Vincennes, Freitag, 24. März 2023. Endlich! Dieser Stoßseufzer dürfte so manchem „turfist“ über die Lippen gekommen sein, als das Plateau de Gravelle nach nicht mal drei Wochen Pause, in denen im Großraum Paris Enghien zum Mekka der Sulkysportler geworden war, an diesem Freitagnachmittag um 16.00 Uhr wieder seine Pforten öffnete. Es geht doch nichts über die Naturbahn im Bois de Vincennes mit genau den Eigenheiten, die ihren legendären Ruf begründet haben.
Zum Einstand ins Frühjahrsmeeting ging’s mit zwei 120.000ern gleich in die Vollen - den ersten für die gerittene Generation 2020. Sie sind ja längst nicht mehr das erste Vorexamen auf den ersten Klassiker der Monté-Dreijährigen, denn das sonst stets Mitte Mai in Caen ausgetragene Saint-Léger des Trotteurs ist bekanntlich in den Oktober verlegt worden. Als Eintrittskarte für die beiden Halbklassiker wurde lediglich eine Prämie in welcher Höhe auch immer gefordert.
Den ersten Ruf hatten die Hengste - und warteten gleich mit einem Favoritensturz auf. Drei Starts in diesem Gewerbe, drei überlegene Siege, darunter jener im Prix Edouard Marcillac am 16. Februar hier in Vincennes, stempelten Kifil de Bussy im Prix Félicien Gauvreau mit 14:10 zum ausgewiesenen Freund der Wetter. Der erneut mit Alexandre Abrivard liierte Boccador-de-Simm-Sprössling machte seine Sache auf der kleinen Bahn neuerlich nicht schlecht, scheiterte jedoch glatt an einem brillant aufgelegten Kyt Kat, der die Empfehlung eines aktuellen Monté-Sieg aus Enghien mitbrachte.
Mathieu Mottier parkte den Booster-Winner-Sohn bequem im Windschatten des sich wie der Wind an die Tête setzenden Kinder Atout und hatte seinerseits Kifil de Bussy im Nacken, während sich der schwächer in die Hufe gekommene Kimbo Berry seinen Weg außen herum bahnte. 500 Meter vorm Ziel bat Mottier zum Generalangriff, bei dem Kinder Atout sofort die weiße Fahne hisste. Nicht so leicht abschütteln ließ sich Kifil de Bussy, doch wer geglaubt hatte, der könne seiner exponierten Stellung gerecht werden, sah sich gründlich getäuscht.
Nichts wurde es mit einem Duell auf Augenhöhe, denn Kyt Kat gönnte sich beim Vorwärtsmarsch keinen Break, legte ein gehöriges Pfund drauf und war auf vier Längen weg zum dritten Sieg aus sieben Versuchen, mit dem der Dunkelfuchs nun 77.750 Euro reich ist. Zehn Längen dahinter gab Kimbo Berry dem schwankenden Kinder Atout für „Bronze“ mit drei Längen das Nachsehen.
„1:14,4 - das war in etwa die Zeit, die ich Kyt Kat zugetraut hatte, und ich habe natürlich gehofft, dass wir damit weit vorn landen würden. Der Hengst, der seinem Vater Booster Winner in Exterieur, Moral und Härte sehr ähnelt, hat damit seinen vorigen Erfolg fast eins zu eins kopiert“, war der Kommentar des glückstrahlenden Thomas Levesque.
