Triest, Dienstag, 1. Dezember 2020. Über Langeweile kann sich Thorsten Tietz derzeit nicht beklagen, eher über ein Leben aus dem Koffer. Samstag in Neapel der Triumph im Gran Premio MIPAAF mit Cindy Truppo, der ihm den bedeutendsten Erfolg seiner Laufbahn bescherte. Sonntag zwei Siege auf der Heimatbahn Berlin-Mariendorf mit I’ve got mail und Purple Rain. Montag Schnellfahren in München. Dienstag ein flinker Abstecher über die Alpen ins norditalienische Triest, wo er für die extrem Italien-affine Trainerkompagnie Robert Gramüller und Josef Sparber Serafino und Mighty Hanover fuhr - und wiederum mit der reichsten Beute heimkehrte, die allerdings bei Prämien von 1.748 bzw. 1.288 Euro um Lichtjahre bescheidener ausfiel als der gigantische, 92.000 Euro wertvolle Fischzug mit Cindy Truppo.
Leichtes Spiel hatten die „tifosi“ dem 43-jährigen bei 19:10 zunächst mit Serafino eingeräumt, der das 800-Meter-Oval des Ippodromo Montebello bereits am 27. Oktober mit Ferdinando Pisacane siegreich getestet hatte und für die 1660 Meter kurze Sprintprüfung des Premio Tesema mit der „1“ perfekt gerüstet schien.
Vier Kandidaten begannen jedoch zügiger als der Love-You-Sohn, der an vierter Position innen ausgesprochen knifflig unterkam. Für die Schlussrunde sah es als äußerer Dritter für den Wallach des Stalles Team Neuhof bedeutend günstiger aus; eine halbe Runde weiter konnte er sich um eine Position verbessern und schlug ab der letzten Ecke aus nunmehr idealer Lage in 1:16,4 sicher mit 1½ Längen Vorsprung zu, was in barer Münze 1.748 Euro wert war.
Sehr viel schlechter hatte es die Auslosung mit dem sein erstes Rennen seit dem 25. Mai bestreitenden Mighty Hanover gemeint und ihm im gleichfalls über 1660 Meter führenden Premio An Dubhlachd Nummer „12“ und damit den äußersten Platz in Startreihe zwei beschert. Das hinderte die Wetter nicht, den 30fachen Sieger mit 18:10 sogar noch einen Tick klarer auf den Favoritenschild zu hieven - eine Einschätzung, der sich der Neunjährige des Berliner Stalles Adlermühle bestens gewachsen zeigte.
Tietz wählte volles Risiko, was Mighty den ersten Bogen in dritter Spur, dann jedoch das windschattige Plätzchen hinter der die äußeren Garden anführenden Soncka bescherte. Mitte der zweiten Überseite blies das Berliner Gespann kraftvoll zur Attacke, überrannte das Spitzenduo in Nullkommanix, bog zwei Längen voraus in die Schlusskurve und baute diesen Vorteil gegen den vergeblich nachsetzenden Rabat auf deren drei aus. Die Uhr blieb für Mighty Hanover bei 1:17,5 stehen.