Helmut "Heli" Biendl, der an diesem Samstag 70 Jahre alt wird, blickt auf eine wahrlich herausragende Karriere als Trainer und Fahrer zurück: 25 Mal und damit häufiger als jeder andere war er bayerischer Fahrer-Champion, gar 29 Mal errang er im Freistaat das Trainer-Championat. Eine besondere war die Saison 1986, als er gemeinsam mit seinem knapp sieben Jahre jüngeren Bruder Gerd die Dominanz von Heinz Wewering durchbrach und das bundesdeutsche Trainer-Championat nach Bayern holte.
Geboren und aufgewachsen ist Helmut Biendl in Straubing, unweit der dortigen Rennbahn. Sein Vater war Pferdetransporteur und Amateurfahrer, damit war auch für den Filius der Weg vorgezeichnet. Nach der Amateurfahrerlizenz folgte die Ausbildung zum Berufsfahrer bei Richard Haselbeck, dazu volontierte er bei seinen damaligen Idolen Johannes Frömming und Jean-René Gougeon.
Der Jubilar gewann nahezu alle großen Rennen Deutschlands, teilweise sogar mehrfach. Allein vier Mal triumphierte Heli Biendl im Buddenbrock-Rennen und im Deutschen Traber-Championat, je drei Mal im Bayerischen Zuchtrennen in Pfarrkirchen und im Bayern-Pokal in München, je zwei Siege weisen die Statistiken im Bruno-Cassirer-Rennen, im St. Leger, im Gold-Pokal und in der Breeders Crown aus. Besonders spektakulär war ein Erfolg im Jahr 1975, als der 24-jährige Heli Biendl mit dem bayerischen Hengst Robbyno im legendären Berliner Matadoren-Rennen die Prix-d'Amérique-Siegerin Delmonica Hanover mit Hänschen Frömming bezwang.
Natürlich fehlt Helmut Biendls Name auch nicht in der Siegerliste des Deutschen Traber-Derbys. Mit Gestüt Schwarzwalds Zirrus gewann er das Blaue Band 1980 als Fahrer, der von ihm für Roman Krüger trainierte Lets Go schlug 2002 mit seinem Bruder Gerd im Sulky zu, während Heli mit Jillis Joker Platz drei belegte. Die Biendl-Brüder nannten diesen Erfolg nachher einen Coup - denn Konkurrent Thomas Panschow wähnte mit Pablo As in Jillis Joker den gefährlicheren Rivalen, die Gunst der Stunde nutzt der 178:10-Außenseiter Lets Go.
Beeindruckend sind Helmut Biends Statistikwerte: 6.954 Siege - nur Heinz Wewering erzielte unter Deutschlands Trabrennfahrern mehr - bei 17.394 Fahrten ergeben eine Siegquote von 40 Prozent, weitere 6.747 Platzierungen bedeuten, dass Helmut Biendl nur bei rund jeder fünften Fahrt ohne Geldpreis in den Stall zurückkehrte. Über 17 Millionen Euro an Rennpreisen als Fahrer belegen zudem, dass Helmut Biendl im Schnitt bei jeder Fahrt rund 1.000 Euro einfuhr. Als Trainer hat er die 10.000 Siege-Marke bei weitem überschritten.
Seine letzten Rennen bestritt Heli Biendl im Herbst 2013. Zunächst in Daglfing, wo er das Geschehen mehr als zwei Jahrzehnte lang beherrscht hatte, mit dem von seiner Frau Petra gezogenen Man in Black, mit dem er am 11. August 2013 auch seinen letzten Sieger gesteuert hatte. Der würdige Abschluss einer großen Karriere folgte wenige Wochen später mit einem Auftritt im Pariser Wintermeeting, wo man den Bayern zum "Prix des Rencontres Internationales" einlud, dem traditionellen Treffen europäischer Fahrergrößen.
Schon während seiner aktiven Zeit als Trainer war ihm die Nachwuchsförderung sehr wichtig. Als Beiratsmitglied der Elisabeth Mann-Stiftung engagierte sich Helmut Biendl dafür, dass zum einen die Auszubildenden in Bayern über Stipendien gefördert werden, darüber hinaus bundesweite Fahrerwettbewerbe für Nachwuchsfahrer ausgetragen wurden und werden, wie zuletzt bei der Derbywoche in Berlin.
Überdies scheute sich Heli Biendl nicht, ab 2015 für fünf Jahre das Amt des Rennleitungsvorsitzenden zu bekleiden, eine für ehemalige Aktive nicht immer einfache und dankbare Aufgabe.
Am Samstag, dem Tag der Deutschen Einheit, feiert Heli Biendl, die Nr. 2 der ewigen deutschen Bestenliste - exakt einen Sieg vor seinem Freund Willi Rode, 70. Geburtstag, wozu ihm die Redaktion von Mein-Trabrennsport im Namen der deutschen Traberfamilie herzlich gratuliert.