(nn) Vincennes, Sonntag, 20. Dezember 2020. Sie ist im Vergleich zu den Arrivierten der Generation „H“ vergleichsweise spät, nämlich Mitte August mit dem Sieg im Prix Guy Deloison ins lukrative Gruppe-Geschäft eingestiegen, hat sich auf Anhieb auf diesem Level etabliert und sich seitdem bis auf einen Ausrutscher nichts zuschulden kommen lassen: Hanna des Molles nutzte im Critérium des 3 Ans, wie stets die erste Prüfung der Kategorie I im Winter-Meeting und so etwas wie das französische Derby der Dreijährigen, die Gunst der eigenen Stärke und auch den gebrauchten Tag der verbliebenen drei Allaire-Musketiere und erklomm beileibe nicht so unerwartet, wie das die Odds von 99:10 aussagen mögen, bis auf weiteres den Jahrgangs-Thron.
Sein Waterloo erlebte hingegen Philippe Allaire, der den im Heat nicht überzeugenden und vorne links wohl leicht lahmenden Vorausfavoriten Helgafell aus seinem Quartett streichen ließ, mit ansehen musste, wie seine Nummer drei Hatchet Man nur wenige Meter nach dem „Ab“ zur roten Karte explodierte, Heart of Gold durchweg hinten herumdümpelte und Hohneck, der Helgafells Rolle als Favorit angedient bekam, zwar viel Programm machte, für die Abrechnung jedoch schachmatt war und als Achter „blank“ nach Hause kam.
Und weil auch Hirondelle Sibey diesmal auf die Hand des für Helgafell verpflichteten Eric Raffin verzichten musste, von Ersatzmann Tony Le Beller etwas unglücklich gesteuert wurde und Bazires Hooker Berry nach exzellentem Verlauf der entscheidende Punch fehlte, um den Spieß umzudrehen, konnten sich Vater Laurent-Claude als Vorbereiter und Sohn Alexandre Abrivard als Vollender, für deren Quartier es seit Monaten exzellent läuft, den ersten Lorbeerkranz dieses Meetings an die Stalltür nageln. Der sechste Volltreffer aus 14 Versuchen stemmte das Konto der wuchtigen Braunen auf 264.720 Euro.
Obwohl es auf den ersten beiden Kilometern nicht sonderlich zügig zuging, kann sich auch die Siegzeit sehen lassen: Seit ab 2014 die Dreijährigen rundum beschlagen laufen müssen, waren nur Bold Eagle (2014), Charly du Noyer (2015, beide 1:13,6) und Gunilla d’Atout, die im Vorjahr in 1:13,4 auftrumpfte, schneller am Ziel der Wünsche als die gute Hanna, die 1:13,9 benötigte. Unantastbar bleiben weiterhin jene 1:12,6, die der barfüßige Timoko 2010 mit Richard Westerink aufs Plateau de Gravelle gezaubert hat. Nach Lazio du Bourg (2002), Nikita du Rib, Pearl Queen, Vanika du Ruel, Erminig d’Oliverie und Gunilla d’Atout ist sie die siebte Lady dieses Jahrtausends, die dem starken Geschlecht eine lange Nase gedreht hat.
„Das ist die Krönung eines Jahres, wie wir es zuvor noch nie erlebt haben. Es wird schwer zu wiederholen sein. Ich hatte schon Bedenken, Hanna könne die nötige Frische fehlen, darum haben wir heute alles auf eine Karte gesetzt und Ohren-Zugwatte und leichtere Eisen ausprobiert. Sie hat tadellos darauf reagiert“, strahlte Laurent-Claude, der sein erstes Critérium gewann. Alexandre ergänzte: „Wir haben heute starke Stuten gesehen. Als Bazire die Deckung verlassen hat und in die Offensive gegangen ist, dachte ich, es wäre der richtige Zeitpunkt, Fersengeld zu geben. Mein Vater hat die Stute erstklassig eingestellt und sie auf den Punkt fit gehabt!“
Der Rennverlauf
„Kommen wir halbwegs vernünftig ins Rennen, hat Hokkaido Jiel trotz nicht so überwältigenden Formenspiegels durchaus eine Chance, vorn mitzumischen“, hatte Pierre-Yves Verva, der noch auf seinen ersten Gruppe-I-Erfolg im Fahren wartet (deren drei hat er im Monté auf seiner Kappe), im Vorfeld verlauten lassen - und genau ein solch gefürchteter und bei ihm nicht allzu seltener Rumpler, der den Brillantissime-Sohn rund 25 Meter kostete und ihm die rote Laterne bescherte, durchkreuzte diese Prognose vorerst. Umso flinker fand Hirondelle Sibey in die Hufe, krallte sich das Kommando vor Jean-Pierre Dubois‘ Hede Darling und gab es erst ab, als am Fuß des Anstiegs die erstmals Franck Nivard anvertraute Havanaise darum anklopfte.
