(mw) East Rutherford / New Jersey, Samstag, 11. Juli 2020. Vollauf gelohnt hat sich das frühe Stellen des Weckers - wie gegenüber schwedischen Medien versprochen - für Stefan Melander. 9½ Stunden nachdem sein US-Import Milligan’s School in Årjängs Stora Sprinter-Lopp triumphiert hatte, gewann der von seinem Neffe Marcus vorbereitete Gimpanzee gegen 4.15 Uhr MESZ auf der anderen Seite des Atlantiks auch sein drittes Rennen der laufenden Saison - und das war mit einem Siegpreis von 125.000 USD weitaus wertvoller.
Mehr noch: Marcus Melanders Dreierbande holte dank eines überragenden Reign of Honor auch den zweiten Scheck ab - nur Grand Swan kam als Neunte ohne Hafergeld in den Erfolgsstall zurück, so dass der 26-jährige Shootingstar auch dem Ergebnis nach erfolgreicher abschnitt als sein Onkel.
Objekt der schwedischen Begierde war das Finale der The Graduate Series für die Vierjährigen, die Meadowlands-Retter Jeff Gural ins Leben gerufen hatte, um die Cracks am frühzeitigen Verschwinden in die Zucht zu hindern, was nur als halb gelungen zu bezeichnen ist. Nach wie vor sind die Verdienstmöglichkeiten für die etwas älteren Spitzentraber zu gering, um bei schwächeren Ergebnissen den Reputations- und damit einhergehenden Einnahme-Verlust zu kompensieren, was Decktaxen betrifft.
Und immer häufiger schicken schwedische Großbesitzer ihre Pferde zwei- und dreijährig an die überaus üppig gefüllten Prämientöpfe in die USA und Kanada und versuchen dann, vierjährig vom enormen Preisgeldkuchen in Schweden ein gutes Stück abzubekommen. Green Manalishi, eines der „G“-Musketiere Marcus Melanders der Saisons 2018 und 2019, ist dafür ein Beispiel - zur Zeit allerdings kein sonderlich hell leuchtendes.
Sein dreijähriges Aushängeschild Greenshoe hingegen ist längst zur Hanover Shoe Farms in die Zucht abkommandiert. Verblieb ihm Nummer drei Gimpanzee - und der entpuppt sich nicht ganz unerwartet als der große Abräumer bei den Vierjährigen. Zweijährig bei neun Starts im - bis auf die Breeder’s Crown - Alltagsgeschäft unter anderem der New Jersey Sire Stakes unbezwungen, stand er im Vorjahr etwas im Schatten von Stablemate und Trotter of the Year Greenshoe. In dem hat es immerhin bei acht Siegen aus 14 Versuchen zu nicht ganz unerheblichen 1.128.753 US-Dollar und Platz zwei aller Traber Nordamerikas hinter besagtem Greenshoe gereicht.
„Er hat nicht dieses enorme Beschleunigungsvermögen wie Greenshoe, ist eher der Typ Dauerläufer, der ein hohes Tempo über lange Zeit gehen kann, dabei sicher wie die Bank von England und leicht zu steuern. Das Wintertraining ist ihm ausgezeichnet bekommen. Er ist mehr Pferd geworden, hat an Muskelmasse einiges zugelegt. Dazu ist er extrem leicht zu handhaben, wenn du dich ein wenig auf ihn einstellst. Er ist in jeder Beziehung das Pferd, auf das manche ein Leben lang warten“, hatte Melander vorab einen Einblick in seine Gemütslage gegeben, aber auch auf Reign of Honor hingewiesen:
„Er war in beiden Graduate-Vorläufen Dritter und hat all das bestätigt, was er im Wintertraining verraten hat. Wir sind mit ihm überaus zufrieden. Er ist ein ähnlich einfach zu händelnder Typ wie Gimpanzee und sollte als Wallach das Pferd für spätere Jahre sein.“
Wie der von der Kentuckiana Farm und dem Norweger Jörgen Jahre gezüchtete Father-Patrick-Sprössling jetzt schon drauf ist, ließ selbst den „Trainer of the Year 2019“ etwas baff zurück: „Es hat selbst mich im positiven Sinn schockiert, wie er vom äußersten Startplatz ‚10‘ die Führung an sich gerissen hat. Gimpanzee tat, was er tun musste, hatte in Front ein gemütliches Rennen und wird in der nächsten Woche schon wieder beim Hambletonian Maturity dabei sein - das kann ich ihm allemal zumuten. Und Reign of Honors Vorstellung war wirklich aller Ehren wert“, womit der Rennverlauf fast schon hinreichend beschrieben ist.
