Solvalla, Samstag, 26. Dezember 2020. Die Rennsportjournalisten dürften sich ein wenig auf den Arm genommen vorgekommen und der Konkurrenz angesichts der Starterliste des Gert Lindbergs Lopp, des letzten Gulddivisionen-Finals des Jahres 2020, der Schreck in die Glieder gefahren sein, als sie des nach dem letzten Sieg bereits in die Winterpause verabschiedeten Very Kronos ansichtig wurden, der in den zurückliegenden drei Monaten nur so durch die Eliteklasse gerauscht war.
Nach dem Adenauer-Motto „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ hatte sich Svante Båth nach Rücksprache mit Besitzer Kjell Johansson kurzfristig entschieden, den Hengst doch noch mal zu starten: „Der Tierarzt hat beim obligatorischen Check nach dem letzten Auftritt in Åby nicht die geringste Kleinigkeit gefunden, und als mir Mia (Båth) nach einer Jogging-Einheit berichtete, wie frisch und munter er sei, ist uns die Entscheidung für diesen allerletzten Auftritt nicht schwer gefallen. Spräche auch nur das Geringste dagegen, hätten wir ihn in Ruhe gelassen. Was mir gar nicht passt, ist Startplatz ‚1‘. Gewiss - er fängt an wie ein Torpedo, aber hundertprozentig vertrauen würde ich ihm immer noch nicht. Und ganz innen muss wirklich alles auf die Zehntelsekunde passen. Erik und Very Kronos werden beim Beschleunigen entscheiden, ob’s sofort wieder vorneweg geht.“
Langer Vorrede kurzer Sinn: Erik Adielsson erwischte seinen Partner auf dem goldrichtigen Fuß, und auch sonst lief alles wie am Schnürchen. Disco Volante (3) katapultierte sofort im Galopp aus dem Führungskampf, Snowstorm Hanover (2) tauchte direkt nach innen ab - wo er im ersten Bogen ausfiel -, Elian Web (5) kam dem Ready-Cash-Sohn nicht wirklich an die Gurte und nahm bald Snowstorm Hanovers verwaisten Platz vor Floris Baldwin, Hazard Boko und dem mit 50 Meter Bodenverlust auf die Spitze loslegenden Disco Volante ein.
Ein übermütiger Grainfield Aiden löste nach 500 Metern Esprit Sisu als äußeren Anführer ab, hütete sich jedoch, den 18:10-Favoriten zu reizen, der fortan eine Kugel ganz nach seinem Gusto schieben durfte. 700 Meter vorm Ziel zog Adielsson das Tempo moderat an, um alle Gelüste der Konkurrenten im Keim zu ersticken, die erst im Schlussbogen mobiler wurde. Gezwungenermaßen, denn hätte sich dort nicht Grainfield Aiden in Windeseile nach hinten abgeseilt, wären vermutlich die dritte (Esprit Sisu), vierte (Selmer I.H.) und fünfte Spur, die Schlusslicht Nadal Broline beackerte, noch ein Weilchen unberührte Erde geblieben.
Very Kronos schien zwei, drei Längen voraus alles bombensicher im Griff zu haben, denn Elian Web hatte für eine Revolte viel zu wenig in petto. „Wer ist das denn?“ wird sich manch einer verwundert die Augen gerieben haben: Plötzlich wurde Floris Baldwin mit Formfahrer Magnus Djuse aus dritter Position innen schneller und schneller, raufte sich Meter um Meter heran. Adielsson erkannte die immense Gefahr und begann zum Glück für seine Anhänger rechtzeitig mit dem Finish, was dann doch nichts zu nützen schien.
Im Ziel war der fliegende Holländer aus den norwegischen Diensten von Trainer Trond Anderssen gleichauf, selbst die Experten im ATG-Studio waren uneins, doch neigte die Mehrzahl Floris Baldwin zu. Das Zielfoto belehrte sie eines Besseren und wies Very Kronos zum 23. Mal als Sieger aus, für den der rettende Pfosten keine fünf Meter weiter hätte stehen dürfen. Mit 3.854.559 Kronen, davon 1.850.000 SEK im letzten Quartal erwirtschaftet, soll das schwarzbraune Kraftwerks nun endgültig - bis auf den nächsten Widerruf? - in die aktive Winterruhe entlassen und auf den Elitloppet 2021 vorbereitet werden.
Gert Lindbergs Lopp -Gulddivisionen / Finale - (Gruppe II int.)
