Åby, Samstag, 15. Februar 2025. Nicht immer ist der Name des Bären wie an der Börse negativ belegt. Derzeit laufen beispielsweise die 75. Berliner Filmfestspiele um die begehrten Goldenen und Silbernen Bären.
Zeit für Meister Petz war‘s auch um kurz nach 17.00 Uhr bei der wie so oft im Winter, wenn halb Traberschweden sich an den üppigen Prämientöpfen in Vincennes zu verköstigen sucht, quantitativ wie qualitativ dürftig mit neun älteren Herren besetzten Gulddivisionen auf der Bahn im Mölndalsüdlich von Göteborg.
Dabei sah es lange Zeit überhaupt nicht danach aus, als solle Carl Johan Jepson mit Beartime (6) den Vogel abschießen. Der als zweiter Favorit angetretene Zehnjährige legte erst mal ein paar falsche Tanzschritte aufs Parkett, die nicht allzu viele Meter, jedoch jedwede Lage kosteten. Während er sich umgehend am Ende des kleinen Pulks wiederfand, lief’s für Phoenix Photo genau anders herum.
Von der „1“ war es für den 16:10- bzw. 67-Prozent-Tipp der V75-Runde kein Problem, sich im schlanken Gang das Kommando vor Husse Boko und den sich ratzfatz nach innen flüchtenden Frodo Cash (5), Dark Roadster (3) und Kung Edward (2) zu schnappen. Und weil Emoji als äußerer Anführer vor Ante La Roque, Four Guys Dream und Beartime die Füße stillhielt, durfte Phoenix Photo bummeln, dass die Bremsen glühten.
Viel zügiger wurde es auch nicht, als Stefan Persson die Faxen dicke hatte und nach einer Runde mit Four Guys Dream den Todessitz übernahm. 550 Meter vorm Pfosten trat in dritter Spur Beartime auf den Plan und bekam 100 Meter weiter in Emoji eine Lokomotive, die ihn weiter voranschleppte. Der Gau geschah 150 Meter vorm Ziel, als Phoenix Photo urplötzlich aus dem Takt geriet.
Auf der ersten inneren Überholspur versuchte Husse Bok sein Heil, auf der zweiten Frodo Cash, in der Mitte krempelte Emoji die Ärmel hoch, und ganz außen machte Beartime die Socken scharf. Der von Besitzertrainerin Helena Edlund in Årjäng vorbereitete Pastor-Stephen-Sohn riss die bereits verloren geglaubte Partie mit „Hals“-Vorsprung doch noch aus dem Feuer und steht nun nach 102 Starts mit 14 Siegen und 4.409.816 SEK blendend da.
„Das sind die Siege, die besonders viel Spaß machen“, konnte Jepson sein Glück kaum fassen, „du gewinnst Rennen, die eigentlich schon verloren sind. Meine Absicht, das Match von vorn anzugehen, konnte ich ja sofort knicken. Großartig ist zudem, dass auch Amateurtrainer in der Eliteklasse gut abschneiden können.“
Die nur vier Pferde trainierende Helena Edlund war den 57. Auftritt ihres Cracks in einer V75-Prüfung durchaus optimistisch angegangen, denn „bei der letzten Tempoarbeit hat er sich viel kerniger präsentiert, als dies seit Monaten der Fall war. Nach der Startgaloppade hab ich unsere Felle davon schwimmen sehen. Aber er hat’s wie bei seinem letzten schwedischen V75-Sieg vor fast genau einem Jahr in Örebro hingebogen, als er das Feld mit der ‚12‘ aufgerollt hat. Ein unglaublicher Typ.“
Gulddivisionen (int.)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Beartime 13,6g Carl Johan Jepson 65
10j.br. Wallach von Pastor Stephen a.d. Global Ninni von Love You
Be: Stall H o J AB; Zü: Alebäcks Stuteri AB; Tr: Helena Edlund
Pflegerin: Helena Edlund
2. Husse Boko 13,7 Gustav Johansson 78
3. Frodo Cash 13,8 Thomas Uhrberg 358
4. Emoji 13,9 Flemming Jensen 70
5. Dark Roadster 14,0 Ida Riesterer 526
6. Ante La Roque 14,1 Jorma Kontio 338
7. Four Guys Dream 14,3 Stefan Persson 171
8. Kung Edward 15,0 Max Karlsson 1130
Phoenix Photo dis.r. Ulf Ohlsson 16
Sieg: 65; Richter: Kampf Hals - 1½ - 1 - Kopf - 1 - 2 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 13,5/500m - 15,2/1000m - 14,3/1500m - 12,2/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Jubeln konnte Karin Walter-Mommert, deren Stamside ihr in der neugeschaffenen Klass III den ersten sechsstelligen Scheck seit rund 4½ Monaten bescherte. Von der „3“ scheuchte Markus Waldmüller den fünfjährigen Uncle-Lasse-Sohn rigoros gegen die hinter ihm einparkenden Fawaz Mil (4) und Le Roi (5) in Front und bestimmte fortan ohne Herausforderungen die Fahrt.
