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GNT-Clôture: Drin der fette Fisch - trotz Aufgalopp
07. Dezember 2020

(nn) Vincennes, Sonntag, 6. Dezember 2020. Es hat schon sehr viel gehaltvollere Endläufe des erstmals 1983 ausgetragenen Grand National du Trot gegeben, der heuer vom 4. März in Amiens bis zum 18. November in Rouen-Mauquenchy auf 10 Stationen (jene in Marseille-Borély, Lyon-Parilly, Toulouse geplanten fielen dem Corona-Lockdown zum Opfer) durch Frankreich getourt ist.

Nach Streichung Drôle de Jets nahmen nur drei der Top Ten bzw. acht der besten 23 - jene mit mindestens zehn Zählern - an der Clôture teil, die im Laufe der letzten Jahre zur Privatveranstaltung des Jean-Michel Bazire geworden ist. Der 49-jährige hat das Finale als Trainer viermal in Folge gewonnen: 2016 und 2017 saß er bei Aubrion du Gers und Bel Avis selbst im Sulky, 2018 hinter dem falschen Pferd Cleangame - dafür holte Alex Abrivard mit Blé du Gers die Kastanien aus dem Feuer.

2019 hätte er hinter dem richtigen gesessen, wenn er denn gedurft hätte. Wegen einer Fahrsperre des Maître nahm Eric Raffin mit Cleangame in der Rennrekordzeit von 1:11,5 trotz 50 Meter Zulage die Honneurs entgegen.

Nun wollte es Frankreichs dreifacher Trainerchampion mal wieder selbst richten. Gab es an diesem Sonntag im selbsternannten Temple du Trot einen „Unverlierbaren“, so hieß der Elie de Beaufour. Bereits zu Anfang der Saison hatte ihn „JMB“ als sein Pferd für den GNT ausgerufen. Und weil der Sechsjährige aus dem ersten Band loslegen durfte, vier seiner letzten fünf Starts locker gewonnen hatte, mit 19 Siegen aus lediglich 25 Versuchen als Muster an Zuverlässigkeit galt und rundum barfuß antrat, war der gelbe Smiley, den ihm Bazire bei der Starterangabe verpasst hatte und der bedeutete, mehrere Parameter müssten für den Sieg zusammenkommen, ein echter Witz.

Die „turfistes“ ließen sich durch solche Nebelkerzen, die niemandem nützen, nicht verhohnepiepeln und wetteten den Wallach bei Sieg-Odds von 13:10 wie Wasser. Ganz zu schweigen von den Platzwetten, bei denen von rund 852.000 Euro wegen der PMU-garantierten zehn Prozent Rendite 463.000 auf ihn abgeladen wurden - und sahen am Start ihre Anlage vermeintlich den Bach runtergehen.

„Hoch spritzt der Dreck, das Geld ist weg!“ Das zum geflügelten Wort gewordene Schreckensszenario manch eines durch Galoppaden gebeutelten Wetters schien in Elies Fall Realität zu werden. Der Wallach sprang mit dem „Ab“ und legte, als ihn Bazire kurz vorm „Out“ endlich zur Räson gebracht hatte, nicht von 2850, sondern mit 50 Meter Zulage los.

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Foto: turfomania.fr

Das konnte kaum noch etwas werden - für die Quinté-Wette nicht, für den Sieg noch weniger, zumal der ganz außen eindrehende Franck Ouvrie die Gunst der Sekunde hautnah miterlebt hatte und sich mit Django du Bocage, dem einzigen, der sonst bei zweistelligen Odds notierte, sofort an die Spitze hetzte. Django wartete auf niemanden und legte einen anspruchsvollen, sich stetig steigernden Strich vor.

Désir Castelets, Bazires zweite, dem Junior anvertraute Waffe Crusoé d’Anama, Défi Pierji, Calou Renardière und Be Bop Haufor folgten ihm auf den „inneren Fersen“, nach hinten versetzt führte Duel du Gers die zweite Garde an und fand in Baron du Bourg, Be One des Thirons, dem peu à peu ans Feld herangeführten Elie de Beaufour und Alinéa willige Gefolgsleute. Im unteren Bogen eröffnete Alinéa Spur drei, Be One des Thirons und Elie koppelten sich an.