2140m Autostart, 589.000 SEK
1. Very Kronos 11,9 Erik Adielsson 18
6j.schwbr. Hengst von Ready Cash a.d. Glide About von Yankee Glide
Be: Kjell Johansson; Zü: Allev. Kronos SRL, IT/SE; Tr: Svante Båth
Pflegerin: Mia Båth
2. Floris Baldwin 11,9 Magnus Djuse 286
3. Elian Web 12,2 Jorma Kontio 177
4. Nadal Broline 12,3 Björn Goop 216
5. Hazard Boko 12,3 Rikard Skoglund 851
6. Esprit Sisu 12,4 Daniel Wäjersten 389
7. Disco Volante 12,4g Ulf Ohlsson 44
8. Selmer I.H. 12,5 Samu Sundqvist 195
9. Diamanten 12,5 Carl Johan Jepson 258
10. Grainfield Aiden 12,9 Hannu Korpi 223
Snowstorm Hanover dis.r. Örjan Kihlström 580
Sevilla agh. Joakim Lövgren 129
Sieg: 18; Richter: Kampf k.Kopf - 3 - ¾ - k.Kopf - 1 - Kopf - Hals - Kopf; 12 liefen
Zw-Zeiten: 09,9/500m - 13,7/1000m - 12,8/1500m - 09,9/letzte 500m
Wert: 300.000 - 150.000 - 68.000 - 33.000 - 19.000 - 11.500 - 7.500 SEK
Weltrekord durch Racing Brodda
Selbst 80 Meter Zulage waren Racing Brodda im Stayerlopp über 3140 bzw. für sie 3220 Meter nicht zu viel. Mit einem rasanten Zwischenspurt flog die Prodigious-Tochter auf der letzten Runde in Front, blieb gleich kräftig am Drücker und kreuzte nach 1:13,6/3220m - neuer Distanz-Weltrekord für ältere Stuten auf 1000-Meter-Bahnen - fünf Längen vor Amigo Racer (1:15,3/3160m) und dem am Start kurz rumpelnden Ganyboy (1:14,6/3200m) zum elften Mal in ihrer 40 Starts umfassenden Laufbahn die Linie als Erste.
Das bescherte der von Mattias Djuse trainierten und von Rikard Skoglund gesteuerten Dunkelbraunen, die allein mit ihrem Sieg in der Derby-Stoet und Platz zwei in der Guldstoet 3,2 Millionen Kronen gescheffelt hat, neben der Trophäe der Hästägarkannen weitere 220.000 SEK, mit denen sie 6.262.250 SEK auf der Habenseite hat.
40 Meter Mehrarbeit waren andererseits Marc Elias‘ Devs Daffodil im Finale der Diamantstoet dann doch ein bisschen viel. Vom Ende des Pulks reichte es für die Sechsjährige, die am 7. Dezember bei einem Kurztrip in Vincennes mit einem dritten Platz hatte aufhorchen lassen, lediglich zur sechsten Prämie (10.000 SEK). Den Löwenanteil von 220.000 SEK strich Kali Smart ein, für die der Run vorneweg mit Adrian Kolgjini ein gefundenes Fressen war, das ihr auch die gut aufkommende Alhambra Mail nicht mehr versalzen konnte.
Völlig gegen den Strich ging Volare Gar die Bronsdivisionen. Trotz durchgehenden 1:12er Tempos ging Hans Ulrich Bornmanns an vierter Stelle innen verhafteter Fuchs enorm gegen Stefan Perssons Hand, der nie einen Ausweg fand und wehrlos zusehen musste, wie die besseren Prämien ohne ihn verteilt wurden. Die erste in Höhe von 220.000 SEK ging an die Adresse Algot Zonetts, der mit einem überaus souveränen Marsch vorneweg seine Saison krönte. Nachdem sein kleiner Bruder Albert Zonett sich gestern in die V75-Siegerliste von Umeå eingetragen hatte, machte es ihm der Sprössling der legendären Hilda Zonett nach und bescherte Shootingstar Daniel Wäjersten seinen zehnten V75-Treffer 2020. Für Volare Gar gab’s als Trostpflaster 6.000 Kronen (VII. in 1:12,9/2140m).
Trost benötigen auch die Macher der ATG, denn wiederum erfüllte sich ihr Traum von einem Jackpot nicht. Obwohl wie auf den ersten beiden Etappen viele Favoriten die Nase vorn hatten und den ersten Rang mit 13.293 Kronen niedrig hielten, lag der Quote für Rang 3 mit 22 Kronen klar über der Auszahlgrenze. So liegt im Jackpot-Topf fürs Ende des „Winter Burst“ am 31. Dezember in Axevalla auch nach der dritten Station keine Puseratze. Der nächste „Füllversuch“ findet am Sonntag im norwegischen Momarken statt.
V75-1 (Stayer): Racing Brodda / Rikard Skoglund 23
V75-2 (Klass II): Morotai Degato / Oskar Kylin Blom 157
V75-3 (Guld): Very Kronos / Erik Adielsson 18
V75-4 (Diam-Sto): Kali Smart / Adrian Kolgjini 26
V75-5 (Klass I): Oracle Tile / Örjan Kihlström 75
V75-6 (Brons): Algot Zonett / Daniel Wäjersten 31
V75-7 (Silver): Hickothepooh / Örjan Kihlström 69
Umsatz V75: 107.198.652 SEK
1. Rang: 2.096 Systeme à 13.293 SEK
2. Rang: 161 SEK
3. Rang: 22 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 2.973.062 SEK