„Hätte es in Pfaffenhofen statt einer Trab- eine Galopprennbahn gegeben, wäre ich heute mit großer Sicherheit Besitzer und Züchter von Vollblütern und hätte von Trabern keine Ahnung“, erzählte Max Schwarz in einem Interview mit der Traber-Rundschau im März 1996. Dass die Hopfenmeile nur knappe 30 Kilometer von Langenmosen entfernt und damit praktisch vor der Haustür von Max Schwarz lag, war im Nachhinein ein großer Segen für den deutschen Trabrennsport. Heute, rund 25 Jahre nach dem Interview, zählt der Selfmade-Karrieremann zu den erfolgreichsten Besitzern und Züchtern im Lande. Mit sechs Züchtertiteln (2005 bis 2008 in Serie, 2016 und 2019) steht Max Schwarz im neuen Jahrtausend an der Spitze seiner Zunft. 2006 gelang ihm sogar das begehrte, da seltene Double aus Besitzer- und Züchterchampionat.
Angefangen hatte alles mit dem Besuch der Trabrennbahn Pfaffenhofen im Jahr 1988. Max Schwarz war völlig unbeleckt, der klassische Quereinsteiger, dem vor allem das Ambiente gefiel und der unbedingt ein eigenes Pferd wollte. Die Laufbahn als Traberbesitzer begann unspektakulär mit dem damals dreijährigen Fariant-Sohn Achaz, der ein einziges Rennen, aber immerhin knappe 18.000 Euro gewann. Binnen weniger Monate wuchs das Lot an, wechselten weitere mehr oder weniger talentierte Traber in den Besitz von Max Schwarz, darunter der Lord-Iran-Sohn Edellord, mit dem der Neuling 1989 die Amateurfahrerprüfung ablegte, sowie die kaum geprüfte Mister-Permit-Tochter Rosaly. Ausgerechnet mit ihr legte Max Schwarz den Grundstein seiner Zucht. Er ließ sie kurzerhand decken, nicht von irgendeinem Hengst, sondern von Jahrhundertvererber Diamond Way.
Den Hengst, der am 1. Mai 1989 das Licht der Welt erblickte, taufte Max Schwarz auf den Namen „Kronenbotschafter“. Nicht ohne Grund, denn Max Schwarz war genau das, ein Kronenbotschafter. So bezeichnet das US-Unternehmen Amway, das mit Netzwerkmarketing im Bereich Sanitär und Nahrungsergänzung Milliardenumsätze macht, ihre erfolgreichsten Mitarbeiter, die an der Spitze der Amway-Hierarchie stehen. Bereits in den 1970er Jahren waren Max und Marianne Schwarz bei Amway eingestiegen. Heute leitet der gelernte Elektriker eine der drei größten Amway-Organisationen außerhalb des Stammlandes USA und gleichzeitig die größte in Europa.
Die Erfolge des verbeinigen Kronenbotschafters waren indes überschaubar. Immerhin zehn Siege und rund 17.000 Euro standen auf dem Konto des ersten Eigengewächses, das erst von Roman Spengler, später von Richard und Rudi Haller trainiert wurde. Doch Max Schwarz wollte mehr, viel mehr. Er erwarb einen Grund in Eppertshofen nahe der Spargelmetropole Schrobenhausen, errichtete dort ein großzügiges Gestüt und legte sich den ersten eigenen Deckhengst zu. Von Alwin Schockemöhle pachtete Max Schwarz den Derbysieger Every Way und züchtete mit ihm Anfang der 1990er Jahr die ersten „Diamanten“ (dieser obligatorische Namenszusatz entstammt ebenfalls dem Amway-Vokabular) wie Air Diamant, Dreifach Diamant und Sommelier Diamant. Das Projekt endete ebenso plötzlich wie tragisch, als der Super-Way-Sohn 1991 an einem eingeklemmten Dünndarm einging.
Für Max Schwarz kein Grund zur Resignation. Im Gegenteil. Es ging schließlich noch eine Nummer größer. Schwarz stieß nun in ein neues Preissegment vor, erwarb in den USA namhafte Hengste wie Ron B Hanover, Malhana Sascha, Furman, Charlie Ten Hitch, den SJ’s-Photo-Vollbruder Guybo und mit Prakas sogar einen Hambletonian-Sieger. Einige derer bestritten in Europa noch erfolgreich Rennen, vor allem Furman, der mit Jochen Haide mehrfach auf Gruppe-I-Ebene eingesetzt wurde. Fast alle hinterließen in der deutschen Zucht markante Spuren und gaben ihr eine willkommene Blutauffrischung.