Als Bigeon junior sich beim Anstieg an die Spitze der zweiten Reihe setzte, wurde Bazires Lage verheißungsvoll: Brav zog ihn Be One des Thirons immer weiter voran, und an der letzten Ecke kramten all jene, die ihr Ticket auf den Favoriten im Geiste bereits im Papierkorb entsorgt hatten, es wieder hervor. „JMB“ wartete - Hände noch ersichtlich voll - bis zur letzten Ecke und ging dann resolut auf Beutefang. Der wohl überschätzte Django du Bocage hatte alle Munition verballert, ging ein wie die berühmte Primel und purzelte gar aus der Fünfer-Wette.

Ganz anders Elie de Beaufour: Ohne einen Handschlag seines Herrn und Gebieters zog er seiner braven Lokomotive Be One des Thirons, mit dessen Abschneiden Phiilippe Daugeard dennoch hochzufrieden war, das Fell über die Ohren. Spätestens 30 Meter vorm Ziel war der Fisch so gründlich geputzt, dass sich Bazire senior seelenruhig umschauen konnte, wo sein Filius bliebe. Was er sah, freute ihn ungemein.

Crusoé d’Anama raufte wie ein Berserker, und es fehlte lediglich ein „Hals“, dann wäre auch Platz zwei ins Quartier des Champions gegangen, der seine Schüler mal wieder auf die Sekunde genau topfit in Schuss hatte. Apropos Sekunden: Dass dieser Elie de Beaufour das Zeug dazu hat, der nächste „beste Wallach der Welt“ nach den von Bazire geformten Aubrion du Gers, Blé du Gers, Cleangame, Dorgos de Guez zu werden, mag ein Rechenexempel verdeutlichten: 1:12,6 wurden für den nun 407.850 Euro reichen Royal-Dream-Abkömmling gestoppt - zügiger waren lediglich Cleangame (1:11,5) und Blé du Gers (1:12,2) auf den Gipfel gestürmt. Rechnet man Elies 50 Meter unfreiwillige Zulage ein, ergibt sich ein fiktiver Kilometerschnitt von 1:11,4 - Cleangame lässt grüßen!

Unterm Strich war’s für Jean-Michel Bazire der siebte Clôture-Titel als Fahrer wie als Trainer: Zweimal - 2002 und 2003 - hat er sich dank Général du Lupin mit fremden Federn, nämlich jenen Jean-Paul Marmions, geschmückt und Kazire de Guez (2004) und Roi Vert (2012) eigenhändig vorbereitet.

Clôture du Grand National du Trot (Prix Maurice de Folleville; Gruppe II nat., Fünf- bis Zehnj., die an mindestens einer Etappe teilgenommen haben)
2850m Bänderstart, 25 Meter ab 385.000, 50 Meter ab 677.000 Euro; 110.000 Euro
1.    Elie de Beaufour    2850    12,6    Jean-Michel Bazire    13
    6j.br. Wallach von Royal Dream a.d. Pignata von Capriccio
    Be: Eric Levallois; Zü: Ec. Cheffreville; Tr: Jean-Michel Bazire
2.    Be One des Thirons    2850    12,7    Philippe Daugeard    240
3.    Crusoé d’Anama    2850    12,7    Nicolas Bazire    170
4.    Duel du Gers    2850    12,8    Matthieu Abrivard    120
5.    Désir Castelets    2850    12,9    Gabriele Gelormini    160
6.    Django du Bocage    2850    13,0    Franck Ouvrie    97
7.    Alinéa    2850    13,0    Charles-Julien Bigeon    230
8.    Be Bop Haufor    2850    13,1    Christian Bigeon    1300
9.    Baron du Bourg    2850    13,1    Jérémy-Gaston van Eeckhaute    630
10.    Doum Jénilou    2850    13,7    Anthony Barrier    730
11.    Calou Renardière    2850    13,8    Thierry Guillaume    1520
12.    Belle Louise Mabon    2875    13,2    Yves Dreux    860
    Classic Haufor    2850    dis.r.    Damien Bonne    1070
    Daïda de Vandel    2875    dis.r.    Alexandre Abrivard    1180
Sieg: 13; Richter: leicht 1½ - Hals - 1½ - ¾ - 1½ - ½ - ½ Länge; 14 liefen (NS Drôle de Jet)
Zw-Zeiten: 13,4/1350m - 12,8/1850m - 12,6/2350m
Wert: 49.500 - 27.500 - 15.400 - 8.800 - 5.500 - 2.200 - 1.100 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-06/7500/4

