(nn) Vincennes, Sonntag, 10. Januar 2021. Im Vorjahr hatte sich Fado du Chêne die Eintrittskarte für den in 14 Tagen ausgetragenen Prix de Cornulier durch einen leichten Sieg im Prix Emile Riotteau geholt und alle Chancen im wertvollsten Trabreiten der Welt vergaloppiert.
Heuer will es der von Trainer Julien Le Mer nach zahlreichen Ausfällen im Sommer gerade rechtzeitig wieder in Schwung gebrachte Sattelspezialist, der seit der ersten Stunde zu den Cracks seines Jahrgangs zählt, besser machen und womöglich auf den Spuren seines „Vaters“ wandeln: Singalo, ein ähnlich wackliger Kantonist, hat sich die Krone des Monté-Sports vor acht Jahren aufgesetzt.
In Abwesenheit von Bilibili, der den Prix du Calvados dreimal in Folge beherrscht hat, sich derzeit mit einer Verletzung am Hinterbein herumplagt und zum Leidwesen seines Trainers Laurent-Claude Abrivard wohl auch im Cornulier nicht antreten kann, überzeugte der bullige Braune mit der Strichblesse bei der Generalprobe.
Was ab der letzten Ecke nach einem leichten Erfolg - dem 14. insgesamt und 11. auf Gruppe-Niveau - aussah, wurde noch zum Tanz auf der Rasierklinge: Der bereits um zwei Längen überlaufene Freeman de Houëlle biss sich wieder fest, forderte dem Co-Favoriten bis zur Linie alles ab und löste als mit weitem Abstand Ärmster des 13er-Pulks, der ob seiner 246.980 Euro sonst vielleicht am Gewinnsummen-Cut gescheitert wäre, ebenfalls das Cornulier-Ticket.
Dritte im Bunde wurde die etwas enttäuschende Favoritin Daïda de Vandel. Bilibilis Ersatzspielerin hatte nach einem Traumrennen in Fados permanentem Windschatten drei Längen zurück ganz schön zu knabbern, um Dynamite Marceaux vom Podest zu schubsen. Soll es etwas werden mit dem dritten Cornulier-Treffer in Folge für die Herren Alexandre und Laurent-Claude Abrivard, müssen sie in den verbleibenden 14 Tagen noch ein gehöriges Schippchen draufsatteln…
Seit der Prix du Calvados über 2850 Meter ausgetragen wird (ab 2010), war lediglich Bilibili 2019 in 1:12,4 schneller am Ziel als Fado du Chêne, der nach konstant hohem Tempo eine Zehntelsekunde mehr benötigte.
Der Rennverlauf
Während mit Carat Williams der eine Satteldebütant und einzige Millionär der wilden 13 sich sofort die Führung schnappte, verschwand mit Valokaja Hindö der andere ebenso zügig im Hintertreffen und tauchte nie wieder auf. Und weil auch Jean-Michel Bazires zweite Waffe Looking Superb, im Mittelfeld liegend, im Bogen von Joinville aus dem Takt geriet, dürfte der Cornulier wohl ohne ein Pferd des im Monté-Gewerbe eher schwach besattelten Champions stattfinden.
Dort wiederum hatte die Spitze längst über Jerry Mom zu Freeman de Houëlle gewechselt, mit dem Eric Raffin schwer am Drücker und zeitweise klar voraus war. Das sollte sich bergauf ändern, wo in zweiter Spur Fun Quick vor Carat Williams und Dynamite Marceaux, in dritter Linie Fado du Chêne vor Daïda de Vandel vorrückten. Auch Dexter Fromentro und Etoile de Bruyère klinkten sich stärker ins Geschehen ein, während Galactica, einzige echte, weil in Schweden trainierte Ausländerin, immer deutlicher unter die Nase gerieben bekam, dass sie mit wesentlich schlagkräftigeren Truppen im Ring stand als jenen, mit denen sie in ihrer Heimat die Klingen kreuzt.
Durch den Schlussbogen wurde Fado immer stärker, schüttelte Daïda de Vandel ab und kassierte Freeman de Houëlle ein, der nach seiner Hetzjagd arg unter die Räder zu kommen drohte. Mit zwei, drei Längen Vorsprung nahm der Singalo-Sprössling die finalen 200 Meter in Angriff, die für Paul-Philippe Ploquin dennoch kein Ruhekissen wurden. Plötzlich nahm Freeman das Gebiss wieder zwischen die Zähne, machte innen Meter um Meter wett und zwang den Co-Favoriten in einen Kampf, bei dem Ploquin heilfroh war, als die entscheidende Linie endlich erreicht war.
Eine echte Empfehlung war auch die Daïda de Vandel lange Widerstand leistende Dynamite Marceaux, deren Entourage hoffen muss, dass deren 317.890 Euro als „Eintrittsgeld“ für den Cornulier ausreichen. Etoile de Bruyère braucht sich mit ihren 716.020 Euro wohl keine Sorgen zu machen; eher darüber, dass es doch ein bisschen mehr sein muss, will sie wie vor einem Jahr - da wurde sie Zweite hinter dem unerreichbaren Bilibili - einen der richtig dicken Batzen abgreifen.
