Vincennes, Freitag, 1. Januar 2021. Viel Zeit, das Jahr 2020 zu verabschieden und 2021 gebührend zu begrüßen, hatte Vincennes nicht: Um 17.55 Uhr ertönte Silvester der Abpfiff, bereits um 13.58 Uhr ging’s an Neujahr weiter.
Die erste Siegerschleife der Traber in Frankreich holte sich im Prix de Chambly für vierjährige Hengste und Wallache, die keine 34.000 Euro gewonnen hatten, Louis Baudouin mit dem von seinem Vater Jean-Michel vorbereiteten vierjährigen Hengst Hety du Goutier. Der Ready-Cash-Sohn schien förmlich darauf gewartet zu haben, erstmals ohne Eisen laufen zu dürfen. Rundum barfuß stach er im Speed Eric Raffin mit Michel Lenoirs He and Me und David Thomain mit Sébastien Guaratos Holero Love um eine halbe Länge bzw. einen weiteren „Kopf“ aus und eröffnete die Pariser Saison mit dem Knallbonbon von 311:10.
Sportlicher und finanzieller Höhepunkt war der Prix d’Angoulême für fünf- und sechsjährige Europäer, die keine 250.000 Euro auf der hohen Kante hatten und in dem Juan Bros als ständiges Schlusslicht nie einen Moment hatte. Deutschlands Derby-Zweiter 2019, im Herbst von Alessandro Gocciadoro zu Philippe Billard nach Nordfrankreich gewechselt, blieb auch beim zweiten Auftritt unter dessen Regie alles schuldig. Es dürfte kein Trost gewesen sein, dass er mit einem völlig indisponierten Galius, der nach zwölf Siegen zum zweiten Mal in Folge den Kelch der Niederlage auskosten musste, den 23:10-Favoriten hinter sich ließ.
Dabei lief es gar nicht schlecht für Galius, der aus zweiter Reihe hinterm Auto los musste und sich im Scheitel der Joinviller Kurve an den in dritter Spur wie entfesselt kurbelnden Free Man anzuhängen vermochte. Als Alexandre Abrivard bergauf vor Galilea Money an die Flanke von Tempomacher Aramis Bar herunter konnte, stand Sévérine Raymonds derzeitiger Crack ohne Deckung da. Ein Kraftakt, gleich an die Spitze durchzufahren, wurde glatt abgewiesen, und wenig später seilte er sich ausgepumpt peu à peu nach hinten ab.
Wesentlich besser verkraftete Free Man den Marsch durch die weiten Instanzen: Aramis Bar war schon zu Beginn der Zielgeraden kein Thema mehr - für Björn Goop läuft’s seit Wochen in Frankreich nicht runder als in seiner schwedischen Heimat -, Galilea Moneys Versuch, den Spieß umzudrehen, mündete in eine Galoppade. Gefährlicher waren da schon die Schlussakkorde der geschonten, von „j.w.d.“ auf Touren kommenden Marcello Wibb und Alcide Roc, die Abrivards Dunkelbraunem aber auch nicht mehr die zwölfte Siegsuppe versalzten.
Prix d’Angoulême (int., Fünf- & Sechsj., keine 250.000 Euro)
2100m Autostart, 59.000 Euro
1. Free Man 11,6 Alexandre Abrivard 48
6j.dklbr. Hengst von Ready Cash a.d. Olly Star von Gai Brillant
Be: Jean-Pierre Barjon; Zü: SC Beauland; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Marcello Wibb 11,7 Christophe Martens 120
3. Alcide Roc 11,7 Matthieu Abrivard 590
4. Firello 12,0 David Thomain 170
5. Girolamo 12,1 Franck Ouvrie 250
6. Filou l‘Auvergnier 12,4 Anthony Barrier 990
7. Flora Quick 12,7 Gabriele Gelormini 1340
8. Aramis Bar 12,9 Björn Goop 45
9. Juan Bros 13,0 Franck Nivard 930
10. Général du Parc 14,6 Alexis Prat 3100
11. Galius 15,1 Yoann Lebourgeois 23
Galilea Money dis.r. Jean-Michel Bazire 110
Mellby Glader dis.r. Eric Raffin 670
Sieg: 48; Richter: sicher 1 - ¾ - 3 - 2 - 3½ - 3½ Längen; 13 liefen
Zw-Zeiten: 10,7/600m - 11,9/1100m - 11,9/1600m
Wert: 26.550 - 14.750 - 8.260 - 4.720 - 2.950 - 1.180 - 590 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-01/7500/5
Die vorzügliche Stallform Laurent-Claude Abrivards unterstrich Alexandres sechs Jahre jüngerer Bruder Léo. Im zweiten Course Européenne des Tages, dem Prix de Tournon für sechsjährige Hengste und Wallache, die keine 130.000 Euro verdient hatten, fuhr er Falco Berry den auf die harte Tour der bedingungslosen Offensive zum dritten Sieg in Folge und achten „lifetime“. Dass der Scipion-du-Goutier-Sohn am Ende der 2850 Meter nach starken 1:12,5 so überlegene Ware war, lag auch am Startfehler Fétiche Atouts.
Die zweite Kraft des Wettmarkts ergatterte dennoch 4½ Längen zurück den Ehrenplatz mit ähnlichem Vorsprung auf Future de Chêne. Lange schien auch Inspector Bros für Rang drei gute Karten zu besitzen, doch schwanden dem deutschen Breeders-Crown-Sieger 2019 auf den finalen 150 Metern die Kräfte, so dass sich Robin Bakker und Besitzer Leendert Gerrits mit Platz sechs und 860 der ausgelobten 43.000 Euro zufrieden geben mussten.
Die erste Quinté-Prüfung des neuen Jahres, der Prix du Croisé-Laroche (56.000 Euro; einheimische Acht- und Neunjährige, keine 230.000 Euro Gewinnsumme), ging nach 2850 Meter an Diplomate d’Am. Mit dem Love-You-Wallach rettete sich Théo Dulvadestin um eine Nasenspitze gegen den speedigen Favoriten Dorado Bello, der sich das Leben mit einem kurzen Startfehler, der ihn ans Ende des 16er-Pulks katapultiert hatte, selbst zu schwer gemacht hatte.