Weil der bisherige Spitzenreiter Et Voilà de Muze nicht angetreten war, sprang Elie de Beaufour, der als Einziger mehr als eine Etappe gewonnen hatte, im Gesamtklassement aufs oberste Treppchen. Den 15.000-Euro-Scheck für den erfolgreichsten „Entraîneur“ steckte sich, überlegen wie 2018 und 2019, Jean-Michel Bazire vor Sébastien Guarato, der 7.500 Euro erhielt, und Laurent-Claude Abrivard (3.000 Euro) ein.

Bei den „Drivers“ war an Eric Raffins Spitzenstellung schon vor der Clôture nicht mehr zu rütteln. Er wird demnächst verstärkt auf einem Elektrofahrrad zu sehen sein, während sich „JMB“ auf den letzten Drücker die wenige freie Zeit, die sein Beruf mit sich bringt, mit Musik aus WiFi-Bose-Lautsprechern vertreiben kann.

Endstand nach 13 Etappen und Clôture - Punkte (Amiens, nicht ausgetragen Marseille-Borély, Lyon-Parilly, Toulouse, Le Croisé-Laroche, Laval, Maure-de-Bretagne, St. Malo, Châtelaillon, Lisieux, Angers, Nantes, Mauquenchy, Vincennes):
Elie de Beaufour    73 (3 Siege)
Et Voilà de Muze    51
Crusoé d’Anama    34 (1 Sieg)
Défi Pierji    32 (1 Sieg)
Be One des Thirons    31
Fakir du Lorault    30 (1 Sieg)
Diable de Vauvert    26 (1 Sieg)
Django du Bocage    26 (1 Sieg)
Désir Castelets    25
Fashion Queen    25
Calou Renardière    18 (1 Sieg)
Drôle de Jet     18
Fairplay d‘Urzy    17 (1 Sieg)
Duel du Gers    16
Flèche du Yucca    15 (1 Sieg)
Ehrenpreis dem Besitzer des Gesamtsiegers (Eric Levallois)

Trainer
Jean-Michel Bazire    132
Sébastien Guarato      53
Laurent-Claude Abrivard      32
Prämien für die ersten Drei: 15.000 - 7.500 - 3.000 Euro

Fahrer
Eric Raffin        84 (Elektrofahrrad im Wert von 899 Euro)
Jean-Michel Bazire    62 (WiFi-Lautsprecher von Bose im Wert von 299 Euro)
Gabriele Gelormini    48 (ein Paar Airpods von Apple 179 Euro)

Als roter Faden zogen sich die Finals der Le Trot Open des Régions über jeweils 2850 Meter (plus Zulagen) für drei-, vier- und fünfjährige Franzosen durch das Neun-Punkte-Menü. Den Anfang machte die 2017 geborene Generation „H“. „Philippe Allaire vor Sébastien Guarato“ lautete der kleine Einlauf, aus dem sich die auf Gruppe-Ebene stark beschäftigte, als einzige mit einer Zulage bedachte, 170.400 Euro reiche Havanaise mit einem enorm aufwändigen Verlauf herausrannte.