Überhaupt kein Problem hatte der wie von einer Sehne schnellende Reign of Honor, von ganz außen die Führung vor dem noch vor einer Woche im Cutler-Memorial aktiven Chin Chin Hall, King’s County sowie Winnerup an sich zu reißen. Natürlich ist ein Mann wie der bald 13.000 Siege schwere Dave Miller kein Phantast und ließ Gimpanzee, mit dem Brian Sears am Start nichts überstürzt hatte, vorbei, als der noch vorm Einbiegen in die Überseite angestiefelt kam. Der Rest war für den im November 2017 in Harrisburg für 170.000 Dollar von den Schweden Anders Ström und Lennart Ågren ersteigerten Braunen trotz einer Zeit von 1:08,9 fast ein Kinderspiel.
Nur einer wollte ihm mal ein wenig auf die Kampfzahn fühlen: King’s County wurde von Yannick Gingras 600 Meter vorm Ziel nach außen dirigiert, brachte Southwind Avenger und Grand Swan als Anhänger mit und robbte sich in die Nähe des Leaders. Den tangierte dies „maximal peripher“. Drei, vier sanfte Ermahnungen genügten. Gimpanzee nahm die Beine in die Hand, ließ King’s County locker abblitzen und geriet durch den über alle Erwartungen hinauswachsenden Reign of Honor und den sich ganz außen versuchenden Chin Chin Hall nicht einen Augenblick in Gefahr.
Viel leichter, als der Eine-Länge-Vorteil weissagen mag, war der dritte Saison- und 20. Karriere-Sieg samt 125.000 frischen Dollar für den zweifachen Breeder’s-Crown-Champion unter Dach und Fach, für den am kommenden Samstag beim Hambletonian Maturity um 400.000 „Bucks“ der nächste üppige Zahltag ansteht. 1.920.111 USD hat er bereits auf dem Kerbholz.
The Graduate - Final - (int., Vierjährige)
1609m Autostart, 250.000 USD
1. Gimpanzee 08,9 Brian Sears 12
4j.dklbr. Hengst von Chapter Seven a.d. Steamy Windows von Muscle Massive
Be: Courant Inc. & SRF Stable, SE; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Marcus Melander
2. Reign of Honor 09,0 David Miller 563
3. Chin Chin Hall 09,1 Dexter Dunn 52
4. Kings County 09,1 Yannick Gingras 555
5. Winnerup 09,2 Trond Smedshammer 552
6. Explosivebreakaway 09,4 Tyler Buter 489
7. Southwind Avenger 09,6 Andrew McCarthy 170
8. Pure Chance 09,7 Scott Zeron 1186
9. Grand Swan 09,7 Tim Tetrick 242
10. Goes down Smooth 10,1 Joe Bongiorno 1290
Sieg: 12; Richter: leicht 1 - ¾ - ¾ - ½ - 1½ - 1¼ - 1 Länge; 10 liefen
Wert: 125.000 - 62.500 - 30.000 - 20.000 - 12.500 USD
Video: https://www.youtube.com/watch?v=Z7nyjYK1Hk0
Sears hatte unmittelbar zuvor beim Graduate Final der 2016 geborenen Pacer um ebenfalls 250.000 „Greenbacks“ lange auf den vollen Erfolg hoffen dürfen, doch war das Dauerduell seines führenden Dancin Lou (III.) mit Bllack Hole, der auf Platz fünf landete, letztlich ein wenig zu viel des Guten. Mit dem im zweiten Paar außen optimal verstauten Hurrikane Emperor wehte der Kanadier Mark Macdonald die beiden Kampfhähne beiseite und ließ auch seinem Nebenmann Workin ona Mystery keine Chance.
