Vincennes, Donnerstag, 7. Januar 2021. Frei nach Johannes Mario Simmel muss es nicht immer Gruppe- oder Quinté-Niveau sein. Manchmal genügt auch ein „Course A“, um die Connaisseurs mit der Zunge schnalzen zu lassen wie an diesem 3 Grad feucht-kühlen Nachmittag im Bois de Vincennes. Dabei kam der Prix Hersilie laut Ausschreibung eher unspektakulär daher, denn die Autostart-Prüfung um die fetteste Tages-Börse von 59.000 Euro wendete sich an ältere Europäer, die keine 298.000 Euro gewonnen hatten.
Vier der zwölf Kombattanten stellte die Equipe Bazire, von denen die formlosen Freyja du Pont - die doppelte halbklassische Siegerin steht seit Monaten neben ihren Schuhen - und Noble Superb schon aufgrund ihrer Aufmachung „rundum beschlagen“ nicht für ein vorderes Plätzchen in Frage kamen. Dafür hatte es das verbleibende Duo umso mehr in sich: Sobel Conway, für den sich der Maître entschieden hatte, hat sich prächtig in Frankreich eingelebt und speziell in den kürzeren Autostart-Aufgaben zu glänzen gewusst. In noch stärkerem Maße gilt dies für Valzer di Poggio, der elfmal in Folge nicht zu ballern war und nach den beiden missglückten Versuchen, sich gegen die Stars der Zunft in den Prix de Bretagne und du Bourbonnais für den Amérique zu qualifizieren, eine sehr viel passendere Aufgabe vorfand.
Härtester Widersacher der Bazire-Bande sollte Martin de Bos sein, der über diese Distanz schon einmal am 5. November in erstklassigen 1:10,5 Sobel Conway locker das Nachsehen gegeben hatte. Von der „8“ ersparte Franck Nivard dem Schweden in Diensten der Herren Billard und Souloy den Kampf um die Spitze, womit er gegen die Favoriten als Vorletzter früh in Zugzwang geriet. Weil das Match kein sportliches, wohl aber ein taktisches Sahnestückchen wurde mit Bazire Vater & Sohn in der Hauptrolle, war Nivard bei äußerst mäßigem Tempo bergan genötigt, in dritter Spur mal in vordere Gefilde zu schnuppern.
Dem „Boss“ gefiel dies gar nicht, der sich einen Kilometer vorm Ziel unmotiviert zur rote Karte galoppierte. Da hatte Sobel Conway, mit dem es „Bazire père“ zunächst ebenfalls alles andere als eilig hatte, längst die Führung an sich gerissen, die zuvor in kurzer Folge von Datcha über Favorite Fligny zum von der „12“ ideal abgekommenen Whole Lotta Love gewechselt war. Außen rückte Valzer di Poggio neben den Trainingsgefährten - schneller wurde es dadurch auf dem dritten Viertel nicht. Als nach der Einmündung der kleinen Bahn Noble Superb in dritter Reihe angestiefelt kam, schien die Firma Bazire gar alle drei Stockerl-Plätze belegen zu können.
Jean-Mi und Nicolas Bazire trugen ihr Scherflein dazu bei, indem sie so lange wie möglich auf der Bremse standen, um Whole Lotta Love und Equinoxe Jiel nicht aus dem Schwitzkasten zu lassen. Am Ende wurden dem Norweger die Füße ein wenig schwer, und Mitte der Zielgeraden mussten Vater und Sohn ihren Schützlingen die Köpfe dann doch freigeben, um vom in vierter Spur prima spurtenden Equinoxe Jiel nicht überrascht zu werden.
Letztlich war’s wie im Training: Einträchtig flitzten innen Sobel Conway, außen Valzer di Poggio Kopf an Kopf dem Ziel entgegen; es war wohl mehr Zufall, dass der schmucke Italiener mit dem großen Stern die Nase um ein paar Zentimeter eher an der Linie hatte und seinen 14. Frankreich-Sieg landete. Glück hatte Equinoxe Jiel für Platz drei, dass Whole Lotta Love bis zum bitteren Ende die Füße gebunden waren, so dass der Finne seine Kapazitäten nie ausspielen konnte und mit Rang vier vorliebnehmen musste.
Prix Hersilie (int., Sechs- bis Achtj., keine 298.000 Euro)
2100m Autostart, 59.000 Euro
1. Valzer di Poggio 12,7 Nicolas Bazire 44
7j. Fuchshengst von Love You a.d. Glory di Poggio von Viking Kronos
Be: Scud. Mistero, IT; Zü: All. Il Grifone & Lotus di Tagliariol, IT; Tr: Jean-Michel Bazire
2. Sobel Conway 12,7 Jean-Michel Bazire 17
3. Equinoxe Jiel 12,8 Matthieu Abrivard 660
4. Whole Lotta Love 12,8 Philippe Daugeard 390
5. Noble Superb 12,9 Christophe Martens 430
6. Datcha 13,0 Yoann Lebourgeois 390
7. For You Madrik 13,0 Eric Raffin 240
8. Favorite Fligny 13,2 Jérémy-Gaston van Eeckhaute 1010
9. Dreamer Boy 13,2 Yves Dreux 670
10. Freyja du Pont 13,3 David Thomain 2110
Martin de Bos dis.r. Franck Nivard 47
Diadème Blue dis.r. Jean-Philippe Mary 2140
Sieg: 44; Richter: Kampf k.Kopf - 1 - Kopf - 1 - 1½ - Kopf - 2 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 11,3/600m - 12,2/1100m - 14,1/1600m
Wert: 26.550 - 14.750 - 8.260 - 4.720 - 2.950 - 1.180 - 590 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-07/7500/5