(nn) Vincennes, Samstag, 28. November 2020. Letztmals vor dem am 20. Dezember als erste Gruppe-I-Prüfung des Meetings anstehenden Critérium des 3 Ans hatte die französische Generation „H“ Gelegenheit zur halbklassischen, nach Geschlechtern getrennten Generalprobe.
Vortritt wurde den Demoiselles gewährt, denen im Prix Annick Dreux mit 95.000 Euro ein wenig mehr Gage winkte und in dem Hirondelle Sibey nach dem Erfolg vor 14 Tagen über die Sprintstrecke des Prix Reine du Corta erneut eindrücklich bewies, dass sie aktuell die beste Stute ihres Crops ist.
Im Grunde gab’s den gleichen Einlauf wie am 14. November - mit dem kleinen Unterschied, dass sich Havana d’Aurcy, Jean-Michel Bazires Siegerin des Critérium des Jeunes, diesmal keinen zur roten Karte führenden Patzer leistete, sondern nur ein kleines „Fehlerchen“. Das allerdings bescherte der wuchtigen Royal-Dream-Tochter umgehend die rote Laterne mit rund 30 Metern Rückstand auf die zunächst von der fliegend losdüsenden Hermine Girl gebildeten Spitze.
Die wurden nicht wesentlich weniger, als der Staffelstab erst zu den stark gehandelten Havanaise und kurz nach Passieren des Zielschildes zu Hanna des Molles wechselte. Bis zum Beginn des Anstiegs durfte die von Tomas Malmqvist vorbereitete Hunter Valley die äußeren Truppen führen. Dann übernahm ihre Schattenfrau Hirondelle Sibey, und am Gipfel sah endlich auch Jean-Michel Bazire bei gleichmäßigem 1:16,5-Tempo die Zeit des Handelns erreicht.
Aus dritter Spur sollte Havana d’Aurcy bei nunmehr krass anziehender Schlagzahl nicht mehr wegkommen, und wie sie sich auf den finalen 200 Metern immer kraftvoller präsentierte und als Dritte doch noch die Kohlen der Platz-Wetter aus dem Feuer holte, ist Eric Raffin und Jean-Michel Baudouin ganz sicher nicht verborgen geblieben. Deren Hirondelle Sibey ließ bei fast Windstille, 11 Grad und Sonnenschein ihr Licht kräftig leuchten und Hanna des Molles ganz leicht um 1½ Längen links liegen.
Eine Schwalbe (Hirondelle) macht bekanntlich noch keinen Sommer. Das zweite Gruppe-II-Ding binnen kurzem darf ihr Umfeld jedoch hoffen lassen, vom am 20. Dezember mit 170.000 Euro belegten Advents-Kuchen ein großes Stück abzuschneiden. Immerhin Für die Fuchsstute mit der großen Blesse war’s der dritte halbklassische Treffer und fünfte „lifetime“; die Nummer zwei hinter Havana d’Aurcy hat nun 241.100 Euro verdient.
„Da sie am Start nicht die Schnellste ist, hab ich sie auf der langen Distanz erst bergan marschieren lassen. Sie hat ganz leicht gewonnen - ich hab nicht mal die Zaumklappen gezogen. Wie sich derzeit präsentiert, stehen ihr alle Möglichkeiten offen“, brach Raffin eine dicke Lanze für Hirondelle.
Dicht dran an den großen Drei blieb Hunter Valley, die von den Gemeinten mit sieben Auftritten die geringste Erfahrung hat. Havanaise sprang sich mal wieder aus der Verantwortung, als an der letzten Ecke die Ärmel richtig hochgekrempelt wurden.
