(nn) Vincennes, Samstag, 2. Januar 2021. Bühne frei für die wichtigste Vorstellung des Reiternachwuchses, was die gesamte Rennsaison betrifft. Stets um den Jahreswechsel wird am Samstag vor dem Prix de Bougogne mit dem Prix Yvonnick Bodin des im August 2001 bei seinem ersten Monté überhaupt auf tragische Weise ums Leben gekommenen Cousins von Alexandre und Matthieu Abrivard gedacht.
14 Apprentis (Lehrlinge) und Lads-Jockeys (Professionals, die keine 50 Rennen gewonnen haben) waren mit gestandenen Vierbeinern um 80.000 Euro im einzigen Gruppe-Rennen des vernieselten Nachmittags unterwegs, das auch als „Cornulier der Lehrlinge“ apostrophiert wird. In diesem Fall war‘s besonders schade, dass sie sich wie überall sonst in Europa, wo der Pferderennsport trotz Corona-Pandemie weitergeht, vor leeren Rängen präsentieren mussten; das unvergleichliche Flair blieb ihnen versagt.
Obwohl mit drei Siege aus 58 Versuchen in dieser Hinsicht das Nesthäkchen, servierte Mathilde Colas dem bei 19:10 glasklar auf den Favoritenthron gehobenen Brillant Madrik mit Nerven wie Drahtseile einen brillanten Parcours. Sie ließ sich in Anbetracht des 2700 Meter weiten Weges nicht von der Jagd anstecken, die erst Antonin André mit Delicieux du Cébé, dann Charlène Callico anzettelte und Best of Bourbon bergauf vorneweg richtig knattern ließ.
Die bei 48 Treffern kurz vor dem „Cut“ zum Voll-Profi stehende Laura Planchenault hingegen wurde vom Tempo-Virus infiziert. In dritter Spur kühlte sie mit der überaus Gruppe-erfahrenen Carla du Châtelet ihr Mütchen, und genau diese Jag-de-Bellouet-Tochter war die Zielscheibe, an die sich Mademoiselle Colas heftete.
Als Best of Bourbon ausgetanzt hatte, erst von Délicieux du Cébé, dann von Carla du Châtelet überrannt wurde, lag der Weg zum Ziel schnurgerade vor Brillant Madrik. Der Rest war ein Kinderspiel für den von Laurent-Claude Abrivard perfekt in Form gebrachten Zehnjährigen, der Mathilde Colas am 29. September ihren ersten und unvergesslichen Vincennes-Sieg beschert hatte.
Leichtfüßig sauste der Wallach mit der riesigen Blesse seinem 24. vollen Erfolg entgegen, den ihm auch der spät aus dem Hintertreffen wie auf Flügeln endende Balzac de l’Iton nicht mehr streitig zu machen vermochte. Alles kommt zu dem, der warten kann - und das war für Platz drei Eliska Berry, die die Protagonisten der ersten 2300 Meter einsammelte.
Mathilde Colas führte mit ihrem vierten Sieg die beeindruckende Serie des schwachen Geschlechts fort. Laura Gautherot, Claire Dodard-Triguel, Lolita Balay, Delphine Besse und Océane Briand hatten 2013, 2014, 2016, 2017 und 2018 die Lorbeeren abgeräumt. Nur 2019 war mit Florent Guérineau ein Reitersmann in diese Phalanx eingebrochen.
„Es ist die Prüfung, von der man als Nachwuchsreiterin träumt, sie zu gewinnen“, kommentierte eine unter der sandigen „Natur-Gesichtsmaske“ befreit strahlende Mathilde. „Man gibt sich alle erdenkliche Mühe, um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Und dann mit solch einem tollen Pferd, das trotz seiner zehn Jahre und 72 Starts keineswegs zum alten Eisen gehört, sondern auf der Höhe seiner Schaffenskraft ist - ein unglaubliches Gefühl. Mein Dank gilt Laurent-Claude“, so die 20-jährige nach ihrem gerade mal 59. öffentlichen Ausritt.
Bei dem Lilium-Madrik-Sohn hat der 52-jährige, der den Wallach erst in diesem Sommer aus Frankreichs Südwesten in Training bekam, ein weiteres kleines Meisterstück vollbracht. Zehn Engagements mit sechs ersten, zwei zweiten Plätzen, zwei roten Karten und 168.200 seiner insgesamt 464.880 Euro stehen seither für Brillant Madrik zu Buche - rasanter empor geht‘s kaum. Für den Vater des Erfolgs war es eine besondere Genugtuung, denn schließlich war Yvonnick Bodin einer seiner Neffen.
