Vincennes, Samstag, 1. Februar 2025. Bereits seit dem Frühsommer 2024 steht die Société d’Encouragement à l’Elevage du Trotteur Francais, kurz SETF, mit ihrem Präsident Jean-Pierre Barjon an der Spitze in Verhandlungen mit der Stadt Paris, was eine Verlängerung des Pachtvertrags für das Hippodrome de Vincennes betrifft.
Der war nach 30 Jahren zum 31. Dezember 2024 ausgelaufen, ein neues Übereinkommen, was die Rennbahn und das dazugehörige Gelände samt Stallbereich betrifft, ist seither in der Schwebe. Die Vorstellungen, die die Stadt Paris diesbezüglich hat, sind enorm: Die Rede ist von 300 Millionen Euro, die als Pacht und Investitionen für Modernisierungsarbeiten in den kommenden 30 Jahren von der SETF aufzubringen wären, mithin pro Jahr im Schnitt 10 Millionen Euro.
Die Vereinigung sowieso, doch auch das Pariser Rathaus sind daran interessiert, den selbsternannten „Temple du Trot“ schon wegen der Legende, des Flairs und der Aura für den Trabrennsport zu erhalten, doch konnte man sich auf die Modalitäten, die vom Pächter zu schultern wären, bislang nicht einigen.
Weil Ende des Jahres bei der SETF Vorstandswahlen anstanden, wurde der ausgelaufene Vertrag zunächst bis zum 31. August 2025 verlängert. Dieser Tage folgte „Overtime Nummer zwei“ bis zum März 2026, wenn bei den landesweiten Kommunalwahlen auch Paris einen neuen Bürgermeister bekommt.
Im November 2024 hatte die seit 2014 amtierende 65-jährige Sozialistin Anne Hidalgo bekanntgegeben, nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Dem neuen „Maire de Paris“ obläge es dann, die Akte Vincennes so oder so vom Tisch zu bekommen.
Sollten alle Stricke reißen, will die SETF in einer Machbarkeitsstudie prüfen, die Linienführung inklusive „Berg und Tal“, die die Naturbahn im Bois de Vincennes so einzigartig macht, in Enghien nachzubauen. Dort hätte sie die Probleme nicht, denn sie ist Eigentümerin der Piste auf dem Plateau de Soisy im Norden der Kapitale.
Die Gemeinden von Soisy-sous-Montmorency und Eaubonne, in deren Einzugsbereich das Gelände liegt, zeigten sich von den bislang vagen Ideen, die die SETF auf Dauer wesentlich billiger kommen würden, sehr angetan; sie erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung ihrer Gemeinden.
Nicht mitnehmen könnte man den „Geist von Vincennes“, der sich in der mehr als hundertjährigen Geschichte entwickelt hat. Es ist nicht abzuschätzen, ob Enghien trotz aller Mühen, die legendäre Piste halbwegs nachzuformen, Vincennes‘ einzigartige Vorreiterrolle übernehmen könnte.
Was Attraktion, Umsatz, Zuschauerzahlen, nationale und internationale Reputation betrifft, steht die Naturbahn im Bois de Vincennes Lichtjahre vor der französischen Konkurrenz. Erst kommt Vincennes, dann unendlich lange nichts - und dann Cagnes-sur-Mer und Enghien.
An einem Umzug, den niemand will, hätten auch die Trainer und deren Entourage zu kauen: Vom 1962 von der SETF erworbenen, 450 Hektar umfassenden Vorzeige-Trainingszentrum in Grosbois mit allem, was das Trainerherz begehrt, sind es nicht mal 20 Kilometer nach Vincennes, jedoch 45 nach Enghien.