Bevor es überhaupt dazu kommen konnte, hatte das Programm in einer Hauruck-Aktion, wie man sie selbst in Schweden nicht alle Jahre erlebt, umgestellt werden müssen. Der Winter hatte in Bergsåker 380 Kilometer nördlich von Stockholm kurzfristig Pause gemacht. Die Folge: ein nahezu unbespielbares Geläuf. Die ersten vier Rennen wurden kurzerhand nach hinten verschoben, um die Piste mit viel Man- und noch mehr Maschinen-Power für die V75-Rennen zu präparieren. Der Einsatz lohnte sich: Zwar war das Geläuf tief und von Pfützen übersät, zumal bei 4 Grad immer wieder Schneeregenschauer fielen, doch konnte die Königswette pünktlich durchgezogen werden. All das kommentierte der vor drei Jahren mit Sack und Pack nach Göteborg umgezogene Bergh mit der Generosität des „Mannes des Tages“: „Ein Super-Job des Bahnpersonals, das mit enormem Einsatz die Durchführung dieser Veranstaltung ermöglicht hat!“
Tolle Arbeit leistete auch der 51-jährige, für den der nasskalte Nachmittag mit drei Trainer-Siegen vielleicht den Deckel aufs diesbezügliche Championat gemacht hat. Er führt mit 226 Siegen recht deutlich vor Timo Nurmos (203), der nach Gewinnen mit 35.164.403 zu 33.424.509 Kronen die Nase vorn hat. Das „Daumen hoch“ gilt auch für Digital Ink, besagten Kranken, der als Zehnjähriger ein wenig von dem zu erfüllen scheint, was er bis zum 28. März 2015 mit seinem 24. Sieg aus 49 Starts und 5,3 Millionen für Stefan Melander eingetrabten Kronen versprochen hatte. Von einem Tag auf den anderen war Schluss, der angepeilte Auftritt im Elitloppet erst wegen Fiebers, dann wegen einer Verletzung Makulatur - und dann ging lange nichts mehr für den Wallach. Erst im Oktober 2016 bekam er die Rennbahn wieder zu Gesicht und musste gleich die nächste Reparaturzeit nehmen. Melanders letzte Hoffnung war Bergh, der bis September 2017 brauchte, den Super-Photo-Kosmos-Sohn vorzustellen - lange mit bescheidenen Ergebnissen. Erst spät in diesem Jahr deutete sich mit zweiten Plätzen in Svenskt Mästerskap und Gävle Stora Pris an, dass er noch mal an größeren Geldtöpfen würde schnuppern können.
Danach sah es in der über 2640 Meter führenden Gulddivisionen lange nicht aus. Nach 500 Metern hatte sich Örjan Kihlström mit Favorit Global Trustworthy, der einen ähnlichen Leidensweg hinter sich hat, vor Disco Volante, Narold Vox und Order to Fly auf der Kommandobrücke breit gemacht und durfte für die folgenden 1,5 Kilometer eine extrem ruhige Kugel schieben: Selbst eingedenk der Bahnverhältnisse ist eine Durchgangszeit von 1:17,8 nach 2000 Metern in dieser Güteklasse kein Ruhmesblatt. Trainingskamerad Zenit Brick, noch längst nicht auf der Höhe des vorigen Winters, gab ab 900 Meter vorm Ziel den äußeren Schutzmann, worüber der bis dahin die Nase in den Fahrtwind haltende Super Zantos heilfroh war. Erst im fünften Paar außen und damit als Letzter dieser Reihe war Digital Ink auszumachen.
Die große Aufbruchstimmung gab’s 300 Meter weiter, als On Track Piraten in Spur drei energisch vorzurücken begann - und an den hängte sich Bergh. Dennoch schien Global Trustworthy alles im Griff zu haben und setzte sich zu Beginn der Zielgeraden mal eben auf zwei Längen ab. Allzu viele Reserven hatte der Muscle-Hill-Sohn trotz der Bummelei jedoch nicht mehr, wie sich zeigen sollte, als in fünfter Spur Digital Ink zu raufen begann. Meter um Meter kam er näher und streckte die Nase tatsächlich um eine halbe Länge eher ins Ziel. Eine weitere Länge dahinter marschierte ein Quartett Kopf an Kopf am Zielrichter vorbei, von dem Disco Volante das Glück des inneren Tüchtigen hatte und um einen Hauch „Bronze“ ergatterte.
„Er war über den Herbst auf den längeren Distanzen gut drauf und hat endlich mal einen hochverdienten Big Point gelandet. In der alten Heimat macht so was natürlich doppelt Spaß - selbst bei diesem Sauwetter. Größtes Lob verdient Charlott (Andersson, die Pflegerin/Anm.d.Red.), die sich jede mögliche Minute um ihn kümmert“, kommentierte Bergh seinen für erstaunliche 116:10 gelungenen Coup. Die bildhübsche Charlott war zu Tränen gerührt über ihren Schützling und durfte sich nach dem letzten V75-Match noch einmal so schön freuen, als Ginny Weasley genauso unerwartet den Winner Circle besuchte: „Zwei V75-Sieger an einem Tag - das hatte ich noch nie!“
Hilda Zonetts Lopp - Gulddivisionen - (int.)
für die Kaltblüter. Mit seinem Kumpel B.W.Sture, mit dem er schon vier Rennen gewonnen hatte, zog er beizeiten in Front, legte eine gehörige Schippe drauf, als sich der mit Höchstzulage gestrafte Favorit Lome Brage 800 Meter vorm Ziel äußerst mühselig in vierter Spur zu verbessern suchte, und war längst auf der sicheren Seite, als Magnus Djuse mit Guldtopp Fahrt aufnahm und den Abstand auf 2½ Längen verkürzte. Auch für den von Kaltblut-Papst Jan-Olov Persson trainierten Sohn des Norwegers Moe Odin gab’s mit 200.000 Kronen eine feine Bescherung.
Ihren großen Tag hatte „Familie Bergh“, denn Robert brachte nach Digital Ink mit Indra’s Secret wenig geheimnisvoll den einzigen Favoriten in den V75-Winner Circle. Dem stand sein Sohn Nicklas Westerholm nicht nach, der die letzten beiden Rätsel der Königswette löste: Erst mit der von ihm selbst trainierten Adi Gallia, die in einem Sto-Lopp trotz 40 Meter Zulage zuschlug, dann für den Herrn Papa mit Ginny Weasley jenes der Silverdivisionen.
V75-1 (Brons): V75-2 (Klass II): V75-3 (Guld): V75-4 (Kallblod): V75-5 (Klass I): V75-6 (Sto): V75-7 (Silver): |
Empire Garbo / Erik Adielsson Cyrano de B. / Per Lennartsson Digital Ink / Robert Bergh B.W.Sture / Örjan Kihlström Indra’s Secret / Robert Bergh Adi Gallia / Nicklas Westerholm Ginny Weasley / Nicklas Westerholm |
114 52 116 43 17 127 239 |
Umsatz V75: 83.804.621 SEK
1. Rang: 5,04 Systeme à 4.319.192 SEK
2. Rang: 9.480 SEK
3. Rang: 410 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.627.174 SEK