Vincennes, Sonntag, 2. Februar 2025. Da hat Joël Hallais, der Protagonist des Monté-Sports in Frankreich schlechthin, auf seine 77 Jahre alten Tage noch mal richtig Einen aus dem Hut gezaubert.
In Abwesenheit von Cornulier-Siegerin Joumba de Guez, die Kurzstrecken nicht allzu viel abgewinnen kann und als Allrounderin nach derzeitiger Lage der Dinge wohl erst im gefahrenen Marathon des Prix de Paris wieder unter Order sein wird, schnappte sich die Cornulier-Zweite Ina du Rib 14 Tage nach dem bedeutendsten Monté der Welt die 200.000 Euro wertvolle Revanche mit einem dicken Ausrufungszeichen.
1:09,6 - rasanter ist noch kein Satteltraber über die Pisten der Welt gefegt als die Braune im Prix de l’Île de France, die damit den Bahn-, französischen und inoffiziellen Weltrekord Hanna des Molles vom 4. Juni 2024 egalisierte. Dabei ist der 2.175-Meter-Sprint ob ihres mäßigen Antritts nicht unbedingt die Sache der Uhlan-de-Val-Tochter, die ohnehin alles andere denn eine Siegertype ist und vor diesem Coup gerade mal sieben ihrer 45 Prüfungen als Beste beendet hatte.
Es spielte der Braunen, die gemeinsam mit Stall- und Trainingskameradin Hirondelle du Rib ganz außen eindrehte, dennoch viel zu betulich in die Hufe kam und gemeinsam mit der „Schwalbe“ im Hintertreffen des auf neun Aspiranten geschrumpften Feldes landete - Jewelcandle Fac wurde wegen einer akuten Sehnenentzündung kurzfristig gestrichen -, allerdings auch alles in die Karten.
Die einzige Ausländerin Joy Alissa, die unter ihren zehn Monté-Versuchen in der schwedischen Heimat über 1.640 Meter 1:10,7 zu Buche stehen und ihr Geschütz beim überlegenen Sieg im Vincenner Prix de Sartilly der Kategorie D am 11. Januar in 1:11,1 nachdrücklich in Stellung gebracht hat, schmetterte los wie der Deibel.
Bis zu 20 Meter betrug der Vorsprung der Maharajah-Tochter auf Jean Balthazar, der eine ähnliche Lücke zu Favoritin Gazelle du Val aufbaute. Bei allen drei Durchgangszeiten der ersten 1.700 Meter lag Eric Raffin stets um rund eine Sekunde besser als Hanna des Molles bei ihrem 1:09,6-Rekordlauf am 4. Juni 2024.
Das konnte kaum gut gehen - und tat es auch nicht. Bergauf krempelte Hirondelle du Rib die Ärmel hoch und schleppte Idéale du Chêne und Ina du Rib peu à peu an die Flüchtige heran, die an der Einmündung der kleinen Bahn gestellt war und ruckartig das Handtuch warf. Kaum war Hirondelle du Rib vorbei, wurden Idéale du Chêne und Ina du Rib, die wie Jean Balthazar ab dort sehr unkonventionell fast wie in alten Zeiten geritten wurde, mit jedem Schritt stärker.
Keine Chance für die Stute Paul Ploquins, ihren vorjährigen Ehrenplatz zu vergolden: Auf 3½ Längen rauschte Ina du Rib zum achten Sieg „lifetime“ vorbei, der ihr einen 90.000-Euro-Aufschlag auf 968.660 Euro bescherte. Sechs Längen dahinter „killte“ Jean Balthazar mit den letzten Schritten die müde Hirondelle du Rib, die mit 991.110 Euro knapp unter der Million hängenblieb.
Auch wenn sie nur eine weitere Dreiviertellänge zurück auf Platz sechs eintrudelte, scheint der große „Hype“ um Gazelle du Val vorbei. Die Braune, die erst im Mai ins Monté-Gewerbe eingestiegen und mit sieben Siegen unterm Sattel durch die Klassen gerauscht war, bekam nach ihrem fünften Rang im Cornulier ein zweites Mal überdeutlich unter die Nase gerieben, dass die Arrivierten nicht im Handumdrehen zu düpieren sind.
Ihrem in den niederen Gefilden phänomenalen Endspurt wurde bei dieser Parforcejagd der Wind völlig aus den Segeln genommen, obwohl Mathieu Mottier ihr streng innen jeden Meter ersparte.
„Es ist mir eine Riesenfreude, denn Ina ist nicht einfach zu trainieren. Man muss körperlich wie mental bei ihr aufpassen. Im Frühjahr hatte sie eine Sehnenentzündung, wobei lange fraglich war, ob ich sie im Winter überhaupt in wettbewerbsfähigen Zustand bringen könne. Gemeinsam mit Jean-Loïc haben wir sie stabilisiert. Ich denke, es war richtig, sie im November und Dezember dreimal ohne sonderliche Ambitionen anzuspannen, bevor es im Prix Jules Lemonnier erstmals wieder ins Monté ging."
"Was die Zeit betrifft: Bergab war‘s enorm schnell - zu schnell für Ina, die Jean-Loïc gekonnt zurück und bei Kopf gehalten hat“, war das Resümee Hallais‘, der den Lorbeerkranz dieses Klassikers nach Oligo (1986 & 1987, jeweils mit Philippe Békaert) und Jomo du Rib (2004, mit Dersoir) zum vierten Mal an seine Stalltür nageln kann.
