Axevalla, Donnerstag, 31. Dezember 2020. Mit einer kräftig gewürzten, für manch einen bereits nach der ersten Prüfung ungenießbaren Suppe ging die 78. und letzte von der ATG betreute V75-Runde des Jahres 2020, die mit einem über Wochen angesammelten Jackpot von 42 Millionen Kronen den Fans allein in dieser Wettart nochmals 159.650.229 Kronen aus den Taschen zog, los.
Beste der 14 Stuten, die um 15.00 Uhr aus zwei Bändern auf die Reise geschickt wurden, war Valkyria K., mit der sich Magnus Jakobsson für 3,8 Prozent bzw. 222:10 gegen die 1,0- und 6,8-Prozenter Au Revoire Font und Lovely O.O. durchsetzte und mehr als 90 Prozent aller fast zwei Millionen Spielsysteme in den Papierkorb entsorgte. Für Jakobsson war’s auf den letzten Drücker die erste V75-Schleife dieses Jahres.
Eine weitere Schreckensnachricht verhinderte Peter Untersteiner, dessen bei 188:10 gehandelte Velegance im Stolopp auf den finalen 80 Metern eine Länge Rückstand auf die schon wie die Siegerin aussehende Fantasia Sisu (753:10) wettmachte und mit dem letzten Schnaufer die Nase um ein paar Zentimeter früher ins Ziel streckte. Das Glück der ihren fünften, 100.000 SEK wertvollen Saisontreffer erzielenden Scarlet-Knight-Tochter, die noch 71 Systeme im letzten Spiel ließ: Axevalla weist die mit 227 Metern längste Zielgerade aller schwedischen Bahnen auf.
Den Deckel auf eine spektakuläre und immens schwierig auszutüftelnde letzte V75-Serie setzte im Sylvesterloppet, Schwedens letztem Trabrennen 2020, Jorma Kontio, der bereits mit Ready Trophy zugeschlagen hatte. Der gebürtige Finne, seit Jahrzehnten in Schweden, dem einzigen Land der Welt, in dem trotz der Corona-Pandemie durchweg veranstaltet worden ist, allerdings genauso kontinuierlich vor leeren Rängen - als Anfang Oktober Gespräche stattfinden sollten, in welchen Umfang Publikum wieder zugelassen werden könnte, brach die zweite Welle los - ansässig, zeigte in der aus vier Bändern gestarteten 2640-Meter-Prüfung mit der „krummen“ Dotation von 661.800 SEK mal wieder sein exzellentes Händchen für Tempo-Einteilung und Taktik.
Der bekennende „Stangenfahrer“ hatte von der „Springspår 6“, für entsprechend sichere Pferde ebenso wie die „7“ Garant, um weit außen richtig Schwung zu holen, keinerlei Probleme, Phoenix Photo auf die Kommandobrücke zu scheuchen, wo der Super-Photo-Kosmos-Sohn vor Timo Lane, Amigo Racer und dem bis zum April 2020 noch bei Andreas Gläser in Berlin seine Brötchen verdienenden Oxidizer einen gleichmäßigen 1:17-Kurs steuerte. Als die hoch gehandelte Fraktion der Drittbändler Grainfield Aiden, Vagabond Bi und des als Einziger mit drei Zulagen bedachten Pacific Face für die Schlussrunde in dritter Gefechtslinie zur Tat schritt, war das Gespann dagegen gut gewappnet.
Nichts da, dass die Großen den Kleinen auffraßen! Tropfen um Tropfen holte der erst sein 15. Rennen bestreitende, 408.000 Kronen arme Phoenix gegen die Millionarios aus dem Reservetank und widerstand deren Gelüsten nach dem 337.080 Kronen schweren Scheck eisern. Eher „sicher“ denn nach „Kampf“ war er eine halbe Länge eher am Pfosten als Favorit Grainfield Aiden, der, seinerseits jeweils halbe Längen vor Pacific Face und Vagabond Bi, mit 168.540 Kronen für Platz zwei lukrativ entlohnt wurde.
Der bestens postierte Timo Lane kam bei der finalen Jagd im Schlussbogen aus dem Tritt, so dass sich deutlich zurück Oxidizer als Siebenter auch noch 8.427 Kronen einstecken konnte.
Für den nicht kleinzukriegenden Kontio war’s der Schlusspunkt unter ein außerordentlich erfolgreiches Jahr: 250 Rennen hat der 67-jährige heuer gewonnen - so viel wie seit Jahren nicht mehr - und damit so manchen der jungen Himmelstürmer hinter sich gelassen. Vor einem Jahr, am 12. Dezember, hat er in Örebro seine 11.000. Ehrenrunde gedreht, womit er nach Heinz Wewering der einzige europäische Vertreter im exklusiven Klub der „10.000er“ ist - jener tollkühnen Männer in ihren wackligen Kisten, die über fünfstellige Erfolge im Sulky bilanzieren können.