Prix Annick Dreux (Critérium des Pouliches) - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 95.000 Euro
1. Hirondelle Sibey 14,7 Eric Raffin 31
3j. Fuchsstute von Gazouillis a.d. Célina du Châtelet von So Lovely Girl
Be / Zü: Ecurie Le Rivage; Tr: Jean-Michel Baudouin
2. Hanna des Molles 14,8 Alexandre Abrivard 42
3. Havana d‘Aurcy 14,9 Jean-Michel Bazire 34
4. Hunter Valley 14,9 Franck Nivard 77
5. Hora Béji 15,1 Dominique Lefaucheux 610
6. Hollywood Night 15,1 David Armellini 980
7. Hermine Girl 15,3 Yoann Lebourgeois 600
8. Hope on Victory 16,3 Jean-Philippe Monclin 700
9. Hytte du Terroir 16,5 Laurent-Claude Abrivard 1820
Halowie Renardier dis.r. Alexis Prat 1110
Havanaise dis.r. Francois-Pierre Bossuet 74
Sieg: 31; Richter: leicht 1½ - ½ - ½ - 2½ - ½ - 3½ Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 16,5/1200m - 16,5/1700m - 15,6/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-11-28/7500/2
Den Spieß umgedreht
War Philippe Allaire bei den Damen beschäftigungslos, so hatte der 60-jährige Mann für die jungen Pferde bei den Jungs im Prix Jacques de Vaulogé umso mehr zu tun. Sein Quartier stellte drei der zehn Aspiranten, darunter mit Hohneck den klaren Favoriten. Zu dessen neuntem Erfolg sollte es in einem heißen Finish nicht ganz reichen gegen einen Hooker Berry, den er noch am 14. November sicher um eine halbe Länge abgekanzelt hatte.
Schon damals hatte sich Jean-Michel Bazire von der Vorstellung des Fuchses mit dem großen Stern sehr angetan gezeigt und die Niederlage vor allem darauf zurückgeführt, „dass sich Hohneck in meinem Windschatten verstecken konnte“. Diesmal war’s andersrum: Fürs Kommando setzte sich Allaires Nummer zwei Heaven’s Pride ratzfatz vor Hussard du Landret, Hidden Texas und How Deep Ferm durch. Außen tankte sich Hokkaido Jiel an seine Seite und spendierte Hohneck, Hadès de Vandel, mit dem Paul Hagoort höchstpersönlich vor Ort weilte, Hooker Berry, Hyacinto Bello und dem zu Beginn rumpelnden Heart of Gold als dritte Alalire-Farbe Deckung.
Bis zur Einmündung der kleinen Bahn war’s ein gemütliches Herren-Kränzchen. Dann wechselte Bazire in Spur drei und lockte damit Hohneck an die frische Luft. Als Männersport angesagt wurde, war es um Heaven’s Pride rasch geschehen, der das Handtuch warf und nur als Sechster anschlug. Umso energischer ging’s zwischen dem keinen Augenblick aufgebenden Hokkaido Jiel, Hohneck und Hooker Berry um die 38.250 Euro zur Sache, die sich letztlich fast sicher der ganz außen raufende Booster-Winner-Sprössling einsteckte und mit 324.320 Euro ins Critérium gehen wird.
Drei Längen hinter diesen drei Musketieren war in einem nicht minder aufregenden Gerangel um Platz vier Heart of Gold einen Hauch besser als Hyacinto Bello, Heaven’s Pride und der im Eifer des Gefechts aus dem lupenreinen Trab geratende und als Sechster im Nachgang disqualifizierte Hadès de Vandel.