Sehen lassen konnten sich in jener Zeit auch Max Schwarz‘ Schweden-Importe, obwohl ausgerechnet der prominenteste, der Kriterium- und Derby-Sieger Drewgi vieles schuldig blieb. Ganz anders Strictly Business, der sich nach großartiger Rennlaufbahn – unter anderem gewann der Speedy-Somolli-Sohn für den Stall M.S. Diamanten das Schweizer Traber-Derby – als toller Vererber entpuppte und gleich mit seinem ersten Jahrgang die Zuchtrennsieger E.T. Diamant und Esina Diamant verantwortete. Die schwedischen Stuten, die Max Schwarz in seinen Besitz brachte, stand da nicht nach: Kullehus Singing, Kathleen Laukko, Hypnotica, Ditka Girl und das Speed-Wunder Saskia Bisa seien stellvertretend genannt.
Die deutlichsten Spuren in der diamantenen Erfolgsgeschichte hinterließ jedoch eine gewisse Nilema Pearl. 1994 erwarb Max Schwarz die Texas-Tochter, die zwei Jahre später mit dem Gewinn des „Großen Preis von Bayern“ in der Hand des jungen Jochen Haide für den bis dato größten Triumph des Stalles M.S. Diamanten sorgte. Mit 28 Siegen bei 60 Starts und fast 400.000 Euro auf dem Konto ging Nilema Pearl 1998 ins Gestüt, wo sie neben der Breeders-Crown-Siegerin Miss Hollywood (v. Strictly Business), der Prakas-Tochter Infinity Diamant (Mutter von Paymybills und Tiger Hill Diamant) auch den SJ’s-Photo-Sohn Gustav Diamant brachte. Der wiederum war erst als eisenhartes, international bewährtes Rennpferd (555.000 Euro/1:10,9/34 x 1.), dann als Vererber eine echte Ausnahmeerscheinung – und erfüllte dem Stall M.S. Diamanten einen lange gehegten Traum, den Triumph im Deutschen Traber-Derby.
Gustav Diamant selbst schrammt 2005 unter unglücklichen Umständen knapp am Blauen Band vorbei und belegt als Vorlaufsieger im Finale hinter Unforgettable und Ufo Kievitshof Rang drei, was Max Schwarz damals veranlasste, vor Freude spontan in den Teich im Innenraum der Mariendorfer Rennbahn zu springen. Zwölf Jahre später war es der Juniorchef Andy Schwarz, der baden ging, nachdem Gustav Diamants Sohn Tsunami Diamant nach nervenaufreibenden Minuten einer kuriosen Überprüfung endlich als erster Derbysieger aus Eppertshofen feststand. Ausgerechnet beim wichtigsten deutschen Rennen hatte die digitale Zielfotoanlage ihren Dienst versagt, so dass durchaus auch ein „Totes Rennen“ zur Debatte stand.
Der „Tsunami“ rollt mittlerweile erfolgreich durch Europa, wie übrigens auch seine Zucht- und Stallgefährten Popeye Diamant, Pocahontas Diamant und Stonewashd Diamant. Nicht erst seit Andy Schwarz die Verantwortung in Eppertshofen übernommen hat, ist man international aufgestellt und vertraut die Cracks auch europäischen Spitzentrainern wie Paul Hagoort, Alessandro Gocciadoro und Peter Untersteiner an.
Der Derbytriumph von Tsunami Diamant soll nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Die 80 Boxen in Eppertshofen sind gefüllt mit erstklassig gezogenen Mutterstuten, Absetzern und Fohlen, die derzeit peu à peu das Licht der Welt erblicken. Auch die Kooperation mit Harald Krogmann, der nach einigen Jahren der Abstinenz in den deutschen Trabrennsport zurückkehrt, spricht für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.
Max Schwarz darf sich indes entspannt zurücklehnen und mit Stolz auf das trabersportliche Imperium blicken, das er in den vergangenen rund drei Jahrzehnten erschaffen hat. Mit gleichem Engagement leitet er seit dem frühen Tod seiner Frau Marianne im Jahr 1997 die von ihr noch zu Lebzeiten gegründete Stiftung „Marianne Schwarz Hilfe für Leukämiekranke e.V.“. Es wird verstärkt für leukämiekranke Kinder mit Familien in finanzieller Not gesammelt. Bei der José Carreras Gala im Dezember 1997 in Leipzig erfüllte Max Schwarz den innigsten Wunsch seiner Frau und spendete eine Million DM an die Deutsche José Carreras Stiftung.
Am Donnerstag vor Ostern feiert Max Schwarz seinen 70. Geburtstag.
Mein-Trabrennnsport gratuliert herzlich!