Im Prix Une de Mai um 100.000 Euro waren zunächst die Stuten an der Reihe; die Hengste folgen am Samstag. Die 45.000 Euro für Platz eins wurden eine überraschend gefällige Beute der nobel gezüchteten Havana d’Aurcy, nach der es kurz nach deren Sicherheitsstart allerdings gar nicht aussah. Auf der Vincenner Sprintstrecke von 2175 Meter kam die Tochter der Gruppe-I-Sieger Royal Dream und Avila nämlich weit außen extrem behäbig ab und zierte auf dem ersten Kilometer das Ende der zweiten Reihe, während Favoritin Hirondelle Sibey vor Harrah Dibah, Habile Gédé, Hermine Girl und Haloya de Visais gewaltig Dampf machte. Erst bergauf sah Jean-Michel Bazire, nicht unbedingt als Fan von Zweijährigen-Prüfungen und in diesen Matches eher selten präsent, seine Zeit für gekommen. Ruckzuck machte seine Schwarzbraune in dritter Linie gewaltig Boden gut, kreuzte an der Einmündung der „petite piste“ an der Flanke der Leaderin auf, legte sie ganz locker zu den Akten und widerstand mit einem Lächeln auf den Lippen des Meisters auch der Schlussattacke Harrah Dibahs viel leichter, als die 1½ Längen Vorteil hergeben mögen. 1:13,7 - weit blieb sie gar nicht vom Rennrekord Erminig d’Oliveries entfernt, die vor drei Jahren nach 1:13,3 am Ziel der ersten größeren Wünsche war.
Es war Havanas zweiter Erfolg auf höherer Ebene, nachdem „Versuchsfahrer“ Romain Congard mit ihr am 25. Oktober den Prix Marcel Jean, die erste Gruppe-Aufgabe ihrer Generation, völlig überraschend gewonnen hatte. Nach dem ersten Auftritt mit ihrem Trainer überhaupt hat sie bzw. ihr Züchter und Besitzer Cyril Lelarge 86.700 Euro auf dem Sparbuch. „Da hab ich eine feine und bestens ausgebildete, ein wenig spezielle Stute in meinen Stall bekommen! Sie kam ein bisschen langsam in die Hufe, doch Sorgen machte ich mir darüber nicht, denn es war zügig genug. Die erste Hälfte lief für meinen Geschmack zu gleichmäßig ab, keine Angriffe auf die Leaderin, da musste ich selbst aktiv werden. Das hat sie prima hinbekommen, heute viel gelernt und in feinem Stil gewonnen. Ich denke, sie wird ihren Weg machen“, war Bazire höchst zufrieden, blieb aber mit beiden Beinen auf der Erde: „Ob sie ins Critérium des Jeunes geht? Ich denke darüber im Moment gar nicht nach. Sie ist auf Augenhöhe mit den besten Stuten ihrer Generation, muss aber noch viel lernen. Im Februar müsste sie dann gegen die ‚Männer‘ laufen. Das scheint mir reichlich früh. Mal abwarten, wie’s weitergeht“, gab’s einen zarten Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Besitzer Cyril Lelarge. Für dessen Farben war bereits Havanas Mutter Avila gelaufen, hatte im Februar 2013 besagtes Critérium gewonnen und war nur ein Jahr später - mit immerhin 481.700 Euro - am Ende ihrer Rennlaufbahn angelangt.
Prix Une de Mai (Gruppe II nat., zweij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Havana d’Aurcy 13,7 Jean-Michel Bazire 33
2j.schwbr. Stute von Royal Dream a.d. Avila von Ready Cash
Zü / Be: Cyril Lelarge; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Harrah Dibah 3. Habile Gédé 4. Hora Béji 5. Hermine Girl 6. Hirondelle Sibey 7. Hope on Victory 8. Horée d’Ar 9. Help Me Win 10. Holly d’Amour Havanaise Haloya de Visais Halowie Renardier |
13,9 Yoann Lebourgeois 14,4 Damien Bonne 14,5 Matthieu Abrivard 14,5 Christophe Lebissonais 14,6 Eric Raffin 14,8g Jean-Philippe Monclin 14,9 Hugues Monthulé 14,9 Sébastien Houyvet 15,2 François Lagadeuc dis.r. François-Pierre Bossuet dis.r. Guillaume Marin dis.r. Alexis Prat |
220 840 240 790 22 170 950 670 540 55 1050 340 |
Sieg: 33; Richter: leicht 1½ - 5½ - 1½ - ½ - ½ - 3 Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 07,2/675m - 10,8/1175m - 13,8/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Triumph der Taktik
Ein klein wenig angefressen war Julien Raffestin dann doch nach diesem Prix Sans Dire Qui für „internationale“ fünf- und sechsjährige Satteltraber, die keine 400.000 Euro gewonnen hatten und den er schon einmal 2010 mit Risque Tout an seine Fahne geheftet hatte. „Emir de Rebomard lief wieder einmal heldenhaft durch die Todesspur. Da ist es etwas ärgerlich, wenn wir die ganze Drecksarbeit machen und am Ende überlaufen werden. Aber was sollte ich machen? Leider sind wir nicht zügig genug gestartet, um die Kontrolle zu übernehmen, und hinter Etonnant war vor Délicieux du Cébé nie ein Einparken möglich. Als ich in der letzten Kurve gemerkt habe, dass Etonnant in Schwierigkeiten geriet, hab‘ ich Vollgas gegeben. Pech für uns, dass eine andere ein Fitzelchen besser war. Aber Emir wird ‚sein‘ Rennen schon noch gewinnen, da bin ich mir ziemlich sicher“, lautete das Fazit des 37-jährigen, der mit Gruppe-Erfolgen nicht gerade überschüttet wird.
