Vincennes, Dienstag, 24. Dezember 2024. Es kam alles andere als unerwartet: Mit dem zweijährigen Mercator betrat Karin Walter-Mommert am Heiligen Abend im Temple du Trot Neuland. Gewiss hatte Deutschlands alte und neue Besitzer-Championesse im Laufe der letzten Jahre sechs Starter in Frankreich und konnte dank Django Hill am 17. Mai 2024 sogar einen Sieg in der Zentrale verbuchen, doch liefen diese allesamt unter der Flagge der Nimczyks bzw. durch Riverdale Z. jener Conrad Lugauers.
Im Prix des Eglantiers um 51.000 Euro für zweijährige Hengste und Wallache, die keine 35.000 Euro verdient hatten, verteidigte erstmals ein in französischem Training befindliches Pferd ihre seit September blauen Farben mit güldenen Sternen und Krone.
Mit zwei aktuellen Ehrenplätzen aus insgesamt fünf Versuchen zählte der offiziell erst vor wenigen Tagen von der Ecurie des Mouettes erworbene Royal-Dream-Sohn, der im Training von Mathieu Mottier verblieben war, mit 62:10 zum Kreis jener vier Musketiere, die unter zehnfachen Sieg-Odds notierten und in bei Youngsters selten gesehener trauter Eintracht die ersten vier Schecks unter sich ausfochten.
Der sichere 1½-Längen-Sieg ging an - der Name war Programm - nach anspruchsvollen 2.850 Metern in 1:14,5 an den von Alexandre und Laurent-Claude Abrivard vorgestellten Rolling-d’Héripré-Sohn Maître Jacques (59:10), der nach dem vierten Auftritt bereits zum dritten Mal fürs Siegerfoto posieren durfte.
Wie so oft spielte Yoann Lebourgeois mit dem bei 26:10 favorisierten Allaire-Schützling Manaslu den Animateur, konnte den wuchtigen Schlussangriff des „Maître“ nicht parieren, hielt jedoch Platz zwei gegen Memphis de Brasse (63:10) in 1:14,6 zu 1:14,7 um eine Länge fest. Mercator oblag es, die äußere Riege anzuführen, was dem schmucken Fuchs zumindest fürs Podium den Zahn zog. 4½ Längen hinter Memphis de Brasse blieb ihm in 1:15,1 der mit 4.080 Euro entlohnte vierte Rang.
Im wertvollsten Rennen des um 17.40 Uhr beendeten Zehn-Gänge-Menüs, dem über 2.700 Meter führenden Prix de Craon für sechs- bis zehnjährige Europäer, die keine 256.000 Euro auf dem Kerbholz hatten, kassierte der von Erik Bondo vorbereitete Cobra Killer Gar nach sieben Siegen am Stück als 16:10-Brenner überraschend mal wieder eine Niederlage.
Überraschend deshalb, weil für den von Gabriele Gelormini vorgetragenen Readly-Express-Sohn alles nach Fahrplan lief. Die „Cobra“ mischte sofort im Vordertreffen mit, hatte in zweiter Spur durchweg eine Lokomotive vor der Nase und schien 900 Meter vorm Ziel die Vorentscheidung erzwungen zu haben, als er wuchtig an Isofou du Chêne vorbei in Front fegte.
Der bei 6,4-fachen Odds notierte Schützling Paul Ploquins dachte jedoch trotz zweier Kraft kostender Rochaden unterwegs gar nicht daran, den ersten Preis kampflos herzugeben. Passend freigekommen, zwang er den Italiener in einem formidablen Finish drei Längen vor dem von Indy de Jyr angeführten Rest um einen „Hals“ in die Knie und wurde mit 30.600 der ausgelobten 68.000 Euro Weihnachtsgeld belohnt.
Video: https://www.letrot.com/courses/2024-12-24/7500/6
Mons: Weihnachten mit Elvis
Hauptereignis im wallonischen Mons war der Grand Prix de Noël um 10.000 Euro, der durch die Teilnahme des über Winter auf Vincennes verzichtenden und sich wie geplant in Mons in Schwung haltenden Elvis du Vallon geadelt wurde, der als klarer 16:10-Gemeinter beim 115. Aufritt die 4.800 Euro Weihnachtsgratifikation für Platz eins locker buchte und nun über 1.036.420 Euro verfügt.