Prix du Calvados - Monté - (Gruppe II int., fünf- bis elfj. Stuten & Hengste)
2850 Meter Bänderstart o.Z.; 130.000 Euro
1. Fado du Chêne 12,5 Paul-Philippe Ploquin 33
6j.br. Hengst von Singalo a.d. Star du Chêne von Coktail Jet
Be / Zü: Claude Guedj; Tr: Julien Le Mer
2. Freeman de Houëlle 12,5 Eric Raffin 120
3. Daïda de Vandel 12,7 Alexandre Abrivard 29
4. Dynamite Marceaux 12,8 Christopher Corbineau 130
5. Etoile de Bruyère 12,8 Adrien Lamy 78
6. Jerry Mom 13,2 David Thomain 230
7. Dexter Fromentro 13,3 Camille Levesque 280
8. Valokaja Hindö 13,3 Jean-Yann Ricart 470
9. Fun Quick 13,8 Matthieu Abrivard 440
10. Galactica 13,9 Anna Erixon 300
11. Carat Williams 15,0 Yoann Lebourgeois 160
Flore de Janeiro dis.r. Florian Desmigneux 830
Looking Superb dis.r. François Lagadeuc 260
Sieg: 33; Richter: Kampf Kopf - 3 - 1¼ - Kopf - 6½ - ¾ - ½ Länge; 13 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/1350m - 12,0/1850m - 12,3/2350m
Wert: 58.500 - 32.500 - 18.200 - 10.400 - 6.500 - 2.600 - 1.300 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-10/7500/6
Hohneck rehabilitiert sich
Eine bittere Pille bekamen im Prix de Tonnac-Villeneuve für 2017 geborene Stuten und Hengste die Freunde Jean-Michel Bazires verpasst, dessen Hooker Berry mit dem letzten Atemzug geradeso Platz drei eroberte. Schuld war Frankreichs Dauerbrenner allerdings selbst, dass er ab 600 Meter vorm Ziel hinter Anführer Hatchet Man eingesperrt blieb - an jener Stelle versuchte er für Momente gar, seinen knurrigen Fuchs innen vorbei zu chauffieren.
Nachdem er sich mit dem Booster-Winner-Sohn zu Beginn der Tribünengeraden die Spitze von Hatchet Man gesichert hatte, trat er sie absprachegemäß vorm Einbiegen in den Joinviller Bogen wieder an das „Hackebeilchen“ ab. Bis dahin gefahrlos, weil Hirondelle Sibey erst weit nach hinten versetzt vor Hermine Girl die Außenspur durchpflügte. Knifflig wurde es ab dem Gipfel, als Eric Raffin die „Schwalbe“ schwungvoll in vordere Gefilde flattern ließ.
Die letzte Chance zum Ausstieg ließ „JMB“ ungenutzt verstreichen - und suchte nur wenig später händeringend nach einem Ausweg, den er sich mit etwas Drängeln und Schubsen gegen die etwas nachgebende Hermine Girl erst ausgangs der Schlusskurve verschaffen konnte. Da war die auf Hochtouren laufende Hirondelle Sibey längst schon enteilt. Noch besser auf Durchzug war der aus dritter Position innen weit nach außen dirigierte Hohneck.
Der erstmals mit Franck Nivard liierte Allaire-Schützling schnappte mit tollem Endspurt der schon mit dem Sieg liebäugelnden Hirondelle Sibey eben diesen um Haupteslänge weg, markierte seinerseits den bereits neunten Treffer und ist nun 267.590 Euro reich. Enorme Mühe hatte Hooker Berry, sich um eine Nasenspitze an Beautiful Colibri vorbeizutanken, die aus vierter Innenposition die von Hooker Berry erzwungene Lücke nutzte und entschlossen innen entlang ihr Herz in die Schlacht warf.
Prix de Tonnac-Villeneuve (Gruppe II int., vierj. Hengste und Stuten)
2700 Meter Bänderstart o.Z.; 100.000 Euro
1. Hohneck 13,4 Franck Nivard 32
4j.schwbr. Hengst von Royal Dream a.d. Carança von Ready Cash
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Jean-Pierre Guay
2. Hirondelle Sibey 13,4 Eric Raffin 28
3. Hooker Berry 13,5 Jean-Michel Bazire 31
4. Beautiful Colibri 13,5 François Lagadeuc 380
5. Hatchet Man 13,9 David Thomain 76
6. Hermine Girl 14,0 Yoann Lebourgeois 390
7. Hawai Island 14,1 David Békaert 1240
8. Heartbreaker One 14,2 Luc Roelens 980
Sieg: 32; Richter: Kampf Kopf - 2 - k.Kopf - 5 - 1½ - 2 - ¾ Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 15,3/1200m - 14,0/1700m - 13,8/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-10/7500/3
Lodernde Flamme
Ein in beiden Disziplinen enorm starkes Pferd hat Thierry Duvaldestin in aller Ruhe und Zurückhaltung mit Flamme du Goutier geformt. Die Ready-Cash-Tochter hat erst im August 2020 ihr Gruppe-Debüt gegeben, das mit Platz drei im Critérium des 5 Ans hinter den Giganten Face Time Bourbon und Feliciano nicht besser hätte ausfallen können. Damit nicht genug, heftete sie sich nur 14 Tage darauf mit dem Triumph im entsprechenden Prix de Normandie für die „Kavallerie“ den ersten Klassiker an ihre noch wenig geschmückte Fahne und sackte in drei weiteren Jahrgangsrennen ihr Scherflein ein.