Prix Félicien Gauvreau - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2200m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Kyt Kat 14,4 Mathieu Mottier 62
3j. Dklfuchshengst von Booster Winner a.d. Diane de Brévol von Rieussec
Be / Zü: Ecurie des Pommiers; Tr: Thomas Levesque
2. Kifil de Bussy 14,7 Alexandre Abrivard 14
3. Kimbo Berry 16,0 Christopher Corbineau 62
4. Kinder Atout 16,2 Yoann Lebourgeois 200
5. Kid de Grattières 16,6 Benjamin Rochard 770
6. King Stallion 16,9 Eric Raffin 130
7. Kentucky de Padd 17,1 Pierre Houel 740
Killer Victory dis.r. Jean-Loïc Claude Dersoir 680
Korsiko dis.r. Anthony Barrier 470
Sieg: 62; Richter: leicht 4 - 10 - 3 - 4 - 3 - 2 Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 14,1/1200m - Zng/1700m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-03-24/7500/1
Auch im Prix Ali Hawas, mit dem eine Stunde später des in Tunesien geborenen, 2004 im Alter von 70 Jahren verstorbenen legendären Besitzers und Trainers gedacht wird, vermochte Alex Abrivard seiner bei 15:10 nicht minder eindeutigen Favoritenstellung nicht gerecht zu werden. Wie Kifil de Bussy hatte Karlita das erste Gruppe-III-Reiten ihrer Generation, den Prix Holly du Locton, überlegen auf ihre Kappe gebracht, dazu zwei weitere Montés, und war im geforderten Metier ein weiteres Mal auf Platz zwei gelandet.
Die von William Bigeon präparierte Rappstute trabte nur 50 Meter, sprang dann bis zum Stillstand, durfte zwar weitermachen, hatte aber auf die Spitze rund 50 Meter verloren und sollte um die Vergabe der besseren Gelder keine Rolle mehr spielen. Auch hier übernahm bei sehr viel flotterer Pace Yoann Lebourgeois mit der Bazire-Trainee Kabaka de Guez vor Karla de Mai und Kaléda Géma das Zepter.
Duplizität der Ereignisse: Wie Kinder Atout warf die Eridan-Tochter das Handtuch, als es ans Eingemachte ging, und landete auf Platz vier. Auf der Überseite brachte sich aus dem Mittelfeld Kandora Bella immer stärker ein, steckte eingangs der Zielgeraden die Nase in Front und ließ sich mit einer jubelnden Camille Levesque für den zweiten Volltreffer ihrer noch kurzen Karriere - dies war der siebente öffentliche Auftritt - nicht mehr in die Suppe spucken. 2½ Längen hinter der von ihrem Bruder Thomas trainierten Füchsin, der damit beide halbklassische Sieger stellte, hielt Kaléda Géma Platz zwei gegen die von weit hinten mit viel Elan heranpreschende Karina de Bomo um einen „Hals“ fest.
„Was für ein Tag, beide Halbklassiker mit den jungen Monté-Pferden zu gewinnen! Kandora Bella ist nicht nur für eine Satteltraberin sehr klein, doch sie ist ausnehmend zäh“, strahlte Thomas Levesque. Der 30jährige ist damit ein weiteres Stück aus den riesigen Schatten getreten, die sein Urgroßvater Henri und sein Vater Pierre im weltweiten Trabrennsport hinterlassen haben.
Die nächsten Vorprüfungen auf den ersten Monté-Klassiker der Generation „K“, den am 25. Juni noch in ziemlich weiter Ferne liegenden Prix d’Essai um 200.000 Euro, stehen am 15. April an: Die Hengste steigen im Prix Gai Brillant, die Desmoiselles im Prix Hémine erneut um 120.000 Euro in den Ring, der dann über 2.700 Meter führt.
Prix Ali Hawas - Monté - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Kandora Bella 14,2 Camille Levesque 192
3j. Fuchstute von Prodigious a.d. Doriana Bella von Ready Cash
Be / Tr: Thomas Levesque; Zü: Rémi Boucret
2. Kaléda Géma 14,4 Benjamin Rochard 100
3. Karina de Bomo 14,4 Matilde Herleiksplass 850
4. Kabaka de Guez 15,5 Yoann Lebourgeois 200
5. Kélanie Lorraine 15,8g Anthony Barrier 72
6. Karlita 15,9g Alexandre Abrivard 15
7. Kisima 16,5 Jean-Yann Ricart 700
8. Kiara du Ried 16,6 Florian Desmigneux 890
Karla de Mai dis.r. Mathieu Mottier 160
Kouba d’Ourville dis.r. Damien Bonne 220
Kaya Dream dis.r. Eric Raffin 160
Sieg: 192; Richter: leicht 2½ - Hals - 9 - 4 - 1 Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 12,4/1200m - 13,7/1700m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-03-24/7500/3