Åke Svanstedt lässt abräumen
Desgleichen war für die dreijährigen Traber, für die die Ampeln überall in den States auf Grün stehen, was üppige Prämien betrifft, der Gabentisch gut gedeckt. Das W.N. Reynolds Memorial für die Jungs, das im Untertitel an Scott Frost erinnerte, wurde ob des großen Andrang geteilt.
Überaus unterhaltsam war Division 1, in der zunächst Beyond Kronos, dann Capricornus und zur Hälfte des Weges EL Ideal vorn war, sich aber sofort dem Dauerdruck des Archangel-Sohnes Beads und Jimmy Takter ausgesetzt sah, dem Café Americano und Jula Trix Treasure folgten. Das Duell des Spitzenduos setzte sich auf der gesamten Zielgeraden vorn, wo mal der Eine, mal der Andere die Nase vorn hatte.
Lachender Dritter war Jula Trix Treasure, der lange nicht danach aussah, als solle er eingreifen können. Yannick Gingras hatte alle Mühe, den in Lexington 2018 für 145.000 USD versteigerten Trixton-Sohn vom Ernst der Lage zu überzeugen. Erst auf den letzten 150 Metern nahm er richtig Schwung auf und fing die beiden Kampfhähne, von denen EL Titan (von Muscle Hill) ein bisschen eher die Waffen streckte, mit feinem Speed ab. Der fürs Hambletonian nominierte Jula Trix Treasure hat vier seiner neun Engagements und 85.260 USD gewonnen.
Auch Abteilung 2 ging ans Quartier des 2013 in die USA übergesiedelten Schweden; nach den Plätzen 1, 3 und 6 gelang nun jedoch lediglich Favorit Back of the Neck der Sprung in die Prämienränge, und das nach ähnlichem Muster, wie es sein Stablemate zwei Stunden zuvor exerziert hatte.
Auch Catchdriver Scott Zeron bewahrte dem Ready-Cash-Sohn im Hintertreffen alle Reserven, derweil Gingras mit Synergy (für Per Engblom) das Programm vor King Alphonso, Hollywood Story, Play Trix on me und Maesteraemon gestaltete. Die Vorstellung von Back of the Neck auf den finalen 200 Metern war sehenswert.
Von letzter Position sammelte der vom Schweden Stefan Balaszi gezüchtete und in Harrisburg 2018 für 150.000 USD versteigerte abzeichenlose Dunkelbraune weit außen die kämpfende Meute mit atemberaubenden Spurt ein und schlug eine halbe Länge voraus zum vierten Mal in seiner Laufbahn als Klassenprimus an - macht nun 149.990 Dollar an Einkommen.