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Hatchet Man mit David Thomain (Foto: letrot.com)

Von den letzten Schlappen gründlich erholt zeigte sich hingegen Hatchet Man, der vier der ersten fünf Starts ganz vorn beendet hatte, bevor er in ein Formloch stürzte. Nach fünf Wochen Regeneration stellte sich das „Hackebeilchen“ in altem Schrot und Korn vor, wurde von David Thomain sofort in Front gescheucht und ließ Havanaise mit ihrer Dauerattacke ebenso abblitzen wie den aus acht Starts siebenfachen Sieger Handy Bourbon.

Den auffälligen Fuchs mit der riesigen Blesse und der blonden Mähne lavierte Eric Raffin verdeckt durchs Mittelfeld, doch kam der Spross von Rainer Engelkes Haras de Saint Martin im Einlauf zu schwerfällig auf Hochtouren und nur noch auf eine halbe Länge an Hatchet Man heran. Nach 1:14,2/2850m, die für beide ins Fahrtenbuch eingetragen wurden, gingen 27.000 bzw. 15.000 der ausgelobten 60.000 Euro aufs Konto der beiden Protagonisten; vier Längen zurück raufte sich Houston Disa auf Rang drei.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-06/7500/2

Jeweils 70.000 Euro wurden bei den Generationen „G“ und „F“ verteilt. Kostenlosen Anschauungsunterricht, wie man mit einem Zulagenpferd besser fährt, bekam Havanaise‘ Pilot François-Pierre Bossuet 35 Minuten später von Jean-Michel Bazire, der bei den Vierjährigen mit 13:10-Favorit Ganay de Banville aus Band zwei einen Blitzstart hinlegte, ihn dennoch lange in vorderer Linie versteckte.

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Ganay de Banville mit Jean-Michel Bazire (Foto: geny.com)

Erst am Gipfel gab „Jean-Mi“ dem für eigene Kasse laufenden Jasmin-de-Flore-Sohn den Kopf frei, erdrückte ab der letzten Ecke Tempomacher Gamin Normand (III.) und hängte seinen ständigen Verfolger Gégé Baroque sehr viel leichter ab, als der im Rennbericht ausgewiesene Vorteil von 1½ Längen vermuten lässt. Nach 1:13,5/2875m war der achte Sieg des Braunen unter Dach und Fach. 31.500 Euro brachten ihn auf 156.280 Euro, womit fürs nächste Jahr potentielle GNT-Auftritte winken - es sei denn, sein Besitzer hat noch Größeres mit ihm vor.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-06/7500/3

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Favori de l’Iton mit Eric Raffin

Bei den Fünfjährigen werden wohl Eric Raffin und Trainer Hughes Levesque zwei zusätzliche Adventskerzen anzünden für Fameux Destin und Fan de Phyt’s bzw. deren Chauffeure Björn Goop und Pierre-Yves Verva, die rund 1400 Meter lang gegenhielten, was die Lungen ihrer Pferde hergaben und den ohne Rücksicht auf Verluste drückenden 17:10-Favoriten Fétiche Atout erst im Scheitel des Joinviller Bogens ins Kommando ließen. Raffin konnte sich die Hände reiben, denn weil Favori de l’Iton kein Fallobst ist, kam nicht mehr allzu Gegenwehr vom „Trumpf-Fetisch“, als Frankreichs Champion kurz nach dem Gipfel entschlossen angriff.

Warum François Lagadeuc nach dem Harakiri-Ritt seinem Wallach nur eine Mini-Verschnaufpause in dessen Windschatten gönnte und ihn dann wieder nach außen dirigierte, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Den Jasmin-de-Flore-Sohn beeindruckte dies kein Jota; er machte sich leichtfüßig davon zum nach 1:13,6/2850m zehnten und wertvollsten Karriereerfolg. Vier Längen dahinter hielt der auf müden Beinen weit nach außen driftende Fétiche Atout wenigstens den Ehrenplatz gegen den bequem geradeaus durchstoßenden Festif Charmant fest.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2020-12-06/7500/5