Mit dem allein von der 2.840-Meter-Grundmarke loslegenden Donovan Dark ergriff Kristof Depuydt die Gelegenheit beim Schopf und legte ein ordentliches Tempo vor, während Jules van den Putte mit dem in Belgien von Célestine Corty vorbereiteten Aushängeschild Charles Cuillers bis 700 Meter vorm Ziel hinter Cyriel Atom und Editeur de Ravelle an vierter Stelle des Gänsemarschs verharrte und dann antrat.
Im Nu war der Rêve-de-Beylev-Sohn auf Augenhöhe mit dem Leader, der tapfer fightete, den zehnjährigen, Gruppe-gestählten Angreifer jedoch um 3½ Längen in 1:14,1/2.865m zu 1:15,0/2.840m davon düsen lassen musste.
Kalamitys Weihnachtsmärchen
Noch aus einem anderen Grund lohnte sich das Hinschauen: Erstmals seit dem Critérium des 3 Ans am 17. September 2023 war die vierfache halbklassische Siegerin Kalamity d’Héripré wieder unter Order, die eine Woche nach jenem Critérium eine lebensbedrohliche Koppelverletzung erlitten hatte: Am rechten Oberschenkel klaffte eine große Wunde, mehrere Muskeln waren durchtrennt bzw. abgerissen.
Lange war fraglich, ob sie dies überleben würde, da sie kaum bewegungsfähig war und eine Belastungs-Hufrehe auf der linken Hinterhand drohte. Für die Besitzer Laurent Dugrosprez und Giovanni Iera war es Priorität, Kalamitys Leben zu erhalten, „weil sie uns in ihrer kurzen Karriere so viel Freude bereitet hat. Dass sie jemals auf die Rennbahn zurückkehren könnte, schien uns angesichts des Ausmaßes der Verletzung, die in einer vierstündigen Operation in der Tierklinik von Meheudin versorgt wurde, undenkbar.“
Nach einem Monat Klinikaufenthalt kam sie für ein Jahr ins gerade neu eröffnete Rehabilitationszentrum für Pferde in Montabard, wo es in erster Linie darum ging, das rechte Hinterbein allmählich wieder zu belasten und im Aqua-Trainer erste, peu à peu gesteigerte Laufübungen stattfanden. Zu Beginn des Sommers war die zerstörte Muskulatur soweit wieder verheilt und aufgebaut, dass sie auf dem in der Nähe befindlichen Quartier von Bertrand Lefèvre im Wagen angespannt werden konnte.
Ende des Sommers lagen ihre Trainingseinheiten im 1:20er-Bereich, am 23. Oktober kehrte sie zu Fabrice Souloy zurück und wurde von seiner Tochter Emma am berühmten Utah Beach in der Normandie geformt. Die saß auch beim Comeback nach 15 Monaten im Sulky. Die Vierjährige, die es mit ihren 287.900 Euro nicht eben einfach hat, nach der ewigen Auszeit leichte Aufgaben vorzufinden, kam zu allem Überfluss nur sehr behäbig vom Start und legte 25 Meter hinter dem Feld los.
Nach 1.200 Metern hatte sie den Kontakt endlich hergestellt, wurde in Elvis du Vallons Windschatten lanciert, als der seinen Angriff startete, und patzte wenig später eingangs des Schlussbogens bis zur roten Karte, so dass der Fitness-Zustand der Un-Mec-d’Héripré-Tochter extern nicht abschließend beurteilt werden kann.
Kalamitys vor Ort weilender Besitzer Laurent Dugrosprez war überzeugt: „Ihre Kondition ist ausgezeichnet. Das Problem waren die Bögen, in denen sie aufgrund der noch nicht komplett wiederhergestellten Muskelmasse Schwierigkeiten hatte, ihre Aktion zu halten. Ohne den Fehler meinte Emma, sie hätte gewonnen.“ Anfang Januar soll wiederum in Mons die nächste Probe aufs Exempel folgen.