Nun ging’s im Prix de Lille der Kategorie A erstmals gegen „Erwachsene“, die keine 505.000 Euro verdient hatten. Besonders groß waren die Ambitionen nicht, galt der Auftritt doch eher als letzte Formüberprüfung für den Cornulier. Startplatz „16“, somit Reihe zwei hinterm Auto und die starke Konkurrenz taten ein Übriges, dass die Braune bei den Wettern für 110:10 eher auf Sparflamme brannte.
Während Blitzstarter Cicero Noa, eingangs des Bogens von Joinville Unique Juni, im Scheitel Eclat de Gloire, ausgangs desselben Dostoievski und am Ende des Anstiegs Violetto Jet den fetzigen Takt vorgaben - Cash du Rib, dem Dream de Lasserie, Câlin de Morge, Diablo du Noyer und Classic Connection folgten, rackerte nun ohne Deckung durch Spur zwei -, zählte Flamme du Goutier mit Calina als Anhängsel lange zur Nachhut.
Das sollte sich auf den finalen 700 Metern grundlegend ändern, als ihr Théo Duvaldestin den Marschbefehl gab. Die „Flamme“ leuchtete immer heller und zwang trotz der aufwändigen Tour den erfahrenen Violetto Jet in erstklassigen 1:11,3 - Dorgos de Guez hatte im Vorjahr in 1:11,2 triumphiert - um einen „Kopf“ in die Knie.
1½ Längen zurück hielt Eclat de Gloire um Platz drei einer Calina stand, die Bazires Prognose, sie sei die aussichtsreichere seiner beiden Waffen, obwohl er sich für den „Dichter“ entschieden habe, mit Bravour untermauerte: Nach Platz sechs im Prix de Bourgogne überzeugte die Norwegerin neuerlich durch enormen Mumm bis zur Linie und sollte baldigst ihren dritten Sieg unter seiner Regie landen. Nie von hinten weg kam Deutschlands Breeders-Crown- und Derby-Trostlauf-Sieger Classic Connection.
„Sie hat bewiesen, dass sie auch im Fahren auf diesem anspruchsvollen Niveau mithalten kann. Ich hab mir mit Startplatz ‚16‘ keinen Druck gemacht - da kannst du sowieso nur reagieren. Mitte der Schlusskurve schien der Sieg allmählich in Reichweite. Die 36.000 Euro reichen vielleicht (sie hat jetzt 365.570 Euro / Anm.d.Red.) für den Cornulier aus, der unser eigentliches Winter-Ziel ist“, kommentierte des Trainers Sohn, der unmittelbar darauf mit 19:10-Favorit Gitano im 38.00 Euro wertvollen Prix d’Etrepagny noch einmal souverän vollstreckte.
Prix de Lille (int., Sechs- bis Elfj., keine 505.000 Euro)
2100 Meter Autostart, 80.000 Euro
1. Flamme du Goutier 11,3 Théo Duvaldestin 110
6j.br. Stute von Ready Cash a.d. Utopie du Goutier von Kaisy Dream
Be: Ecurie Saint Martin; Zü: S.C.E.A. des Bissons; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Violetto Jet 11,3 Franck Nivard 45
3. Eclat de Gloire 11,4 Loris Gracia 64
4. Calina 11,5 David Thomain 59
5. Unique Juni 11,6 Eric Raffin 100
6. Diablo du Noyer 11,6 David Békaert 460
7. Cicero Noa 11,6 Christophe Martens 1290
8. Dostoievski 11,7 Jean-Michel Bazire 100
9. Duel du Gers 11,8 Matthieu Abrivard 430
10. Dream de Lasserie 11,8 Romain Derieux 85
11. Classic Connection 11,9 Jean-Pierre Dubois 560
12. Câlin de Morge 12,0 Damien Bonne 580
13. Chianti 12,1 Yoann Lebourgeois 710
14. Cash du Rib 12,3 Jean-Loïc Claude Dersoir 210
Carioca de Lou dis.r. Alexandre Abrivard 110
Hard Times dis.r. Benoît Robin 1800
Sieg: 110; Richter: Kampf Kopf - 1½ - 1 - Kopf - Hals - ½ - 1 - ½ Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 12,0/600m - 11,1/1100m - 11,3/1600m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-10/7500/4