East Rutherford / New Jersey, Samstag, 21. Mai 2022. Da hat „Kung Åke” über Winter Eins-a-Prädikat-Arbeit geleistet. Es war kein Paukenschlag, sondern der Wirbel einer ganzen Schlagzeug-Batterie à la Ginger Baker, mit dem sich Ecurie D. nach einem halben Jahr Erholung im Arthur J Cutler Memorial zurückgemeldet hat.
Offensichtlich hat Åke Svanstedt, der den von Jean-Pierre Dubois ins dänische Register eingetragenen Sohn des italienischen Derby-Siegers Infinitif im Vorjahr nach Nordamerika ins Training überstellt bekommen hat, für seine Elitloppet-Ambitionen aufs falsche Pferd gesetzt.
Im Gegensatz zu seinem inzwischen wieder gecancelten Aspiranten Back of the Neck, der weder beim Debüt am 23. April in einem Open Handicap als Fünfter noch danach in einem Probelauf überzeugen konnte, ließ Ecurie D. nicht den kleinsten Wunsch offen.
Am Ende der 1.609 Meter oder „eine Runde rum“ auf Nordamerikas erster sulkysportlicher Adresse standen für den Sechsjährigen gleich mehrere Bestmarken zu Buche, zu denen Mutter Natur mit einem ungewöhnlichen, weil 30 Grad (Celsius) warmen Frühlingsabend ihr Scherflein beigetragen hat. 1:49.1/1:07,9 bedeutet nicht nur die schnellste je in einem Mai gelaufene Zeit (was die amerikanischen Statistiker so alles herausfinden).
Er putzte die gerade eine Woche alte Saisonbestmarke der Katie’s Lucky Day um 0,5 Sekunden, egalisierte den seit 2020 von Atlanta gehaltenen Bahnrekord und zementierte eine neue Weltbestmarke für ältere Hengste auf Meilen-Bahnen. Zum absoluten, geschlechter- und bahnübergreifenden „world record“, den am 6. Oktober 2018 der Wallach Homicide Hunter in Lexington aufgestellt hat, fehlten ihm nur drei Zehntelsekunden. Das kann eine heitere Saison werden…
Umso bitterer für Solvallas Sportchef Anders Malmrot, dass die Explosion des auch schon in Schweden für enorme Furore sorgenden Ecurie D. vier Wochen zu spät kam. Genau so ein Aufreißer hätte dem Elitloppet 2022 bestens zu Gesicht gestanden - wenn die Besitzergemeinschaft aus Marko Kreivi, Suleyman Yüksel und Svanstedt die Rückkehr auf eine 1.000-Meter-Bahn überhaupt ins Auge gefasst hätte.
Eben diese Pisten, bei denen viel von der Startplatzauslosung abhängt, waren der Grund, dass er nach Nordamerika verfrachtet worden war, wo er mit den Erfolgen im Allerage Fram Trot und in der Breeder’s Crown die dortigen Arrivierten kräftig aufgemischt hatte. „Geplant war danach mindestens noch ein Start, doch er fühlte sich nicht wohl, so dass wir uns entschlossen haben, ihn früh in die Winterruhe zu schicken, damit er für diese Saison in vollem Saft steht“, wie Svanstedt verraten hatte.
Von der „1“ legte der in Nordamerika noch Unbezwungene ordentlich los, ließ es aber auf einen Führungskampf auf Gedeih oder Verderb nicht ankommen und It‘s Academic den Vortritt. Der trat die Spitze ausgangs der ersten Kurve an den bei sieben Starts sechsmal nicht zu bezwingenden Lovedbythemases (7) ab, der heuer schon 99.980 USD auf der Uhr hatte.
Abgelöst wurde der Muscle-Mass-Wallach von Cuatro de Julio, einem weiteren Zögling Jean-Pierre Dubois‘ bzw. dessen kanadischem Dream with me stable, noch vor der Halbmeilen-Marke. Als Bella Bellini sich 250 Meter nach selbiger vorsichtig aus Ecurie D.s perfektem Windschatten wagte, reagierte auch Svanstedt.
Ohne Hast arbeitete sich Ecurie D. an die Flanke Cuatro de Julios vor, war mit ihm eingangs der Zielgeraden auf Augenhöhe und lief ihm unter zwei, drei leichten Rüttlern bombensicher um 1½ Längen den Rang ab. Prima präsentierte sich Bella Bellini. Die „dreijährige Traber-Lady des Jahres 2021“ konnte zwar auch beim dritten Saisonversuch nicht ganz vorn landen, doch war Rang drei knapp vor Lovedbythemasses bei dem horrenden Tempo aller Ehren wert.
„Diese älteren, erfahrenen Pferde benötigen nicht so viele Aufbaurennen wie die jungen, um in Schwung zu kommen“, vertrat Sarah Svanstedt ihren Gatten beim Sieger-Interview, „wir dachten, um die 1:50 (1:08,4) sollte er allemal drin haben. Fast eine Sekunde schneller war natürlich sehr beeindruckend. Wir können stolz auf ihn sein. Zu Hause auf der Ranch ist er ein glücklicher, entspannter Typ."
"Aber wenn er auf die Rennbahn kommt, weiß er genau, was ihm blüht. Nicht dass er hitzig oder aggressiv würde, aber er baut sich schon auf. Ich liebe diese Pferde, die genau wissen: ‚Heute ist der Tag. Ich will raus, um zu kämpfen‘. Über einen echten Matchplan haben wir uns noch keine sonderlichen Gedanken gemacht. Hauptziel ist die Breeder’s Crown, die noch in weiter Ferne liegt, auch ein Start im International Trot wäre eine schöne Sache. Ansonsten sehen wir von Rennen zu Rennen, was sich ergibt und wie er drauf ist.“
Die Konkurrenz weiß erst mal, was ihr von dem Sechsjährigen blüht, dessen Konto mit dem 18. Sieg aus lediglich 24 Versuchen auf 868.593 Dollar kletterte.
Arthur J Cutler Memorial (int.)
1609m Autostart, 170.450 USD
1. Ecurie D. 07,9 Åke Svanstedt 17
6j.br. Hengst von Infinitif a.d. To Soon von Muscles Yankee
Be: Marko Kreivi, Suleyman Yüksel & Åke Svanstedt Inc; Zü: Jean-Pierre Dubois, DK/FR; Tr: Åke Svanstedt
2. Cuatro de Julio 08,0 Andrew McCarthy 187
3. Bella Bellini 08,1 Dexter Dunn 42
4. Lovedbythemasses 08,2 Tim Tetrick 47
5. It’s Academic 08,4 Yannick Gingras 210
6. When Dovescry 08,4 David Miller 272
7. Sermon 08,5 Kasper Forget 632
8. Mississippi Storm 08,5 Jordan Stratton 758
9. Swingforthefences 09,4 Brian Sears 675
Sieg: 17; Richter: leicht 1½ - 1 - ¼ - 1¼ - ½ - ¼ - ¼ - 7 Längen; 9 liefen
Wert: 85.225 - 47.613 - 23.454 - 15.636 - 8.523 USD