(nn) Vincennes, Samstag, 26. Dezember 2020. Anders als bei den 2018 geborenen „Demoiselles“, bei denen tags zuvor seine Favoritin Italienne mit einem Fehler begonnen, sich noch mal herangerauft hatte und letztlich als Sechste nach Gangartüberprüfung ausgemustert worden war, war Philippe Allaire im Prix Emmanuel Margouty, der ersten halbklassischen Prüfung für die zweijährigen Hengste, eindeutig Chef im Ring.
Der für die eigene Brieftasche des 60-jährigen antretende Italiano Vero blieb seiner exzellenten Bilanz treu, ließ sich auch durch einen Fehlstart nicht aus der inzwischen gewohnten Ruhe bringen - die ersten beiden Aufgaben hatte er noch im Galopp verpatzt - und sicherte sich mit dem fünften Sieg am Stück endgültig Platz eins im „I“-Jahrgang.
Wie der erstmals offiziell für die Herren Wittmann und Weck antretende Idéal Ligneries an den Außenrails schwungvoll eindrehend, brauchte David Thomain mit dem „wahren Italiener“ bis zum Scheitel des Bogens von Joinville, um den in der Mitte wie ein Blitz losschießenden Idem du Pont vom Regiepult zu jagen. Dadurch blieb Co-Favorit Idéal Ligneries die Rolle des äußeren Anführers für Allaires zweite Waffe Inouï Danica, Intense de Tillard, In The Money und Incroyable Black. Franck Anne geisterte mit Riesenaußenseiter Is a Dream Louise bergauf durch Spur drei und landete vorm Schlussbogen dort, wo er losgefahren war - am Ende der Truppe.
Als sein unmittelbarer Verfolger Idem du Pont an der letzten Ecke ebenso wie Idéal Ligneries aus dem Takt kam, standen die Siegampeln für Italiano Vero endgültig auf strahlendem Grün. Franck Nivard hatte Idéal Ligneries ruckzuck wieder an der Kandare, brauchte jedoch keinen Gedanken an den vollen Erfolg zu verschwenden, weil der Tempomacher nicht die geringste Schwäche zeigte. Thomain konnte sich hinter dem nunmehr 94.950 Euro schweren Ready-Cash-Sohn, der Monsieur Allaires Erfolgsgeschichte im „Emmanuel Margouty“ nahtlos fortschrieb - im Vorjahr hatte er sich als Trainer von Helgafell, zuvor mit Gotland, Django Riff und Sam Bourbon auf der Ehrentafel verewigt -, weit vor dem Ziel seelenruhig umsehen, was die Konkurrenz so trieb.
Idéal Ligneries kämpfte nach der Schrecksekunde des „Side-Steps“ Infant Perrine und Inouï Danica tapfer nieder, stand jedoch gegen In The Moneys Speedwirbel auf verlorenem Posten, der den Cristal-Money-Sohn spektakulär auf Platz zwei trug. „Ich bin sehr zufrieden, wie er sich auf den finalen 200 Metern präsentiert hat. Pech, dass wir über die Kurzstrecke den Start nicht besser hinbekommen haben. Dann wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen. Der Hengst hat viel Qualität - wir werden auf der klassischen Route bleiben, solange er mitspielt“, freute sich Thierry Duvaldestin.
„Momentan ist meine Truppe nicht eben überwältigend in Schuss - da wiegt solch ein Treffer umso schwerer. Italiano war schon immer einer der Besten seines Jahrgangs, aber zu Anfang sehr wacklig. Je öfter er galoppierte, desto mehr liebte ich ihn, weil ich wusste, dass der Knoten irgendwann platzen würde. Genau das ist passiert - er steigert sich von Start zu Start, und auf dem Weg nach oben bekommt man nichts geschenkt“, freute sich Allaire über den kleinen, kompakten Braunen mit der langen Blesse.
