Paris, Montag, 25. April 2022. Verrückte Pferdesport-Welt: In Berlin-Mariendorf wurde am Sonntag im 3. Rennen die Favoritin Royenne durch eine tieffliegende Taube im Stil einer Kampf-Drohne regelrecht abgeschossen bzw. in den Galopp getrieben.
Bei den Hürdenrennen in Paris-Autueil am gleichen Tag streikte - mal wieder - das Toto-Personal. Nicht wie sonst für ein paar Minuten oder halbe Stunden, sondern so intensiv, dass der von 13.58 bis 18.10 Uhr terminierte Renntag komplett abgesagt wurde und die ausgefallenen acht Prüfungen dem nächsten Programm hinzugefügt werden sollen, das dann vermutlich 15 Rennen umfassen wird.
Weil man sich von Seiten der Gewerkschaft und der SECF nicht einigen konnte - das Angebot von zwei Prozent Lohnerhöhung bezeichnete der Gewerkschaftssprecher bei einer Inflationsrate von zehn Prozent als Witz - und der nächste Streik für die Premiumbahn Vincennes drohte, wurde deren Renntage kurzerhand ausgelagert.
Wie in Zeiten des ersten Corona-Lockdowns, als auch in Frankreich von Mitte März bis Mitte Mai auf den Rennbahnen gar nichts ging, dann teilweise wieder - ohne Zuschauer - geöffnet werden durfte, aber Vincennes als im Hot-Spot der Region île de France gelegen weiterhin gesperrt war, ist für Dienstag und Freitag Rouen-Mauquenchy rund 130 Kilometer nordwestlich von Vincennes Nutznießer.
War es am 26. April lediglich Alltagssport, so kommt Mauquenchy wie schon 2020 am 29. April sogar in den Genuss zweier Gruppe-II-Prüfungen. In den Prix Louis Forcinal und Prix René Palyart stehen um jeweils 120.000 Euro.
Dies allerdings unter strengen Auflagen: Um einen neuerlichen Streik zu verhindern, finden beide die Veranstaltung hinter verschlossenen Türen statt. Zutritt haben nur Fahrer bzw. Reiter, Trainer, Besitzer und Züchter, deren Pferde an jenen Tagen starten.
Die Muttergesellschaft SECF erklärte hierzu, sie wolle einerseits ihren öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen und die Organisation von Pferderennen sowie Wettmöglichkeiten sicherstellen. Online-Wetten und Wetten in den außerhalb der Bahnen liegenden Annahmestellen seien weiterhin möglich - sofern nicht auch sie bestreikt werden, was bei mehr als zehntausend über ganz Frankreich verteilten Annahmestellen punktuell durchaus möglich ist.
Andererseits stehe sie zu Verhandlungen mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern bereit, die jedoch in einer friedlichen und konstruktiven Atmosphäre stattfinden müssten.