Vom Trabrennsport „infiziert“ wurde Walter Pichotta einst durch Prominentenfahren in Mariendorf. Prominent war der kleine, drahtige Mann vor allem im Radrennsport. Selbst errang er im Sattel 1954 die deutsche Straßenmeisterschaft, da war Walter Pichotta gerade 19 Jahre jung. Nach seiner aktiven Laufbahn und einem Intermezzo im Profi-Fußball bei Hannover 96 erwarb er sich große Meriten als sportlicher Leiter des RC Charlottenburg. Zu seinen „Jungs“ im renommierten Berliner Radstall gehörten Stiefsohn Christian Lamczyk, der drei Berliner Meisterschaften gewann, und der spätere mehrfache Cross-Weltmeister Mike Kluge.
Auf Wettkämpfe wollte der sportverrückte Walter Pichotta auch im Ruhestand nicht verzichten. Also legte er in den 1990er Jahren die Amateurfahrer-Prüfung ab und sich erste eigene Pferde zu, wie Brando Hej, Taff Torg, Ta’Midtbank und Prouly Princess. Die Sulkyerfolge blieben stets überschaubar, doch sind immerhin sieben Siege für den Selfmade-Mann gelistet, deren fünf allein mit der J.R.-Broline-Tochter Gipsy Line.
Seine letzte Fahrt absolvierte Walter Pichotta an seinem 81. Geburtstag mit Louisa in Karlshorst. Da war er bereits ein knappes Jahr im Besitz einer Amateurtrainer-Lizenz, mit der er die in Mariendorf stationierte Lucky-Wood-Tochter tagtäglich bei Wind und Wetter selbst bewegte, die Fahrleine im Rennen fortan aber jüngeren überließ. Vor allem Thomas Panschow profitierte von der glänzenden Pichotta-Vorbereitung und steuerte Louisa 2019 zu zwei umjubelten Treffern auf der Derbybahn, einen davon im Vorlauf zum Handicap de Luxe am Donnerstag vor dem Blauen Band.
Mittlerweile muss Walter Pichotta kürzer treten. Louisa hat er zum Ende der Saison 2019 abgegeben. Zu seinem 85. Geburtstag, den der Mann, der schon seit langem in der Varziner Straße in Berlin-Friedenau lebt, am 1. Mai feiert, wünscht ihm die Redaktion von Mein-Trabrennsport Glück, Erfolg, vor allem aber Gesundheit.