Die reichte es wenig später an Hanna des Molles weiter, womit Handy Bourbon der Part des äußeren Befehlshabers vor dem nun ideal liegenden Hohneck, Hooker Berry und Helboy d’Alesa zufiel, während sich vom Ende des Pulks in dritter Spur Heart of Gold und Hokkaido Jiel allmählich auf die Strümpfe machten. Kurz nach der Einmündung der kleinen Bahn war Handy Bourbons Schwächemoment das Signal zur Attacke für Hohneck. Rasch rückte der Royal-Dream-Sprössling in die Nähe Hanna des Molles‘. Kaum war er auf eine Länge herangerobbt, fuhr Abrivard junior kurz entschlossen ab und verteidigte den Zwei-Längen-Vorteil mit einigen Schubsern und Rüttlern bombensicher bis ins Ziel. Weder die aus Hannas Rücken rechtzeitig freikommende Havanaise noch Hooker Berry kamen ihr ernsthaft ans Leder.
Vielleicht wäre das ohne den Startlapsus und die folgenden schwierigen Manöver Hokkaido Jiel gelungen, der mit tollem Speed fast auf Rang drei gespurtet wäre und mit dieser Energieleistung bezeugte, dass die Einschätzung seines Chauffeurs kein leeres Geschwätz war. Dicht dabei blieb Hirondelle Sibey, die Schwierigkeiten hatte, sich aus der inneren Umklammerung zu lösen. Der 300 Meter vorm Ziel am Ende seiner Möglichkeiten scheinende Handy Bourbon und Helboy d’Alesa, beide erstmals auf diesem Niveau unter Order, holten sich die Kleingelder vor einem restlos enttäuschenden Hohneck, der nicht im entferntesten an die Form seiner drei Gruppe-II-Siege heranreichte.
Critérium des 3 Ans (Gruppe I nat., dreij. Hengste und Stuten)
2700 Meter Bänderstart o.Z., 170.000 Euro
1. Hanna des Molles 13,9 Alexandre Abrivard 99
3j.br. Stute von Village Mystic a.d. Ultimate Jet von Nuage de Lait
Be: Jean-Louis Béraud; Zü: Sas JLB Management; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Havanaise 14,1 Franck Nivard 210
3. Hooker Berry 14,2 Jean-Michel Bazire 46
4. Hokkaido Jiel 14,2g Pierre-Yves Verva 76
5. Hirondelle Sibey 14,2 Tony Le Beller 79
6. Handy Bourbon 14,3 Björn Goop 79
7. Helboy d’Alesa 14,3 Mathieu Mottier 250
8. Hohneck 14,5 Yoann Lebourgeois 35
9. Hede Darling 14,5 Gabriele Gelormini 530
10. Heart of Gold 15,3 François Lagadeuc 420
Humble Stance dis.r. Adrien Lamy 960
Hatchet Man dis.r. David Thomain 160
Sieg: 99; Richter: sicher 2 - 1 - Kopf - ½ - 1 - ¼ - 2½ - Kopf - 1½ Längen; 12 liefen (NS Helgafell / lahm)
Zw-Zeiten: 14,7/1200m - 14,4/1700m - 15,1/2200m
Wert: 76.500 - 42.500 - 23.800 - 13.600 - 8.500 - 3.400 - 1.700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-20/7500/4
Mit angezogener Handbremse auf Cleangames Spuren
Nachfolger von Cleangame wurde im Prix de Châteaudun für Europäer, die keine 1.250.000 Euro verdient hatten, Jean-Michel Bazire mit dem Tipp des Tages Dorgos de Guez, der in seiner Eigenschaft als Wallach mit 808.580 Euro wie seine reichen Leidensgenossen im Winter-Meeting weiterhin nur handverlesene Beschäftigungsmöglichkeiten hat und mitnehmen muss, was zu kriegen ist.