„Er ist ein toller, stets sehr aufmerksamer Typ, bei dem ich mir in der letzten Kurve ziemlich sicher war, das Ding nach Hause zu schaukeln. Hinter den Pferden - genau das ist sein Rennen. Mein Pferd fürs Critérium wird Havana d’Aurcy sein. Nun gilt’s, den richtigen Catchdriver zu finden“, war „JMBs“ Fazit. Auch Jean-Luc Dersoir war mit dem Laufen Hokkaido Jiels vollauf zufrieden - bis auf das Resultat: „Ich hab heute genug gesehen. Es ist natürlich schade, wenn du nach solch einem Run hauchdünn mit Rang drei zufrieden sein musst. Aber Schwamm drüber. Wir sind auf bestem Weg, und im Critérium sollte es für uns laufen.“
Prix Jacques de Vaulogé (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Hooker Berry 15,3 Jean-Michel Bazire 30
3j. Fuchshengst von Booster Winner a.d. Osaka Berry von Caballio in Blue
Be / Zü: Michel Aladenise; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Hohneck 15,3 Yoann Lebourgeois 16
3. Hokkaido Jiel 15,3 Pierre-Yves Verva 140
4. Heart of Gold 15,5 François Lagadeuc 1090
5. Hyacinto Bello 15,5 Gabriele Gelormini 350
6. Heaven’s Pride 15,6 David Thomain 200
7. Hussard du Landret 16,4 Benoît Robin 390
8. How Deep Ferm 16,6 Gabriel Angel Pou Pou 710
Hidden Texas dis.r. Gwenn Junot 1100
Hadès de Vandel 6.dai Matthieu Abrivard 270
Sieg: 30; Richter: sicher Hals - Hals - 3 - ¼ - ½ - 12 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 18,7/1200m - 17,3/1700m - 16,1/2200m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-11-28/7500/4
Schneller Spaß für Maik Esper
Lange hat der seit rund 2½ Jahren die Pferde der Ecurie Quick Star mit gutem Erfolg trainierende Maik Esper auf den vierten Gruppe-Treffer für seinen Brötchengeber warten müssen. Vor fast genau 1½ Jahren hatte Gabriele Gelormini mit Flora Quick letztmals auf diesem Niveau für ihn zugeschlagen. Nun war es an Matthieu Abrivard, im Prix de Chenonceaux, einer Prüfung für Vier- und Fünfjährige, die keine 385.000 Euro verdient hatten, den Bock mit Fun Quick umzustoßen.
Im Windschatten des gnadenlosen Tempomacher Fire Cracker, mit dem es Eric Raffin so gewaltig krachen ließ, dass Positionsverschiebungen hinter ihm ausblieben, verschaffte der 30-jährige seinem Partner ein Traumrennen und hatte im Einlauf nicht die geringste Schwierigkeit, den Fuchs beim 38. Versuch zum fünften und wertvollsten Volltreffer zu scheuchen.
Blitzschnell um drei Längen zu den Akten gelegt, stand Fire Cracker seinen Husarenritt zumindest so weit durch, dass es knapp vor dem bärenstarken Galiléo Bello, der sich 700 Meter vorm Ziel aus fünfter Innenlage nach außen gewagt hatte und Fairplay d’Urzy zur Lokomotive wurde, zum Ehrenplatz reichte. Eine einzige Enttäuschung war die Vorstellung des Bazire-Schützlings, den der Maître diesmal mit Vordereisen aufgeboten hatte. Die waren dem „barfüßigen“ Dritten des Europachampionats der Fünfjährigen offenbar derart schwer, dass es weit hinter der vorderen Musik nur zum ausdruckslosen sechsten Rang reichte.
„Fun Quick ist in prächtiger Verfassung. Am 12. November im Prix Marcel Laurent sind wir hinter müden Rivalen mit vielen Ressourcen stecken geblieben. Heute hat natürlich alles ideal gepasst. Er hat so leicht gewonnen - das riecht nach einem erfolgreichen Meeting“, resümierte Abrivard.
Prix de Chenonceaux (Gruppe III int., Vier- und Fünfj., keine 385.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Fun Quick 12,1 Matthieu Abrivard 115
4j. Fuchshengst von Carpe Diem a.d. Activity Quick von Jasmin de Flore
Be / Zü: Ec. Quick Star (Philippe Delon); Tr: Maik Esper
2. Fire Cracker 12,3 Eric Raffin 23
3. Galiléo Bello 12,3 Gabriele Gelormini 300
4. Foxtrot Sea 12,4 Cédric Mégissier 330
5. Fric du Chêne 12,4 François Lagadeuc 98
6. Fairplay d’Urzy 12,8 Jean-Michel Bazire 25
7. Gala Téjy 12,8 Thomas Chalon 690
8. A Sweet Dance 12,9 Alexis Prat 420
Waiting Hill Hall dis.r. Christophe Martens 780
Gospel Pat dis.r. David Thomain 140
Sieg: 115; Richter: leicht 3 - ½ - ¾ - ¾ - 5 - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 12,9/1200m - 11,8/1700m - 12,1/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-11-28/7500/5