Prix Emmanuel Margouty (Gruppe II nat., zweij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Italiano Vero 13,5 David Thomain 18
2j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Baraka d’Henlou von Diamant Gédé
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Guido Carnesecca
2. In The Money 13,6 Thierry Duvaldestin 100
3. Idéal Ligneries 13,7g Franck Nivard 25
4. Infant Perrine 13,8 Paul-Philippe Ploquin 460
5. Inouï Danica 13,9 Eric Raffin 190
6. Intense de Tillard 14,0 Tony Le Beller 1600
7. Invincible Mauzun 14,1 Jean-Michel Bazire 290
8. Incroyable Black 14,5 Alexis Prat 1380
9. Invincible de Bry 14,8 Romain Derieux 770
10. Is a Dream Louise 15,1 Franck Anne 1590
Idem du Pont dis.r. Yoann Lebourgeois 660
Sieg: 18; Richter: leicht 1½ - 1 - 1 - 1½ - 1 - 2 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 09,2/675m - 11,3/1175m - 13,3/1675m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-26/7500/4
Hinten werden die Enten fett
Mit einer kleinen Überraschung zugunsten des Titelverteidigers, der sich auf längeren Strecken wohler fühlt, endete der Prix Jules Lemonnier, ein internationales Trabreiten, in dem sich zwei Stuten mit sechs Wallachen maßen, so dass es nur wenige Rückschlüsse auf den Prix de Cornulier gab. Nichts wurde es mit dem allgemein erwarteten 24. Volltreffer Boss du Meleucs, dem Distanzen wie diese 2175 Meter auf den Leib geschneidert sind und der auch gleich „volle Kapelle“ loslegte.
Noch zügiger kamen allerdings der eingangs des ersten Bogens springende Arlington Dream und vor allem Crêpe de Satin in die Gänge, mit der Charlène Callico eine Höllen-Pace vorlegte. Alex Abrivard brauchte den gesamten Bogen von Joinville, bis er den Boss endlich an der Spitze hatte, und dieser Raubbau sollte sich bitter rächen. An der Einmündung der kleinen Bahn flitzte Carly im Sauseschritt vorbei, wenig später war auch Mindyourvalue W.F., der nach zehn Monaten, die er längst nicht so erfolgreich in Schweden zugebracht hatte, endlich wieder die Weiten des Plateau de Gravelle genießen durfte, heran und passé, und als es auf die Zielgerade ging, rückte auch der letzte Stockerl-Platz für den müden „Boss“ in unerreichbare Ferne.
Der lange an letzter Stelle auszumachende Clegs des Champs bekam hingegen jetzt richtig Spaß an der Sache, machte sich lang und länger und fing den auf vier Längen enteilten Carly sicher um eine Dreiviertellänge ein. So überzeugt war David Thomain vom 19. Sieg aus lediglich 39. Starts des Sattelspezialisten, dass er 30 Meter vorm Ziel - da war er noch nicht an Carly vorbei - dem nicht vorhandenen Publikum zuwinkte. Platz drei hielt der ein feines Frankreich-Comeback gebende Mindyourvalue W.F. problemlos gegen Douchka Wind fest, die den müden Boss du Meleuc ganz leicht links liegen ließ - wohl wissend, dass in vier Wochen im Cornulier noch mindestens eine Schippe draufzulegen ist, soll es auch dort mit einer Prämie etwas werden.
Bleibt Clegs des Champs, der sich beim vierten Versuch nach zehn Monaten Pause aus altem Schrot und Korn präsentierte, gesund, ist die runde Million keine Utopie: Momentan stehen 889.080 Euro für den Legs-du-Clos-Sprössling aus dem Beritt Thierry Raffegeaus zu Buche. „Nach der langen Auszeit hat er mir bereits beim letzten Auftritt prima gefallen. Ich denke, er ist wieder ganz der Alte. Ihm kommt zugute, dass er mit seinen acht Jahren so manchen Kilometer weniger in den Beinen hat als seine Gegner und darum noch voller Tatendrang ist“, war Thomains Resumee.
Prix Jules Lemonnier - Monté - (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjähr.)