Prix Yvonnick Bodin - Monté - (Gruppe III nat., Fünf- bis Elfj., keine 615.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Brillant Madrik 13,3 Mathilde Colas 19
10j.br. Wallach von Lilium Madrik a.d. Made in Coulonces von Workaholic
Be: Gilbert Champié; Zü: Daniel Lourmière; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Balzac de l’Iton 13,5 Guillaume Lenan 270
3. Eliska Berry 13,8 Gaëlle Godard 700
4. Carla du Châtelet 13,9 Laura Planchenault 160
5. Best of Bourbon 13,9 Charlène Callico 860
6. Délicieux du Cébé 13,9 Antonin André 1430
7. Belle Louise Mabon 14,1 Bastien Joseph 450
8. Diamant de Tréabat 14,1 Kwincy Petitjean 100
9. Dayana Berry 14,2 Matilde Herleiksplass 31
10. Clara du Pontseuil 14,2 Maxime Grumetz 1430
11. Accord Marjacq 14,3 Caroline Gence 1080
12. Aribo Mix 15,3 Béatrice Bossuet 290
Butch Cassidy dis.r. Jérémy Condette 270
Beau de Grimoult dis.r. Noé Perron 970
Sieg: 19; Richter: leicht 2 - 5 - ¾ - ½ - ¾ - 2½ Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 13,5/1200m - 13,3/1700m - 13,2/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-02/7500/4
Verspätetes Feuerwerk
Schweren Schiffbruch erlitt die Bazire-Armada im international konzipierten Prix de Bar-le-Duc für ältere Aspiranten, die bis zu 624.999 Euro gewonnen haben durften, denn zwei der drei „Boote“ zerschellten bereits an der ersten Klippe. Sowohl der vom alten und neuen, somit vierfachen Trainerchampion selbst an die Hand genommene Sobel Conway wie der als Zweiter des Prix du Bourbonnais für den Prix d’Amérique qualifizierte Victor Ferm sprangen beim Eindrehen wie die Ziegenböcke und waren heraus, noch ehe das Match recht begonnen hatte.
Und weil Dreambreaker zwar ohne Eisen, aber mit „Probefahrer“ Romain Congard offenbar nur mal wieder Rennluft schnuppern sollte, im äußeren Mittelfeld versteckt wurde und ohne sonderliche Ambitionen als Siebenter ins Ziel kam, musste das erfolgsgewohnte Quartier von bescheidenen 800 Euro leben.
Etwas dezenter von Eric Raffin vorgetragen wurde diesmal Fire Cracker. Der nunmehr auch offiziell mit 254 Treffern zweifache französische „Sulky d’Or“ 2020 schnappte sich bei Erreichen des Bogens von Joinville mit dem Quaro-Sohn das Kommando von Bryssel, dem A Sweet Dance, Doum Jénilou, Hard Times und Eliséo folgten, zettelte jedoch keine solche Parforcejagd an wie bei einigen vorigen Vorstellungen, bei denen er trotz unterwegs enormen Vorsprungs am Ende eingefangen worden war.
Diesmal ließ es Raffin erst ab der letzten Ecke zischen und krachen, legte rasch vier, fünf Längen zwischen sich und die nachsetzende A Sweet Dance - Bryssel trat förmlich auf der Stelle - und hielt gegen Diable de Vauvert ganz leicht den elften Sieg aus 36 Versuchen fest, mit dem er 326.950 Euro sein eigen nennt. Dem Sieger des Prix de Bretagne, der aus dem Zulagenband am zügigsten auf die Füße gefunden hatte, verpasste Gabriele Gelormini ein Traumrennen im Windschatten des die zweite Reihe anführenden Foxtrot Sea, hatte jedoch das Pech, dass dieser nie Anstalten machte, zum Piloten vorzurücken, so dass der „Teufel“ seinen Endspurt von zu weit hinten starten musste.
Dennoch war’s eine gelungene, weil kaum Kraft raubende Generalprobe für das Monsterrennen, das in 29 Tagen zum 100. Mal über die Bühne gehen und wie am 16. Dezember von der Le-Trot-Versammlung beschlossen wieder eine Million Euro wert sein wird.
Prix de Bar-le-Duc (int., Sechs- bis Elfj., keine 625.000 Euro)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 315.000 Euro; 80.000 Euro
1. Fire Cracker 2850 14,6 Eric Raffin 32
6j.br. Wallach von Quaro a.d. Urganza von Hulk des Champs
Be: Ec. La Pinsonnière; Zü: Jean-Paul Lemelletier; Tr: Grégory Thorel
2. Diable de Vauvert 2875 14,1 Gabriele Gelormini 34
3. A Sweet Dance 2850 15,0 Alexis Prat 270
4. Coach Franbleu 2875 14,5 Yoann Lebourgeois 450
5. Foxtrot Sea 2850 15,2 Cédric Mégissier 170
6. Eliséo 2850 15,4 Adrien Lamy 880
7. Dreambreaker 2875 14,8 Romain Congard 490
8. Doum Jénilou 2850 15,5 Mathieu Mottier 790
9. Hard Times 2850 15,7 Benoît Robin 1240
10. Bryssel 2850 16,4 Björn Goop 280
Sobel Conway 2850 dis.r. Jean-Michel Bazire 39
Victor Ferm 2875 dis.r. David Thomain 96
Express Jet 2875 dis.r. Pierre Vercruysse 890
Sieg: 32; Richter: leicht 3 - 3 - 3 - Hals - 2½ - ½ - 1½ Längen; 13 liefen (NS Ananda)
Zw-Zeiten: 15,1/1350m - 14,2/1850m - 14,4/2350m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-02/7500/3