Im Gegensatz zum legendären Sketch von Freddie Frinton ist es gottlob kein »Dinner for one«, den Hermann Kraum zu seinem 90. Geburtstag an diesem Samstag im emsländischen Meppen begehen kann, in das es das Ehepaar Kraum 2008 aus familiärer Anbindung verschlagen hat.
Nein, ganz im Gegenteil: es gibt gleich einen doppelten Anlass zum Feiern, denn neben dem stattlichen Geburtstag des über Jahrzehnte auf der Recklinghäuser Rennbahn ansässigen Trainers, dessen Dress in gelb-grün die Recklinghäuser Stadtfarben repräsentierten, fällt in diese Tage zugleich die »eiserne Hochzeit« (65 Jahre) von Hermann und Renate Kraum, die diesen Ehrentag – Corona-bedingt – leider nur im Kreise der Familien ihrer Kinder Verena und Dennis sowie der fünf Enkelkinder begehen können.
In seiner Karriere als Berufstrabrennfahrer hat der 1930 am Rande des Ruhrgebiets im heute zur Stadt Herten zählenden Westerholt geborene Westfale mehr als 3.200 Siege erzielt und gehört damit immer noch zur deutschen »Top 25« aller Zeiten. Als Trainer kamen noch weitere rd. 300 Siege hinzu.
In den Boom-Zeiten des deutschen Trabrennsports in den 1970er und 80er Jahren, als dieser alljährlich auf die zweitgrößten Zuschauerzahlen aller Sportarten (nach dem Erstliga- und noch vor dem Zweitliga-Fußball) verweisen konnte, gehörte Kraum zu den Aktivposten der damals das Zentrum des gesamtdeutschen trabersportlichen Geschehens markierenden vier westdeutschen Trabrennbahnen rund um seinen Basis-Standort Recklinghausen, wo er neben seinem Trainingsbetrieb auf der Hillerheide auch ein Pferde-Transportunternehmen sowie ein in der Spitze mehr als 60 Pferde umfassendes Gestüt im nahegelegenen Marl-Sinsen betrieb.
Zu dieser Zeit lag sein Sieg im Deutschen Traber-Derby in Berlin, dem nach wie vor reputationsreichsten nationalen Trabrennen, das er 1958 als bis heute jüngster Siegfahrer in dessen Geschichte im Alter von 27 Jahren mit dem Hengst Marty gewann, schon mehr als zwei Dekaden zurück.
Ganz zu schweigen von seiner ersten Zieldurchfahrt als Sieger, die ihm 1946 im Alter von gerade einmal 15 Jahren im münsterländischen Drensteinfurt mit einem Pferd namens Rufi gelang. Dazu erinnert sich der Jubilar noch heute: »So voll wie damals in der unmittelbaren Nachkriegszeit habe ich nie wieder eine Rennbahn erlebt: Wenn man im Einlauf außen angriff, musste man aufpassen, den Besuchern nicht über die Füße zu fahren.«
Der letzte Sieg des Jubilars datiert vom 21.11.2003, wo er mit dem im familiären Mitbesitz befindlichen Cromme gegen Deutschlands 29-fachen Champion und mittlerweile Platinhelm-Träger Heinz Wewering die Oberhand behielt.
Zu diesem Ehrentag wünscht die deutsche Traberfamilie einem ihrer Idole aus großen Zeiten alles erdenklich Gute, vor allem weiterhin Glück und Gesundheit.
Fotos und Informationen wurden uns freundlicherweise von Dennis Kraum zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!