicht auf sich warten.
Wie im Vorlauf drückte er Vernissage Grif (4) die Todesspur aufs Auge, die der Fuchs mit der langen, schmalen Blesse klaglos wegsteckte. Hinter ihm postierten sich Billie de Montfort, Deimos Racing und Toscarella, und die durften wie der Rest staunend zuschauen, wie Roberto Vecchione seinen Partner bei immer schärfer werdender Fahrt noch vor Erreichen des Schlussbogens rütteln und schütteln musste, während der Mann in Gelb „drauf saß wie ein Major“. Es nutzte alles nichts: An der letzten Ecke - der Rest war rund 15 Meter abgehängt - war Vernissage Grif vorbei, und sein Chauffeur wusste dort schon, dass er dieses Match nicht mehr hergeben würde.
200 Meter vorm Ziel reckte er die Faust erstmals in den Abendhimmel, es folgten Händeklatschen, Winke-Winke ins Publikum und zum guten Schluss ein freundschaftlicher Klaps auf den Allerwertesten des Love-You-Sohnes, der die Demonstration mit einem Fünf-Längen-Sieg in 1:10,4 - zwei Zehntelsekunden zügiger als vor Jahresfrist - beendete. Es war der 28. Volltreffer des Hengstes, den Gocciadoro im Frühjahr 2020 von Gennaro Riccio übernommen und in völlig andere Sphären geführt hat. 14 Siege, sieben davon auf Gruppe-Level, darunter in Schweden die Großen Preise von Årjäng und Östersund (bzw. des Jämtlands) sind in dieser Ära in sein Fahrtenbuch eingetragen worden - der 46-jährige Wundermann macht Unmögliches möglich.
Für Zacon Gio reichte es nicht mal zum Ehrenplatz, den ihm Billie de Montfort um einen „Kopf“ vor der Nase wegschnappte und zum x-ten Mal ihre Vorliebe für Italiens Hippodrome unterstrich. Übersichtlich getrennt holten die beiden Schützlinge des seit Jahrzehnten in Italien trainierenden Dänen Erik Bondo die verbleibenden Prämien.
Finale um 132.000 Euro, 1640m Autostart
1. Vernissage Grif 10,4 Alessandro Gocciadoro 20
7j. Fuchshengst von Varenne a.d. Dalia Grif von Park Avenue Joe
Be: Gennaro Riccio; Zü: All. Il Grifone; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Billie de Montfort 10,9 Gabriele Gelormini 63
3. Zacon Gio 11,0 Roberto Vecchione 18
4. Deimos Racing 11,2 Enrico Bellei 159
5. Arnas Cam 11,3 Federico Esposito 1261
6. Elsa de Belfonds 11,5 Nicolas Ensch 807
7. Vesna 11,6 Rene’ Legati 1835
8. Verdon WF 11,6 Vincenzo-P. dell‘Annunziata 217
9. Toscarella 11,7 Antonio di Nardo 917
Sieg: 20; Richter: überlegen 5 - Kopf - 2 - 1 - 1½ - ½ - k.Kopf; 9 liefen
Wert: 55.200 - 26.400 - 14.400 - 7.200 - 4.800 sowie 24.000 Euro Züchterprämien
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000086805#