25 Meter Zulage, die auch Blé du Gers, Anzi des Liards und die nur mal ihre Monté-Karriere unterbrechende Etoile de Bruyère aufzuarbeiten hatten, steckte der Fuchs mit der riesigen Blesse ohne mit der Wimper zu zucken weg und kam am besten aus dem zweiten Band. Den Part des Dirigenten übernahm Jerry Mom vor Aldo d’Argentré, Violetto Jet, Dreambreaker, Clif du Pommereux, Colonel und Etoile de Bruyère, während sich Bazire für seinen Fuchs Trainingsgefährte Blé du Gers als Zugpferd durch die Außenspur ausbedungen und selbst Anzi des Liards im Nacken hatte, mit dem sich Romain Derieux entgegen sonstiger Usancen konsequent zurückhielt.
In dritter Spur kurbelte bei mäßigem Tempo Black Jack From voran, musste im unteren Bogen noch am nach außen dirigierten Violetto Jet vorbei und konnte sich der hart erarbeiteten Führung nur wenige Meter erfreuen: Am Fuß des Anstiegs erklärte der Wackelkantonist nach dieser Husaren-Fuhre die Arbeit im Galopp für beendet, womit Violetto Jet die Tête in den Schoß fiel.
Kurz nach dem Gipfel wurde er von Blé du Gers verdrängt, womit sich Dorgos de Guez - weiterhin mit Anzi des Liards und dem nach außen lavierten Dreambreaker als Anhänger - den Weg durch die zweite Reihe selbst bahnen musste. Das war für ihn, hinter dem Bazire die Hände bis ins Ziel brechend voll hatte, zu keiner Sekunde ein Problem. Sein 28. Treffer wurde trotz des Vorteils von lediglich einer halben Länge zu einer Demonstration.
Höchst konzentriert schaute „JMB“ nicht etwa auf sein Ross oder gar dem Ziel entgegen, sondern was seine anderen Schützlinge so trieben. Ganz gelang es ihm nicht, für den großen Wurf auch Blé du Gers und Dreambreaker, der von Eric Raffin weit außen eingesetzt wurde, aufs Podest zu ziehen. Dazu waren aus seinem Rücken Anzi des Liards und der sich streng innen durchschlängelnde Violetto Jet eine Idee zu stark.
„Er ist ein echtes Schätzchen und hat erneut mit beeindruckender Leichtigkeit gewonnen, obwohl er ein paar Wochen nicht gelaufen ist. Die kurze Rennpause hat ihm gut getan, er war frisch und munter und sehr cool. Es macht richtig Spaß, ihn zu fahren“, kommentierte Bazire, der diesem Meeting bislang seinen Stempel aufgedrückt hat - als Trainer sowieso, aber auch als „driver“.
Prix de Châteaudun (Prix Jean Dumouch, Gruppe III int., Fünf- bis Zehnj., keine 1.250.000 Euro)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 565.000 Euro; 75.000 Euro
1. Dorgos de Guez 2875 13,6 Jean-Michel Bazire 14
7j. Fuchswallach von Romcok de Guez a.d. Lady Fromentro von Quito de Talonay
Be / Zü: Ecurie Vautors (René Guezille); Tr: Jean-Michel Bazire
2. Anzi des Liards 2875 13,7 Romain Derieux 72
3. Blé du Gers 2875 13,7 Alexandre Abrivard 140
4. Violetto Jet 2850 14,3 Franck Nivard 160
5. Jerry Mom 2850 14,4 Franck Ouvrie 380
6. Dreambreaker 2850 14,4 Eric Raffin 85
7. Aldo d‘Argentré 2850 14,7 Adrien Lamy 900
8. Etoile de Bruyère 2875 14,4 Charles Dreux 2070
9. Clif du Pommereux 2850 15,5 Matthieu Abrivard 580
10. Colonel 2850 15,7 Guillermo Horrach Vidal 1650
Black Jack From 2850 dis.r. Guillaume Gillot 290
Sieg: 14; Richter: leicht ½ - Hals - k.Kopf - ¼ - ½ - 4 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 16,8/1350m - 15,6/1850m - 14,5/2350m
Wert: 33.750 - 18.750 - 10.500 - 6.000 - 3.750 - 1.500 - 750 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-20/7500/6