(HTZ-press) Der April macht bekanntlich, was er will, doch manchmal machen auch die Rennpferde, was sie wollen. Bei endlich einmal schönem Frühlingswetter zeigten sich die Favoriten schlecht aufgelegt an diesem Sonntag in Bahrenfeld und patzten in Reihe. Nur ein einziger kam durch, dennoch – oder vielleicht eben deshalb – lässt sich als Fazit des Renntages ziehen, dass genau so Rennsport sein muss. Nur so lebt er, und nur so überlebt er.
Die glorreiche Ungewissheit des Turfs, das ist der Nährboden für die Faszination, mitzuverfolgen an einem sonnigen Apriltag. Wenn sonst immer von Siegern gesprochen wird, so sind heute die ehrenvoll Unterlegenen im Fokus.
Velten ohne Fortune
Vier Velten-Starter in sechs Rennen - mit etwas Rennglück hätte das bedeuten können: vier Sieger. Doch es kam ganz anders. Kein Siegerblumenstrauß konnte eingeheimst werden, wobei jedoch die Ursache nullkommanull im eigenen Stall zu suchen war. Dreimal musste man sich in Ehren geschlagen geben, einmal wurde man mit allem Rennpech bedrängt, was zur Verfügung stand. Der Reihe nach:
Zum Auftakt erledigte Robbin Bot mit Velten Cavallino die „Drecksarbeit“ und zerlegte letztlich den Piloten Indirajah, doch die von ihrem engagierten Besitzer Sönke Gedaschko gelenkte Ouverture verkniff sich diesmal alle zuvor gezeigten Sperenzchen und sammelte den Velten-Debutanten in der Distanz ein.
Auch mit der bald nach vorn gezogenen Velten Isabel musste Bot den Kelch der Niederlage kosten. Aus ihrem Rücken schlug Kornelius Kluth mit Rockabye zu. Die Stute entschädigte sich ebenfalls wie zuvor Ouverture für Rennpech und war überdies die einzige Favoritin des Nachmittages, die sich durchsetzte.
Und ein weiteres Mal brachte ein Debutant, Velten Chicago, den Vorteil nach Erledigung der Arbeit – die Pilotin zu „erschießen“ – nicht nach Hause. Johnny Westenbrink, der mit einem Pferd angereist war, fightete mit Kommaar Well den Velten-Trotter nieder.
Bot und Nimczyk gewinnen dennoch
Hatten die beiden „Helme“ so einiges an Nackenschlägen kompensieren müssen, so fanden beide doch ihr Rennen. Der Bronzehelm knackte mit Henriette Sisu den sehr offensiv und optimistisch vorgetragenen Prometheus, während der Goldhelm Kiss Me Bo zum Sieg aus den Bändern steuerte und mit perfekter Tempoeinteilung den favorisierten Exclusive Fire auf Distanz hielt. Nimczyk war danach zu Scherzen aufgelegt: „Ich hatte einen schnellen Wagen, also konnte ich auch schnell fahren.“
Kurzweiliger und abwechslungsreicher Rennsport für Fans – leider nicht vor Ort – und Besitzer, denn es gilt: Nur wer Erfolg hat, hat auch Spaß. Insofern waren alle Sieger in einem von geschwächten Favoriten geprägten Renntag die richtigen, hatten doch alle bei den letzten Malen (!) nicht gewinnen können. Nur durch diese Vielfalt aber lebt der Sport, auch wenn sich das nächste Mal wieder die Seriensieger durchsetzen….
Drei Ehrenplätze, da wog das Scheitern von Velten von Polly wohl am schwersten. Der Varenne-Sohn rumpelte nach dem Start, musste dann durch äußere Spuren, wurde von einem Gegner, mit dem er sich verhakte, in Empfang genommen und war nach diesem unmöglichen Verlauf „nur“ Fünfter. Hier zeigte, wie zuvor angekündigt vom Fahrer, Porto mit Hansjörg Gröber, wozu er gut aufgelegt in der Lage ist. Mit der Besserstellung im Band kämpfte er diesmal seine kürzliche Bezwingerin Naomi Bo an der Spitze nieder.