Die Andere - das war Daïda de Vandel, eine von drei Stuten, die diese Aufgabe als Wegweiser Richtung Prix de Cornulier ansahen und im Fall von Favoritin Dynasty Péji das Wort „Aufgalopp“ nach knapp einem Kilometer zu wörtlich nahm. Daïda indes hatte Alexandre Abrivard im dritten Paar außen hinter Emir de Rebomard und Diamant de Tréabat sowie vor Vainqueur R.P. und der noch einmal mühsam den Kontakt herstellenden Dynasty Péji exzellent untergebracht. Ausgangs der Schlussbiege schritt der 26-jährige resolut zur Tat. Den sich heftig wehrenden Etonnant bekam er rasch in den Griff, etwas mehr hatte der neue Sattel-Champion mit dem „Emir“ zu tun, bis sein 74. Monté-Sieg nach starken 1:12,9 unter Dach und Fach war. Am erst ganz zum Schluss etwas einknickenden Etonnant rackerte sich Diamant de Tréabat zu Platz drei vorbei; den weit distanzierten Rest führte Derby d’Anjou ins Ziel.
Für Daïda de Vandel war’s der vierte Gruppe-Sieg, von denen die ersten beiden der Kategorie III ihr bereits vor drei Jahren gelungen waren - durchweg mit Alexandre als „Oberbefehlshaber“. „Wir haben sie auf diese Prüfung sehr sorgfältig vorbereitet, und alles passte haarklein. Sehr viel mehr war allerdings nicht drin“, resümierte Abrivard junior, womit ein Auftritt im Cornulier zumindest mit ihm in ziemlich weite Ferne gerückt ist, sollte sein Vater Laurent-Claude Titelverteidiger Bilibili bis dahin richtig in Schuss haben.
Prix Sans Dire Oui - Monté - (Gruppe III int., Fünf- und Sechsj., keine 400.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Daïda de Vandel 12,9 Alexandre Abrivard 49
6j.br. Stute von Real de Lou a.d. Gallia de Vandel von Sancho Pança
Be: Christian Germain; Zü: E.A.R.L. La Tour de Vandel; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Emir de Rebomard 3. Diamant de Tréabat 4. Etonnant 5. Derby d’Anjou 6. Délicieux du Cébé 7. Vainqueur R.P. 8. Rushmore Face 9. Dynasty Péji Daélia de Vandel |
13,0 Julien Raffestin 13,0 Clément Frecelle 13,1 Eric Raffin 13,5 Benjamin Rochard 13,9 Adrien Lamy 16,7 David Thomain 20,1 Camille Levesque 24,3g Damien Bonne dis.r. Matthieu Abrivard |
71 300 41 300 200 180 720 31 100 |
Sieg: 49; Richter: sicher ¾ - 1¼ - 1¼ - 6 - 5 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 11,8/1350m - 12,0/1850m - 12,7/2350m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Wenig nobel
Im Prix d’Amboise für sechsjährige Stuten, die keine 221.000 Euro gewonnen hatten, scheiterte die diesmal mit David Thomain aufgebotene Noble Dolly als 24:10-Favoritin krachend beim Versuch, ihren Erfolg vom 5. Dezember zu wiederholen. Dabei kam die Vorlaufsiegerin des deutschen Stuten-Derbys (2016 in der Hand von Jorma Oikarinen) blendend in die 2700-Meter-Partie und tankte sich aus zweiter Außenposition zu Beginn des Anstiegs vor der sofort ins Kommando stürmenden Datcha an die Spitze. Bis 200 Meter vorm Ziel, wo Yoann Lebourgeois Emmanuel Ruaults Datcha längst in die Freiheit beordert und scharf gemacht hatte, durfte die Ready-Cash-Tochter auf eine bessere Prämie spekulieren. Dann trat die Schwadron der Räuberinnen umso deftiger auf den Plan und verfrachtete die 1:14,2 laufende Noble Dolly auf Platz zehn. Für Datcha gab’s nach 1:13,5 eine Länge vor Bazires zweiter Waffe Dastavia de Guez 25.200 der insgesamt ausgelobten 56.000 Euro.