W.N. Reynolds Memorial (int., Dreijährige) / Scott Frost Trot (Hengste & Wallache)
1. Abteilung, 1609m Autostart, 44.150 USD
1. Jula Trix Treasure 09,2 Yannick Gingras 91
3j.br. Hengst von Trixton a.d. Victory Treasure von Enjoy Lavec
Be: Jula Racing Inc.; Zü: Beaver, Wolkomir, Carter & McLoughlin; Tr: Åke Svanstedt
2. Beads 09,2 Jimmy Takter 84
3. EL Ideal 09,4 Andy Miller 19
4. Beyond Kronos 09,5 Andrew McCarthy 140
5. Capricornus 09,6 Tim Tetrick 28
6. Café Americano 09,9 Åke Svanstedt 338
7. Vinny de Vie 15,7g Jordan Stratton 1068
Light Blue Movers hdF Lucas Wallin 1296
Sieg: 91; Richter: Kampf ½ - ¾ - 1 - ¾ - 1¾ Längen; 8 liefen
Wert: 22.075 - 11.038 - 5.298 - 3.531 - 2.208 USD
2. Abteilung, 1609m Autostart, 44.650 USD
1. Back of the Neck 09,6 Scott Zeron 22
3j.dklbr. Hengst von Ready Cash a.d. Big Barb von Andover Hall
Be: Howard Taylor, Order by Stable & Judith Taylor; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Åke Svanstedt
2. Play Trix on me 09,6 David Miller 58
3. Maesteraemon 09,7 Brian Sears 41
4. Hollywood Story 09,7 Tim Tetrick 98
5. Synergy 09,9 Yannick Gingras 63
6. King Alphonso 09,9 Åke Svanstedt 184
7. Sky Castles 10,0 Jason Bartlett 1178
8. Ontopofthehill 10,4 Joe Bongiorno 434
9. Coventry Hall 15,3g Andy Miller 723
Sieg: 22; Richter: Kampf ½ - ¾ - Kopf - ¾ - ¼ - ¾ - 2¾ Längen; 9 liefen
Wert: 22.325 - 11.162 - 5.358 - 3.572 - 2.232 USD
Nancys Doppelschlag
Zwischendurch hatte Jimmy Takters Tochter Nancy, die auch schon vor des Vaters offiziellem Rückzug im November 2018 erfolgreich auf eigenen Trainerfüßen gestanden hatte, den „goldenen Faden“ der Skandinavier mit einem Doppeltreffer bei den dreijährigen Ladys weiter gesponnen. Nur auf den ersten 500 Metern duldete Yannick Gingras mit 16:10 Favoritin Sorella die von Dave Miller pilotierte Fortune Starlet in Front.
Die Wachablösung war zugleich der entscheidende Schritt zum fünften Sieg der Muscle-Hill-Tochter, die nichts mehr anbrennen ließ, die Konkurrenz um drei Längen düpierte, mit 1:08,6 deutlich zügiger unterwegs war als ihre männlichen Altersgefährten und 184.313 Dollar auf dem Konto hat. Im ersten Bogen mit einer ausgiebigen Galoppade verabschiedet hatte sich die dort an vierter Stelle liegende Dubai Princess.
Für die ebenfalls von Nancy Takter gemanagte zickige Prinzessin sprang deren Trainingsgefährtin Panem (von Father Patrick) in die Bresche, die Dexter Dunn aus fünfter Stelle um einen „Kopf“ eher am Zielstrich hatte als die aus seinem Windschatten angreifende Ramona Hill (von Muscle Hill).
W.N. Reynolds Memorial (int., Dreijährige) / Mary Reynolds Trot (Stuten)
1609m Autostart, 61.000 USD
1. Sorella 08,6 Yannick Gingras 16
3j.br. Stute von Muscle Hill a.d. Kadealia von Kadabra
Be: Elmar Fannin & Crawford Farms Racing; Zü: Elmar Fannin; Tr: Nancy Takter
2. Panem 09,0 Dexter Dunn 116
3. Ramona Hill 09,0 Andrew McCarthy 71
4. Shishito 09,4 Tim Tetrick 165
5. Fortune Starlet 09,4 David Miller 486
6. Spoiled Princess 09,6 Brian Sears 400
7. Tricky Sister 09,6 Jason Bartlett 1348
8. Common Sense 09,6 Åke Svanstedt 72
9. Hall of Am 13,0g Mattias Melander 1605
10. Dubai Princess 17,7g Jimmy Takter 91
Sieg: 16; Richter: überlegen 3 - Kopf - 3¼ - k.Kopf - 1½ - ¼ - ¼ Länge; 10 liefen
Wert: 30.500 - 15.250 - 7.320 - 4.880 - 3.050 USD