Strecken musste sich der braune Hengst für den fünften Volltreffer aus acht Versuchen, der sein Konto um 125.000 auf 267.500 SEK anhob, aber doch, denn trotz permanenter Todesspur blieb ihm Lifelong Journey mit Björn Goop bis zur Linie ein hartnäckiger Widerpart, der sich nur um eine halbe Länge geschlagen gab. Kerstin Walters Ebba blieb aus dem zweiten Paar außen Platz vier samt 21.000 SEK.
Für den erst seit Juni 2024 als selbstständiger Trainer aktiven Waldmüller war’s der erste V75-Sieg als Ausbilder. Auf der Trainingsliste des 46-jährigen Cousins von Conrad Lugauer stehen aktuell 81 Pferde, im 2025er Trainer-Fahrtenbuch 13 Siege aus 50 Starts.
Ein Jackpot aus dem dritten Rang vom vorigen Samstag bescherte der ATG einen Umsatz von 107 Millionen SEK. Was fünf Runden lang nach einem neuerlichen Durchmarsch der Chancenreichen aussah - bis dahin waren noch 4.833 Systeme im ganz großen Spiel -, wandelte sich in den beiden letzten V75-Runden total.
Carl Johan Jepson ließ mit seinem 408:10-Knaller The Rose in einem Stutenlauf nur 127 Systeme übrig, die Victor Rosleff in der Bronsdivisionen mit Darlington Fame auf 15 eindampfte. Es scheint, als wollten die Aktiven die Pläne der ATG, aus der V75 eine V85 zu kreieren, um lukrativere Quoten bzw. mehr Jackpots zu generieren, was frühestens im Oktober „Sache“ ist, auf ihre Art durchkreuzen.
Erneut gab’s im ersten Rang mit 3.190.837 Kronen eine fette Prise für die wohlfeilen Spürnasen - genau das, womit die ATG Samstag für Samstag im „Spiel um Millionen“ wirbt.
V75-1 (Diam-Sto): Hearts / Per Oleg Midtfjeld 27
V75-2 (Klass III): Stamsite / Markus Waldmüller 44
V75-3 (Guld): Beartime / Carl Johan Jepson 65
V75-4 (Lärl.): Esteban Bar / Wilma Karlsson 35
V75-5 (Klass II): Spirit of Love / Stefan Persson 88
V75-6 (Sto): The Rose / Carl Johan Jepson 408
V75-7 (Brons): Darlington Fame / Victor Rosleff 104
Umsatz V75: 107.333.832 SEK
1. Rang: 14,9 Systeme à 3.190.837 SEK
2. Rang: 5.776 SEK
3. Rang: 344 SEK
Umsatz Top-7 (Klass II): 1.039.877 SEK
Auch die zweite Chance sitzt
Noch einmal leuchteten die blauen Farben mit den vielen güldenen Applikationen der Karin Walter-Mommert in Front: Zum krönenden Abschluss des Renntages netzte Adrian Kolgjni mit dem bei 45:10 notierten DiMaggio Face ein.
Auch der von Brillantissime gezeugte vierjährige Fuchs beließ es, mit der „5“ ruckzuck an die Tête gedonnert, bei einer halben Länge Vorsprung gegen den von Patrick Maleitzke gezüchteten, stets in seinem Windschatten postierten Sunshine Eagle S und trabte 40.000 SEK in die Stallkasse.
Es war zugleich der zehnte Saisonerfolg der derzeit 277 Pferde umfassenden schwedischen „KWM“-Abteilungen, womit sie in der Besitzerstatistik weiterhin auf Platz zwei hinter der Easy KB (20 Siege) rangiert.