2175m Bänderstart o.Z., 85.000 Euro
1. Clegs des Champs 10,9 David Thomain 31
8j.dklbr. Wallach von Legs du Clos a.d. Proserpine von Fortuna Fant
Be: Jean-Yves Rozé; Zü: Jean-Baptiste Vallée; Tr: Thierry Raffegeau
2. Carly 11,0 Mathieu Mottier 80
3. Mindyourvalue W.F. 11,2 Eric Raffin 76
4. Douchka Wind 11,4 Damien Bonne 96
5. Boss du Meleuc 11,5 Alexandre Abrivard 26
6. Accord Marjacq 12,2 Matthieu Abrivard 770
7. Crêpe de Satin 12,3 Charlène Callico 1260
Arlington Dream dis.r. Yoann Lebourgeois 100
Sieg: 31; Richter: sicher ¾ - 3 - 2½ - 1½ - 7 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 07,8/675m - 09,6/1175m - 10,9/1675m
Wert: 38.250 - 21.250 - 11.900 - 6.800 - 4.250 - 1.700 - 850 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-26/7500/2
Eiskalte Flamme
Auf dem Weg zum Prix de Cornulier klinkte sich Flamme du Goutier mit dem Prix Constant Hervieu für einheimische Fünf- bis Siebenjährige, die keine 395.000 Euro gewonnen hatten, eine nicht allzu üppig geschneiderte Fahr-Prüfung ein, was ihr durch den Startfehler von Co-Favorit For You Madrik wesentlich erleichtert wurde. Der erst seit August 2020 auf Gruppe-Level aktiven Dritten des Critérium des 5 Ans und Siegerin des Prix de Normandie verpasste Trainersohn Théo Duvaldestin zunächst ein Traumrennen im Windschatten des die äußere Reihe anführenden Elvis du Vallon.
Als dieser sich eingangs des Bogens von Joinville vor Divine Mesloise setzte, wehte der Ready-Cash-Tochter der äußere Fahrtwind um die Nase, was Théo gar nicht witzig fand. Ein kurzer Wink, seine Stute zog mächtig an - und er quetschte sie im Scheitel eben jener Kurve hemdsärmelig vor der „Göttin aus Mesloise“ an die Innenkante, was die Rennleitung im Nachhinein mit lediglich zwei Tagen Fahrverbot (6. & 7. Januar) würzte. Durchaus eine Strafe voll christlicher Milde, denn im Finale machte dieser Positionsvorteil den vielleicht entscheidenden Unterschied.
Nunmehr war Deganawidah äußerer Leader vor Darling Berry, und als der noch vor Einbiegen auf die Zielgerade sprang, war der Weg frei für Bazires Stute, die Elvis förmlich zu überrollen schien. Mitte des Einlaufs erlahmten jedoch des Darlings Kräfte, wogegen ihre Schattenfrau Flamme du Goutier umso wuchtiger auf den Plan trat. Ruckzuck war Elvis du Vallon gestellt und überlaufen und konnte Théo Duvaldestin in aller Ruhe die Zügel schleifen lassen. Divine Mesloise‘ Endspurt war zwar sehens- und aller Ehren wert, trug die Pechmarie, die nun schon seit elf Versuchen auf Treffer Nummer 14 wartet, jedoch nur noch auf den Ehrenplatz.
„Meine Stute hatte ein Rennen, wie man es sich besser nicht wünschen kann. Ich hatte wegen eines kleinen Abszesses vor einer Woche einige Bedenken, sie zu starten, und ich denke, der hat sie noch immer ein wenig gestört. Dafür war der Rennverlauf nicht hart. Wir werden sie wohl 14 Tage vor dem Cornulier noch mal im Sulky starten - das sollte ihre Moral weiter fördern“, steckte Thierry Duvaldestin den Arbeitsplan der kommenden Wochen für seine Allrounderin ab, die bislang 329.570 Euro gescheffelt hat.
Prix Constant Hervieu (Gruppe III nat., Fünf- bis Siebenj., keine 395.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Flamme du Goutier 14,1 Théo Duvaldestin 26
5j.br. Stute von Ready Cash a.d. Utopie du Goutier von Kaisy Dream
Be: Ecurie Saint Martin; Zü: S.C.E.A. des Bissons; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Divine Mesloise 14,2 Pierre Belloche 170
3. Elvis du Vallon 14,3 Charles Cuiller 100
4. Darling Berry 14,3 Jean-Michel Bazire 42
5. Doum Jénilou 14,5 Mathieu Mottier 560
6. Favorite Fligny 15,7 Jérémy-Gaston Van Eeckhaute 820
7. Freyja du Pont 16,0 Dylan Garcia 1510
Deganawidah dis.r. Yoann Lebourgeois 180
For You Madrik dis.r. Eric Raffin 31
Sieg: 26; Richter: sicher ½ - 1½ - ¾ - 1½ - 17 Längen; 9 liefen (NS Dollar Soyer)
Zw-Zeiten: 15,6/1200m - 14,6/1700m - 15,0/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-26/7500/5