Dieser letzte Tupfer auf eine für ihn sportlich grandiose Saison zeigt zudem, wie exzellent sich Kontio mit seiner ganzen Erfahrung auf fremde Pferde einzustellen vermag. Gefahren hatte er den aus einer fünfmonatigen Pause kommenden Wallach zuvor noch nie: „Ich hab mir einige Rennen von ihm angeschaut. Er hat einen Rennkopf und kämpfte immer gut, und so machte ich mir nach dem Heat nicht allzu viel Sorgen, bei dem er, ganz allein laufend, nicht sonderlich überzeugend wirkte. Doch Svante meinte, im Rennen sei er viel konzentrierter, wenn er Pferde um sich habe - und so war’s dann ja auch!“
Svante Ericsson, derzeit bei Eskilstuna für 30 Rösser verantwortlich, war jenseits der Rails ein enthusiastischer Genießer. „Irre, absolut unglaublich! Wir haben trainiert und trainiert, und es hat sich vollauf gelohnt. Ehrlich: In der letzten Kurve, als außen die Schwergewichte aufzogen und es so aussah, als wollten sie Phoenix Photo auffressen, wär ich mit einer guten Prämie zufrieden gewesen. Aber dann hat er sich trotz der langen Startpause mit altbekanntem Mumm reingehängt - und ich kenne ja seinen Kampfgeist bis zur Linie. Er hat den anderen, den besonderen Kick, der ein gutes von einem Klassepferd trennt - er ist ein kleiner König. Was für ein irrer Schlusspunkt unter die beste Saison meines Trainer-Lebens. Vor einem Jahr waren wir ganz unten. Der Wallach hat uns alle aus dem Sumpf gezogen. Ich kauf jetzt Champagner für 337 Lachse“, juxte der 28-jährige.
Sylvesterloppet (int.)
2640m Bänderstart; 20m Zulage ab 420.001, 40m ab 945.001, 60m ab 2.000.001 SEK; 661.800 SEK
1. Phoenix Photo 2640 15,8 Jorma Kontio 102
6j.dklbr. Wallach von Super Photo Kosmos a.d. Glittra C.D. von Igor Brick
Be: Team Phoenix På Stället; Zü: Anders Karlsson; Tr: Svante Ericsson
2. Grainfield Aiden 2680 14,6 Hannu Korpi 43
3. Pacific Face 2700 14,1 Thomas Uhrberg 90
4. Vagabond Bi 2680 14,7 Ulf Ohlsson 70
5. Sahara Peyote 2680 14,9 Henna Halme 698
6. Amigo Racer 2640 16,1 Morgan Ivarsson 202
7. Oxidizer 2640 16,2 Emilia Leo 142
8. Aron Palema 2680 15,2 Stefan Persson 457
9. Zenzero Jet 2660 15,9 Peter Ingves 73
10. Waikiki Silvio 2660 16,2 Petter Karlsson 773
11. Bransbys Juke Box 2640 16,9 Hans Crebas 521
12. Twinkle Face 2660 19,1g Klaus Kern 489
Shapes 2640 dis.r. Carl Johan Jepson 213
Timo Lane 2640 dis.r. Robert Bergh 71
Conrads Janne 2640 dis.r. Rikard Skoglund 158
Sieg: 102; Richter: sicher ½ - ½ - ½ - 2 - 2 - 1 - 2 Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 16,4/500m - 17,2/1000m - 17,2/1500m - 16,3/2000m - o.Z./letzte 500m
Wert: 337.080 - 168.540 - 76.405 - 37.079 - 21.348 - 12.921 - 8.427 SEK
Phoenix Photos Sieg bescherte 19 Systemen mit je 4,4 Millionen SEK enormes Startkapital fürs neue Jahr. Spitzenverdiener waren 49 Mitspieler, die sich für je 125 Kronen in eine Tippgemeinschaft in Nacka bei Stockholm eingekauft hatten und sich insgesamt rund 23,4 Millionen Kronen für ihre Systemgewinne teilten - machte 467.800 SEK pro Anteil. ATG-Butik-Pächterin und Initiatorin Carina Jönsson hatte voll auf Kontio gesetzt: Ready Trophy war ihre „Bank“, Phoenix Photo auf fünf Scheinen der Königsmacher.
Dass es auch billiger geht, unterstrich mal wieder Schlitzohr Harry Boy. Seine drei Treffer kosteten jene, die dem elektronischen Wettsystem die Auswahl überlassen hatten, 48, 96 bzw. 324 Kronen.
V75-1 (Sto): Valkyria K. / Magnus Jakobsson 222
V75-2 ( - ): Leon Zon / Ulf Ohlsson 54
V75-3 ( - ): Ture L.A. / Johan Untersteiner 74
V75-4 ( - ): Ready Trophy / Jorma Kontio 36
V75-5 (Sprint): Dark Roadster / Oskar Andersson 49
V75-6 (Sto): Velegance / Peter Untersteiner 184
V75-7 (Sylv-Lop.): Phoenix Photo / Jorma Kontio 102
Umsatz V75: 159.650.229 SEK
1. Rang: 18,98 Systeme à 4.401.386 SEK
2. Rang: 11.908 SEK
3. Rang: 640 SEK
Umsatz Top-7 (Sprint): 1.991.595 SEK