Der 52-jährige Jean-Loïc Claude Dersoir, der mit Joëls Tochter Carine die Zucht- und Trainingsstätte „Jeloca“ betreibt, holte den ersten von drei Titel 2002 mit Glorieuse du Bois für Trainer Jacques Bruneau und bekannte: „Ina hat den Sieg allemal verdient. Trotz des Ausflugs in die dritte Spur hatte ich im Schlussbogen das Gefühl, dass sie heute bärenstark sei."
"Sie zog prächtig durch und hat höchst autoritär gewonnen. Ich habe keine Probleme, das Gewicht zu bringen. Ich sitze nicht mehr so häufig im Sattel wie früher, hole mir jedoch die nötige Kondition beim Joggen. In meinem Alter ist ein solcher Sieg in dieser Sparte Genuss pur.“
Prix de l’Île de France - Monté - (Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste & Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 200.000 Euro
1. Ina du Rib 09,6* Jean-Loïc Claude Dersoir 55
7j.br. Stute von Uhlan de Val a.d. Tina du Rib von Hulk des Champs
Be / Zü: Ecurie du Rib (Joël Hallais); Tr: Joël Hallais
2. Idéale du Chêne 09,8 Paul-Philippe Ploquin 40
3. Jean Balthazar 10,5 Benjamin Rochard 110
4. Hirondelle du Rib 10,5 Noé Perron 440
5. Gold Voice 10,5 Clément Frecelle 340
6. Gazelle de Val 10,5 Mathieu Mottier 24
7. Intouchable 10,6 François Lagadeuc 680
8. Jasmine de Vau 11,1 Guillaume Lenain 110
9. Joy Alissa 13,1 Eric Raffin 100
*Bahn- und Monté-Rekord auf französischem Boden eingestellt
Sieg: 55; Richter: leicht 3½ - 6 - Kopf - Hals - ½ - 1 Länge; 9 liefen (NS Jewelcandle Fac / Sehnenentzündung)
Zw-Zeiten: 05,3/675m - 06,7/1175m - 08,9/1675m
Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2025-02-02/7500/7
Tausend Sterne …
… hat Jean-Michel Bazire längst abgeräumt in seiner monströsen Karriere, die allein für Frankreich 6.755 Monté- und Attelé-Treffer ausweist Mit der im Dezember für italienische Interessen von Jean-Philippe Dubois erworbenen und ihm bzw. seinem Sohn Nicolas ins Training überstellten Mille Etoiles holte der 53-jährige im Prix Léopold Verroken für französische Dreijährige, die keine 80.000 Euro verdient hatten, den dritten Siegerstrauß in Folge.
Das war bei einer Quote von 20:10 völlig erwartet, obwohl die Prodigious-Tochter im Reigen der neun Kombattanten mit dem zweitschlechtesten Rekord aufwartete. Fast selbstverständlich machte Yoann Lebourgeois Philippe Allaires Wackelkandidatin Massive Attack für den 2.175-Meter-Sprint die schnellsten Beine, doch auch „JMB“ war sofort hellwach.
Eingangs des Bogens von Joinville kreuzte er bei dem „Bürgerlichen“ auf, zu Beginn des Anstiegs durfte er vorbei, womit der solide Grundstein für den insgesamt vierten Treffer des „Sternenmädchens“ gelegt war. Schwer machten es ihr die Rivalen nicht: Machucambo am Start, Magico de Lou nach einem Kilometer, Margaux des Arris eingangs sowie Massive Attack ausgangs des Schlussbogens verabschiedeten sich im Galopp.
Aufreizend lässig beließ es der 20-fache „Sulky d’Or“ bei etwas mehr als einer Länge Vorsprung und schaute interessiert zu, wie sich ganz außen Missandei den Ehrenplatz vor Mat Manathis und dem innen engagierten Make a Dream schnappte. Fünfter und auch schon ausdrucksloser Letzter wurde sieben Längen dahinter Mystic Sonatho.
„Ich hab sie nach vorn geschickt, weil das Tempo mäßig war und sich kein Anderer erbarmte“, bekannte „JMB“, „auf der Zielgeraden beschleunigte sie richtig gut. Für dieses Rennen hab ich 50 Gramm schwerere Vordereisen gewählt, weil es zu Beginn bergab ging. Das hat ihr geholfen, die Balance zu halten. Eine feine Stute, die bislang alles geliefert hat, was ich von ihr verlangte."
"In zwei Wochen steht das Critérium des Jeunes als nächster logischer Schritt auf ihrem Weg nach oben an. Sie wird vermutlich dabei sein, doch das wird eine sehr viel härtere Kiste.“
Prix Léopold Verroken (Gruppe III nat., Dreij., keine 80.000 Euro))
2100m Autostart, 60.000 Euro
1. Mille Etoiles 14,5 Jean-Michel Bazire 20
3j.br. Stute von Prodigious a.d. Electra Green von Texas Charm
Be: Scud. Mistero Srl (Giorgio Sandi), IT; Zü: Jean-Philippe Dubois; Tr: Nicolas Bazire
2. Missandei 14,6 Benjamin Rochard 230
3. Mat Manathis 14,7 Eric Raffin 55
4. Make a Dream 14,7 Julien Dubois 83
5. Mystic Sonato 15,4 Franck Nivard 55
Margaux des Arris dis.r. François Lagadeuc 230
Massive Attack dis.r. Yoann Lebourgeois 300
Machucambo dis.r. Mathieu Mottier 140
Magico de Lou dis.r. David Thomain 480
Sieg: 20; Richter: leicht 1¼ - Hals - 1 - 7 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 15,6/600m - 16,1/1100m - 15,7/1600m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 (- 1.200 - 600)Euro